„Asteroseismologie“ – Versionsunterschied

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[[Datei:太陽たいよう内部ないぶていざいなみ.PNG|miniatur|hochkant=0.7|Verlauf von Schwingungen in einem pulsationsveränderlichen Stern]]
Die '''Asteroseismologie''' (Astroseismologie) versucht aus beobachteten Schwingungen in der Helligkeit oder Geschwindigkeit von [[Stern]]en ihre innere Struktur zu erschließen. Bei der sehr erfolgreichen Anwendung auf die [[Sonne]] spricht man von [[Helioseismologie]].


'''Asteroseismologie''' (auch '''Astroseismologie''' oder '''stellare Seismologie''') ist die [[Wissenschaft]], aus dem [[Frequenzspektrum]] der mechanischen [[Schwingung|Schwingungen]] [[Pulsationsveränderlicher Stern|pulsationsveränderlicher Sterne]] auf ihren inneren [[Sternaufbau|Aufbau]] zu schließen. Bei der Anwendung auf die [[Sonne]] spricht man von [[Helioseismologie]].
Obgleich die Bezeichnung anderes vermuten lässt, basiert die Asteroseismologie nicht auf 'Sternbeben', sondern auf der Beobachtung ständig auftretender Schwingungen. Ähnlich wie bei einer schwingenden Glocke hängen diese [[Resonanz (Physik)|Resonanz]]frequenzen von Masse und Struktur des Sterns ab. Ihre genaue Vermessung kann damit Informationen über die Struktur tieferer, sonst nicht direkt beobachtbarer Schichten eines Sterns liefern.


== Pulsationen ==
Es sei noch angemerkt, dass es eigentlich Astroseismologie heißen müsste, bei korrekter Herleitung des Names aus dem Griechischem. Jedoch hat sich Asteroseimologie in Folge eines Fehler eines bekannten Astronomen eingebürgert, da dieser das Fachgebiet in seinen Publikationen nachlässiger Weise so bezeichnet hat.
Die [[Schwingung]]en in [[Stern]]en werden verursacht durch eine Umwandlung von [[thermische Energie|Wärmeenergie]] in [[kinetische Energie|Bewegungsenergie]], z. B. durch den [[Kappa-Mechanismus]]. Die [[Dichtewelle]]n breiten sich im Stern aus und werden durch einen Dichtesprung an der [[Photosphäre|Sternoberfläche]] reflektiert. Läuft eine Welle in den Stern hinein, so nimmt mit zunehmender Tiefe die [[Dichte]] und damit die [[Schallgeschwindigkeit]] zu. Die Folge ist eine Winkeländerung in der Laufrichtung der Welle, die wieder in Richtung Oberfläche gelenkt wird. Die Astroseismologie versucht das resultierende Frequenzspektrum zu analysieren und mit Modellen des Sternaufbaus zu vergleichen. Dies wird verkompliziert durch die [[Differentielle Rotation|nicht-starre]] [[Rotation (Physik)|Rotation]] der Sterne, nichtlineare Effekte und die Abweichung der Sterne von Kugelgestalt.


== Bei sonnenähnlichen Sternen ==
==Methoden==
Die [[Helioseismologie]] untersucht den Aufbau der [[Sonne]] anhand der beobachteten Schwingungen der [[Sonnenoberfläche]]. Bei der Sonne und [[Sonnenähnlicher Stern|sonnenähnlichen Sternen]] werden die Oszillationen angeregt von der [[Konvektion]] in den äußeren Schichten. Dies führt zu einer großen Anzahl von [[Periode (Physik)|Schwingungsperioden]], wobei im Fall der Sonne einige Tausend nachgewiesen werden konnten. Um diese vielen [[Frequenz]]en aufzulösen, wird die Beobachtung von [[Satellit (Raumfahrt)|Satelliten]] (z. B. [[COROT (Weltraumteleskop)|COROT]]) betrieben, um Unterbrechungen durch Tageslicht und schlechtes Wetter zu vermeiden. Der Nachweis der Oszillationen erfolgt durch Messungen von [[Radialgeschwindigkeit]] und/oder [[Helligkeit]].


== Methoden ==
Die Helligkeitsschwankungen sind aber meist so klein, dass ihr Nachweis bei anderen normalen Sternen als der Sonne vom Erdboden aus wegen der Luftunruhe nie wirklich überzeugend gelungen ist. Die Hoffnungen richten sich deshalb auf Helligkeitsmessungen aus der wesentlich stabileren Beobachtungsposition von Satelliten im Weltraum (siehe [[Wide Field Infrared Explorer|WIRE]], [[MOST (Satellit)|MOST]], [[COROT (Satellit)|COROT]], [[Kepler (Raumsonde)|Kepler]]). Die stärkeren Helligkeitsschwankungen pulsierender [[veränderlicher Stern]]e konnten dagegen auch schon von bodengebundenen [[Observatorium|Observatorien]] gemessen werden.
Die Helligkeitsschwankungen sind meist so klein, dass ihr Nachweis bei anderen normalen Sternen als der Sonne vom Erdboden aus wegen der Luftunruhe nie wirklich überzeugend gelungen ist. Die Hoffnungen richten sich deshalb auf Helligkeitsmessungen aus der wesentlich stabileren Beobachtungsposition von Satelliten im Weltraum (siehe [[Wide Field Infrared Explorer|WIRE]], [[MOST (Satellit)|MOST]], [[COROT (Weltraumteleskop)|COROT]], [[Kepler (Raumsonde)|Kepler]], [[PLATO]]). Die stärkeren Helligkeitsschwankungen pulsierender [[veränderlicher Stern]]e konnten dagegen auch schon von bodengebundenen [[Observatorium|Observatorien]] gemessen werden.


Von der Erde aus werden auch [[Spektroskopie|spektroskopische]] Methoden angewandt. Dabei wird in den [[Spektrum|Spektren]] der Sterne nach [[Dopplereffekt|rot- oder blauverschobenen]] Spektrallinien gesucht, die eine Veränderung der Radialgeschwindigkeit anzeigen. Diese Methode wird hauptsächlich zum Nachweis von [[Extrasolare Planeten|extrasolaren Planeten]] verwendet, da diese durch gravitative Störungen eine periodische Änderung der Radialgeschwindigkeit verursachen ([[Extrasolare Planeten#Indirekte Nachweismethoden|Radialgeschwindigkeitsmethode]]). Es können damit aber auch die schnelleren, internen Schwingungen des Sterns untersucht werden.
Von der Erde aus werden auch [[Spektroskopie|spektroskopische]] Methoden angewandt. Dabei wird in den [[Elektromagnetisches Spektrum|Spektren]] der Sterne nach [[Dopplereffekt|rot- oder blauverschobenen]] Spektrallinien gesucht, die eine Veränderung der Radialgeschwindigkeit anzeigen. Diese Methode wird hauptsächlich zum Nachweis von [[Extrasolare Planeten|extrasolaren Planeten]] verwendet, da diese durch gravitative Störungen eine periodische Änderung der Radialgeschwindigkeit verursachen ([[Extrasolare Planeten#Indirekte Nachweismethoden|Radialgeschwindigkeitsmethode]]). Es können damit aber auch die schnelleren, internen Schwingungen des Sterns untersucht werden.


==Literatur==
== Literatur ==
* Helmut Scheffler, [[Hans Elsässer]]: ''Physik der Sterne und der Sonne.'' 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. BI Wissenschaftsverlag, Mannheim 1990, ISBN 3-411-14172-7.
* [[Rudolf Kippenhahn|R. Kippenhahn]], A. Weigert: ''Stellar Structure and Evolution.''Corrected 3rd printing. Springer, Berlin u. a. 1994, ISBN 3-540-58013-1 (''Astronomy and astrophysics library''), (Nachdruck: Study edition. ebenda 2008, ISBN 978-3-540-58013-3).
* Frank P. Pijpers: ''Methods in helio- and asteroseismology.'' Imperial College Press, London 2006, ISBN 1-86094-755-7.
* D. W. Kurtz: ''Asteroseismology: Past, Present and Future'' In: ''[[Journal of Astrophysics and Astronomy]].'' 26/2–3/2005, {{ISSN|0250-6335}}, S. 123.
*[[Conny Aerts]], [[Jørgen Christensen-Dalsgaard]], D.W. Kurtz: Asteroseismology, Springer 2010


== Weblinks ==
* Michael J. Thompson (Hrsg.), Margarida S. Cunha (Hrsg.), Mário J.P.F.G. Monteiro (Hrsg.): ''Asteroseismology Across the HR Diagram.'' 1. Auflage. Kluwer Academic Publishers, 2003, ISBN 1402011733
* Kurtz, D.W.: ''Asteroseismology: Past, Present and Future'' In: ''Journal of Astrophysics and Astronomy.'' 26/2-3/2005, S. 123, {{ISSN|02506335}}

==Weblinks==
* [http://www.univie.ac.at/tops/ Theorie und Beobachtung pulsierender Sterne an der Universität Wien]
* [http://www.univie.ac.at/tops/ Theorie und Beobachtung pulsierender Sterne an der Universität Wien]
* [http://asteroseismology.org/ Asteroseismologie am High Altitude Observatory (englisch)]
* [http://asteroseismology.org/ Asteroseismologie am High Altitude Observatory (englisch)]


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[[Kategorie: Beobachtungsmethode der Astronomie]]


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Aktuelle Version vom 26. Dezember 2023, 19:24 Uhr

Verlauf von Schwingungen in einem pulsationsveränderlichen Stern

Asteroseismologie (auch Astroseismologie oder stellare Seismologie) ist die Wissenschaft, aus dem Frequenzspektrum der mechanischen Schwingungen pulsationsveränderlicher Sterne auf ihren inneren Aufbau zu schließen. Bei der Anwendung auf die Sonne spricht man von Helioseismologie.

Die Schwingungen in Sternen werden verursacht durch eine Umwandlung von Wärmeenergie in Bewegungsenergie, z. B. durch den Kappa-Mechanismus. Die Dichtewellen breiten sich im Stern aus und werden durch einen Dichtesprung an der Sternoberfläche reflektiert. Läuft eine Welle in den Stern hinein, so nimmt mit zunehmender Tiefe die Dichte und damit die Schallgeschwindigkeit zu. Die Folge ist eine Winkeländerung in der Laufrichtung der Welle, die wieder in Richtung Oberfläche gelenkt wird. Die Astroseismologie versucht das resultierende Frequenzspektrum zu analysieren und mit Modellen des Sternaufbaus zu vergleichen. Dies wird verkompliziert durch die nicht-starre Rotation der Sterne, nichtlineare Effekte und die Abweichung der Sterne von Kugelgestalt.

Bei sonnenähnlichen Sternen

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Die Helioseismologie untersucht den Aufbau der Sonne anhand der beobachteten Schwingungen der Sonnenoberfläche. Bei der Sonne und sonnenähnlichen Sternen werden die Oszillationen angeregt von der Konvektion in den äußeren Schichten. Dies führt zu einer großen Anzahl von Schwingungsperioden, wobei im Fall der Sonne einige Tausend nachgewiesen werden konnten. Um diese vielen Frequenzen aufzulösen, wird die Beobachtung von Satelliten (z. B. COROT) betrieben, um Unterbrechungen durch Tageslicht und schlechtes Wetter zu vermeiden. Der Nachweis der Oszillationen erfolgt durch Messungen von Radialgeschwindigkeit und/oder Helligkeit.

Die Helligkeitsschwankungen sind meist so klein, dass ihr Nachweis bei anderen normalen Sternen als der Sonne vom Erdboden aus wegen der Luftunruhe nie wirklich überzeugend gelungen ist. Die Hoffnungen richten sich deshalb auf Helligkeitsmessungen aus der wesentlich stabileren Beobachtungsposition von Satelliten im Weltraum (siehe WIRE, MOST, COROT, Kepler, PLATO). Die stärkeren Helligkeitsschwankungen pulsierender veränderlicher Sterne konnten dagegen auch schon von bodengebundenen Observatorien gemessen werden.

Von der Erde aus werden auch spektroskopische Methoden angewandt. Dabei wird in den Spektren der Sterne nach rot- oder blauverschobenen Spektrallinien gesucht, die eine Veränderung der Radialgeschwindigkeit anzeigen. Diese Methode wird hauptsächlich zum Nachweis von extrasolaren Planeten verwendet, da diese durch gravitative Störungen eine periodische Änderung der Radialgeschwindigkeit verursachen (Radialgeschwindigkeitsmethode). Es können damit aber auch die schnelleren, internen Schwingungen des Sterns untersucht werden.