Middelburg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. Dezember 2007 um 19:39 Uhr durch 82.72.83.62 (Diskussion) (→‎Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Vorlage:Gemeinde in den Niederlanden

Middelburg (anhören/?) ist die Hauptstadt der niederländischen Provinz Zeeland und liegt nördlich von Vlissingen auf der Halbinsel Walcheren. Zur Gemeinde gehören außer der Stadt auch die Orte Arnemuiden, St. Laurens und Nieuw- und St. Joosland.


Auch ein 600 Einwohner zählendes Dorf in Belgien, in der Gemeinde Maldegem, sowie zwei Dörfer in Südafrika, tragen den Namen Middelburg.

Rouaansekaai

Lage und Wirtschaft

Verkehr

Middelburg ist durch die A58 (E312) an das niederländische Autobahnnetz angeschlossen und über die N57 mit dem Europoort verbunden. Middelburg hat auch einen Bahnhof, an dem IC und stoptreinen (Lokalzüge) halten. Die Lokalzüge halten auch am Kleinbahnhof von Arnemuiden. Mit dem Zug kommt man ohne Umsteigen nach: Roosendaal, Dordrecht, Rotterdam, Den Haag (HS-Bahnhof), Leiden und Amsterdam.

Middelburg hat auch regionale Buslinien in die nächsten Ortschaften.

Middelburg ist Startpunkt der LF13, einer der Landelijke Fietsroutes.

Wirtschaft

Middelburg besitzt seit 2004 eine Art Universität - die, von der Schwesteruniversität Utrecht aus gegründete, Roosevelt Academy. Sie ist die kleinste Universität der Niederlande und die einzige der Provinz Zeeland.

Middelburg ist, als Provinzhauptstadt, ein bedeutendes Verwaltungszentrum. So gibt es die Provinzialverwaltung, zwei Gerichte und ein Gefängnis. Die Stadt hat auch viel Handel und Kleingewerbe. Der Tourismus, der dem Einzelhandel auch starken Auftrieb gibt, ist ebenfalls ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.

In Arnemuiden ist die Fischerei von Bedeutung.

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Die volksmündlichen Deutungen wollen als Gründer für Metelliusburg (Middelburg) einen legendären Metellius sehen, wie Ulyssingen (Vlissingen) nach Ulysses (Odysseus) selbst und Zierikzee gar nach der Heimstätte der Kirke benannt sein soll. In überspannter Ausdeutung dieser schon unhistorischen Zuschreibungen ging dann Iman Jacob Wilkens in Waar eens Troje lag. Het geheim van Homerus‘ Ilias en Odyssee onthuld (2. Aufl., Baarn 1999) sogar soweit, in Middelburg das Tor zur Unterwelt zu sehen – und auch große Teile der trojanischen Sage auf das zeeländische Gebiet zu verlegen.

Die Geschichte Middelburgs dürfte aber erst wesentlich später einsetzen. Keltische Siedlungen auf Zeeland und auch auf dem Gebiet von Middelburg sind möglich, eine römische Besiedlung ist sogar mehr als wahrscheinlich. Aber auch wenn erste historische Spuren auf eine Zeit der römischen Besiedelung weisen und vielleicht sogar am Arne in der Gegend der heutigen Stadt sich diese Siedlung befunden haben mag, kann doch erst mit dem 9. Jahrhundert von Middelburg geredet werden.

Denn die der späteren Stadt zugrunde liegende Fluchtburg entstand, wie auch andere zeeländische Festen, aus denen später kleine Städte wurden(Oostburg, Oost-Souburg, Domburg und Burgh). Von hier stammt auch der Name der Stadt, da sie in der Mitte zwischen Soeburg(Südburg) und Domburg gelegen war , im Zusammenhang mit den Einfällen der Normannen, die zu jener Zeit das Land heimsuchten. Middelburg selbst, dessen Ring den Lauf des Arne nutzte, entstand um 880 bis 890 als eine solche Fluchtburg. Da der Arne sich entsprechend um Middelburg schlängelte, entstand hier tatsächlich der sonst oft idealisierend in die Weichbilder hineinverlegte sternförmige Mauerverlauf, der noch heute den Grundriss der Stadt prägt.

Mittelalter und Renaissance

Abtei, Kupferstich von 1746
Grundriss der Stadt im 18. Jh.

Um 1125 wurde in Middelburg eine Abtei gegründet. Sie umfasst unter anderem zwei Kirchen, die Koorkerk (Chorkirche) aus dem 14. Jahrhundert und die Nieuwe Kerk (Neue Kirche) aus dem 15. Jahrhundert. Der 85 m hohe Turm der Koorkerk, der den Namen Lange Jan trägt, ist ein Wahrzeichen der Stadt. Heute sind in den Gebäuden der Abtei unter anderem die Provinzverwaltung und das „Zeeuws Museum“ untergebracht.

1217 wurden Middelburg durch Graf Willem I. und Gräfin Johanna von Flandern die Stadtrechte verliehen.

Im 15. Jh. war der östlich der Stadt gelegene Meeresarm Sloe noch schiffbar, wodurch sich Middelburg zu einer wohlhabenden Handelsstadt entwickeln konnte und zeitweise sogar die bedeutendste nach Amsterdam war. Im späten 17. Jahrhundert hatte Middelburg etwa 30.000 Einwohner, und war für damalige Begriffe eine Großstadt. Sowohl die VOC, wie auch die WIC hatten hier eine Niederlassung. Viele Straßen- und Hausnamen verweisen noch heute auf die weitreichenden Auslandsbeziehungen Middelburgs zu dieser Zeit.

1572 bekannte sich Middelburg zum Spanischen Königreich, nach langer Belagerung wechselte die Stadt 1574 jedoch auf die Seite Wilhelms von Oranje.

Bis auf den südöstlichen Teil sind die Ende des 16. Jahrhunderts entstandenen noch heute im Stadtgrundriss erhalten.

18. und 19. Jahrhundert

Middelburg verlor mit dem Vierten Englisch-Niederländischen Krieg 1780-1784 und die kurz darauf folgende Besetzung durch die Franzosen zunehmend an Bedeutung. Hinzu kam, dass das Sloe mehr und mehr versandete und der Hafen immer schlechter zu erreichen war. 1815 grub man einen neuen Kanal in Richtung Veere. 1878 erhielt die Stadt Anschluss an das Eisenbahnnetz.

Neuere Geschichte

Während des Zweiten Weltkriegs litt Middelburg schwer unter den Bombardements der Deutschen am 17. Mai 1940 und vier Jahre später durch die Alliierten. Außerdem lief die Stadt im Oktober 1944 teilweise unter Wasser. Die Innenstadt wurde dadurch fast komplett zerstört. So überstanden von den Mauerwerksverzierungen des spätgotischen Rathauses beispielsweise nur die 1458 geschaffenen Figuren der Seeländer Grafen und Gräfinnen den Bombenhagel. Sie stehen jedoch heute wieder an ihrem angestammten Platz in der Fassade des rekonstruierten Gebäudes. Das aktuell wieder lückenlose, historisch wirkende Stadtbild basiert auf einer großflächig geplanten Rekonstruktion in den Nachkriegsjahren.

Arnemuiden

Arnemuiden, dessen Name Mündung der Arne bedeutet, war im Spätmittelalter ein Fischerdorf. Es wurde während des Achtzigjährigen Krieges 1573 von spanischen Truppen zerstört. Um den Wiederaufbau zu fördern, ließ Wilhelm von Oranien ein Jahr später dem Ort das Stadtrecht verleihen. Der damals noch überwiegend katholische Ort ging darauf allmählich (die Reichen zuerst) zum Calvinismus über. Im Jahr 1971 wurde Arnemuiden zu Middelburg eingemeindet. Es ist nach wie vor eine etwas geschlossene Gemeinschaft, wo nicht nur zum sonntäglichen Kirchgang manchmal noch Trachte getragen werden. Viele der knapp 5.000 Einwohner leben von der Fischerei oder der Fischverarbeitung.


Sehenswürdigkeiten

  • Abdij Onze Lieve Vrouw (Abtei "Unsere Liebe Frau"): ehemaliges Kloster aus dem 15.Jahrhundert, mit Sitz der Provinzialverwaltung. Zwischen 1948-1955 nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges wunderschön renoviert.
  • Lange Jan: 91 m hoher, achteckiger Turm der Abtei.
  • Wallanlagen der Stadt
  • Stadhuis Middelburg: eines der bedeutendsten gotischen Rathäuser der Niederlande.
  • Zeeuws Museum, Provinzialmuseum, mit unter anderem einer bedeutenden Sammlung Wandteppiche. Das Museum befindet sich in einem Flügel der Abtei.
  • Miniatuur Walcheren, ein Vergnügungspark, in dem Bauten der Halbinsel Walcheren auf Maßstab 1:20 nachgebaut sind; der Park soll um 2010 von der Innenstadt in ein Außenviertel Middelburgs umgesiedelt werden.

Söhne und Töchter der Stadt

Commons: Middelburg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Koordinate Artikel