Ölpresse
Die Ölpresse ist das zentrale Element einer Ölmühle. Sie kommt in zentralen wie auch in dezentralen Ölmühlen zum Einsatz. In ihr wird das Pressgut (Ölfrüchte und –saaten) zu Pflanzenöl und Presskuchen verarbeitet.
Verfahren
Während des bei steigender Verdichtung arbeitenden Pressvorgangs durchläuft das Pressgut verschiedene Phasen. Bei der Kompression ohne Flüssigkeitsabgabe werden zunächst die Pflanzenzellen aufgeschlossen und aus den Hohlräumen entweicht Luft. die eigentliche Ölabscheidung erfolgt in der Phase der Kompression mit Flüssigkeitsabgabe, während der das Porenvolumen sich verringert und zugleich Öl abgegeben wird. Nach Beendigung der Ölabgabe folgt die Formgebung des Pressrückstands.
Bauformen
Waren Spindelpressen bereits seit der Antike bekannt, kommen heute hauptsächlich so genannte Schneckenpressen zum Einsatz. Generell arbeiten diese nach dem gleichen Prinzip wie ein Fleischwolf. In einem Zylinder wird das Pressgut mittels Schnecke (Spindel) transportiert und dabei durch Ausquetschen in noch ungereinigtes Truböl und Presskuchen getrennt. Das Pressgut wird dem Zylinder durch einen Trichter zugeführt. Als Bauformen gibt es die Zylinderloch-Schneckenpresse und die Seiherstab-Schneckenpresse.
Schneckenpressen, denen eine Extraktion nachgeschaltet ist, reduzieren den Ölgehalt auf ca. 20% und werden als Vorpressen bezeichnet. In Ölmühlen ohne Extraktion dagegen wird angestrebt, den Restölgehalt im Presskuchen möglichst niedrig zu halten (ab ca. 10% Restölgehalt).
Zylinderloch-Schneckenpresse
In der Zylinderloch-Schneckenpresse befinden sich am hinteren Ende des Zylinders kleine Bohrungen, über die das ausgepresste Öl austritt. Dadurch wird das zu pressende Produkt durch die Schnecke gegen eine Mündung gepresst, die am Ende des Zylinders angebracht ist. Durch die Mündungsöffnung (Pressdüse) werden die festen Bestandteile des Pressgutes (Presskuchen) in Form von Pellets herausgedrückt.
Seiherstab-Schneckenpresse
In der Seiherstab-Schneckenpresse wird der Zylinder durch parallel angeordnete Stäbe gebildet, die mit kleinen Spalten versehen, rund um die Schnecke angeordnet sind. Diese werden Seiherstäbe genannt. Bei der Verarbeitung des Pressgutes wird dieses durch die Schnecke transportiert und dabei tritt das Öl durch die Verquetschung zwischen den Stäben aus. Die Seiherstäbe werden durch Ringe in ihrer Position gehalten. Der Presskuchen wird am Ende der Schnecke in Form von kleinen Plättchen ausgeworfen.
Produkte
In der Ölpresse werden Ölsaaten und -früchte zu Pflanzenöl oder Pflanzenfette und dem Koppelprodukt Presskuchen, auch Ölschrote genannt, verarbeitet. Verwendet werden die Pflanzenöle als Lebens- und Futtermittel wie auch im technischen Bereich (Chemie, Biokraftstoffe). Beim Verpressen der Ölprodukte wird eine möglichst niedrige Temperatur angestrebt. Dadurch wird eine hohe Produktqualität gewährleistet. In größeren Anlagen (zentrale Ölmühlen) wird die Pressung durch Extraktion mit Lösungsmitteln ergänzt, um die Ölausbeute aus dem Rohstoff zu erhöhen.
Literatur
- FNR: Handbuch Herstellung von Rapsölkraftstoff in dezentralen Ölgewinnungsanlagen (PDF-Datei; 5,41 MB)
- Eder, Barbara / Eder, Franz: Pflanzenöl als Kraftstoff. ISBN 978-3-936896-05-3
- Martin Kaltschmitt, Hans Hartmann und Hermann Hofbauer (Hrsg.), 2009: Energie aus Biomasse. Grundlagen, Techniken und Verfahren. Springer Verlag, 2. Auflage, S. 715-716 und 727-728, ISBN 9783540850946