Amefuri-kozō

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ein Amefuri-kozō, wie er in Sekiens Konjaku Gazu Zoku Hyakki erscheint.

Der Amefuri-kozō (あめくだ小僧こぞう; „Platzregen-Junge“) ist ein fiktives Wesen der japanischen Folklore aus der Gruppe der Yōkai (妖怪ようかい; „Dämonen“) und Yūrei (幽霊ゆうれい; „Gespenster“). Er gilt als harmlos und sein Erscheinen soll Regen ankündigen.

Der Amefuri-kozō soll als etwa neun Jahre alter Junge in einem langen Kimono und mit Getas erscheinen. Auf seinem kahlen Kopf trägt er ein großes, zusammengeklapptes Regenschirmdach aus Reisstroh oder dünnem Bambus wie eine Kapuze, sodass sein Gesicht teilweise verdeckt ist. Er sieht dann mehr wie ein wandelnder Regenschirm aus. Oft trage der Amefuri-kozō eine kleine Laterne mit sich herum. Wenn er sie schüttele, fange es meistens an zu regnen.[1] In der Folklore wird er als Diener und/oder Adept höherer Yōkai und/oder Kami beschrieben, denen er bei strömendem Regen den Regenschirm hält und den Weg leuchtet. Er werde oft nicht gut behandelt, einzig Yōkai wie Kitsune seien nett zu ihm. Gegenüber Menschen soll er sehr scheu und zurückhaltend sein. Er werde nur böse, wenn man versuche, ihm die Kapuze wegzunehmen. Dann schüttele er die Laterne und lasse es über dem Kopf des Übeltäters regnen. Weglaufen sei zwecklos: der Regen folge dem Opfer unerbittlich bis zur Haustür.[2]

Seit der Muromachi-Zeit und der Azuchi-Momoyama-Zeit (beide 17. Jahrhundert) werden Folkloren um Yōkai überliefert, die als Jidō (侍童じどう; wörtl. „Adept“, „Schüler“) höherer Yōkai und Kami erscheinen. Dazu zählen unter anderem der Hitotsume-kozō (ひと小僧こぞう; „Einäugiger Junge“) und der Tōfu-kozō (あめくだ小僧こぞう; „Tofu-Junge“). Im Konjaku Gazu Zoku Hyakki (今昔こんじゃく画図えずぞくひゃくおに; „Bilderbuch der 100 Dämonen von einst und jetzt“) von Toriyama Sekien aus dem Jahr 1779 wird der Amefuri-kozō als Jidō eines Regengottes beschrieben.[1] In dem Werk Tōhoku kaidan no tabi (東北とうほく怪談かいだんたび; „Geistergeschichten aus Tōhoku“) von Yamada Norio aus dem Jahr 1974 heißt es, der Amefuri-kozō lasse es gerne regnen, um die Hochzeiten bestimmter Yōkai und Oni zu segnen. Diese Überlieferung stamme aus der Präfektur Iwate.[3]

  • Ame-onna: Yōkai-Dame, die sich unentwegt die Hände leckt und deren Erscheinen ebenfalls Regen ankündigt.
  • Tōfu-kozō: Yōkai in Gestalt eines kleinen Jungen, der selbst bei strömendem Regen durch die Gasen streift und um Tofu bettelt.
  • Hiroko Yoda, Matt Alt: Japandemonium Illustrated: The Yokai Encyclopedias of Toriyama Sekien. Dover Publications, New York/Mineola 2017, ISBN 978-0-486-80035-6.
  • Adam Kabat: The River Imp and the Stinky Jewel and Other Tales: Monster Comics from Edo Japan. Columbia University Press, New York 2023, ISBN 9780231558082.
  • Katsumi Tada: 絵解えと画図えず百鬼夜行ひゃっきやこう妖怪ようかい. Kadokawa Shoten, Tokio 2004, ISBN 978-4-04-883903-7.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Hiroko Yoda, Matt Alt: Japandemonium Illustrated…. New York/Mineola 2017, Seite 122.
  2. Adam Kabat: The River Imp and the Stinky Jewel and Other Tales…. New York 2023, Seite 202.
  3. Katsumi Tada: 絵解えと画図えず百鬼夜行ひゃっきやこう妖怪ようかい. Tokio 2004, Seite 178.