Dōjō
Dōjō (jap.
Der Begriff Dōjō
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Platz unter dem Bodhi-Baum, wo der Buddha saß und die Erleuchtung erreichte, heißt im Sanskrit bodhimaṇḍa „Platz der Erleuchtung“. Dem entspricht chinesisch daochang, japanisch dōjō und koreanisch dojang.[5] Seit dem Mittelalter wurden rituelle Räume des Buddhismus so bezeichnet, in denen zum Beispiel Ordinationen stattfanden.[6] Seit der Meiji-Zeit (spätes 19. Jahrhundert) gewann dōjō in Japan die Bedeutung eines Übungsplatzes für die Kampfkünste, gleich ob es sich dabei um ein Gelände unter freiem Himmel oder eine Trainingshalle handelt.[7] Früher hatte ein Kampfkunst-Dōjō hoch angebrachte Fenster (mushamado), die verhindern sollten, dass Angehörige anderer Schulen das Training beobachteten.[8]
Im heutigen Japan kann jede Einrichtung für körperliches Training, einschließlich des professionellen Ringens, als dōjō bezeichnet werden.[9] In der westlichen Welt wird der Begriff dōjō (wenn er sich auf körperliche Aktivitäten bezieht) ausschließlich für japanische Kampfsportarten verwendet.[10] Der alternative Begriff zendo ist spezifischer und wird häufiger verwendet. Europäische Sōtō-Zen-Gruppen, die der Association Zen Internationale (AZI; internationale Zen-Vereinigung) angeschlossen sind, ziehen es vor, dōjō statt zendo zu verwenden, um ihre Meditationshallen zu beschreiben, wie es ihr Gründungsmeister Taisen Deshimaru tat.[11]
Computerbezogen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Agiles Coaching dōjō: ein Raum, in dem ein funktionsübergreifendes Team bis zu drei Monate lang mit einem agilen Trainer und technischen Fachleuten zusammenarbeitet, um agile und technische Praktiken zu erlernen und zu üben.[12]
Coding dōjō: ein Raum und die dazugehörige Technik für Gruppen zum Üben von Computerprogrammierfähigkeiten[13]
Testing dōjō: ein Raum und eine Zeit, in der Tester gemeinsam an einer Testaufgabe arbeiten[14]
Dojo Toolkit: Java-script Bibliothek
Andere Namen für Trainingshallen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Andere Namen für Trainingshallen, die mit „dōjō“ gleichzusetzen sind, sind u. a:
- Akhara (indische Kampfkünste)
- Dojang (koreanische Kampfkünste)
- Gelanggang (Silat Melayu)
- Heya (Sumō)
- Kalari (Kalaripayat; indische Kampfkunst)
- Sasaran (Pencak Silat; indonesische Kampfkunst)
- Wuguan (Wushu; Kungfu; chinesische Kampfkunst)
- Võ Đường (Viet vo dao; vietnamesische Kampfsportarten)
Dōjō-Arten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Honbu Dōjō (
Im westlichen Zen-Buddhismus wird in einem Dōjō Meditation im Sitzen (Zazen) und Meditation im Gehen (Kinhin) geübt. Ein solches Dōjō wird auch Zendō (
Außerhalb Japans wird neben der eigentlichen Übungshalle bzw. Übungsraum mit „Dōjō“ oft auch der Verein oder Club bezeichnet.
Richtungsangaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Vorn (Vorder-/Frontseite): Shōmen (
正面 ).[7] Obwohl stark buddhistisch geprägt, ist es in Japan seit den 1920er-Jahren in vielen Budō-Dōjō üblich, an der Stirnseite auch einen Kamidana (shintoistischer Hausaltar) aufzustellen, der als Kamiza bezeichnet wird.[15] Nach japanischer Tradition ist Kamiza im Osten.[16] - Links: Fukosen
- Rechts: Shusen
- Hauptlinie: Embusen, auch Enbusen (
演武 線 ) - Eingangsseite: Shimoza, traditionell die Westseite.[16]
- Obere Seite: Jōseki (Ehrenplatz für den Lehrer, meistens am weitesten vom Eingang entfernt)[17]
- Untere Seite: Shimoseki (Platz für die Schüler, gegenüber dem Jōseki)[18]
Verhaltensregeln
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch wenn in der westlichen Welt ein Dōjō meistens eine normale Sporthalle ist, so gelten für die Sportler und Gäste bestimmte Verhaltensregeln (Reishiki):
- Vor dem Betreten der eigentlichen Übungshalle sind die Schuhe auszuziehen, und man legt Schmuck, Armbanduhr, Kopfbedeckung, kurz alles Irdische ab.[16][19]
- Betritt man das Dōjō, verbeugt man sich in Richtung Shōmen (Vorderseite).[20][21] Damit bezeigt man Respekt gegenüber dem Meister und den anderen Übenden und versichert, dass man sich im Dōjō regelkonform verhalten wird.[16]
- Laute Geräusche oder Unterhaltungen sind unerwünscht, da die Übenden nicht gestört werden sollen.[16][22]
In vielen Dōjō erlaubt die Sitzordnung Rückschlüsse auf die Rangfolge der Personen: Die Ranghöchsten sitzen am weitesten von der Tür entfernt. Diese Tradition stammt aus der Herrschaftszeit der Samurai (Kriegerkaste) und ist noch heute in Großraumbüros japanischer Firmen anzutreffen.[23]
Bekannte Dōjō
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kōdōkan, die älteste und bedeutendste Jūdō-Schule der Welt, in Tokio
- Aikikai Honbu Dōjō, Haupt-Dōjō des Aikidō, ebenfalls in Tokio
- Yuishinkan, Dōjō des Gōjū-Ryū-Karate in Osaka
- Noma Dōjō, ein bedeutendes privates Kendō-Dōjō in Tokio.
- La Gendronniére, ist einer der europäischen Haupttempel der Sōtō-Schule des Zen-Buddhismus mit einem großen Zen Dōjō.[24]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dave Lowry: In the Dojo. A Guide to the Rituals and Etiquette of the Japanese Martial Arts. Weatherhill, Boston; London 2006, ISBN 0-8348-0572-3 (englisch).
- John J. Donahue: Training Halls of the Japanese Martial Tradition. A Symbolic Analysis of budo dojo in New York. In: Anthropos. Band 85, Nr. 1, 1990, S. 55–63 (englisch).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Genauer auch als Shurei no yakata beim Okinawa Karate kaikan bekannt. Das historische Bauwerk Shurei no yakata (japanisch
守 禮 之 館 ‚Haus (zur Wahrung) der Etikette‘) liegt auf dem Gelände nahe der „Okinawa-Karate-Halle“ (jap. Okinawa Karate kaikan,沖縄 空手 会館 ‚Okinawa-Okinawa-Karate-(Versammlungs-)Halle; Okinawa-Karate-Vereinshaus; Okinawa-Karate-Klubhaus‘, ⊙ ) in der japanischen Kleinstadt Tomigusuku auf den Okinawa-Inseln. - ↑ A Journey Through Okinawan Karate. Heritage & Tradition. In: visitokinawajapan.com. Okinawa Convention & Visitors Bureau, abgerufen am 4. Juli 2023 (englisch): „The Okinawa Karate Kaikan in Tomigusuku City, just south of Naha, has a special dojo called Shurei no Yakata […]“
- ↑
#159 The Birthplace of KARATE –
沖縄 県 豊見城 市 .風 信 帖 . In: magazine.air-u.kyoto-art.ac.jp.風 の手帖 , Kyoto University of The Arts, abgerufen am 4. Juli 2023 (japanisch): „沖縄 空手 会館 には道場 、鍛錬 室 、研修 室 の他 に、別棟 で特別 道場 「守 禮 之 館 (しゅれいのやかた)」があります […]“ - ↑ Japanisch: dōjō (jap.
道場 ); chinesisch: dàochǎng (chin.道場 /道 场); koreanisch: dojang (kor. 도장) - ↑ Art. bodhimaṇḍa. In: Robert E. Buswell Jr., David S. Lopez: The Princeton Dictionary of Buddhism. Prinvceton University Press, Online-Version von 2017.
- ↑ a b Jinichi Tokeshi: Kendo. Elements, Rules, and Philosophy. University of Hawaii Press, Honolulu 2003, S. 73.
- ↑ Jinichi Tokeshi: Kendo. Elements, Rules, and Philosophy. University of Hawaii Press, Honolulu 2003, S. 75.
- ↑ Meaning of Dojo: What is DOJO? In: kendo-guide.com. Abgerufen am 12. September 2022 (englisch).
- ↑ Entertainment and Sports. In: japan-guide.com. Japan-guide.com, abgerufen am 12. September 2022 (englisch).
- ↑ Glossary. In: zen-azi.org. AZI, abgerufen am 12. September 2022 (englisch, französisch).
- ↑ Dan Bennett: Agile in approach: Using Dojo principles to find a better path. In: thomsonreuters.com. Thomson Reuters, abgerufen am 13. September 2022 (englisch).
- ↑ D. T. Sato; H. Corbucci; M. V Bravo: Coding dojo: an environment for learning and sharing agile practices. AGILE Conference. Hrsg.: Los Alamitos, CA, US: IEEE Computer Society. 2008, S. 459–464 (englisch).
- ↑ Markus Gärtner: Testing Dojos. In: shino.de. 16. April 2010, abgerufen am 12. September 2022 (englisch).
- ↑ Dave Lowry: In the Dojo. A Guide to the Rituals and Etiquette of the Japanese Martial Arts, Boston / London 2006, S. 26.
- ↑ a b c d e Jinichi Tokeshi: Kendo. Elements, Rules, and Philosophy. University of Hawaii Press, Honolulu 2003, S. 74.
- ↑ Dave Lowry: In the Dojo. A Guide to the Rituals and Etiquette of the Japanese Martial Arts, Boston / London 2006, S. 23–26.
- ↑ Dave Lowry: In the Dojo. A Guide to the Rituals and Etiquette of the Japanese Martial Arts, Boston / London 2006, S. 26f.
- ↑ David Bender: Sport, Kunst oder Spiritualität? Eine ethnographische Fallstudie zur Rezeption japanischer būdō-Disziplinen in Deutschland. Waxmann, Münster 2012, S. 150.
- ↑ John J. Donahue: Training Halls of the Japanese Martial Tradition. A Symbolic Analysis of budo dojo in New York, 1990.
- ↑ David Bender: Sport, Kunst oder Spiritualität? Eine ethnographische Fallstudie zur Rezeption japanischer būdō-Disziplinen in Deutschland. Waxmann, Münster 2012, S. 170.
- ↑ David Bender: Sport, Kunst oder Spiritualität? Eine ethnographische Fallstudie zur Rezeption japanischer būdō-Disziplinen in Deutschland. Waxmann, Münster 2012, S. 185.
- ↑ Gerd Reinhold: Familie und Beruf in Japan. Zur Identitätsbildung in einer asiatischen Industriegesellschaft. Duncker & Humblot, Berlin 1981, S. 110f.
- ↑ Der Tempel „La Gendronnière“. In: meditation-zen.org. Temple Zen Ryumon Ji, abgerufen am 12. September 2022 (deutsch, französisch).