Daidarabotchi

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Daidarabotchi (japanisch ダイダラボッチ) ist ein Riese aus japanischen Sagen, der für diverse landschaftliche Erscheinungen wie Teiche, Seen und Berge verantwortlich gemacht wird.[1]

Er ist unter einer Vielzahl von Namen bzw. Dialektvarianten bekannt, darunter Daidarabō (ダイダラボウ, ダイダラぼう), Dēdarabotchi (デエダラボッチ), Deirabotchi/Dērabotchi (デイラボッチ / デエラボッチ, デーラボッチ) oder Deirabotcha/Dērabotcha (デイラボッチャ / デーラボッチャ), u. v. a. m.[2]

Ein Riese mit diesen Eigenschaften wird bereits im Hitachi no Kuni Fudoki erwähnt, einer kaiserlichen Aufzeichnung der Gebräuche in der Provinz Hitachi die Anfang des 8. Jahrhunderts zusammengestellt wurde. Für den Bezirk Naka findet sich darin folgende Passage:

平津ひらつえき家西いえにしいち有岡ありおかめい曰―大櫛おおくし上古じょうこ有人ゆうじんからだごく長大ちょうだいきょおか壟之じょう摎海濱之はまの蜃。だいはまぐり也。其所しょくかいせき聚成おか時人じじんだいくちこれこんいいだいくしおか。其踐あとちょう卌余こう廿にじゅうあまり尿にょうあなみち廿にじゅうあまりけい。」

„12 ri[3] westlich der Poststation von Hiratsu befindet sich ein Ōgushi genannter Hügel. In alten Zeiten lebte hier ein Mensch von extrem großer Gestalt. Er saß auf einem Hügel und sammelte mit seinen Händen riesige Muscheln[4] vom Strand. Die verzehrten Muscheln stapelten sich zu einem Hügel. Zu jener Zeit hieß dieser Hügel Ōkuchi (etwa ‚große Abfälle‘), heute Ōgushi. Die Fußabdrücke des Riesen waren mehr als 40 bu[3] lang, mehr als 20 bu breit und das durch seinen Urin erzeugte Loch hatte einen Durchmesser von mehr als 20 bu.“[5]

Der beschriebene Ōgushi Kaizuka (大串おおぐし貝塚かいづか, 36° 20′ 0,7″ N, 140° 32′ 57,5″ O) ist ein etwa 5000 Jahre alter Køkkenmøddinger in Mito und seit dem 11. Mai 1960 eine nationale historische Stätte.[6]

In Ishioka gibt es die Sage, dass die charakteristische Form des Berges Tsukuba mit seinen zwei Gipfeln Daidarabotchi zuzuschreiben ist, der während eines Gewichtsvergleichs mit dem Fuji ersteren aus Versehen fallen ließ und dieser sich daraufhin spaltete.[7]

Aus Hamamatsu ist folgende Überlieferung bekannt: Daidarabotchi verbrachte Erde von Ōmi nach Suruga. Als er unterwegs bei Hosoe (2005 nach Hamamatsu eingemeindet) die Trageschulter wechselte, fiel etwas Erde aus seinem Korb, wodurch der Berg Nemoto (根本山ねもとやま) entstand. Später machte er eine Pause, setzte sich auf dem Utsu (宇津うつさん) und warf ein „Steinchen“ in den Hamana-See, der zu einer Insel darin wurde.[8]

Ähnliche Geschichten finden sich in ganz Japan. Teilweise wird er auch als Gegenpol zum Issun-bōshi (一寸法師いっすんぼうし, dt. etwa: „Ein-Zoll-Junge“) gesehen, der japanischen Variante des Däumlings.

Der Name des Charakters Deidara aus der Manga-Reihe Naruto leitet sich höchstwahrscheinlich von dem Namen des Daidarabotchi ab.[9]

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. だいだらぼっち. In: 百科ひゃっか事典じてんマイペディア / kotobank.jp. Hitachi Solutions, Mai 2010, abgerufen am 28. August 2011 (japanisch).
  2. 全国ぜんこく:「ダイダラボッチ」に呼称こしょう. In: 怪異かいい妖怪ようかい伝承でんしょうデータベース. International Research Center for Japanese Studies, abgerufen am 28. August 2011 (japanisch).
  3. a b 300 bu = 1 ri = 500–600 m
  4. das verwendete Schriftzeichen ist das für shen, ein chinesisches Riesenmuschel-Monster. Im Japanischen eine Riesen-hamaguri (Venusmuschel)
  5. ころもそでづけ常陸ひたちこく風土記ふどき こうやつとうぐん那賀なかぐん. In: だい日本にっぽん真秀まほこく 風土記ふどき. Abgerufen am 28. August 2011 (japanisch).
  6. 大串おおぐし貝塚かいづかふれあい公園こうえん (埋蔵まいぞう文化財ぶんかざいセンター). In: 水戸みとホームページ. Mito, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. April 2012; abgerufen am 28. August 2011 (japanisch, Die dort verlinkte PDF-Broschüre zeigt eine Detailkarte mit der Gedenkstele, deren Koordinaten übernommen wurden.).
  7. ダイダラぼう | ダイダラボウ. In: 怪異かいい妖怪ようかい伝承でんしょうデータベース. International Research Center for Japanese Studies, abgerufen am 28. August 2011 (japanisch).
  8. ダイダラボッチ | ダイダラボッチ. In: 怪異かいい妖怪ようかい伝承でんしょうデータベース. International Research Center for Japanese Studies, abgerufen am 28. August 2011 (japanisch).
  9. ダイダラボウ | ダイダラボウ. In: 怪異かいい妖怪ようかい伝承でんしょうデータベース. International Research Center for Japanese Studies, abgerufen am 28. August 2011 (japanisch).