Lucy Redler

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Lucy Redler, 2007

Lucy Redler (* 17. August 1979 in Hann. Münden) ist eine deutsche Politikerin der Sozialistischen Alternative (SAV) und der Partei Die Linke. Von 2016 bis 2021 war sie Mitglied im Parteivorstand. Sie war zuvor bis 2007 Mitglied im Landesvorstand der WASG, bevor sie am 15. Juni 2007 aus Protest gegen deren Fusion mit der Partei Die Linke die Abspaltung Berliner Alternative für Solidarität und Gegenwehr (BASG) mitgründete. 2010 trat sie ebenfalls der Linkspartei bei. Redler ist Diplom-Sozialökonomin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Tochter eines Sozialpädagogen und einer Kinderpflegerin wuchs sie in Kassel auf, bevor sie nach dem Abitur an der HWP in Hamburg studierte. Zunächst belegte sie bis 2002 Volkswirtschaftslehre im Diplom I und danach bis 2004 Sozialökonomie im Diplom II, anschließend zog sie nach Berlin.

Redler ist mit Rouzbeh Taheri liiert. Mit ihrem gemeinsamen Kind leben sie in Berlin-Neukölln.[1]

Politische Aktivität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach eigenen Angaben wurde sie über antifaschistische Demonstrationen zu Anfang der 1990er Jahre politisiert. Während ihrer Hamburger Zeit fiel sie unter anderem als Sprecherin von „Jugend gegen Krieg“ – einer nach Ansicht des Hamburger Verfassungsschutzes[2] der SAV nahestehenden Gruppe – auf. „Jugend gegen Krieg“ hatte eine Demonstration gegen den Irakkrieg organisiert, die am 24. März 2003 stattfand.[3] Redler engagierte sich auch für attac.

Kandidatur zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2004[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Hamburger Bürgerschaftswahl 2004 kandidierte Lucy Redler auf Platz 5 der Landesliste für REGENBOGEN – für eine neue Linke. Die Regenbogen-Kandidatur wurde unterstützt von einem Bündnis aus PDS, DKP, SAV sowie anderen linken Organisationen und Einzelpersonen. REGENBOGEN erhielt 1,1 % der abgegebenen Stimmen.

WASG Berlin 2006/2007[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im November 2006 wurde Lucy Redler in den Landesvorstand der WASG Berlin gewählt. Dort war sie eine maßgebliche Befürworterin einer eigenständigen Kandidatur der WASG zur Abgeordnetenhauswahl. Diese Kandidatur in Konkurrenz zur regierenden Linkspartei.PDS stand dem von den Bundesführungen eingeleiteten Vereinigungsprozess entgegen. Ihrer Meinung nach gehe „die Politik des Senats von SPD und L.PDS […] voll und ganz zu Lasten der Lohnabhängigen, Erwerbslosen und sozial Schwachen.“[4] Sie trat als Spitzenkandidatin der WASG bei den Wahlen in Berlin vom September 2006 an. Mit 2,9 % der Stimmen konnte die WASG nicht ins Abgeordnetenhaus einziehen. Listen der WASG für die Wahlen zur Bezirksvertretung überwanden zugleich in sieben der zwölf Bezirke die 3-%-Hürde.

Am 19. November 2006 wurde Redler im zweiten Wahlgang in den Bundesvorstand der WASG gewählt. Dort vertrat sie weiterhin die Gegner der Fusion mit der Linkspartei.PDS. Auf dem 5. Parteitag der WASG am 25. März 2007 stimmte jedoch die Mehrheit der Delegierten für die Fusion. Teile der WASG Berlin bildeten daraufhin unter der Führung Redlers einen eigenständigen Regionalverein unter dem Namen Berliner Alternative für Solidarität und Gegenwehr.

Mitgliedschaft in der Partei Die Linke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Oktober 2008 beantragte Redler den Eintritt in die Partei Die Linke, um die Berliner Linken „nach links zu rücken“ und einen „starken marxistischen Flügel in der Partei aufzubauen“. Im Vorfeld gab es Einsprüche von Klaus Ernst und Thomas Händel wegen ihrer Zugehörigkeit zur SAV. Diese wurden aber mit sechs zu drei Stimmen vom zuständigen Bezirksvorstand Berlin-Neukölln abgewiesen und Redler damit aufgenommen. Bis zur Entscheidung des Schiedsgerichtes ruhte ihre Mitgliedschaft.[5]

Am 8. Januar 2009 wurde Ernsts Einspruch stattgegeben, sodass Redlers Eintritt in die Partei für nichtig erklärt wurde. Zur Begründung erklärte die Berliner Landesschiedskommission unter anderem, dass die in der Verhandlung von Lucy Redler und Sascha Stanicic gemachten Ausführungen Anlass zu der Überzeugung gäben, dass diese nicht bereit seien, demokratisch gefasste Beschlüsse beispielsweise von Parteitagen zu respektieren und vor allem diese auch einzuhalten.[6]

Nachdem die SAV sich dafür entschieden hatte, in Wahlen nicht mehr gegen die Linke anzutreten, wurde Redler im August 2010 der Parteieintritt gewährt.[7]

Redler ist Bundessprecherin der von Verfassungsschutzbehörden als linksextrem eingeschätzten Antikapitalistischen Linken innerhalb der Linkspartei.

Am 28. Mai 2016 wurde sie mit 44,7 Prozent der Stimmen in den Parteivorstand gewählt.[8] Auf dem Parteitag im Juni 2018 wurde sie wiedergewählt.

Positionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Redler ist Anhängerin einer „demokratischen Planwirtschaft“. Die wirtschaftlichen Probleme der Ostblockstaaten wurzeln ihrer Meinung nach „nicht in dem Gedanken der Planung, sondern in fehlender Demokratie“. Statt „überzentralisiert“ müsse eine Planwirtschaft „so dezentral wie möglich“ organisiert sein.[9]

Redler ist bekennende Trotzkistin.[10] In der Debatte um den Mietendeckel unterstützt Redler Forderungen nach einer Enteignung bzw. Verstaatlichung großer Wohnungsbaugesellschaften.[11]

Redler wünscht sich zudem deutlichere Anti-EU-Position in ihrer Partei. Sie hält die EU-Verträge für neoliberal und undemokratisch und plädiert für das Recht von Ländern, aus der EU auszutreten.[12] Anstelle der EU wünscht sie „den Aufbau einer internationalistischen, sozialistischen Alternative zu ihr“.[13]

Sie lehnt Rot-Rot-Grüne-Bündnisse ab, da sie der SPD und Teilen der Grünen staatlichen Rassismus unterstellt.[14]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Interview mit Mietenaktivist Taheri: „Der freie Markt regelt es nicht“. In: Die Tageszeitung. 28. September 2019, abgerufen am 23. November 2023 (deutsch).
  2. Behörde für Inneres der Stadt Hamburg / Landesamt für Verfassungsschutz: „Sozialistische Alternative Voran“ räumt ein: „Jugend gegen Krieg“ wurde von uns gegründet (Memento vom 1. August 2012 im Webarchiv archive.today); 7. April 2003.
  3. Behörde für Inneres der Stadt Hamburg / Landesamt für Verfassungsschutz: Hamburger Extremisten reagieren mit Protestaktionen auf den Irak-Krieg (Memento vom 3. Juli 2009 im Internet Archive); 26. März 2003.
  4. Angelika Teweleit: „Unsere Fraktion wird ein Mittel zum Protest sein!“ Interview mit Lucy Redler, Spitzenkandidatin der WASG Berlin (Memento des Originals vom 17. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sozialismus.info; Sozialismus.info, Magazin der SAV, Nr. 4 vom 16. August 2006.
  5. Katharina Peters: Trotzkistin als Neumitglied. Lucy in der Linken; Spiegel Online, 29. Oktober 2008
  6. Thomas Barthel: Schiedskommission gibt Einsprüchen statt: Landesschiedskommission gibt den Einsprüchen gegen die Mitgliedschaft von Lucy Redler und Sascha Stanicic statt (Memento vom 12. April 2009 im Internet Archive); Pressemitteilung der Partei DIE LINKE, Berlin, vom 8. Januar 2009.
  7. Björn Hengst: Die Rückkehr der roten Lucy; Spiegel Online, 1. September 2010
  8. Magdeburger Parteitag: Wahl des Parteivorstandes (Memento des Originals vom 29. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.die-linke.de
  9. Lucy Redler: Sozialismus statt Marktwirtschaft: eine Auseinandersetzung mit Sahra Wagenknecht. manifest Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-96156-021-9, S. 54 (sozialismus.info).
  10. Björn Hengst: Trotzkistin in der Linken - Die Rückkehr der roten Lucy. Der Spiegel, 1. September 2010, abgerufen am 5. März 2020.
  11. Carin Pawlak: Linken-Politikerin will Immobilien-Firmen enteignen - und ihnen einen Euro zahlen. Focus, 12. März 2019, abgerufen am 5. März 2020.
  12. Martin Reeh: Lucy Redler über Die Linke und die EU - „Für das Recht auszutreten“. Die Tageszeitung, 23. Februar 2019, abgerufen am 5. März 2020.
  13. Uwe Sattler und Jana Frielinghaus: Ein Problembär namens EU. Neues Deutschland, 15. Mai 2019, abgerufen am 5. März 2020.
  14. Kevin Hagen: Imageprobleme der Genossen - Linker Triumph, linke Blamagen. Der Spiegel, 5. März 2020, abgerufen am 5. März 2020.