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Trotzkistin in der Linken: Die Rückkehr der roten Lucy - DER SPIEGEL
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Lucy Redler: Ganz links

Foto: DDP

Trotzkistin in der Linken Die Rückkehr der roten Lucy

Zwei Jahre lang kämpfte Lucy Redler vergeblich um die Mitgliedschaft in der Linken, nun wurde die bekennende Trotzkistin aufgenommen: Einst gefährdete sie die Fusion von Linkspartei und WASG - und kündigt auch jetzt schon wieder einen scharfen Kurs an.

Hamburg - Der Parteieintritt ist bei der Linken eigentlich keine komplizierte Angelegenheit, auf der Internetseite gibt es dafür ein Formular: "Hier kannst du sofort und online Deinen Eintritt in die Partei Die Linke erklären", heißt es dort. Ein paar Daten zur Person, eine Einzugsermächtigung samt Einverständniserklärung, dann noch ein Klick auf den "Weiter"-Button - das war's schon und die Sache nimmt ihren Lauf. Nicht so bei Lucy Redler: Die 31-Jährige kämpft seit September 2008 dafür, Genossin zu werden.

Ein erster Antrag scheiterte, der zweite auch. Aber jetzt ist Redler Mitglied im Linke-Bezirksverband Berlin-Neukölln, ein Begrüßungsschreiben steckte bereits in ihrem Briefkasten.

Klaus Ernst

Die Freude über die neue Genossin dürfte in weiten Teilen der Partei allerdings nicht besonders groß sein. Parteichef hatte in der Vergangenheit selbst dafür gesorgt, dass Redler nicht aufgenommen wurde - er hatte Einspruch gegen ihren Antrag eingelegt, Schiedskommissionen der Partei entschieden gegen Redler. Ihr bisheriges Verhalten biete keine Gewähr, dass sie sich künftig an die Satzung der Linken halten werde, lautete etwa im Januar 2009 die Begründung.

Ernst und Redler kennen sich aus ihrer gemeinsamen Zeit bei der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG), die im Juni 2007 mit der Linkspartei.PDS zur Linken fusionierte. Eben diesen Fusionsprozess hat die bekennende Trotzkistin damals vehement bekämpft. Ihr Widerstand ging so weit, dass Redler mit ihrer Berliner WASG zur Abgeordnetenhauswahl 2006 in Konkurrenz zur Linkspartei antrat, die bereits damals mit der SPD in einer rot-roten Koalition regierte. Die Linkspartei beteilige sich in der Regierung am Sozialabbau, lautete damals der Vorwurf Redlers.

"Es ist wichtig, den Kapitalismus zu bekämpfen"

Ihr provokanter Protest machte Redler über die Hauptstadt hinaus bekannt: "Wowereits schönste Feindin", "ultralinke Front-Frau mit Durchschlagskraft", "rote Lucy", hieß es in Berichten über Redler. In der WASG und der Linkspartei galt sie vielen damals als parteischädigende Spalterin.

Ihrer Linie ist Redler treu geblieben: Die Bundessprecherin der trotzkistischen "Sozialistischen Alternative" (SAV) will sich künftig für ein Ende der Regierungsbeteiligungen der Linken einsetzen. "Es ist wichtig, den Kapitalismus zu bekämpfen, statt ihn in Regierungen mit der SPD zu verwalten", sagte Redler SPIEGEL ONLINE.

Auch ihre erste Pressemitteilung als neue Genossin dürfte für manche Parteifreunde eher wie eine Drohung klingen. Sie wolle sich "in die laufende Programmdebatte der Partei einbringen", heißt es darin.

Die Linken-Spitze setzt auf parteikonformes Verhalten von Redler

In der Partei, die in den kommenden Monaten über ein Grundsatzprogramm diskutieren will, ist die Frage von Regierungsbeteiligungen nach wie vor sehr umstritten. Der linke Flügel macht sich für einen strikten Oppositionskurs stark, die Reformer dagegen sprechen sich für Bündnisse mit SPD und Grünen aus. Redler stärkt damit das fundamentalistische Lager.

Weiteren Streit können die Genossen derzeit allerdings überhaupt nicht gebrauchen. Zuletzt war die Partei vor allem wegen umstrittener Reisekostenabrechnungen von Parteichef Ernst sowie einer heftigen Debatte über die Vorstandsgehälter in der Linken in den Schlagzeilen.

Das Einlenken im Fall Redler erklärte ein Sprecher des Berliner Landesverbandes am Donnerstag folgendermaßen: Die SAV habe mittlerweile entschieden, nicht mehr bei Wahlen gegen die Linke anzutreten. Damit lägen keine Gründe mehr vor, die einen Widerspruch gegen eine Aufnahme Redlers rechtfertigen würden.

Gesine Lötzsch

setzt darauf, dass Redler künftig nicht durch parteiinternen Krawallkurs auffällt. Ernsts Co-Chefin sagte SPIEGEL ONLINE: "Ich gehe davon aus, dass Lucy Redler sich in der Linken für die Ziele der Linken einsetzt."