Mu (Philosophie)
Mu (japanisch
Sprachgeschichtliches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Zeichen Mu, das unter anderem einen der Schlüsselbegriffe der buddhistischen, besonders der Zen-Schule, darstellt, nämlich die Leere, wird in modernem Hochchinesisch als wu gesprochen, japanisch mu. Die früh-sinitische Aussprache war etwa myag. Damals stand es für „viele (40) Leute im Wald“.
In der frühesten bisher bekannten Form (ca. 1100 v. u. Z.) mit der heutigen Bedeutung stellt ein solches Zeichen jedoch eine tanzende Figur, der lange Quasten aus den Ärmeln hängen, dar, mithin schamanischen Tanz. Es setzt sich in der heute geschriebenen Form aus Komponenten für ein kinematisch unbestimmtes Objekt über Feuer zusammen, mit denen es ursprünglich nichts zu tun hatte. Erst in späterer Zeit wurden zwei gleichlautende Worte für dieses Zeichen übernommen, wobei jedoch die zugrundeliegende philosophische Bedeutung erhalten blieb.[1]
„Mu“ in Kōans
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mu ist eine berühmte Antwort in Kōans und anderen Fragen des Zen-Buddhismus und verweist den Fragenden auf die Natur seines eigenen Geistes, dem die Frage entsprungen ist. Eines der Schlüsselkōans des Zen ist das selbst so genannte Kōan Mu (Hat ein Hund Buddhanatur?) von Meister Zhàozhōu Cōngshěn (japanisch Jōshū Jūshin), es lautet:
japanisch | Jōshū | Oshō | chinami ni | so | to | kushi | ni | kaette | Busshō | ari ya | matta | inai ya? | Jōshū | iwaku | „Mu“. |
wörtlich | Jōshū | Priester | zu ihm kommt | (ein) Mönch | fragt | Hund | dem / einem (Dativ) | vielleicht | Buddhanatur | hat? | oder | nicht hat? | Jōshū | antwortet | „Mu“ (Nichts / da ist nichts). |
Zu Priester Jōshū kam ein Mönch und fragte ihn: „Hat ein Hund Buddhanatur oder nicht?“ Jōshū antwortete: „Mu (Nichts / Da ist nichts).“
Die Antwort „Mu“ stellt gewissermaßen zugleich eine Antwort und eine Nicht-Antwort dar. Eine simple Interpretationsmöglichkeit von „Mu“ als Antwort wäre: „Diese Frage entspringt einem dualistischen Geist, ergibt in Wirklichkeit keinen Sinn (bzw. ist somit falsch gestellt) und kann daher sinnvollerweise nicht mit ja oder nein beantwortet werden“, oder etwa: „Aus unendlich vielen Standpunkten könnte man eine These einleiten, um deine Frage zu beantworten, alle Möglichkeiten schließen sich nicht aus, entspringen also letztlich mehr der Phantasie und bringen dich nicht weiter; ferner verblenden dich“.
Douglas R. Hofstadter geht in seinem berühmten Buch Gödel, Escher, Bach auf das Wort Mu als Antwort in Zen-Koans ein und hat damit zu seiner Verbreitung in der westlichen Welt beigetragen.
„Wu“ als Leere des Geistes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wú (chin.
Im Wǔshù (chin.
Galerie
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Größere Siegelschrift
-
Kleinere Siegelschrift
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stacey B. Day: MAN AND MU: The Cradle of Becoming and Unbecoming. Desiderata For Human Science. Published by Int Foundation for Biosoc. Dev & Human Health, New York 1997, ISBN 0-934314-00-4.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Regarding Mu ( vom 11. August 2002 im Internet Archive)
- The correct answer to the classic trick question “Have you stopped beating your wife yet?”.
- Wumenguan
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Victor H. Mair: File on the Track and Dough[tiness]. In: Sino Platonic Papers, 20, Oktober 1990, S. 11.