Zheng Chenggong
Zheng Chenggong (chinesisch
Namen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Vom Kaiser als Belohnung verliehener Familienname: Zhu (
朱 . Zhu war der Familienname der Ming-Kaiser. Die Verleihung des kaiserlichen Familiennamens galt als besondere Auszeichnung, vergleichbar mit der Aufnahme in die kaiserliche Familie. Verliehen vom Prinz von Tang („Kaiser Longwu“) der Südlichen Ming-Dynastie[1]) - Volkstümlicher Name: Koxinga oder Coxinga ist die in niederländischen Dokumenten benutzte Version der japanischen Lesung Kokusen'ya seines chinesischen Beinamens Guóxìngyé (
國 姓 爺 , „Herr mit dem kaiserlichen Familiennamen“). - Geburtsname: Zheng Sen (
鄭 森 , Zhèng Sēn) - Kindheitsname: Fukumatsu (
福松 ; der Name Zhengs, als er als Kind in Japan wohnte) - Großjährigkeitsname: Damu (
大木 , Dàmù) - Amtlicher Name: „Prinz der Präfektur Yanping und Großer General zur Bekämpfung der Feinde des Kaisers“ (
延 平郡 王 招討大將軍 ), verliehen von Prinz Gui (桂 王 ) der Südlichen Ming-Dynastie
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kindheit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zheng Chenggongs Eltern waren Zheng Zhilong (
Vater
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sein Vater Zheng Zhilong war der Sohn eines kleinen Beamten, welcher nach Macau ging, um dort mit den Europäern Geschäfte zu machen. Er war getauft und erscheint in westlichen Quellen oft unter dem Namen Nicholas Iquan Gaspard oder kürzer als Quon, Iquon, Iquam, Equan usw. 1625 gründete er die Shibazhi (
Aufstieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1644 verloren die Ming Peking an von Li Zicheng angeführte Aufständische. Nachdem Kaiser Chongzhen sich erhängt hatte, rief der Ming-General Wu Sangui die Mandschu, die sich in den letzten Jahrzehnten zu einer beträchtlichen Militärmacht entwickelt hatten, zu Hilfe und konnte die Stadt zurückerobern. Da den Mandschu nicht an einer Restauration der Ming-Herrschaft gelegen war, setzten sie ihr eigenes Herrschergeschlecht, die Qing, als neue Herrscher über China ein.
Die Herrschaft der Qing über China war anfangs jedoch regional sehr begrenzt, und vor allem südlich des Jangtsekiang versuchten verschiedene Prinzen der Ming sich als Gegenkaiser zu etablieren. Einer von diesen, Longwu, konnte sich mit Hilfe von Zheng Zhilong im Jahr 1645 um Fuzhou festsetzen. Bereits im folgenden Jahr wurde er jedoch von Zheng, der seine Truppen aus Fuzhou zurückzog, an die Qing verraten und getötet. Da diese ihm jedoch misstrauten, nahmen sie ihn als Geisel mit nach Peking, sodass Chenggong zum neuen Herrscher über den Herrschaftsbereich der Zheng wurde.
Tod der Mutter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nicht lange danach nahmen die Qing Quanzhou ein und Zheng Chenggongs Mutter nahm sich aus Loyalität zur Ming-Dynastie das Leben. Als Zheng Chenggong davon hörte, griff er mit einer Armee die Stadt Quanzhou an und warf die Qing-Truppen zurück. Nach dem Begräbnis seiner Mutter ging er direkt zum konfuzianischen Tempel vor der Stadt. Dort soll er seine konfuzianische Kleidung verbrannt haben und unter Tränen zu Konfuzius gebetet haben: In der Vergangenheit war ich ein guter Konfuzianer und ein guter Sohn. Jetzt bin ich Waise und ohne Kaiser. Ich habe kein Land und keine Heimat. Ich habe geschworen, die Qing-Armee bis zum Ende zu bekämpfen, aber mein Vater hat sich ergeben und ich habe keine andere Wahl als ein treuloser Sohn zu sein. Bitte vergib mir.
Kampf gegen die Qing
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zheng Chenggong setzte mit der Flotte seines Vaters auch dessen Aktivitäten, Piraterie, Schutzgelderpressung und Handel, fort. Er erhielt durchaus Unterstützung aus der Bevölkerung. Besonders im Sommer, wenn der Fischfang wenig hergab, blieben Seeraub und Schmuggel oft die einzigen Möglichkeiten, den Lebensunterhalt zu bestreiten. Dazu kam der Kampf gegen die Qing, der viele Menschen um ihre Existenzgrundlagen brachte.
Als Mittelsmann der Südlichen Ming ging Zheng Chenggong 1648, 1651, 1658 und 1660 nach Japan, um Unterstützung durch das Tokugawa-Shogunat zu erbitten, die ihm aber nicht gewährt wurde.
Gegen 1655 unterhielt Zheng Chenggong in Fujian 72 Militärstationen und 100.000 bis 170.000 Mann, organisiert durch viele ehemalige Ming-Offiziere. Mit diesen griff er in den Jahren 1658 und 1659 Nanjing an. Die Stadt stand kurz vor dem Fall, als Zheng Chenggongs Armee mitten in Geburtstagsfeierlichkeiten attackiert wurde und eine schwere Niederlage erlitt. 1660 konnte Zheng Chenggong zwar seinen Stützpunkt in Xiamen (Amoy) verteidigen, doch siedelten die Qing hierauf alle Küstenbewohner dieser Provinz ins Landesinnere um, um ihm seine Machtgrundlage zu entziehen.
Landung auf der „Schönen Insel“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1661 bis 1663 wurde dieser Erlass auf alle Bewohner der Provinzen Fujian, Guangdong und Zhejiang innerhalb von zehn Meilen entlang der Küste ausgeweitet, so dass schließlich sämtliche Küstenstädte und Dörfer verlassen waren. Hierauf ließ Zheng Chenggong durch seinen Sohn den Großteil seiner Truppen vom Festland abziehen. Auf 900 Schiffen setzten 25.000 Mann nach Taiwan über. Von dort gedachte er seine Kräfte zu reorganisieren. Hierzu musste er jedoch die Kontrolle der niederländischen Ostindien-Kompanie über die Insel brechen.
Vertreibung der Niederländer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1661 landete Zheng Chenggong mit seinen Truppen in der Nähe von Lu'ermen und begann mit der Belagerung der Festung Zeelandia, dem Hauptstützpunkt der Niederländer. Dieser lag an der Bucht Taiwan, deren Name später auf die gesamte Insel übertragen wurde. Am 1. Februar 1662 kapitulierte Frederick Coyett, der aus Stockholm stammende lokale Gouverneur der Kompanie, nachdem ihm und der Besatzung freies Geleit zugesichert worden war. Die Kapitulation wurde vom Generalgouvernement in Batavia nicht gut aufgenommen. Coyett entging nur knapp der Hinrichtung und wurde 12 Jahre auf die Banda-Inseln verbannt.
Koxingas Name wurde in Europa besonders durch ein Coyett zugeschriebenes Buch ’t Verwaerloosde Formosa bekannt, das 1675 erschien und zwei Jahre darauf in deutscher Übersetzung bei Endter in Nürnberg: Das verwahrloste Formosa Oder Warhafftige Erzehlung/ Wie durch Verwarlosung der Niederländer in Ost-Indien das Eyland Formosa von dem Chineesischen Mandorin und Seeräuber Coxinja überrumpelt/ bemeistert und überwältigt worden…/ Getreulich beschrieben und ans Liecht gegeben/ Durch C. E. S. [i. e. Coyett Et Socii ?]. Auch Albrecht Herport, ein Schweizer Maler, der als Soldat nach Ostindien ging, bietet in seiner Ost-Indianischen Reiß-Beschreibung (1669) eine eingehende Schilderung.
Gründung des Königreichs Dongning
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koxinga nannte seine Eroberung Dongdu (chinesisch
Andenken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Tainan auf Taiwan gibt es einen Tempel, der Zheng Chenggong und seiner Mutter gewidmet ist.
In Japan schrieb der berühmte Dichter Chikamatsu Monzaemon (1653–1723) für das Bunraku-Puppentheater das Stück Kokusen’ya Kassen (
Ein Film von 105 Minuten mit dem gleichen Titel Kokusen’ya Kassen wurde 2001 in Kooperation der Volksrepublik China und Japan produziert.
Das Grab von Zheng Chenggong in Nan’an in der Provinz Fujian steht seit 1982 auf der Liste der Denkmäler der Volksrepublik China.
Die auf Taiwan endemische Coxing-Weißbauchratte ist nach Zheng Chenggong benannt.[4]
Vielfältige Deutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zheng Chenggongs familiärer Hintergrund wie auch sein wechselvolles Leben liefern reichlich Materialien für verschiedene historische Einordnungen. Seit der Zeit als Taiwan unter japanischer Herrschaft stand (1895–1945) gilt er besonders in Japan als verbindende Figur zwischen beiden Ländern. In den Geschichtsbüchern der Volksrepublik China hingegen wird er für die Vertreibung der Niederländer und den Beginn der chinesischen Herrschaft über Taiwan gepriesen. In der Kuomintang (Chinesische Nationalpartei) sah man dagegen Parallelen zwischen ihm und Chiang Kai-shek, der sich nach der Auseinandersetzung mit Mao Zedongs Roter Armee mit seinen Truppen auf die Insel zurückzog, um die Wiedereroberung des Festlandes vorzubereiten. Unter den Anhängern eines von China gelösten, eigenstaatlichen Taiwans sind die Gefühle gespalten, doch interpretiert man Zheng Chenggong mehrheitlich als Bewahrer der Unabhängigkeit der Insel. Das Königreich Dongning überlebte zwar nur zwei Jahrzehnte, genießt in diesen Kreisen aber wegen seiner Parallelen zur gegenwärtigen Situation besonderen symbolischen Wert.
Zeitgenössische Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]„'t Verwaerloosde Formosa, of waerachtig verhael, hoedanigh door verwaerloosinge der Nederlanders in Oost-Indien, het eylant Formosa, van den Chinesen mandorijn, ende zeerover Coxinja overrompelt, vermeestert, ende ontweldight is geworden: begrepen in twee deelen: hier zyn by-gevoeght enige aenmerckelyke saken, rakende d'oprechte gront der Sinese wreetheyt en tyranny, gepleeght aen de predicanten, schoolmeesters ende Nederlanders aldaer: met by-gevoeghde authentijke bewijsen / alles getrouwelijk uyt deselve by een vergadert“
„Das verwarloste Formosa Oder Warhafftige Erzehlung/ Wie durch Verwarlosung der Niederländer in Ost-Indien das Eyland Formosa von dem Chineesischen Mandorin und Seerauber Coxinja überrumpelt/ bemeistert und überwältigt worden: Verfasst in zweyen Theilen. In deren I. Gehandelt wird von der Art und Eigenschafft dieses Eylands und der Disciplin desselben Inwohner … II. Von der Chineesen feindlichen Uberkunfft auf des Eyland Formosa … / Getreulich beschrieben und ans Liecht gegeben“
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nicola Spakowski: Helden, Monumente, Traditionen. Nationale Identität und historisches Bewusstsein in der VR China. LIT Verlag, Berlin u. a. 1999, ISBN 3-8258-4117-0, 1.2.4 Zheng Chenggong und Taiwan dynastische Loyalität oder Nationalismus?, S. 279–290 (google.de – Zugl.: Berlin, Freie Univ., Diss., 1997).
- Marc Andre Matten: The Japanizing of a Chinese Hero and the Role of Koxinga in the Japanese Colonial Discourse. In: Peter Lutum (Hrsg.): Japanizing – The Structure of Culture and Thinking in Japan. Lit-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-8258-8067-2, S. 158–195.
- Chong Wang: Interpreting Zheng Chenggong. The Politics of Dramatizing a Historical Figure in Japan, China, and Taiwan (1700-1963). Vdm Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2008, ISBN 978-3-639-09266-0 (englisch).
- Tonio Andrade: How Taiwan Became Chinese. Dutch, Spanish, and Han Colonization in the Seventeenth Century. Columbia University Press, New York NY 2007, ISBN 978-0-231-12855-1, (http://www.gutenberg-e.org/andrade/).
- Patrizia Carioti: „The Zhengs“. Maritime Power in the International Context of the 17th Century Far East Seas. The Rise of a „Centralised Piratical Organisation“ and Its Gradual Development into an Informal „State“. In: Ming Qing Yanjiu 1996, S. 29–67.
- Chang Hsiu-jung, Anthony Farrington, Huang Fu-san, Ts’ao Yung-ho, Wu Mi-tsa, Cheng Hsi-fu, Ang Ka-in: The English Factory in Taiwan. 1670–1685. National Taiwan University, Taipei 1995, ISBN 957-9019-87-8.
- Jonathan Clements: Pirate King. Coxinga and the Fall of the Ming Dynasty. Sutton Publishing, Stroud 2004, ISBN 0-7509-3269-4.
- Ralph C. Croizier: Koxinga and Chinese Nationalism. History, Myth, and the Hero. Harvard University Press, Cambridge MA 1977, (Harvard East Asian monographs 67, ISSN 0073-0483).
- Gabriele Foccardi (Hrsg.): The last Warrior. The Life of Cheng Ch'eng-kung, the Lord of the „Terrace Bay“. A Study on the T'ai-wan wai-chih. Harrassowitz, Wiesbaden 1986, ISBN 3-447-02634-0.
- Donald Keene: The Battles of Coxinga. Chikamatsu’s Puppet Play, Its Background and Importance. Taylor’s Foreign Press, London 1951, (Cambridge oriental series. 4, ZDB-ID 1155271-2).
- Chien-chao Hung: Taiwan Under the Cheng Family 1662 – 1683. Sinicization After Dutch Rule. Washington DC, 1981, (Washington DC, Georgetown Univ., phil. Diss., 1981).
- Philip Meij: Daghregister van Philip Meij: Het naervolgende sijnde ’t geene per memorie onthouden van ’t gepasseerde in ’t geweldigh overvallen des Chinesen mandorijns Cocxinja op Formosa en geduijrende ons gevanckenis, beginnende 30 April 1661 en eijndigende 4 Februarij 1662. Niederländisches Nationalarchiv, VOC 1238: 848–914.
- G. C. Molewijk (Hrsg.): ’t Verwaerloosde Formosa, of waerachtig verhael, hoedanigh door verwaerloosinge der Nederlanders in Oost-Indien, het Eylant Formosa, van den Chinesen Mandorijn, ende Zeeroover Coxinja, overrompelt, vermeestert, ende ontweldight is geworden. Walburg Press, Zutphen 1991, ISBN 90-6011-711-5, (Werken uitgegeven door de Linschoten-Vereeniging. 90).
- Montague Paske-Smith: Western Barbarians in Japan and Formosa in Tokugawa Days, 1603–1868. 2. Ausgabe. Paragon Book Reprint Corporation, New York NY 1968.
- John E. Wills: Pepper, Guns and Parleys. The Dutch East India Company and China 1622–1681. Harvard University Press, Cambridge MA 1974, (Harvard East Asian series. 75, ISSN 0073-0491).
- Edmond Papinot: Kokusen-ya
國 姓 爺 (1624–1662). In: Historical and Geographical Dictionary of Japan. Nachdruck der Ausgabe von 1910 durch Tuttle, 1972. ISBN 0-8048-0996-8. - S. Noma (Hrsg.): Zheng Chenggong (Ch’eng Cheng-kung). In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993. ISBN 4-06-205938-X.
Film
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Koxinga – General, Seeräuber, Held. (OT: Koxinga: A Hero's Legacy.) Dokumentarfilm, Großbritannien, 2011, 47 Min., Buch und Regie: Sigal Bujman, Produktion: Marc Pingry Productions, National Geographic Channels International, deutsche Erstsendung: 14. September 2013 bei arte, Inhaltsangabe von arte.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Development during the Ming Dynasty and Fighting Against the Colonial Rule of the Dutch. China Taiwan, 29. November 2005, abgerufen am 25. März 2009 (englisch).
- Tomb of Zheng Chenggong. China Culture, abgerufen am 11. Februar 2009 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Zheng Chenggong. In: history.cultural-china.com. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 10. November 2009; abgerufen am 25. März 2009 (englisch).
- ↑ Lynn A. Struve, The Southern Ming 1644 – 1662 (New Haven: Yale University Press, 1984)
- ↑ Frederick Mote & Denis Twitchett, editors, The Cambridge History of China, Volume 7, The Ming Dynasty, 1368-1644, Part 1 (Cambridge: Cambridge University Press, 1988)
- ↑ Beolens, Watkins & Grayson: The Eponym Dictionary of Mammals. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2009, ISBN 978-0-8018-9304-9, S. 88 (Coxing).
- ↑ Durch C. E. S., Nürnberg: Endter, 1677.
Personendaten | |
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NAME | Zheng Chenggong |
ALTERNATIVNAMEN | |
KURZBESCHREIBUNG | chinesischer Armeeführer und halbstaatlicher Seeräuber |
GEBURTSDATUM | August 1624 |
GEBURTSORT | Hirado, Präfektur Nagasaki (Japan) |
STERBEDATUM | 23. Juni 1662 |
STERBEORT | Taiwan |