Selbst entscheiden, wenn man aus dem Leben geht, wenn es nicht mehr geht – das wollte Andrea Mielke. Auch ihren letzten Weg wollte sie in Würde bestreiten und entschied sich als erste Salzburgerin für den assistierten Suizid, der in Österreich seit Jahresbeginn gesetzlich möglich ist. „Wenn du nicht zäh und mutig genug bist, dann hast du eh verloren, denn der Kampf gegen die Behörden ist der Schlimmste und das steht fast keiner durch“, schilderte Andrea Mielke in einem ORF-Interview vor wenigen Tagen.
Die Salzburgerin kämpfte ihr ganzes Leben lang – als Aktivistin für die Rechte behinderter Menschen und für ein Leben mit persönlicher Assistenz. Das Recht, dass ihr Assistent Adi rund um die Uhr für sie da sein kann, hatte sich die Salzburgerin vor Gericht erstreiten müssen.
Lebensgefährte Adi war Wegbegleiter bis zum Schluss
Aus dem Assistenten wurde der Lebensgefährte: Adi begleitete Andrea auch auf ihrem letzten Weg, der steinig war, denn die bürokratischen Hürden für den assistierten Suizid sind groß. Vor wenigen Tagen gab Andrea Milke dem ORF ein letztes Interview. Sie hatte keine Kraft mehr und berichtete von einer Qual bis zur letzten Minute: „Die Apothekerkammer, die Ärztekammer und alle Stellen, die dafür zuständig sind, geben einem dieselbe Antwort, und zwar ‚wir geben keine Auskunft‘.“
Assistierter Suizid seit Jahresbeginn in Österreich erlaubt
Seit Jahresbeginn ist der assistierte Suizid in Österreich erlaubt, allerdings unter strengen Rahmenbedingungen. Zwei Ärzte müssen den freien Willen der sterbewilligen Person ebenso bestätigen wie die Tatsache, dass die Person an einer zum Tod führenden Krankheit leidet. Nach einer Wartefrist von zwölf Wochen kann die Sterbeverfügung erstellt werden.
Ärztekammer: „Sterbehilfe kollidiert mit Beruf“
„In erster Linie wurden hier sicherlich Anlaufschwierigkeiten beobachtet, denn wir wissen um die Regeln auch in Salzburg. Aber wir müssen akzeptieren, dass der assistierte Suizid eine Kollision mit unserem Berufsverständnis bedeutet“, sagt Ärztekammerpräsident Karl Forstner. Er setzt auf eine umfassende Information der Ärzteschaft. „Und dann sollten sich die Ärzte in die Lage versetzen, ob man bei diesem Schritt mitwirken möchte oder nicht.“
Andrea Mielke: „Ich habe ein ordentliches Stück gelebt“
Es wäre nicht Andrea Mielke, hätte sie nicht auch diese letzte Hürde gemeistert. Im Beisein ihres Lebensgefährten Adi und zweier Ärzte setzte sie ihrem Leben Donnerstagabend ein Ende. So wie das Leben sollte auch der Tod nur ihr gehören: „Ich habe ein ordentliches Stück gelebt und kann nur sagen, traut euch, denn es zahlt sich aus.“