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Liebesfilme: Welche Paare sind ein gutes Vorbild? Eine Paartherapeutin antwortet - SZ Magazin

»Bei diesem Paar sehe ich einige Warnzeichen«

Wie gesund sind eigentlich die Beziehungen, die in Liebesfilmen gezeigt werden? Wir haben eine Paartherapeutin um einen kritischen Blick auf acht besonders bekannte Paare der Filmgeschichte gebeten. Sie entdeckte Vaterkomplexe, Red Flags und Therapiebedarf – fand aber auch ein sehr positives Beispiel.

Sie finden ihr Liebesglück, während mehr als 1500 Menschen ertrinken. Aber das ist noch nicht mal das Seltsamste an der Beziehung zwischen Jack und Rose aus dem Film Titanic. Die Expertin Heike Melzer hat dieses und sieben weitere berühmte Paare aus Filmen für uns analysiert.

Foto: dpa

DIRTY DANCING – 1987
Die 17-jährige Baby lernt im Urlaub mit ihrer Familie den Tanzlehrer Johnny kennen. Sie übt mit ihm einen Tanz für einen wichtigen Auftritt ein und verliebt sich dabei in ihn.

»Ich fand den Film schwierig. Die Beziehung zwischen Baby – allein der Spitzname! – und ihrem Vater ist sehr auffällig. Gleich am Anfang sagt sie den Satz: ›Das war der Sommer, in dem ich dachte, dass ich nie einen Jungen finden würde, der so toll ist wie mein Dad.‹ Da denkt man sich als Therapeutin schon so einiges. Interessant ist, dass Johnny, der Tänzer, ebenfalls ›daddy issues‹ zu haben scheint. Man erfährt nicht viel über seine Vergangenheit, aber er ist sehr stark auf der Suche nach Anerkennung von väterlichen ­Figuren. Einmal erzählt er Baby sogar, er habe geträumt, dass ihr Vater seinen Arm um ihn lege. Jeder hat den Wunsch nach der Anerkennung seiner Eltern. Aber man muss sich irgendwann davon etwas abgrenzen können, damit man das Kind-Dasein hinter sich lassen und eine erwachsene Beziehung eingehen kann. Das passiert hier nicht so richtig. Der Vater versucht immer wieder, Babys Emanzipation zu unterbinden, er sagt ihr etwa: ›Wisch dir das Zeug aus dem Gesicht‹, als sie sich schminkt. Am Ende wird Baby aus der starken Hand des Vaters in die starke Hand von Johnny übergeben, der das mit dem Satz ›Mein Baby gehört zu mir‹ klärt. Auch sonst geht es bei Baby und Johnny viel um Unterordnung – zum Beispiel, wenn Johnny ­immer wieder betont, dass er sie führe. Eine echte Emanzipation Babys findet nicht statt. Dass sie als Paar eine Zukunft hätten, glaube ich nicht. Auch unabhängig von der fehlenden Emanzipation vom Vater könnte ich mir vorstellen, dass die Beziehung von Johnny und Baby nicht lange halten wird. Sie sind zu unterschiedlich. Das mag erst einmal anziehend sein. Aber Paare mit vielen Ähnlichkeiten – mit einem ähnlichen finanziellen und kulturellen Hintergrund und einem ähnlichen Bildungsabschluss – haben statistisch gesehen eine höhere Chance, zusammenzubleiben. Außerdem haben Baby und Johnny noch nie einen Alltag erlebt, sondern nur zwei, drei Wochen Tanzen und Urlaub.«