Schwächelndes Sorgenkind: Daimler greift bei Smart in den USA durch
Die Grundidee des Autos widerspricht der Lebensauffassung vieler Amerikaner. Sie mögen es lieber groß - und verschmähen darum den deutschen Kleinwagen. Daimler steuert gegen.Mercedes-Benz versucht mit einer tiefgreifenden Veränderung im Vertrieb den Absatzeinbruch des Smart in den USA aufzuhalten. Zur Jahresmitte nehmen die Deutschen die Vermarktung selbst in die Hand. Bisher vertreibt die Handelskette Penske den Zweisitzer in den Vereinigten Staaten. Nach anfänglichen Erfolgen brachen die Verkaufszahlen jedoch drastisch ein. Daimler glaubt an das Konzept des Kleinwagens - der auf Metropolen zugeschnitten ist - und hält darum am US-Markt fest.
Der Stuttgarter Konzern war 2006 froh, in Penske einen etablierten Partner für den Vertrieb des damals noch weitgehend unbekannten Smart gefunden zu haben. Anfang 2008 startete der Verkauf und die ersten Zweisitzer rollten über die von Pick-ups, Geländewagen und Straßenkreuzern bevölkerten Highways. Im ersten Jahr wurde Penske rund 24.600 Smart los, schon 2009 waren es aber nur noch 14.600 und 2010 brachen die Verkäufe auf 5900 ein.
Mit der geänderten Vertriebsstruktur setzt die neue Smart-Chefin Annette Winkler erstmals deutliche Akzente. Penske hatte die Manager aus Stuttgart zuletzt mit einer Eigeninitiative iritiert. Der Autohändler hatte im vergangenen Jahr einen viertürigen Smart vorgestellt, um die Lust der Amerikaner nach etwas mehr Raum zu befriedigen. Der Wagen war im Wesentlichen ein Nissan Micra, der mit einem neuen Kühlergrill auf Smart getrimmt wurde. Das Auto sollte eigentlich Ende diesen Jahres herauskommen.
Die Pläne würden aber fallengelassen, sagte Daimlers US-Chef Ernst Lieb dem Branchenblatt Automotive News. Mercedes plant mit seinem neuen Partner Renault ein viertüriges Modell, das 2013 oder 2014 zum Kunden rollen soll.
Branchenkenner kritisieren jedoch das Grundkonzept des Wagens. "Der Smart ist in seiner heutigen Auslegung weder Fisch noch Fleisch. Er hat keine richtige Zielgruppe", sagt Autoexperte Helmut Becker jüngst. "Es hat sich eben gezeigt, dass es sehr schwer ist, in den USA ein neues Auto mit einer dem amerikanischen Lebensgefühl widersprechenden Philosophie zu etablieren", sagte Autoprofessor Stefan Bratzel von der Fachhochschule Bergisch Gladbach FTD.de. Er sieht jedoch eine Chance für das Auto durch den momentanen Elektro-Hype. "Smart und Elektro: Das könnte passen."
Daimler und Renault-Nissan hatten im Frühjahr 2010 in einer Kooperationsvereinbarung eine Überkreuzbeteiligung von jeweils rund drei Prozent besiegelt. Die Autobauer wollen vor allem bei Kleinwagen und Motoren zusammenarbeiten. Die nächste Generation des Smart Fortwo, ein neuer Viersitzer und der neue Renault Twingo sollen auf Basis einer gemeinsamen Architektur entwickelt werden.
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dpa, 15.02.2011
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