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Festakt zu 150 Jahren SPD
Thu May 23 00:00:00 CEST 2013

Ein Fest der Demokratie

Der Saal lauscht: Frankreichs Präsident Hollande während seiner Rede beim Festakt in Leipzig (Foto: dpa)

Mit einem großen Festakt im Leipziger Gewandhaus hat die SPD ihren 150. Geburtstag begangen. Mehr als 1600 Gäste – unter ihnen die gesamte Staatsführung der Bundesrepublik, der französische Präsident François Hollande sowie Regierungschefs aus neun Ländern – feierten die deutsche Sozialdemokratie. 

Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft eröffnete am Donnerstag den Festakt im rot ausgeleuchteten Gewandhaus. Sie begrüßte eine große Zahl hochrangiger Gäste aus Deutschland und aller Welt – darunter den französischen Präsidenten François Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Joachim Gauck sowie den Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts Andreas Voßkuhle und den Bundestagspräsidenten Norbert Lammert (CDU). 

Vor 150 Jahren gründete Ferdinand Lassalle in Leipzig den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV), die Vorläuferorganisation der SPD. Das sozialdemokratische Erbe, der „leidenschaftliche Einsatz für Freiheit, Gerechtigkeit und die Demokratie“, sei zugleich eine Verpflichtung, diese Aufgaben immer wieder neu anzunehmen, sagte Kraft: „Für uns bleibt noch viel zu tun!“

Gauck: Dank und Anerkennung für die SPD

Bundespräsident Joachim Gauck und Frankreichs Präsident Francois Hollande beim Festakt zum 150. Geburtstag der SPD in Leipzig
Zwei Präsidenten: Gauck und Hollande in Leipzig (Foto: dpa)
Bundespräsident Joachim Gauck hob in einer bewegenden Rede den unermüdlichen Einsatz vieler Sozialdemokraten für die Demokratie hervor: „Ich sage Dank und Anerkennung denjenigen, die in 150 Jahren für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität gekämpft und damit das Leben von Millionen Menschen verbessert haben.“ Der Geburtstag der SPD sei auch ein Feiertag für „das europäische Ringen um Freiheit und Demokratie.“ 

Der Bundespräsident betonte, dass keine andere Partei so lange überdauern konnte, weil die Kernforderung der Sozialdemokratie auf immer neue Weise aktuell bleiben - neben den Freiheitsrechten und der sozialen Gerechtigkeit zähle auch die politische Teilhabe dazu.

„Es war die SPD, die die Arbeiterschaft mit der Demokratie verband und die auf Reform statt auf Revolution setzte", sagte Gauck. Die Sozialdemokratie habe sich dafür eingesetzt, das Leben der Menschen ganz konkret Stück für Stück zu verbessern - so habe man ihr unter anderem das erste Arbeitsschutzrecht und Frauenwahlrecht zu verdanken.

Besonders würdigte der Bundespräsident das bis zum letzten Moment entschlossene Auftreten der SPD gegen den den deutschen Faschismus. Über die  Ablehnung des sogenannten Ermächtigungsgesetzes einzig durch die SPD-Fraktion im Reichstag am 23. März 1933 sagte Gauck: „Damals haben 94 SPD-Abgeordnete mit ihrem Nein zum sogenannten Ermächtigungsgesetz nicht nur die eigene Ehre gerettet, sondern die der ersten deutschen Demokratie."

Gabriel: „SPD ist das Rückgrat der deutschen Demokratie"

Sigmar Gabriel während seiner Rede zum Festakt zum 150. Geburtstag der SPD in Leipzig
Gabriel: Demokratie und Sozialismus gehören zusammen (Foto: dpa)
Auch der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel würdigte in seiner Rede die Standhaftigkeit seiner Partei im Angesicht von Terror und Unterdrückung. Deshalb gelte noch heute: „Die SPD ist seit 150 Jahren das Rückgrat der deutschen Demokratie.“ Trotz ihrer wechselhaften Geschichte sei die deutsche Sozialdemokratie „die demokratische Konstante in der Geschichte unseres Landes“.

Gabriel erinnerte an die lange Tradition der Sozialdemokratie – die stets getragen worden sei von dem sozialdemokratischen Grundverständnis, das Wilhelm Liebknecht so ausgedrückt habe: „’Weil wir die Untrennbarkeit der Demokratie und des Sozialismus begriffen haben, nennen wir uns Sozialdemokraten.’“ 

Der Weg der SPD sei „manchmal schmerzhaft“ gewesen sei, sagte Gabriel – und manchmal seien auch Fehler gemacht worden: „Aber nie haben wir etwas getan, für was wir uns so sehr schämen mussten, dass wir unseren Namen SPD hätten ändern müssen.“

Hollande: „Es lebe die deutsch-französische Freundschaft!"

Frankreichs Präsident Francois Hollande beim Festakt zum 150. Geburtstag der SPD in Leipzig
Frankreichs Präsident Hollande würdigte die SPD (Foto: dpa)
„Ich bin hier als Staatspräsident, als Sozialist und als Europäer", sagte der französische Präsident François Hollande zu Beginn seines Glückwunsches und setzte dabei auf die Zahl Drei: „Drei Worte, drei Werte, drei Kämpfe stehen für die deutsche Sozialdemokratie: Demokratie, Fortschritt und Realismus."

Die SPD habe das sozialistische Ideal mit der Demokratie verknüpft, so Hollande. „Diese Ausrichtung hatte großen Einfluss, auch auf Frankreich." Er hob auch den Widerstand der Sozialdemokraten gegen die Nationalsozialisten hervor und erinnerte an die getrennte Sozialdemokratie im geteilten Deutschland.

Kostenlose Bildung, Krankenversicherung für alle, Mindestlohn, Arbeitnehmerrechte – alles sozialdemokratische Werte, die heute so aktuell wie zu Gründungszeiten seien, betonte Hollande. Die Kultur der Kompromissbereitschaft habe man den Sozialdemokraten zu verdanken. Und Fortschritt zeichne sich auch die Modernisierung des Sozialstaates aus - so wie es Bundeskanzler Gerhard Schröder getan habe. „Es ist nicht leicht, solche Entscheidungen zu treffen“, räumte Hollande ein. 

Die Verknüpfung von guter Wirtschaftspolitik und sozialer Gerechtigkeit sei eine Einstellung der SPD, „von der ich mich inspirieren lasse", so der französische Staatschef. „Mit diesen Werten können wir Europa voranbringen. Wenn Europa geeint ist, dann wird Europa in der Lage sein, ein neues Kapitel aufzuschlagen." Er schloss seine Rede mit den Worten: „Es lebe Deutschland, es lebe Frankreich, es lebe die deutsch-französische Freundschaft."


Geburtstagsfeier mit Tanzeinlage

Breakdance Performance beim Festakt 150 Jahre SPD
Breakdance für die SPD (Foto: dpa)
Es wurde bei diesem sehr feierlichen Akt viel zurück, aber auch viel nach vorne geblickt - sowohl in den Reden als auch im Begleitprogramm. Musikalische Beiträge vom Leipziger Symphonieorchester wechselten sich ab mit souligem A-Capella und halsbrecherischen Breakdance-Einlagen.

Die Schauspielerin Iris Berben erinnerte in kurzen Vorträgen an die lange und wechselhafte Geschichte der SPD, so zitierte sie die Sozialdemokratin Marie Juchacz, die als erste Frau in einem deutschen Parlament geredet hat und würdigte die sozialdemokratische Frauenrechtlerin Elisabeth Selbert. Ihr junger Kollege David Kross blickte noch weiter zurück, auf den Gründungstag des ADAV: Er zitierte aus den Erinnerungen eines Zeitzeugen.

Zwei SPD-Kanzler gaben sich die Ehre

Helmut Schmidt und Gerhard Schröder beim Festakt zum 150. Geburtstag der SPD in Leipzig
Altkanzler im Gespräch: Helmut Schmidt und Gerhard Schröder in Leipzig (Foto: dpa)
Auch die sozialdemokratische Parteiprominenz war vielfältig vertreten: Neben der Parteispitze und vielen sozialdemokratischen Ministerpräsidenten gaben sich mit Helmut Schmidt und Gerhard Schröder gleich zwei ehemalige SPD-Kanzler – und mit Hans-Jochen Vogel, Franz Müntefering, Kurt Beck und Rudolf Scharping vier ehemalige Parteivorsitzende – die Ehre.

Im Anschluss an den Festakt mischte sich die anwesende Prominenz unter die zahlreichen Gäste im Foyer des Gewandhauses - viele zogen auch zum Bürgerfest in der Leipziger Innenstadt weiter. Denn als wäre das Wetter Sozialdemokrat, hatte es der SPD pünktlich zum Geburtstag blauen Himmel und Sonnenschein beschert. Gute Aussichten für die nächsten 150 Jahre.

Mehr Informationen zum Verlauf des Festakts gibt es in unserem Live-Ticker.

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Mon May 27 12:40:19 CEST 2013 • Mon May 27 12:40:19 CEST 2013 Antworten

HBMännchen

Klar ist die SPD die einzig vernünftige Alternative wenn es um soziale Gerechtigkeit geht. Trotzdem sollte sich Gabriel nicht zu weit aus dem Fenster hängen mit ...sich schämen müssen. Die Agenda war dermassen diletantisch umgesetzt, das wir heute heute fast nur über die Begrenzung der Auswirkungen reden. Aus der einst starken Volkspartei mit einst weit über ein drittel bis fast die hälfte der Wähler ist nun eine 25% Partei geworden. Die Menschen haben nix vergessen und blicken verwirrt wenn Steinbrück und Steinmeier mit Schröder die Agenda feiern.

Sat May 25 17:40:20 CEST 2013 • Sat May 25 17:40:20 CEST 2013 Antworten

Heinrich I

Ja,ja die Demokratie müssen wir stärken. Wir dürfen nicht alles den Nichtwählern überlassen. Trotz aller Ungereimtheiten was bleibt uns schon übrig? Eigentlich ja nur die SPD also schwingt die Hufe.

Sat May 25 12:04:21 CEST 2013 • Sat May 25 12:04:21 CEST 2013 Antworten

Ralf Schmidt

Um die SPD und den Kanzlerkandidaten wieder an die Spitze der Zustimmungswerte bringen zu können, bedarf es meiner Ansicht nach noch einer kleinen Kurs-Korrektur der SPD und zwar: ganz klare ur-sozialdemokratische Werte und Ziele, für welche die SPD einmal gegründet worden war, wieder - hör-, fühl- und sichtbarer - in den Vorgrund zu stellen ! - Diese alten Werte und Ziele der SPD entsprechen auch heute noch nahezu unverändert den Wünschen der Masse der Bevölkerung und somit auch der Masse der Nicht-Wähler und Wähler ! - Auf den Fall aber: Beste Wünsche für mindestens weitere 150 Jahre SPD ! - Denn: die SPD ist als Gestalter der Zukunft notwendig !

Fri May 24 19:17:56 CEST 2013 • Fri May 24 19:17:56 CEST 2013 Antworten

info@ahlers-celle.de

Liebe Genossen, Ihr seid immer noch besoffen vom Fest "150 Jahre SPD". Lest bitte mein offenes Mail an Andrea: http://ahlers-celle.de/Gerechtigkeit/offenes-mail-an-meine-spd-general-sekretaerin-zum-150-geburtstag-der-spd. Meine Aufforderung an Euch Ober-Genossen: Beendet endlich den 39-jährigen Geldkrieg der oberen 50 Prozent gegen die unteren 50 Prozent, damit der Artikel 12 Grundgesetz (GG) endlich wieder Wirklichkeit werden kann: "Alle Deutschen haben u.a. das Recht, ihren Arbeitsplatz frei zu wählen." Das ist nur möglich, wenn es wieder mehr offene Arbeitsplätze als Arbeitslose gibt. Wir stehen bei 24 Prozent, weil 76 Prozent uns das Soziale nicht glauben; nach dem Genossen der Bosse. Es gibt zu viele Genossen, die nur ein Ziel haben: Auf dem Rücken ihrer Genossen nach ganz oben zu kommen. Und wenn sie oben angekommen sind, machen sie Politik für sich selbst und ihre Freunde, die auch zu den oberen 1 Prozent gehören.

Fri May 24 12:39:56 CEST 2013 • Fri May 24 12:39:56 CEST 2013 Antworten

lupulsas

Es ist zum Heulen: so eine verdienstvolle Vergangenheit, ohne Makel, 150 Jahre eine Partei, die Arbeitnehmerrechte, Frauenrechte, Minderheitenrechte, Bildung, Mitbestimmung, internationale Solidarität, Frieden, maßgeblich vorangebracht hat, wird von 59% der Bürger nicht mehr als Arbeitnehmerpartei empfunden. Ob die alle blöd sind, oder von der Propaganda der Schwarzen beeinflusst? Eher ist es eine konkrete, gefühlte Entfremdung, die Ursachen hat. Es ist höchste Zeit für die alte Tante, die man früher lieben konnte, konsequent das Steuer herumzureißen, und das Jahrzehnt der Arbeitnehmer anzukündigen, nachdem die letzten 10 Jahre das Jahrzehnt des Kapitals war.