Zum Tode von Wilfried Wiegand : Kurator im imaginären Museum
Es ist mehr vierzig Jahre her, dass wir uns zum ersten Mal begegnet sind, und mit einem Blick ins Archiv des Frankfurter Kommunalen Kinos könnte sich nicht nur der Tag, sondern sogar die exakte Uhrzeit herausfinden lassen. Wir hatten im Kino ein Double Feature mit Stummfilmen von Ernst Lubitsch gesehen: „Schuhhaus Pinkus“ und „Die Puppe“. Außer uns hatte es keine weiteren Besucher gegeben, und als Wilfried Wiegand mich beim Hinausgehen ansprach, ob ich es gewesen sei, der während der Vorführung fotografiert hatte, konnte ich schwerlich leugnen. Statt einer Belehrung über Bildrechte, wie ich sie erwartete, folgte ohne Umschweife die Frage, ob er meine Fotos kaufen könne. Er säße gerade an einer Arbeit über Lubitsch und brauche dringend Bildmaterial – der Auslöser habe stets im richtigen Moment geklickt.