Am Donnerstag wurde einem Grazer ein hochpreisiges Mountainbike aus dem Keller gestohlen. Aus Frust begann er, online danach zu suchen – und fand es auf dem Onlineportal Facebook-Marketplace in Ungarn. Doch die Polizei kann ihm kaum helfen. Er fühlt sich machtlos – und ist damit nicht alleine.
Zum Greifen nah und doch so fern: Ein Grazer entdeckte am Wochenende sein gestohlenes Fahrrad auf Facebook-Marketplace. 3000 Euro und jede Menge Erinnerungen in den Händen eines Diebes – und kaum Chancen, es zurückzubekommen. Mario F. (der Name wurde von der Redaktion geändert) fühlt sich machtlos.
Aber von Anfang an: In einer ruhigen Siedlung in Graz-Andritz sorgt aktuell eine Serie von Einbrüchen in Kellerabteile für Beunruhigung. So wurde in der Nacht auf den 2. Mai das hochpreisige Mountainbike von Mario F. gestohlen. „Jemand hat sich Zugang über die Tiefgarage verschafft, hat ein Schloss aufgebrochen und ist in den Keller eingestiegen“, erzählt der Grazer.
Inserat mit „poliertem“ Rad
Er meldete den Diebstahl samt zwei weiteren Rädern aus der Nachbarschaft bei der Polizei. Gleich am nächsten Tag beschloss er jedoch, selbst in Aktion zu treten. „Ich hatte die Vermutung, dass die Räder Richtung Osten gegangen sind.“ Kurzerhand erstellte er sich ein Fake-Profil auf Facebook. Und siehe da, 450 Kilometer entfernt hatte jemand sein geliebtes Rad am ungarischen Facebook-Marketplace inseriert. „Poliert und blitzeblank geputzt“, sagt Mario F. Auch das eines Nachbars war online zu finden. Er ist sich sicher: „Das ist ein Professioneller, der in Graz sein Unwesen treibt, so schnell wie der das inseriert hat.“
Dass es sich dabei um keinen Einzelfall handelt, bestätigt die Landespolizeidirektion Steiermark. „Bei gewerbsmäßigen Diebstählen werden Fahrräder oft gewinnbringend im Ausland weiterverkauft“, sagt Polizeisprecher Maximilian Domanyi. Die Strafverfolgung gestaltet sich meist herausfordernd. Denn es sei fraglich, ob der Online-Verkäufer auch der Dieb war. „Und bis in Ungarn ermittelt wird, sind die Räder oft weg“, erklärt Domanyi.
Bei gewerbsmäßigen Diebstählen werden Fahrräder oft gewinnbringend im Ausland weiterverkauft. Bis in Ungarn ermittelt wird, sind die Räder oft weg.
Maximilian Domanyi, Polizei Steiermark
2023 wurden österreichweit ganze 18.566 Fahrräder (1742 mehr als im Vorjahr) als gestohlen gemeldet, doch nur 9,3 Prozent der Fälle konnten aufgeklärt werden. Mario F. ist frustriert: „Man serviert da jemanden am Silbertablett, aber die Polizei kann nichts machen.“ Selbst über die Rahmennummer ließe sich das Rad nicht nachverfolgen. Zwar stellte die Polizei eine Anfrage an Facebook bezüglich der Identität des Verkäufers, doch das reicht dem eifrigen Mann nicht aus. „Ich werde am Montag die österreichische Botschaft in Ungarn kontaktieren, vielleicht können die mir helfen“, sagt Mario F.
Wie viele Steirer fragt er sich: „Wo soll ich mein Rad denn abstellen, wenn es sogar aus dem abgesperrten Kellerabteil gestohlen wird?“ Die Bewohner der Andritzer Siedlung bleiben entschlossen, zusammenzuhalten und so ihre Gemeinschaft zu schützen. Und auch Mario F. hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, sein Rad noch zurückzubekommen.
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