Der letzte Anstrich ist erfolgt, das Unterschiff saniert. Der Katamaran der vierköpfigen Dornbirner Familie Hengl liegt endlich im Wasser und die Segler können ihre Reise bis nach Australien antreten.
Begonnen hat die Geschichte vor ein paar Jahren. Familienvater Jakob Hengl hatte einen Bericht über Familien gelesen, die gemeinsam mit ihren Kindern um die Welt gesegelt waren. Begeistert von der Idee, versuchte er seine Frau Marija für ein ähnliches Vorhaben zu gewinnen. „Sicher nicht. Außerdem werde ich seekrank“, lautete die abschlägige Antwort.
Mit der allerdings wollte sich der begeisterte Wassersportler nicht abfinden. Er beschäftigte sich weiter mit dem Thema und vor allem darum, wie man der Seekrankheit vorbeugen könnte. Nach und nach entdeckte auch seine Frau die Leidenschaft fürs Segeln. Das Bodenseeschifferpatent wurde erworben, Skippertrainings im Mittelmeer und ein Hochseesicherheitstraining absolviert, ein Medizinkurs für Segler und ein mehrtägiges Seminar auf der Messe „Boot“ in Düsseldorf besucht. „Dort wurden unter anderem Themen wie die Auswahl des richtigen Boots, Wetterkunde, Motorwartung, Bootselektrik bis hin zu Proviantieren behandelt“, berichtet Marija. Kontakte wurden geknüpft, Erfahrungen ausgetauscht. „Zudem haben wir unzählige weitere Seminare besucht, bei denen es von der Bootstechnik bis zu Psychologie gegangen ist.“
Ein letztes Training und „Learning by doing“
Bevor die Familie die Reise antritt, absolvieren die Eltern noch ein letztes Skipper-Training mit ihrem eigenen Boot in der Nähe von Marseille. „Wir sind gut vorbereitet, aber natürlich können wir immer noch etwas dazulernen“, meint der zweifache Familienvater. „Learning by doing“ lautet die Devise. Schließlich wolle man nicht enden wie jene, die nach Jahren der Vorbereitung immer noch nicht zur großen Tour aufgebrochen seien.
Es wurde bewusst eine Route gewählt, die für Anfänger und Familien gut geeignet ist. Von Marseille soll es zunächst an der Küste entlang Richtung Genua gehen, dann nach Korsika und Sardinien. Nach einem Abstecher auf die Balearen wird die Route durch die Straße von Gibraltar bis zu den Kanaren führen.
Dies ist jener Punkt, an dem die Segler Ende November/Anfang Dezember zur rund dreiwöchigen Atlantiküberquerung mit einem Zwischenstopp auf den Kap Verden aufbrechen. Ob die Kids diese Zeit an Bord verbringen oder später mit dem Flugzeug in die Karibik reisen, ist noch nicht klar. Fix geplant ist dann aber, gemeinsam die Inseln vor Südamerika zu erkunden. Der Fahrt durch den Panamakanal soll ein Besuch auf den Galapagosinseln folgen, dann gehts entlang der Südseeinseln bis nach Australien.
Und wie stemmt die junge Familie die Kosten für das Abenteuer? „Der Erste, der von unseren Plänen erfahren hat, war in der Tat unser Freund und Banker Günther Lutz, denn bei dem haben wir wegen eines Kredits angefragt“, erzählt Jakob. Zudem wurde in den vergangenen Jahren der eine oder andere Euro beiseitegelegt, das Auto verkauft. „Die Lebenshaltungskosten während der Reise sind ähnlich hoch wie in Österreich“, hat seine Frau ausgerechnet. Das in Frankreich erworbene Schiff soll dann in Australien wieder verkauft werden.
Mit dem zweirümpfigen Katamaran hat sich die Familie für ein größeres Boot entschieden. Das sei zwar etwas anders zu segeln, dafür liegt es stabiler und ruhiger im Wasser. Während der Reise würde das Boot zu 80 Prozent der Zeit vor Anker liegen und nicht zuletzt sei auch mehr Platz. Eine der insgesamt vier Kabinen, von denen sich je zwei in einem Rumpf befinden, wird von Ludowika, Dorothea, einer Schildkröte, einem Pinguin und vielen anderen Kuscheltieren bewohnt. Die jungen Damen können es gar nicht erwarten, endlich in See zu stechen, freuen sich darauf, Pinguine und Riesenschildkröten auf den Galapagosinseln in natura zu sehen und natürlich auch, neue Freunde kennenzulernen.
Schultüte zum ersten Schultag an Bord
„Die Blauwassersegler sind fast alle zur gleichen Zeit an den gleichen Orten. Da dürften sie genügend Kinder zum Spielen treffen“, meint der Vater. Der Zeitpunkt, jetzt zu reisen, sei ideal, denn noch seien die Töchter in einem Alter, in dem sie gerne mit den Eltern unterwegs wären. Einziger Nachteil: Die Älteste wird im September ihren ersten Schultag verpassen. Doch auch das wurde bereits berücksichtigt. „Natürlich wird es auch auf der Reise eine Schultüte geben – und dann natürlich auch Unterricht an Bord“, verspricht die Mama. Ziel ist es, den Unterrichtsstoff so gut zu vermitteln, dass die Tochter nach der Rückkehr in die dritte Klasse Volksschule gehen kann.
Doch nun heißt es für die vier Dornbirner erst einmal: Leinen los und auf zu neuen Abenteuern.
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