Das kulturelle Erbe unseres Landes für die Nachwelt zu erhalten, ist eine große Aufgabe: Erika Thümmel ist eine der namhaftesten Restauratorinnen der Steiermark – warum macht sie den Job? Vor dem Tag des Denkmals am 29. September hat die „Krone“ nachgefragt.
Egal ob Bilder, Altare oder Statuen – wer Dinge für die Nachwelt erhalten will, der muss sie hegen und pflegen. Aus dieser Aufgabe hat die Grazerin Erika Thümmel eine Karriere gemacht – sie ist die wohl wichtigste Restauratorin des Landes, hat unzählige steirische Schätze „aufpoliert“.
Eine Fernsehsendung über die Restaurierung der Schallaburg hat Thümmel einst auf den Beruf der Restauratorin aufmerksam gemacht. „Mein erster Ferialjob war dann auch bei einem Restaurator und ich habe Feuer gefangen“, erzählt sie. In Florenz hat sie das Handwerk studiert – und wollte auch dortbleiben: „Aber das war die Zeit vor der EU und ich habe keine Aufenthaltsgenehmigung bekommen.“
„Werke unserer steirischen Vorfahren erhalten“
Also kam sie zurück und eröffnete in Graz ihre eigene Werkstatt: „Ich hätte in Florenz sicher die kulturhistorisch bedeutenderen Werke restaurieren können. Aber im Laufe der Zeit wurde es mir immer wichtiger, auch die oft bescheideneren Werke unserer steirischen Vorfahren wertzuschätzen und für die Region zu erhalten“, sagt Thümmel.
Aktuell etwa arbeitet sie mit ihrem Team an der Restaurierung der Barock-Krippe von St. Lambrecht aus dem Jahr 1762 mit zig Figuren, Häusern und Landschaften. Sie ist in ihrer Art und Größe einzigartig in der Steiermark: „Diese Krippe war eine große Kooperation – die Gesichter der Figuren wurden von hochwertigen Bildhauern der Judenburger Werkstätte gestaltet, andere Teile der Krippe kamen von einfachen Handwerkern“, weiß Thümmel. „Zudem ist die Krippe ein großes Recycling-Projekt – da wurden alte Holzsessel und Tischtücher ebenso eingearbeitet wie Pfarrgewänder.“
Den Künstlern von damals näher kommen
Thümmel schätzt an ihrem Job, dass sie nicht nur den Werken, sondern auch den Schöpfern näherkommt: „Einerseits ist es interessant zu sehen, wie sich ein Obersteirer in der Barockzeit, als er noch keinen Zugang zu Bildern davon hatte, etwa eine Straße in Jerusalem vorgestellt hat. Andererseits kann man an den Stücken auch erkennen, ob ein Künstler ungeduldig oder schlampig wurde oder welche Details ihm besonders wichtig waren.“
Der bislang größte Auftrag ihrer Karriere war im Zuge der Restaurierung der Basilika in Mariazell: „Ich habe Hunderte Votivbilder gereinigt, in denen die Wallfahrer ihre Sorgen festhalten ließen. Da taucht man echt ein in die Gedanken und Sorgen unserer Vorfahren.“
Kirchen als Auftraggeber kommen in Finanznöte
Für ihren Job sieht Thümmel durchaus eine Zukunft: „Es gibt immer noch viele Menschen, die sich für den Erhalt des kulturellen Erbes einsetzen“, sagt sie. Aber gerade beim regionalen Erbe sieht sie Probleme: „Einer der größten Auftraggeber ist die Kirche, die aber auch immer mehr in Finanznöte gerät und gerade die kleineren Filialkirchen können oft nur noch restauriert werden, wenn es Sponsoren gibt.“
Und nicht nur bei Kunstwerken, sondern auch im Ortsbild ist Thümmel der Erhalt wichtig: „Meiner Meinung nach werden viel zu viele alten Häuser abgerissen. Da geht viel unserer Bau- und Lebenskultur verloren.“ Sie selbst hat ihre Werkstatt in einem malerischen alten Innenhof in der Grazer Jakoministraße. Am Tag des Denkmals geben sie und ihr Team dort Einblicke in ihr Handwerk.
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