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Chromeo – laut.de – Band

Porträt

laut.de-Biographie

Chromeo

Es gibt bekanntermaßen nicht viel, was Israelis und Palästinenser eint. Außer vielleicht beider Anspruch auf ein und dasselbe Land im Nahen Osten. Anderswo, in Kanada, und weitab vom Geschehen, haben sich zwei Abkömmlinge dieser Volksgruppen eben mal ganz unvoreingenommen zusammengetan. Seit ihrer Jugend musizieren David Macklovitch und Patrick Gemayel alias Dave 1 und Pee Thug gemeinsam. Chromeo sei "die einzig erfolgreiche Arabisch-Jüdische Partnerschaft seit Bestehen der menschlichen Kultur", wie das Plattenlabel V2 Records über das Duo verbreiten lässt. Wobei Pee Thug, der palästinensische Wurzeln hat, den jüdischstämmigen Dave bei ihrer ersten Begegnung angeblich nicht gleich auf Anhieb leiden mochte.

Chromeo - Head Over Heels
Chromeo Head Over Heels
Lounge-Funk für die Cocktailparty.
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Was diese jungen Burschen indes wirklich eint, ist ihre aufrichtige Begeisterung für Musik. Neben Hip Hop vor allem Funk, wie ihn Prince, Roger Troutman und Zapp, Cameo, Hall & Oates oder Rick James – allesamt die Helden schlechthin von Chromeo – in den achtziger Jahren geprägt haben. Kein Wunder klingt Chromeos eigener, aus Rock-Gitarren und Rhodes, analogen Synthies und einer 808 Drum-Maschine geschaffenen, in die Beine gehenden Electro-Funk insbesondere durch eine unüberhörbare Talk Box wie eine Huldigung an ihre Vorbilder und deren Sound aus den Achtzigern. Allesamt zu 100 Prozent frei von Ironie, ist es ihnen im Gegenteil wirklich ernst damit. Ohne allerdings auf ein notwendiges Quäntchen Spaß verzichten zu wollen, denn nachweislich kreiseln ihre Texte um das Thema Mädchen. Chromeo legen besonderen Wert auf Authentizität.

Ein Vorsatz, der wohl auch schon in alten Highschool-Zeiten Bestand hatte, als die beiden in einer Band Funk-Stücke nachzuspielen versuchten. Nach einigen Club-Auftritten mit der Band schlagen Dave und Pee Thug eine andere Richtung ein und beginnen damit, Hip Hop zu produzieren. Während Dave eifrig an Beats für Montrealer Crews wie Shades of Culture, Dubmatique, Sans Pression, Yvon Kreve, Butta Babees und Bran Van 3000 als dem bekanntesten Act bastelte, trat Pee dabei als Co-Produzent in Erscheinung und arbeitete zudem mit dem Rapper Citizen Kane aus Toronto zusammen. Daneben wirkt er als Produktionsmanager für Audio Research Records, das von Dave und dessen Bruder und DJ A-Trak geführt wird. Im Stall von Audio Research befinden sich Obscure Disorder mit Dave als Produzentem und A-Trak hinter den Plattentellern.

Ein Fan von Obscure Disorder, nämlich Tiga, ebenfalls aus Montreal und für sein Retro-Faible berühmt-berüchtigt, bekniet später Dave so lange, bis dieser einwilligt, eine Dance Platte für Tigas Label Turbo Records zu produzieren. Das Duo besinnt sich seiner musikalischen Inspirationsquellen, schustert kurzerhand ein Demo zusammen und wird flugs darauf von Turbo unter Vertrag genommen. Chromeo haben von nun an in Tiga eine Art Mentor im Rücken, was sich ebenso in Remixen, u.a. durch Playgroups Trevor Jackson, ihrer Single "You're So Gangsta" und die DFA-Jungs James Murphy & Tim Goldsworthy ("Destination: Overdrive") bemerkbar macht. Neben der musikalischen Karriere forciert Dave ein Studium in Französischer Literaturwissenschaft, das er mit einem Doktortitel abschließen möchte. Pee hingegen arbeitet nebenher - ganz bürgerlich - als Buchhalter. Ihre Nebentätigkeiten können Chromeo nicht davon abhalten, 2004 den Debüt-Lonplayer "She's In Control" fertig zu stellen und zu veröffentlichen.

Drei Jahre nach ihrem Debüt holt das Duo kräftig aus serviert dreckigen Elektro-Funk mit "Fancy Footwork". Das eigenwillige Artwork, sphärische Synthies der große Einsatz der Talkbox vom P-Thugg zementieren ihren exzellenten Ruf. 2010 übertreffen sie sich selbst mit "Business Casual": Die alles überragende Single "Night By Night" erobert die Charts mit Kavinsky-esken Riffs, 80s Keyboard und einem unwiderstehlichen Groove. Der Refrain ist pure Coolness mit Ohrwurmcharakter! Das Album strotzt vor 70s-Funk und guter Laune. Definitiv ein modernes Glanzstück des Genres.

2014 servieren die Kanadier mit "White Women" ein ausgewogenes und abwechslungsreiches Stück Musik. Dynamische Hits wechseln sich mit ruhigeren, eher experimentellen Songs ab und sorgt dafür, dass keine Langeweile aufkommt.

Ganze vier Jahre müssen die Fans der Chrom-Boys warten und das hat sich nur teilweise gelohnt. "Head Over Heels" hat keinen richtigen Überhit, sondern groovt entspannt vor sich hin mit einigen schicken Lounge-Funk-Tracks. Man sieht, sie beherrschen ihre Kunst immer noch, lassen es aber nicht mehr so krachen.

Chromeo gehören mit ihrer unverblümten Art zu den Ausnahmen im Pop. Funk und Electro verschmelzen sie zu einer tollen Symbiose und zeigen darüber hinaus, dass zwei Meschen aus sich konfligierenden Nationen verbrüdern können. Es besteht noch ein bisschen Hoffnung in dieser Welt.

Alben

Chromeo - White Women: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2014 White Women

Kritik von Martin Tenschert

Funk, Sex und Sieg nach Punkten pour le Canada. (0 Kommentare)

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