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Lemonheads – laut.de – Band

Porträt

laut.de-Biographie

Lemonheads

"Bring me the head of Evan Dando!", prangte es von der Bassdrum des Social Distortion-Drummers herab. Anfang der Neunziger zeigte der Beliebtheitsgrad des Lemonheads-Sängers so weit nach unten, dass es sogar ein Fanzine namens "I Hate Evan Dando" zu erstehen gab. Grenzenloser Hass auf den Schönling, den gefeierten Teenie-Star und Herzensbrecher, der mit beinahe allen High-Society-Schnittchen anbändelte und mit wehendem langem Haar die Tapeten in den Zimmern der weiblichen High-School-Girls verschönerte: Evan Dando ist wohl eine der zwielichtigsten Personen der Indie-Kultur.

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Der im Sommer der Liebe 1967 geborene Sohn eines Bostoner Anwalts und eines Models gründet mit zwei Klassenkameraden von der High School die Band The Whelps. Ein Tag nach dem Erhalt ihres Abschlusszeugnisses der High School veröffentlichen sie noch in ihrem Gründungsjahr (1986) ihre erste EP "Laughing All The Way To The Cleaners" (2011 der Titel ihrer Best Of) auf ihrem eigenen Label Huh-Bag, allerdings unter dem neuen Namen Lemonheads. Darauf regiert der von Bands wie Hüsker Dü beeinflusste krachige und schlecht aufgenommene Punkrock, bei dem das Mikro durch Dandos Schreie ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wird.

Das ebenfalls in Boston ansässige Indie-Label Taang! Records wird durch die EP auf die Jungspunde aufmerksam und signed die Lemonheads am Ende des Jahres. Danach beginnt das muntere Besetzungsspiel in den Reihen der Band, das bis heute kein Ende gefunden hat. Ein neuer Schlagzeuger, Dough Trachten, wird eingestellt, während Dando und Gründungsmitglied Jesse Peretz sich die Gitarren-, Bass-, und Gesangsarbeit teilen.

Das sehr Hardcore-trächtige "Hate Your Friends" erscheint 1987. Danach verlässt Trachten wieder die Band und die Lemonheads spielen ihren Zweitling "Creator" mit dem Black Babies Drummer John Strom ein. Mit der Veröffentlichung des 90er Albums "Lick", und der Singleauskopplung des Suzanne Vegas Covers "Luka" können die Lemonheads erstmalig eine größere Aufmerksamkeit in der Presse erreichen. Das Leben in der Öffentlichkeit tut der Band aber weniger gut: Evan Dando und sein High School-Kumpel Ben Diely kriegen sich über die Führung der Band mächtig in die Haare und gehen ab sofort getrennte Wege. Damit ist von der ursprünglichen Band nur noch Kopf Evan Dando geblieben.

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Doch dann kommt das vielversprechende Angebot auf den Major Atlantic Records zu wechseln. Dando willigt ein und holt sich mal wieder einen neuen Drummer. Diesmal ist David Ryan an der Reihe, mit dessen Hilfe er 1990 das bis dato meistbeachteteste Werk der Lemonheads, "Lovely", aufnimmt.

Zwei Jahre später holt er sich noch Juliana Hatfield, die wie "Creator"-Drummer John Storm auch von den Black Babies kam. Mit ihr und Ryan spielt er "It's A Shame About Ray" ein. Als Atlantic dann nach einigen Monaten dem Album das Simon & Garfunkel-Cover "Mrs. Robinson" hinzufügt, explodieren die Verkaufszahlen. Auf einmal sind die Bostoner die neuen Stars der Alternative-Szene und Dando gern gesehener Gast auf V.I.P-Parties. "Mrs. Robinson" wird der Hit des Jahres der amerikanischen College-Radios, aber auf dem Mainstream-Markt kann er nie richtig Fuß fassen. Ganz oben ist noch weit weg.

Mit "Come On Feel The Lemonheads" will Evan Dando es dann endgültig wissen, und die Zeiten dafür sind besser als je zuvor. Im Zuge des Massenkonsums von Indie-Rock durch den Nirvana-Hype sind die Lemonheads mit ihren sanften Melodien zwischen Schrammel-Rock und Folk drauf und dran, Superstars zu werden, wäre da nicht Dandos selbstzerstörerischer Drug-Lifestyle und die fehlende Durchbruchssingle ("Into Your Arms" konnte den Erfolg von "Mrs. Robinson" bei weitem nicht einholen). Der Über-Zitronenkopf beginnt sich immer mehr in den Drogenschlund zu stürzen und füllt mit seinen Eskapaden die Titelblätter der Boulevardzeitungen. Mitte 1994 versumpft der einzige Orginal-Lemonhead dann endgültig im Reich der Rauschmittel: Dando gibt zu, dass er so viel Crack geraucht hat, um seine Stimme für mehrere Wochen komplett zu ruinieren.

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Nach zwei Jahren Drogenentzug melden sich die Lemonheads mit "Car Button Cloth" zurück. Obwohl das Comeback großspurig angekündigt wird, lässt der Erfolg erstaunlicherweise zu wünschen übrig. Es scheint fast unmöglich, an den alten "Mrs. Robinson"-Erfolg anzuknüpfen. Nach der Veröffentlichung wird es wieder sehr ruhig um Evan Dando, bis Atlantic Records 1996 als Abschluss ihrer Liaison mit den Lemonheads mit einem "Best Of"-Album noch ein bisschen Geld verdienen wollen.

Von da an beginnt die Person Dando richtig zu zerbröckeln. Ab und zu rafft er sich noch zu einem Solo-Gig auf, aber die großen Zeiten sind wohl endgültig vorbei. Ende 2001 gibt es mit dem Akustik-Album "Evan Dando: Live At The Brattle Theater" dann wieder eine Meldung aus Boston. Außerdem wird er wieder in einer Band aktiv: mit den beiden Ex-Pumpkins James Iha und Melissa Auf Der Maur sowie dem Whiskeytown-Sänger Ryan Adams gründet er die Band The Virgins, die 2002 ihr erstes Album vorlegen wollten. Dazwischen kommt ihnen aber zunächst eine Hand-Verletzung von Ryan Adams und schließlich auch die vollgepackten Zeitpläne der anderen Mitwirkenden.

2003 veröffentlicht Dando sein erstes Soloalbum "Baby, I'm Bored", das durchweg auf positive Resonanz stößt. Angeblich drogen- und alkoholfrei erfreut der Sänger seine Fans hier wie zu seinen besten Tagen. Mitgeholfen haben u.a. Howe Gelb (Giant Sand), Joey Burns und John Convertino (Calexico) und mit Tom Morgan sogar ein alter Lemonhead. Der ist drei Jahre später allerdings nicht mehr dabei, als Dando, beinahe vierzigjährig, zum großen Lemonheads-Comeback bläst - allerdings ohne seine früheren Kollegen.

Exakt zehn Jahre nach "Car Button Cloth" erscheint Ende 2006 bei Vagrant Records das schlicht "The Lemonheads" betitelte neue Studioalbum. Mit dabei sind die zwei ehemaligen Descendents-Mitglieder Karl Averez und Bill Stevenson (der auch produzierte), Garth Hudson (The Band) sowie auf zwei Songs auch der gute alte J. Mascis. Bereits die Vorabsingle "No Backbone" beweist, dass Dando die Indie Rock-Hitformel nach wie vor gefressen hat. Im Oktober kommt die Band nach Europa, anschließend geht es in Amerika und Kanada auf Tournee. Dort trifft man dann am Bass Josh Lattanzi und hinter den Drums John Kent an.

Anstatt den Schwung der neuen Kompositionen mitzunehmen, hört man danach erst mal nichts mehr von Dando. Angeblich hielt sich auch das Label mit Promo-Aktivitäten zurück, so dass die zahlreichen Album-Hits wenig Hörer finden. Doch nichts sucht Dando bekanntlich weniger als Erfolg. 2008 erscheint "It's A Shame About Ray" in einer Neuauflage mit Demos, im Folgejahr die Coverplatte "Varshons", wieder unter dem bekannten "Lemonheads"-Banner, obwohl Dando sie in Alleinregie aufnimmt. Im Jahr 2012 steht die Lemonheads-Best Of "Laughing All The Way To The Cleaners" in den Läden und Dando tourt die alten Alben, um seine Kasse aufzubessern. 2016 gründet er das Projekt TSP (The Sandwich Police) mit Willy Mason und Marciana Jones.

Auf ein neues Album lässt er seine Fangemeinde lange warten, doch die sind ja Kummer gewohnt. 2019 erscheint der Nachfolger der erwähnten Coverplatte, sinnigerweise "Varshons 2" betitelt. Darauf gniedelt sich Dando wieder durch seine Plattensammlung, diesmal u.a. auf Tracks von Nick Cave, Bevis Frond, Eagles, Lucinda Williams und Yo La Tengo. Mit der Platte unternimmt er auch wieder eine ausgedehnte Welttournee.

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The Lemonheads - Varshons 2: Album-Cover
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2009 Varshons

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Live in München 2006 Die Zitronenköpfe auf gefeierter Reuniontour.

Die Zitronenköpfe auf gefeierter Reuniontour., Live in München 2006 | © laut.de (Fotograf: Chris Reinsch) Die Zitronenköpfe auf gefeierter Reuniontour., Live in München 2006 | © laut.de (Fotograf: Chris Reinsch) Die Zitronenköpfe auf gefeierter Reuniontour., Live in München 2006 | © laut.de (Fotograf: Chris Reinsch) Die Zitronenköpfe auf gefeierter Reuniontour., Live in München 2006 | © laut.de (Fotograf: Chris Reinsch)

Surftipps

  • Lemonheads

    Offizielle Seite.

    http://www.thelemonheads.net/
  • Dando & The Lemonheads

    Alles rund um Dando und die Lemonheads.

    http://www.evandando.co.uk/
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