laut.de-Kritik
Missy Elliotts Schützling lässt die Hüften kreisen ...
Review von Eberhard DoblerMissy Elliotts Schützling setzt beim Drittling verstärkt auf Black Music, Hip Hop und Latin. Die poppigere Variante ihres Sounds führte sie zum erfrischend luftigen Debüt "Whoa, Nelly!" und dem melancholischeren, zuweilen folkigen Nachfolger "Folklore". Jetzt lässt Nelly Furtado die Hüften kreisen, verlässt sich auf mehrere Produzenten und Songwriter, textet zuweilen in Reimform und pocht kräftig an die Clubtüre.
Wie die auf Nummer vier der deutschen Charts eingestiegene aktuelle Single "Maneater" zeigt, haben es ihr besonders die Hip Hop-Produktionen eines Timbalands angetan mit ihrem klar strukturierten, bassbetonten Beat mit zum Teil ungewohnten Sounds, monströsen 80er-Keyboardwänden und elektronisch generierter Ornamentik (Pharrell lässt grüßen). Fast die Hälfte des Albums funktioniert mehr oder weniger nach diesem Prinzip (etwa "Afraid" mit den Raps von Attitude oder "Promiscuous").
Das perkussiv und sehr spärlich groovende "No Hay Igual" kristallisiert sich hier als einer der Höhepunkte des Albums heraus: Timbaland trommelt sich in Trance, während die Hauptprotagonistin mit für ihre Verhältnisse hartem spanischem Sprechgesang antwortet. Das neue Soundgewand steht Nelly nicht schlecht: Ihr Stimmvolumen ist vielleicht nicht das größte, dafür singt sie hervorragend, ist noch impulsiver und sieht noch besser aus.
Und sei das nicht genug, stößt bei "Te Busque" auch noch Latin-Rockstar Juanes dazu. Man fragt sich: Was soll da noch schief gehen? Vielleicht, dass diese Nummer auch US-Pop-Chanteusen wie Britney Spears hätten performen können. Zuvor, beim kräftigen Beat des R'n'B-Stücks "Showtime", kann man sich das weniger vorstellen. Denn bis "No Hay Igual" flowt das Album wie aus einem Guss.
Danach franst die Platte etwas aus, so als wolle man noch für jeden etwas draufpacken oder alte Fans nicht enttäuschen: eine Ballade im Stil der Backstreet Boys ("In God's Hands") oder das straighte "Do It", das eher an Nellys bisherigen Output erinnert. "Wait For You" ist für den R'n'B-Club produziert, und "Somebody To Love" lässt erneut iberische Klänge einfließen.
Das schwebende "All Good Things (Come To An End)", an dem ursprünglich sogar Chris Martin mitwirken sollte, schmeichelt zum Schluss noch einmal den Ohren und zeigt: "Loose" überzeugt in Songwriting und Produktion. Nelly liefert ihre dritte gute, vielleicht sogar bisher hippste Platte ab.
34 Kommentare mit 5 Antworten
Das Album steht ab Freitag in den Läden...und wenn mans nach der 1. Single (Maneater...bzw. Promiscuous) beurteilen will, hat Nelly ihren Stil ziemlich radikal geändert. Ihre zusammenarbeit mit Timbaland ist auf jeden Fall zu hören
Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt aufs Album
maneater und promiscuous gehörten zu meinen absoluten lieblingssongs der letzten monate... leider ein wenig sattgehört. no hay igual gefällt mir nicht so gut. wird mich allerdings alles nicht dran hindern, trotzdem reinzuhören. nelly auf hiphop beats funktionert wunderbar (siehe auch get ur freak on)!! hoffentlich geht mehr auf dem album in diese richtung.
die single hat mich abgeschreckt. hiphop beats und so, naja...
folklore find ich absolut großartig, deshalb werd ich in die neue auch mal reinhören.
ja, ich mag die wirklich.
@gedapagué (« hässlich? (http://blog.estadao.com.br/blog/media/nell…) »):
Ich finde, dass Nelly überhaupt nicht hässlich ist. Im Gegenteil!
Julia, Julia... Was soll man da noch sagen?
Du hast Recht.
Gerade habe ich dieses Alben wieder aus den Tiefen meiner CD-Sammlung hervorgekramt. Da werden Erinnerungen wach - eines der besten Pop/HipHop-Alben der letzten Jahre, die Singles waren sowieso eine Klasse für sich, insbesondere "Say It Right", "Maneater" und "All Good Things". Warum habe ich das Album so lange nicht mehr gehört?
Ich fand's schon damals schlimm, vor allem weil die einen mit den gefühlt tausend Single-Auskopplungen weit über ein Jahr lang verfolgt haben. Da war mir der etwa zeitgleiche Timberlake-Auswurf zehnmal lieber.