laut.de-Biographie
The Kooks
Eine Band, die sich ziert, einen Plattenvertrag zu unterschreiben? Bitteschön: Die Kooks fanden sich selbst zu Beginn ihrer Karriere zu unausgereift für diesen Schritt. Immerhin spielten sie gerade mal drei Monate zusammen, als Virgin bei den vier Brightonern anklopfte. Dass es so schnell so weit kommen konnte, verdankt die Gruppe dem ein oder anderen Zufall.
Luke Pritchard (Gesang, Gitarre und Ex-Freund von Katie Melua), Hugh Harris (Gitarre), Max Rafferty (Bass) und Paul Garred (Schlagzeug) lassen sich in Brighton nieder, um dort ein bisschen den gepflegten Umgang mit Musik zu studieren. Ein Teil der Jungs stammt aus der Umgebung der südenglischen Stadt an der See, Luke kommt aus London.
Über gemeinsame Bekannte stoßen sie 2003 aufeinander, finden heraus, dass alle Lust haben, sich ein bisschen praktischer mit der Musikwelt auseinander zu setzen und beginnen gemeinsam zu jammen. Über hundert Songideen entstehen in der Zeit.
Doch zunächst ist Eigenpotenzial nicht gefragt. An ihrer Musikhochschule sollen sie für einen Auftritt einen Song covern - und entscheiden sich für eine Version des Strokes-Tracks "Reptilia". Ein Bandname ist für den Auftritt schnell gefunden.
Sänger Luke spielte zuvor schon mit anderen Freunden, sie nannten sich The Kooks. Den Titel mit Bowie-Anleihen findet die neue Band auch toll und so übernehmen sie den Namen kurzerhand.
Schnell ist klar: Songs zu covern ist nicht ihr Metier. Sie suchen sich aus den eigenen Ideen die besten raus und verfeinern diese zu kompletten Songs. Gemeinsam mit einem Kumpel nehmen sie diese Perlen dann in London als Demo auf. Seit den ersten ernsthaften gemeinsamen Spielversuchen sind da noch nicht mal drei Monate gegangen.
Wie so viele Bands wollen auch die Kooks mit diesen frühen Aufnahmen Gigs klarmachen. Sie schicken die Tapes deshalb an einen Typen, den sie für einen Booker halten. Ist er aber nicht - doch es kommt viel besser: Der gute Mann arbeitet als Musikmanager und nimmt die Jungs, die zu dem Zeitpunkt allesamt das 20. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, unter Vertrag.
Mit dem Demo in der Tasche klappert der Manager nun die einschlägigen Plattenfirmen ab ... und hat mit Virgin gleich einen großen Fisch an der Angel. Doch die Jungs sind sich nicht sicher: Sollte man wirklich einen Plattenvertrag unterschreiben, wenn man gerade mal drei Monate zusammen probt? Heißt das nicht auch, von nun an alles überstürzen zu müssen und nur noch unter Druck zu stehen?
Nun ja, den Plattenvertrag nicht zu unterschreiben würde allerdings bedeuten, die größte Chance im Leben unangetastet verstreichen zu lassen. So gehen sie auf den - zugegebenermaßen sehr lockeren - Vertrag ein. Die Unterschriften sind dann schnell gesetzt, das Album allerdings lässt auf sich warten. Es folgen Tourneen durchs UK im Vorprogramm von Bands wie den Thrills. Außerdem spielen die Kooks Shows auf Ibiza und in Frankreich.
Erst im Juni 2005 finden sich die Kooks in den legendären Londoner Konk-Studios ein. Als Helfer und Sortierer steht ihnen Produzenten-Altmeister Tony Hoffer (Beck, Supergrass, Phoenix) zur Seite. Den brauchen sie nach eigenen Angaben dringend, da sie sich einfach nicht auf eine ausgewogene Linie im Sound einigen können.
Jedes Bandmitglied hat seine favorisierten Stile, nun sollen Reggae, Soul, Britpop, Blues und Funk auf einem Album landen. Damit das Ganze nicht in einem wirren Soundkosmos endet, kommt Hoffer und schweißt die Jungs und ihre Stil-Vorlieben zusammen. Heraus kommt das heterogene und doch sehr stringente Album "Inside In/Inside Out". "Warum sich selbst beschränken, wenn es da draußen so viel Musik zu entdecken gibt?", fragt sich die Band. Eben - dazu besteht überhaupt kein Grund!
Das Jahr 2006 gerät für die Band zum Triumphzug. In ihrem Heimatland Großbritannien ernten sie Doppel-Platin, die Rolling Stones laden sie als Vorgruppe für ihre "A Bigger Bang"-Tour ein und auch Amerika und Japan zeigen sich von den Kooks'schen Melodien angetan. Die geplante Herbst-Tour durch deutsche Clubs verschiebt sich daher auf Dezember 2006 und auch die Hallen werden immer größer: In Stuttgart, München und Köln müssen The Kooks in geräumigere Clubs umziehen.
Bereits während dieser Tour sorgt Bassist Max Rafferty immer wieder für Gerüchte. Er nimmt sich wiederholt Auszeiten, weil er dem ständigen Terminstress nicht gewachsen ist. Am 30. Januar 2008 gibt er schließlich seinen Ausstieg aus der Band bekannt. Dan Logan von Cat The Dog übernimmt fürs erste seinen Platz bei den Kooks.
Die Arbeiten an "Konk" laufen derweil auf Hochtouren. Die Band ist logischerweise besessen vom Wunsch, dem allseits gelobten Debüt einen würdigen Nachfolger hinter her zu schicken. Luke Pritchard: "Wir kamen 2006 raus mit großartigen Bands wie den Arctic Monkeys, Amy Winehouse und Beirut, 2007 dagegen war eher ein durchwachsenes Musikjahr. Es wird also Zeit, dass wir nachlegen."
Das tun die Jungs dann auch und landen mit dem Zweitwerk "Konk" einen weiteren Volltreffer. Das vereinigte Königreich liegt dem Quartett nun endgültig zu Füßen und hievt das Album auf die Pole Position der Charts.Der neu dazugestoßene Dan Logan sonnt sich allerdings nur kurze Zeit im Rampenlicht und wird noch im selben Jahr durch Peter Benton ersetzt. Die Band tourt über den halben Erdball und gönnt sich danach erst einmal eine Verschnaufspause.
Als es zum ersten Ideenaustausch hinsichtlich neuer Songideen kommt, merkt die Band schnell, dass irgendwie die Luft raus ist. Vereinzelte Ausflüge in die verführerischen Nebengassen des Star-Geschäfts, inklusive Sex, Drugs & Rock'n'Roll, tun ihr Übriges und die Band sieht sich gezwungen sich und ihre Visionen neu aufzustellen. Man flüchtet auf eine Farm und lässt sich von neuen musikalischen Elementen wie Dub und Elektro inspirieren. Diese Erfahrungen fließen in die Aufnahmen zum dritten Album ein, das im September 2011 unter dem bezeichnenden Titel "Junk Of The Heart" erscheint.
Eine Kehrtwende schlagen die Briten 2014 mit dem vierten Album ein. "Listen" erinnert kaum noch an die früheren Alben, stattdessen experimentieren die Röhrenjeans-Träger plötzlich mit Soul, Gospel und Folk Music. In ihrem Falle zeigte sich jedoch, dass die Mehrzahl der Fans ein weiteres luftiges Indie-Pop-Album der Kooks präferiert hätten - "Listen" wird unverdientermaßen ein klassischer Ladenhüter. Dem Wagnis und der kommerziellen Pleite folgen vier musiklose Jahre, bevor sich die Band 2018 mit "Let's Go Sunshine" zurück meldet. Der Sound erinnert nun wieder an die alten Kooks-Zeiten. Eine abermalige Einladung für Support-Shows der Rolling Stones gibt's obendrauf.
2021 jährt sich die Veröffentlichung ihres gefeierten Debütalbums zum 15. Mal. Grund genug, die Lieblingsplatte vieler Millennials neu aufzulegen. "Inside In/Inside Out (Limited 15th Anniversary Edition)" bringt auf zwei LPs bzw. CDs zahlreiche Demos sowie unveröffentlichte Stücke zum Vorschein. Gleichzeitig zollt die Veröffentlichung auch der nach wie vor unglaublichen Beliebtheit des Albums Tribut. Bei Streamingdiensten weist die Platte 1,3 Milliarden Streams auf. Wenig verwunderlich, dass die Band ihr Debüt 2022 komplett auf die Bühne bringen wollen.
2022 steht dann aber auch nicht mehr nur im Zeichen der Vergangenheit. So erscheint im Juli des Jahres mit "10 Tracks To Echo In The Dark" das sechste Studioalbum der Band, das mit dem Sound der Jubiläumsplatte nur noch wenig zu tun hat. Wenn überhaupt, erinnert es vor allem an die "Listen"-Ära, doch vielmehr sind die Briten auf der Suche nach einem neuen Sound, der sich zumindest auf diesem Projekt erst einmal aus Synth-Pop der 80er sowie vereinzelten Rock-, Reggae-, Funk- und Prog-Elementen zusammensetzt.
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