Goethe hatte in recht jungen Jahren Kontakt zur Brüdergemeine. Darauf kann man zum Beispiel in Herrnhaag, einem im 18. Jahrhundert bedeutenden Zentrum der Herrnhuter in der hessischen Wetterau stoßen. Dort erfährt der Besucher, dass Goethe 1769 Gast bei der Synode der Brüdergemeine im benachbarten Marienborn war.

Welche Rolle die Losungen – vermittelt durch seine Mutter – in Johann Wolfgangs Leben spielten, hat der Historiker Dr. Guntram Philipp entdeckt.

Losungen WDR

Im Sommer 2015 war es auf der Pressekonferenz zur erfolgreichen Schlichtung im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn eher eine Nebenbemerkung, durch die Kommentierung im WDR-Fernsehen wurde sie jedoch kräftig unterstrichen: Die Losungen haben hier eine Rolle gespielt. Der Schlichter auf Seiten der GDL, Bodo Ramelow (Linke), Ministerpräsident von Thüringen, erklärte vor der Kamera. „Es glaubt uns ... kein Mensch, wir haben keinen Schlichtungstag begonnen, in dem wir nicht gemeinsam die Losungen gelesen haben.“ Ramelow ist Christ. Die Redakteurin des WDR hat auch selber noch einmal nachgeschaut und festgestellt, dass gerade am ersten Verhandlungstag (27. Mai) das Bibelwort wegweisend gewesen sein könnte: „Richtet recht, und ein jeder erweise seinem Bruder Güte und Barmherzigkeit!“ Sacharja 7,9. Ramelow schrieb später in seinem Tagebuch von einer anderen Schlichtung: „Ich gebe zu, ab und an habe ich gezweifelt, dass wir wirklich zu einem Ergebnis kommen, zumal auch die Rahmenbedingungen nicht einfach waren. ... Da war ‚göttlicher Beistand‛ gar nicht so schlecht. Es ist gute Tradition, dass jede Schlichtungsrunde mit der Losung aus Herrnhut beginnt und fast immer traf sie die Stimmung im Raum.“