Ibn Warraq: Defending the West – Zur Verteidigung des Westens

Ibn Warraq

Defending the West – Zur Verteidung des Abendlandes

Ein Beitrag zur Orientalismusdebatte

Einleitende Bemerkungen des Übersetzers und Herausgebers

 

Der folgende Text ist die von mir leicht bearbeitete und frei ins Deutsche über­setzte schriftliche Version des Redemitschnittes von Ibn Warraq von der Tagung in Otzenhausen, die ihrerseits zu einem großen Teil auf Ausschnitten aus seinem Buch Defending the West: A critique of Edward Saids Orienta­lism. Amherst New York 2007 sowie weiteren Artikeln des Autors beruht.

Das im Beitrag behandelte Buch von Edward Said, „Orientalism“1, hatte be­reits kurz nach seinem Erscheinen großes Aufsehen erregt und eine öffentli­che Diskussion ausgelöst, die in Deutschland unter dem Stichwort „Orientalis-mus­debatte“ bekannt geworden ist.

Wie groß noch immer der Einfluss des Buches ist, zeigt sich darin, dass es – wohl um den modernen Anforderungen an die „political correctness“ durch gebührende Selbstanklage gerecht zu werde – an deutschen Universitäten in Leselisten für Orientalistikstudenten als Pflichtlek­türe verzeichnet ist. Auch in der Online-Enzyklopädie Wikipedia wird Said un­ter dem Stichwort „Orient“ bereits nach einer halben Seite folgendermaßen erwähnt:

Seit den 1970er Jahren hat das Konzept einer Trennung von Orient und Okzident heftige Kritik erfahren (Orientalismusdebatte). Ausge­hend von den bis heute einflussreichen Thesen Edward Saids wurde konstatiert, das westliche Bild des Orients sei voller unbewusster Vorur­teile und Verzerrungen, die der Realität nicht gerecht würden. Das Konzept von Abendland und Morgenland sei weniger alt als be­hauptet, vielmehr sei es erst im 18. Jahrhundert entstanden.

Unter dem Stichwort „Orientalismus“ findet man weiterhin folgendes:

Mit dem Begriff Orientalismus bezeichnet Edward Said in seinem 1978 erschienenen Werk den eurozentrischen, westlichen Blick auf die Gesellschaften des Vorderen Orients bzw. die arabische Welt als ei­nen „Stil der Herrschaft, Umstrukturierung und des Autoritäts-besit­zes über den Orient“.

In dem darauffolgenden Text wird zwar auch Kritik erwähnt:

Die Saidsche Analyse birgt trotz ihrer Brillanz sowohl in methodo-logi­scher als auch in inhaltlicher Hinsicht einige Schwachstel­len,…“

Das allgemeine Urteil ist jedoch überaus positiv, wobei die Replik Ibn War­raqs keine Erwähnung findet.

Auch in der renommierten Encyclopedia Britannica (CD Version von 2001) wird Said in ähnlicher Weise erwähnt:

In Orientalism (1978), perhaps his best-known work, Said examines Western stereotypes about the Orient, specifically the Islamic world, and argues that Orientalist scholarship is based on Western imperia­lism.

Also das Fach Orientalistik ist laut Said nur ein Instrument westlichen Imperialismus.

Zu dem für den sonst nüchternen und prüden Webster ungewöhnlichen Adjek­tiv „groundbreaking – bahnbrechend“ für Saids Buch entschied sich dieses wohl bekannteste einsprachige Wörterbuch des Englischen in seiner Online-Version2. Zunächst wird zwischen zwei Bedeutungen des Begriffes „orienta­lism“ unterschieden:

Orientalism is the study of Near and Far Eastern societies and cultures, generally by Westerners. Although this term had become archaic and rare by the late twentieth century, Edward Said redefined this term in his groundbreaking work (Orientalism, 1979) to empha-size the relationship of power and knowledge in scholarly and popu-lar thinking, in particular, regarding Europeans and how they saw the Arab world. (Hervorhebung vom Verf.)

Also „Orientalismus“ zur Bezeichnung einer Geisteshaltung wird hier als neue Sprachschöpfung Saids angesehen, der mit seinem Buch erstmalig die Bezie-hung von Wissen und Macht herausgestellt haben soll. Warum das Buch so „groundbreaking“ ist und welche Auswirkungen es hat, lesen wir etwas später:

(…)Many scholars now use Said’s work to undermine long-held, of­ten taken-for-granted European ideological biases regarding non-Euro­peans in scholarly thought. Some post-colonial scholars would even say that the West’s idea of itself was constructed largely by say­ing what others were not.

Dier von Said behaupteten ideologischen Vorurteile Europas gegenüber dem Orient werden hier also schon als unbestreitbare Realität dargestellt, wobei erst Said europäische Wissenschaftler dazu gebracht habe, sich von diesen zu befreien.

Und in demselben politisch-korrekten und von postkolonialem schlechten Gewissen geprägten Stil geht es dann weiter:

Throughout history, western culture built up a stereotype of „the Ori­ent“ – seductive women and dangerous men living in a static soci­ety with a glorious but long-gone past. Many critical theorists re­gard Orientalism as part of a larger, ideological colonialism justified by the concept of the „white man’s burden“.

Die Orientalistischen Disziplinen bauen danach also bewusst auf Stereotypen – verführerische Frauen und wilde Männer – auf, die (seit Said) von „vielen Wissenschaftlern“ als ideologische Waffe des „Weißen Mannes“ erkannt worden seien, mit der der Orient leichter unterdrückt werden könne.

Gegen diese Thesen Saids und gegen diesen Einfluss hat Ibn Warraq sein Buch Defending the West geschrieben.

Edward Said selbst kann leider nicht mehr zu der Kritik Ibn Warraqs Stellung nehmen, da er im Jahre 2003 verstarb. Er war 1935 als Sohn palästinensischer Christen in Jerusalem geboren worden, war später in den USA als Literaturtheore­tiker und -kritiker bekannt geworden, und galt lange als Sprach­rohr der Palästinenser in den Vereinigten Staaten. Allzusehr musste er persönlich wohl nicht unter der Diskriminierung durch die Geisteshaltung „Orientalismus“ leiden, da er eine Professur für Englisch und Vergleichende Literaturwissenschaft and der Columbia University sowie in Harvard und Yale innehatte.

Ibn Warraqs Buch ist mittlerweile auf Englisch in Deutschland erhältlich, eine deutsche Übersetzung ist aber weder angefertigt worden noch bisher ge­plant. Aus diesem Grund und weil sich das Buch nicht nur an die Fachwelt richtet, wurde die Rede auch nicht im englischen Original belassen, sondern – anders als die übrigen englischsprachigen Artikel im vorliegenden Sammelband – übersetzt.

Eine gewisses Problem ergab sich durch die häufigen Zitate in der Rede, die aus Büchern stammen, von denen keine deutsche Übersetzung verfügbar war bzw. aus Zeitgründen die deutsche Übersetzung nicht eingesehen werden konnte. Diese wurden direkt aus dem Englischen übersetzt, aus Gründen der Authentizität wurde jedoch der Originaltext bei kürzeren Zitaten in Klam­mern hinzugefügt, bei längeren steht er in einer Fußnote.

Das größte Problem war jedoch die Übersetzung des Begriffes „Orienta­lism“ selbst. Nach der bereits erwähnten Online-Version des Webster bezeich­net der Begriff sowohl das Fach „Orientalistik“, wenn er auch in dieser Bedeu­tung veraltet ist, seit Erscheinen des Buches von Said aber mehr noch die von Said so scharf kritisierte angebliche Geisteshaltung westlicher Orientalisten.

In der deutschen Übersetzung wird der Begriff also teils als „Orientalistik“, teils als „Orientalismus“ übersetzt, je nachdem, ob eher das Fach oder die besagte Geisteshaltung gemeint ist.

Markus Groß

 

 

Was Arabern und Muslimen eine selbstkritische Betrachtung ihrer Lage erheblich erschwert und auch im Westen Kritik am Islam stark behindert hat, ist der durchweg schädliche Einfluss von Edward Saids Buch „Orien-talismus“. Dieses Buch hat einer ganzen Generation von Arabern die Kunst des Selbstmitleids beigebracht und beförderte das Aufkommen des Islami-schen Fundamentalismus in den achziger Jahren. Zudem wurde jedwede Kritik am Islam im Keim erstickt, und selbst Forschungsprojekte von herausragenden Islamwissenschaftlern, die befürchteten mit ihren For-schungsergebnissen muslimische Sensibilitäten zu verletzen, wurden durch dieses Buch gestoppt.

 

An diesem Punkt wurden im Vortrag drei Beispiele von bekannten Wissenschaftlern erläutert, von denen zwei ihre Projekte abbrachen, da sie absehen konnten, dass die Resultate im Gegensatz zur muslimischen Dogmatik stehen würden. Ein weiterer Islamwissenschaftler bekam von einer Reihe von Kollegen aus ähnlichen Gründen Absagen für einen geplanten Kongress. Da die Informationen auf mündlichen und möglicherweise nicht für die breite Öffentlichkeit bestimmten Mitteilungen beruhen, werden die Namen der betreffenden Wissenschaftler hier nicht genannt.

 

Den aggressiven Ton des Buches habe ich als „intellektuellen Terro-rismus“ bezeichnet, da er nicht dazu dient, durch Argumente oder histori-sche Analyse zu überzeugen, sondern von hohem moralischen Podest in einem Rundumschlag Anklage erhebt mit der Begründung Rassismus, Imperialismus und Eurozentrismus; wer auch immer anderer Meinung ist als Said, kann sicher sein mit beleidigenden Angriffen überschüttet zu werden.

Das hohe moralische Podest ist ein wichtiges Element in Saids Taktik: Da er der festen Überzeugung ist, dass seine Position moralisch unan-greifbar ist, hält Said es offenbar für gerechtfertigt, jedes mögliche Mittel anzuwenden, um diese Position zu verteidigen, einschließlich der bewussten Verdrehung der Ansichten berühmter Forscher, wobei er Geschichte und Geistesgeschichte auf höchst tendenziöse Weise interpretiert, oder kurz gesagt: indem er die Wahrheit vergewaltigt. Aber so etwas wie „Wahrheit“ hält Said ja sowieso für eine Illusion.

Said greift nicht nur das gesamte Fach Orientalistik an, das sich die wissenschaftliche Erforschung des Orients zum Ziele gesetzt hat, und dem Said vorwirft, negative rassische Stereotypen am Leben zu halten, anti-arabische und anti-islamische Vorurteile zu schüren und den Mythos eines im Wesenskern unveränderlichen „Orients“ zu verbreiten, er wirft auch den Orientalisten als Gruppe Komplizenschaft mit imperialer Macht vor und macht sie dafür verantwortlich, die Unterscheidung zwischen westlicher Überlegenheit und orientalischer Unterlegenheit in die Welt gesetzt zu haben. Dies sollen sie geschafft haben, indem sie die Stimme „des Orientalen“ bewusst unterdrückten sowie aufgrund ihrer inhumanen Nei-gung, weitreichende, aber vage Verallgemeinerungen über ganze Bevöl-kerungen, die in Wirklichkeit aus Millionen von Individuen bestehen, aufzustellen. Mit anderen Worten, viel von dem, was über den Orient, insbesondere über den Islam und den islamischen Kulturkreis geschrieben worden ist, sei falsch. Die Orientalisten stehen auch auf der Anklagebank, weil sie den „Anderen“ geschaffen haben sollen – den Nicht-Europäer, der stets negativ dargestellt wird, zum Beispiel als passiv, schwach und behaftet mit dem dringenden Bedürfnis vom viel weiter entwickelten Westen zivi-lisiert zu werden, wobei immer westliche Stärke östlicher Schwäche gegen-übergestellt worden sein soll.

Aber „Orientalismus“ ist auch allgemeiner eine „Art zu Denken, die auf der ontologischen und epistemologischen Unterscheidung „des Orient“ und (meistens) „des Okzidents“ beruht. Daher werden auch Verfasser von Roma­nen, Epen, Reiseberichten und solche, die Gesellschaften, Bräuche und Völker beschrieben haben, alle des „Orientalismus“ bezichtigt. Zusam-men­gefasst wird Orientalismus gesehen als „eine Art und Weise des Westens, den Orient zu beherrschen, neu zu strukturieren und Autorität über ihn auszuüben.“

Bei Said ist das Konzept des „Diskurses (discourse)“ von zentraler Bedeu­tung, das er von Foucault entlehnt hat, der die Meinung vertrat, dass die vorgeblich objektiven Wissenschaften und die Naturwissenschaften in einer Gesellschaft, die ja einigen Privilegien zubilligt, während andere we­gen mangelnder Konformität bestraft werden, nichts anderes seien als „Dis­kurse der Macht“. Die behauptete „Objektivität“ eines Faches verdecke sein wahres Wesen; Fächer wie die Orientalistik nähmen Teil an solchen Diskur­sen. Said fährt fort,

„… ohne die Orientalistik als Diskurs untersucht zu haben, kann man unmöglich das enorm systematische Fach verstehen, durch welches die Europäische Kultur in der Lage war, den Orient politisch, militä­risch, ideologisch, wissenschaftlich und als Phantasiewelt in der Zeit nach der Aufklärung unter Kontrolle zu halten – und sogar zu erschaf­fen.“3

Wie ich noch zeigen werde, gibt es mehrere widersprüchliche Thesen, die in Saids undurchdringlicher, in endlosem postmodernen Jargon geschriebe­ner Prosa verborgen liegen, z.B.: „Ein Universum repräsentativen Diskurses“ (A universe of representative discourse), „Orientalistischer Dis­kurs“ (Orienta-list discourse).

Irgendein wohlmeinender Herausgeber hätte Said wirklich einmal er-klären sollen, was „wörtlich“ (literally) eigentlich bedeutet und was der Un-terschied zwi­schen „scatological (Exkremente betreffend)“ und „eschatologi-cal (das Leben nach dem Tode betreffend)“ ist. Gleiches gilt für Saids auf-gebauschte Sprache, durch die irgendeine seichte Beobachtung getarnt wer-den soll, wenn er z.B. von „textlicher Einstellung (textual attitude)“ spricht, wo er im Grunde aber nur „Stubengelehrsamkeit (bookishness)“ meint.

Bisweilen scheint Said den Orientalisten aber auch zuzubilligen, dass sie wirkliches positives Wissen über den Orient, seine Geschichte, Kultur und Sprachen erworben haben, wenn er beispielsweise Lanes Buch „Manners and Customs of the Modern Egyptians“ einen „Klassiker der historischen und anthropologischen Beobachtung“ nennt, und zwar „aufgrund seines Stils und seiner außergewöhnlich intelligenten und brillianten Details (a classic of historical and anthropological observation because of its style, its enormously intelligent and brilliant details). Oder wenn er von „wachsen-dem systematischen Wissen in Europa über den Orient (a growing systematic knowledge in Europe about the Orient)“ spricht.

Da er in diesem Fall keine Anführungszeichen verwendet, nehme ich an, dass er hier an den Zuwachs echten Wissens denkt. Weiterhin sagt Said von der Orientalistik, sie habe einen „beträchtliche Menge exakter positiver Kenntnisse über den Orient (a fair amount of exact positive knowledge about the Orient)“ hervorgebracht. Wieder gehe ich davon aus, dass Said es nicht ironisch meint, wenn er von „philologischen Entdeckungen in vergleichender Grammatik durch Jones (gemeint: Sir William Jones) (philo-logical discoveries in comparative grammar made by Jones,…) spricht. Und als letztes Beispiel möge Saids Erwähnung der „objektiven Entdeckungen (objective discoveries)“ der Orientalistik dienen.

Vielleicht ist das Buch von „Eleganter Unsinn – Intellectual Imposters (wörtlich: intellektuelle Hochstapler)“4 bekannt. Danach ist es eine bewährte Technik aller Scharlatane, immer das Gegenteil der eigenen Behauptung an anderer Stelle zu behaupten. Wenn dann später der Vorwurf erhoben wird, etwas Falsches behauptet zu haben, kann man immer auf die jeweils andere Stelle verweisen und ist so immer auf der sicheren Seite.

Dieser Anerkennung wirklicher Entdeckungen durch Orientalisten wird also durch Saids Beharren darauf widersprochen, dass es so etwas wie „Wahrheit“ gar nicht gibt; oder wenn er die Orientalistik beschreibt als eine „Art Paranoia, Wissen einer anderen Art als, sagen wir, normales histo-risches Wissen (a form of paranoia, knowledge of another kind, say, from ordinary historical knowledge)“. Oder in einem anderen Fall, „es ist letzt-endlich die Ignoranz des Westens, die verfeinerter und komplexer wird, nicht ein Grundstock an positivem Wissen des Westens, der in Umfang und Genauigkeit wachsen würde (it is finally Western ignorance which becomes more refined and complex, not some body of positive Western knowledge which increases in size and accuracy)“. An einem Punkt scheint Said zu leugnen, dass die Orientalistik überhaupt irgend ein objektives Wissen erworben hat, wobei er später dazu schreibt: „die Fortschritte in einer ‚Wissenschaft‘ wie der Orientalistik in ihrer akademischen Form sind weniger objektiv richtig als wir es gerne glauben möchten (the advances made by a ’science‘ like Orientalism in its academic form are less objectively true than we often like to think)“. Allerdings lässt die letzte Formulierung auch die Möglichkeit offen, dass zumindest einige ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse stimmen, jedoch weniger als wir bisher vermuteten. Said pflichtet auch rückhaltlos Abdel-Malek5 bei seiner Kritik an der Orientalis-tik und ihrem falschen „Wissen“ über den Orient bei.

In seinem Nachwort von 1994 hebt Said ausdrücklich hervor, dass er „nicht das Ziel und noch viel weniger die Fähigkeit habe, zu zeigen, was der wahre Orient und der wahre Islam eigentlich sind (no interest in, much less capacity for, showing what the true Orient and Islam really are)“. Trotzdem widerspricht er diesem Ausbruch für ihn uncharakteristischer Beschei-denheit und Demut, wenn er behauptet, dass „der Orient der Orientalisten nicht der Orient ist, wie er ist, sondern der Orient wie er orientalisiert wurde (The Orientalist’s Orient is not the Orient as it is, but the Orient as it has been orientalized)“, denn eine solche Formulierung setzt voraus, dass Said weiß, was der wahre Orient ist. Eine solche Grundannahme scheint auch seiner Aussage zu Grunde zu liegen, dass „die gegenwärtige Krise das Auseinanderklaffen zwischen Texten und Wirklichkeit dramatisiert (the present crisis dramatizes the disparity between texts and reality)“.

Um den Unterschied zwischen den beiden einschätzen zu können, müsste Said aber zunächst einmal wissen, was die Wirklichkeit ist. Dies trifft auch in den Fällen zu, in denen Said moniert, dass „wer in der Orientalistik nach einem lebendigen Eindruck eines orientalischen Menschen oder gar nach sozialer Realität sucht … vergeblich sucht (To look into Orientalism for a lively sense of an Oriental’s human or even social reality…is to look in vain)“.

In meinem Buch gebe ich weiterhin Beispiele für etwas, was ich als grobe historische Schnitzer bezeichnet habe:

Said scheint beispielsweise allen Ernstes zu glauben, dass die Eroberung Anatoliens durch die Osmanen früher stattfand als die islamische Ero-berung Nordafrikas. Solche Fehler kann man natürlich seiner Unkenntnis zuschreiben – Said ist schließlich kein Historiker – das aber lässt dann doch an seiner Kompetenz zweifeln, ein solches Buch zu schreiben.

Auf der anderen Seite muss er sich aber den Vorwurf intellektueller Unredlichkeit gefallen lassen für seine absichtlichen Falschinterpretationen der Werke und Schlussfolgerungen namhafter Wissenschaftler, wie im Falle von R W. Southern: Western views of Islam and the Middle East6 und auch bei dem Buch The Oriental Renaissance von Raymond Schwab7.

Und er versucht wirklich, seine Leser zu der Ansicht zu verleiten, diese Autoren unterstützten sein Buch. Aber das gewaltige 500 Seiten starke Buch von Schwab ist Zeile für Zeile eine Widerlegung alles dessen, was Said jemals geschrieben hat. Und trotzdem wurde ausgerechnet Said gebeten, das Vorwort zu der englischen Übersetzung des Buches von Schwab zu schrei-ben, ein mir völlig unverständlicher Vorgang. Said erwähnt Schwab und zitiert ihn, als ob dieser ihn unterstütze, was überhaupt nicht der Fall ist.

Said scheint auch Friedrich Schlegel eine falsche Lesung von Dantes Göttlicher Komödie vorzuwerfen, die jedoch völlig korrekt ist. Ebenso missversteht Said eine Reihe weiterer Schriftsteller wie Jane Austen, Rudyard Kipling, Joseph Conrad, gar nicht zu reden von mehreren Opern von Mozart und Verdi.

Um sein Ziel zu erreichen, den Westen im Allgemeinen und die Orientalistik im Besonderen in möglichst schlechtem Licht darzustellen, bedient Said sich verschiedener Taktiken. Eine davon besteht darin, den Orient als ständiges Opfer des Imperialismus, der Beherrschung und der Aggression durch den Westen darzustellen. Der Orient ist bei ihm nie ein Akteur, ein Handelnder mit freiem Willen, eigenen Vorstellungen und eigenen Ideen. Auf diese Einstellung Saids ist die im heutigen Nahen Osten so weit verbreitete unreife und abstoßende Neigung zurückzuführen, alle Übel dieser Welt auf die – für uns nur eingebildete – westlich-zionistische Weltverschwörung zurückzuführen. Hier ein Beispiel für Saids eigenen Glauben an die üblichen Verschwörungen aus seinem Buch „Die Palästina-Frage (The Question of Palestine)“8:

Es war den westlichen Unterstützern des Zionismus wie zum Beispiel Balfour völlig klar, dass die Kolonisierung von Palästinas von Beginn an für Ziele der westlichen Mächte vorangetrieben wurde: Herzl be­nutzte diese Idee, Weizmann nutzte sie, jeder führende israelische Politi­ker seitdem hat sie genutzt. Israel war ein Instrument, um den Is­lam – später die Sowjetunion, oder den Kommunismus – in Schach zu halten!9

Was die Politik der Opferrolle betrifft, so hat Said sie selbst in einem geradezu unanständigen Grad für seine Zwecke benutzt.

Die vermeintliche Eroberung Ägyptens durch Napoleon spielt eine wichtige symbolische Rolle in Saids Plan, zu beweisen, dass alles Übel auf die Orientalistik zurückgeht. Für Said hat Napoleon Ägypten erobert, beherrscht, verschlungen, besessen und unterdrückt. Ägypten wird be-schrieben als das passive Opfer westlicher Raffgier. In Wirklichkeit wurden die Franzosen besiegt und mussten Hals über Kopf nach weniger als vier Jahren das Land verlassen: Napoleon kam im Juli 1798 an und verließ das Land für immer knapp ein Jahr später. Die französischen Truppen blieben bis September 1801. Aber während dieses kurzen Zwischenspiels wurde die französische Flotte in der Schlacht am Nil zerstört und der französische Versuch, Murad Bey zu erobern, schlug fehl. Unruhen brachen aus, als eine Haussteuer in Kairo erhoben wurde und der französische General Dupuy, der Vizegouverneur von Kairo, wurde getötet. Weitere Unruhen brachen unter den Muslimen in Kairo aus, als die Franzosen das Land verließen, um sich den Türken in Mataria entgegenzustellen, wobei die Mehrzahl der Opfer Christen waren, von denen viele von den Muslimen erschlagen wurden. Kléber, der französische General, wurde ermordet. Weit davon entfernt, die Ägypter als „die Anderen“ zu sehen, oder den Islam schlecht zu machen, waren die Franzosen von 1798 der muslimischen öffentlichen Mei-nung gegenüber überaus entgegenkommend, wobei Napoleon eine genaue Kenntnis des Koran bewies. Die Ironie war, dass nach der Ermordung Klébers das französische Kommando auf Gen. J.F. Baron de Menou überging, der zum Islam übertrat und sich daran machte, Maßnahmen in Gang zu setzen, um die Muslime zu versöhnen.

Naguib Mahfouz, der ägyptische Romancier und Nobelpreisträger, sagte einmal, dass es dem französischen Ägyptenfeldzug zu verdanken sei, dass sein Land aus Jahrhunderten des Obskurantismus herausgefunden hat. „Ägypten verdankt Napoleon all seine Modernität!“

Eine weitere Folge des Zusammentreffens mit dem Westen war die Entdeckung seiner alten, vorislamischen Vergangenheit, Dank der Arbeit und dem Genie von Wissenschaftlern wie Mariette und Champollion. So viel zu den Übeln der „Eroberung Ägyptens“.

Hätte Said sich die Mühe gemacht, die weitere Geschichte Ägyptens zu verfolgen, dann wäre er in der Lage gewesen, den westlichen Imperialismus richtig einzuordnen, da er unweigerlich auf die Gestalt Muhammad Alis ge-stoßen wären, der oft als Begründer des modernen Ägypten angesehen wird. Es war nie im Interesse oder auch nur eine Erwägung der westlichen Mäch-te, das Osmanische Reich zu zerstückeln, ein Reich, das immer wieder um europäische Hilfe für die Bewahrung seiner Reichsterritorien bat und sie auch erhielt.

Nach dem demütigenden Rückzug der Franzosen war der größte He-rausforderer der Osmanen ein Moslem, der fähige, aber ehrgeizige Statthalter von Ägypten, Muhammad Ali Pasha, der nichts weniger anstreb-te als die Ersetzung der Herrschaft der Osmanen durch seine eigene. Inspiriert von Napoleon modernisierte Muhammad Ali viele der archai-schen Institutionen Ägyptens. Seine imperialen Träume wurden von den Osmanen vereitelt, die wieder einmal die Hilfe der Großmächte auf ihrer Seite hatten – Großbritannien, Russland, die Donaumonarchie und Preußen – die nicht die missliche Lage des Sultans für die Vergrößerung ihrer eigenen Reiche ausnutzen wollten.

Etwas später träumte auch Muhammad Alis Enkel Ismail davon, Ägyp-ten in einen modernen imperialen Staat zu verwandeln. Bis Mitte der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts „war ein ägyptisches Großreich ent-standen, das sich vom Mittelmehr bis an den Victoriasee erstreckte und vom Indischen Ozean im Osten bis an die Libysche Wüste“10.

Ich habe mich bei diesen historischen Details aufgehalten, um den Imperialismus des 19. Jahrhunderts in den rechten Kontext einzuordnen, um zu zeigen, dass die Geschichte des Nahen Ostens zu einem bedeutenden Teil von Akteuren aus dem Nahen Osten selbst bestimmt wurde, die keine „hilflosen Opfer der raubgierigen Großmächte, sondern aktive Teilnehmer an der Neuordnung ihrer Weltgegend (no hapless victims of predatory imperial powers but active participants in the restructuring of their region)11“ waren.

Aber dies passt natürlich überhaupt nicht zu Saids Vorhaben, „die Orientalen“ als passive Opfer des westlichen Imperialismus darzustellen, die unfähig sind, ihr eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Said hat sich gerade der Sünden schuldig gemacht, die er den Orientalisten vorwirft, nämlich der Unterdrückung der Stimme des ägyptischen Volkes, der wah-ren Geschichte des Nahen Ostens, der von einheimischen Strömungen, Wünschen und frei gewählten Handlungen bestimmt wurde.

Said Verwendung emotionaler Sprache, wenn es um westlichen Imperialismus mit allen seinen vermuteten Übeln geht, verdeckt den allgemeinen historischen Hintergrund der gesamten Region. Während die Präsenz der Franzosen weniger als vier Jahre dauerte, bevor sie auf schmähliche Weise von den Briten und Türken vertrieben worden waren, waren die Osmanen die Herren von Ägypten seit 1517, also insgesamt über einen Zeitraum von 280 Jahren. Selbst wenn wir die spätere Zeit als britisches und französisches Protektorat hinzuzählen, war Ägypten nur für siebenundsechzig Jahre unter westlicher Herrschaft, Syrien für einund-zwanzig Jahre, Iraq fünfzehn Jahre – und Saudi-Arabien war natürlich niemals unter westlicher Herrschaft. Dem möge man einmal Südspanien gegenüberstellen, dass während 781 Jahren unter dem muslimischem Joch stand, Griechenland 381 Jahre, und die prächtige neue christliche Haupt-stadt, die Rom in den Schatten stellte – Konstantinopel – ist immer noch in muslimischen Händen12. Aber eine spanische oder griechische „Politik der Opferrolle“ scheint es nicht zu geben.

In seinem Vorwort von 1994 bestreitet Said, dass er anti-westlich ein-gestellt sei und dass das Phänomen des Orientalismus nur stellvertretend für den gesamten Westen steht. Weiter behauptet er, dass es feststehende reale Einheiten wie den Orient und den Okzident nicht gebe, eben so wenig wie es eine orientalische Realität und noch viel weniger ein Grundwesen des Wes-tens gebe. Und wie bereits erwähnt unterstreicht er, dass er weder das Inte-resse noch die Fähigkeit habe, den wahren Orient und Islam darzustellen.

Aber bereits bei eingehender Lektüre des Buches Orientalismus wird seine anti-westliche Grundeinstellung klar. Er setzt die Begriffe „der Orient“ und „der Okzident“ zwar in Anführungszeichen, die ganze Gewalt seiner Polemik wird aber gespeist durch den Antagonismus und den Kontrast von Ost und West, Orient und Europa, Wir und die Anderen, den er selbst holzschnittartig aufgestellt hatte.

Said schrieb dazu: „Ich bezweifle, dass bestritten werden kann, dass zum Beispiel ein Engländer in Indien oder Ägypten im späteren neunzehnten Jahrhundert ein Interesse an jenen Ländern haben konnte, das über das als Britische Kolonien hinausging. So etwas zu sagen scheint etwas anderes zu sein als zu behaupten, dass alle wissenschaftlichen Erkenntnisse über Indien und Ägypten irgendwie gefärbt, stark beeinflusst oder vergewaltigt worden seien durch die groben politischen Tatsachen des Imperialismus – und doch ist dies genau das, was ich in der vorliegenden Studie zum Orientalismus sagen will“13.

Saids Charakterisierung aller Europäer ist folgende: „Es stimmt also, dass jeder Europäer in dem, was er über den Orient sagen könnte, notwen-digerweise ein Rassist, Imperialist und fast völlig ethnozentrisch sei. (It is therefore correct that every European, in what he could say about the Orient, was consequently a racist, an imperialist, and almost totally ethno-centric)“. Mit anderen Worten ist nicht nur jeder Europäer ein Rassist, sondern er kann auch gar nicht anders. Said behauptet explizit er sei „Antiessenzialist“14, speziell in Bezug auf den Westen. Aber dazu lesen wir wieder bei Said:

Betrachten wir zunächst die Trennlinie zwischen dem Orient und dem Westen. Eine solche zu ziehen erscheint schon zur Zeit der Ilias als kühnes Unterfangen. Zwei der einflussreichsten Eigenschaften, die dem Osten zugeschrieben wurden, erscheinen in der Tragödie Die Perser des Äschylus, dem ältesten erhaltenen athenischen Drama so­wie in den Bacchen des Euripides, dem letzten erhaltenen. Diese bei­den Aspekte des Orients, die ihn vom Westen trennen in diesen bei­den Schauspielen sollten wesentliche Motive der Europäischen Phan­tasiewelt bleiben. Eine Linie wurde zwischen zwei Kontinente gezo­gen: Europa ist mächtig und klar erkennbar; Asien ist unterwor­fen und liegt weitab15. (S. 56-57)

Said schreibt dem Westen also eine kohärente Identität zu, die einen fest-umrissenen Grundbestand abgewogener Urteile hervorgebracht hat – „Euro-pa ist mächtig und klar erkennbar; Asien ist unterworfen und liegt weitab“ – Urteile, die über einen Zeitraum von 2500 Jahren unverändert geblieben sind. Dazu sagt Keith Windschuttle in seiner Rezension16:

„Dies ist nichts anderes als die Anwendung eben der Vorstellung des „Es­sentialismus“, die er anderswo so vehement verurteilt. (nothing less than the use of the very notion of „essentialism“ that he elsewhere condemns so vigorously ).“

Hier ein weiteres Beispiel für anti-westlichen Essentialismus:

Der Orient wurde orientalisiert, nicht nur weil man an ihm alles „Orien­talische“ entdeckte, was dem durchschnittlichen Europäer des neunzehnten Jahrhunderts als solches erschien, sondern auch weil er ori­entalisch gemacht werden konnte – d.h. zum Orientalisch-Sein ge­bracht wurde. (The orient was Orientalized not only because it was dis­covered to be ‚Oriental‘ in all those ways considered commonplace by an average nineteenth-century European, but also because it could be – that is, submitted to being – made Oriental)“ (S. 6)

Ein Teil der Taktik Saids ist es, westliche Schriftsteller und Wissenschaftler, die in sein Weltbild nicht hineinpassen, einfach wegzulassen. Da – nach Said – alle Europäer a priori Rassisten sind, kann er selbstverständlich keine Autoren zitieren, die diesem Bild nicht entsprechen. In der Tat wäre es möglich, ein paralleles Buch über Orientalismus zu schreiben, das aus Textauszügen von westlichen Schriftstellern, Wissenschaftlern und Reisen-den besteht, die sich von verschiedenen Aspekten nicht-europäischer Kultur angezogen fühlten, die diese priesen und in wohlwollendem Kontrast zu der Dekadenz, Bigotterie, Intoleranz und Kriegslüsternheit ihrer eigenen Kultur darstellten. – Eben das habe ich mit meinem Buch versucht.

Wäre Said nur ein wenig tiefer in die griechische Kultur und Geschichte eingedrungen und hätte er sich beispielsweise das große Geschichtswerk Herodots angeschaut, hätte er zwei Merkmale westlicher Kultur angetroffen, die ebenfalls charakteristisch sind und die Said peinlich bemüht ist zu verdecken bzw. ihre bloße Existenz zu leugnen: Die Suche nach Wissen um seiner selbst willen und den tiefen Glauben an die Einheit der Menschheit, mit anderen Worten: den Universalismus.

Das griechische Wort „historia“, von dem das europäische Kulturwort „Historie“ abgeleitet ist, heißt ursprünglich „Forschung, Nachprüfung“; Herodot glaubte, sein Werk beruhe auf Forschung: was er gesehen, gehört und gelesen hatte, aber auch was er durch Nachforschen ergänzt und nachgeprüft hatte. Für Herodot haben historische Fakten einen intrin-sischen Wert und rationale Bedeutung. Rassische Vorurteile waren ihm völlig fremd – Plutarch später bezeichnete ihn abfällig als „Philobarbaros – Barbarenfreund“, wofür es im Englischen die vielleicht vergleichbare Bezeichnung „nigger-lover“ gibt. Sein Werk bewies darüber hinaus beträcht-liche Sympathie für die Perser und für die persische Kultur. Herodot stellt die Perser als ehrlich da – „sie betrachten nichts als entehrender als das Lügen“ -, tapfer, würdevoll und königstreu. Was die Religionen der ver-schiedenen von ihm studierten Völker angeht, so zeigte Herodot seine übli-che intellektuelle Neugier, aber auch seinen Respekt für sie alle, denn „alle Menschen haben gleichermaßen Wissen von göttlichen Dingen“.

Man könnte die Beispiele von Saids absichtlichen Aussparungen vervielfältigen, z.B. alle jene Schriftsteller, die Arabern, Türken und dem Islam wohlgesonnen waren. Hierbei muss auf die grob einseitige Auswahl der nur oberflächlich wissenschaftlichen Auswahl Saids hingewiesen werden: In der westlichen Literatur kann man leicht eine Menge Beweismaterial finden, das seiner These widerspricht. Und eine solche Auswahl beträfe nicht Randfiguren der westlichen Kultur, die man aus Nischen hervorholen müsste, sondern Menschen, die die abendländische Kultur überhaupt erst geschaffen haben, zentrale Persönlichkeiten wie Montaigne, Bayle, Voltaire, Gibbon, Lessing, Montesquieu (Lettres Persanes, 1721) und Denis Diderot (Supplément au Voyage de Bougainville, 1772), wobei die letzteren beiden hervorragende Beispiele für die Bedeutung der Vernunft, der objektiven Wahrheit und universeller Werte in der europä-ischen Aufklärung sind.

Man hat meistens den Eindruck, dass Said den Orientalisten grollt, weil sie so gründlich und gelehrsam – man könnte auch sagen wissenschaftlich und erfolgreich – waren. Er ist vor allem neidisch auf ihre Beherrschung von Sprachen. Am Rande sei bemerkt, dass Said im Arabischen ziemlich un-sicher war, wobei er die klassische Hochsprache erst in einer sehr späten Phase seines Lebens zu lernen begann.

So gibt er widerwillig zu, dass Barthélemy d’Herbelot Arabisch, Persisch und Türkisch lesen konnte, nur um d’Herbelot kurz darauf vorzuwerfen, dass er seine Bibliothèque orientale alphabetisch geordnet hat (S. 65)! Said spricht von „spezifisch orientalistischen Techniken – Lexikographie, Gram-matik, Übersetzung, kulturelles Dekodieren… (specific Orientalist tech-niques – lexicography, grammar, translation, cultural decoding…)“ als ob dies Folterinstrumente seien, nur dazu benutzt den Orient zu vergewaltigen, zu unterjochen und zu beherrschen (S. 121).

Dasselbe Ressentiment wird deutlich gegen „geregelte Kodierungen, Klassifizierungen, Ausgaben, Übersetzungen (regulatory codes, classifi-cations, editions, translations)“, was nur interpretiert werden kann als Hass auf Wissenschaft im Allgemeinen, und im Westen hervorgebrachte Wissen-schaft im Besonderen (S. 166). Westliche intellektuelle Energie und Neugier, d.h. „Aktivität, Urteilsvermögen, Wahrhaftigkeit und Wissen (activity, judg-ment, will-to-truth, and knowledge)“, wird abgelehnt als „nichts als Aggression (all aggression)“ (S. 204).

Wie ein Historiker, J. M. Roberts, es ausgedrückt hat,

„Die massive Gleichgültigkeit einiger Kulturen und ihr Mangel an Neu­gier über andere Welten ist ein weites Feld. Warum haben bis vor kurzem islamische Wissenschaftler keinen Wunsch verspürt, lateini­sche Texte oder solche in westeuropäischen Sprachen ins Arabi­sche zu übersetzen. Wenn ein englischer Dichter wie Dryden selbstbewusst ein Schauspiel über die Thronfolge in Delhi nach dem Tod des Mogulkaisers Aurangzeb schreiben konnte, warum dann könnte man so völlig ohne Risiko darauf wetten, dass kein indischer Schriftsteller je auf den Gedanken gekommen ist, die ebenso drama-ti­schen politischen Verwicklungen am englischen Königshof des siebzehnten Jahrhunderts in einem Drama zu verarbeiten? Es ist klar, dass eine Erklärung europäischen Forschergeistes und europäi­scher Abenteuerlust tiefer gehen muss und sich nicht auf die Wirt­schaft – wie wichtig sie auch gewesen sein mag – beschränken darf. Es war nicht nur Gier, die den Europäern das Gefühl gab, dass sie hinausge­hen und die Welt erobern konnten. Das Streben nach Ge­winn ist nicht auf ein bestimmtes Volk oder eine Kultur beschränkt. Im fünfzehnten Jahrhundert wurde es von vielen Kaufleuten aus Ara­bien, dem Gujarat oder China geteilt. Aber einige Europäer woll­ten mehr. Sie wollten erforschen.“17

Eine beunruhigende Studie des Arab Human Development Report (Arabi-scher Bericht zur menschlichen Entwicklung), der von arabischen Intellek-tuellen zusammengestellt wurde und von den Vereinten Nationen im Jahre 2004 veröffentlicht wurde, stellte folgendes fest: In den letzten 1000 Jahren wurden weniger Werke aus einer westlichen Sprache ins Arabische über-setzt als Spanien in einem Jahr ins Spanische übersetzt.

Man sollte Said daran erinnern, dass es dieser Wissensdurst auf Seiten der Europäer ist, der die Völker des Nahen Ostens dazu gebracht hat, ihre eigene Vergangenheit und ihre eigene Identität zu entdecken. Die Ausgrabungen, die im neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert in Mesopotamien, dem alten Syrien, dem damaligen Palästina sowie dem Iran von Europäern und später Amerikanern durchgeführt wurden, waren der Grundstein bei der Entwicklung von Fächern wie Ägyptologie, Assyriologie und Iranistik, die der Menschheit einen großen Teil ihres Erbes wieder zurückgaben. Diese Disziplinen gehen ausschließlich auf Europäer und Amerikaner zurück, während der Islam absichtlich, aus Gründen religiöser Doktrin, sich weigert, die vorislamische Vergangenheit, die als Zeit der Unwissenheit betrachtet wird, auch nur zu Kenntnis zu nehmen.

Es kann nicht nachdrücklich genug betont werden, dass die Motive, Wünsche und Vorurteile eines Wissenschaftlers keinen Einfluss auf den wissenschaftlichen Wert seines Werkes haben. Stammtisch-Marxisten bei-spielsweise verwerfen oft die Argumente ihrer Gegner nicht aufgrund rationaler Gründe, sondern einfach nur aufgrund der sozialen Herkunft des betreffenden Wissenschaftlers.

Theodor Nöldekes Bigotterie war wohl bekannt, und in der Tat die Ursache peinlichster Gefühle seitens seiner Kollegen, aber kein moderner Islamwissenschaftler kann seine Geschichte des Qorâns ignorieren.

Ebenso war Henri Lammens für seinen glühenden Hass gegenüber dem Propheten Muhammad bekannt, aber wie Professor F. E. Peters einmal sagte, Lammens, der die Authentizität der muslimischen Tradition und die vorgeblich enge Verbindung zwischen dem Koran und dem Leben Muham-mads in Zweifel zog, ist nie widerlegt worden.

Auf der anderen Seite ist ein Gelehrter, der Sympathie für alle Aspekte des Islam bekundet, darum nicht notwendigerweise ein guter Wissen-schaftler. Said beispielsweise zitiert zustimmend Norman Daniel.

Maxime Rodinson andererseits hat darauf hingewiesen, dass Daniel kein objektiver Historiker, sondern ein Apologet des Islam gewesen ist.

In seinem Buch verrät Said bisweilen seine Verachtung und seine eigene negative Einstellung gegenüber dem Orient, die viel größer ist als die von einigen der Imperialisten, die er pausenlos verurteilt.

So spricht er von „Büchern und Zeitschriften auf Arabisch (und zweifels-ohne auf Japanisch, verschiedenen indischen Dialekten und anderen orientalischen Sprachen).“18

Wie Bernhard Lewis bemerkte, ist dies in der Tat beleidigend, da es gegründet sei auf die „Annahme, dass das, was Inder sprechen und schrei-ben nicht Sprachen sind, sondern Dialekte ((the) assumption that what Indians speak and write are not languages but dialects)“; Said selbst spricht vorher von „unzähligen indischen Dialekten (innumerable Indian dialects, S. 52)“, ungeachtet der Tatsache, dass in Indien mehr als fünfzehn Amtssprachen gesprochen werden, von denen jede einzelne mehr als 40 Millionen Sprecher hat und über eine lange und reiche literarische Tradition verfügt. Wo Said der anti-Orientalist etwas wegnimmt, da rückt es anderswo ein Orientalist wieder gerade, denn es war während der Britischen Periode in Indien, genauer zwischen 1866 und 1927, als Sir George A. Grierson seinen Überblick über die Sprachen Indiens (Linguistic Survey of India) durchführte. Das Ergebnis war ein monumentales Werk von vielen Tausend Seiten, auf denen 179 indische Sprachen identifiziert und beschrieben sind. Alle spätere Forschung beruht auf diesem ausgezeich-neten wissenschaftlichen Werk, das für Grierson ein Symbol seiner Liebe zu Indien war. Und was hier auch erwähnt werden muss: dieser orientalistische Klassiker wird bis heute, achtzig Jahre nach seiner Veröffentlichung, in Indien gedruckt und ist nicht, was Said zweifellos lieber gewesen wäre, verschmäht und vergessen worden.

Dieses Werk ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass eine Menge der orientalistischen Forschung den Völkern des Orients, in diesem Falle den Indern, ihre eigenes reiches und interessantes Erbe, dessen sie sich selbst gar nicht bewusst waren, zurückgegeben hat.

Eine von Saids Hauptthesen besagt, dass die Orientalistik keine unvoreingenommene wissenschaftliche Disziplin ist, sondern eine politi-sche, wobei die Orientalisten den Boden für die Imperialisten, mit denen sie ein abgekartetes Spiel spielen, vorbereiten:

Die einfache Sicht, dass der Orientalismus nur eine Rationalisierung ko­lonialer Herrschaft ist, bedeutet das Ignorieren des Ausmaßes, in dem die Kolonialherrschaft schon im Voraus, und nicht erst nach ih­rer Errichtung, durch die Orientalistik gerechtfertigt wurde.19

Der Orientalist bietet also das Wissen, mit dem der Orientale unter Kontrolle gehalten werden kann:

Und wieder ist es so, dass das Wissen über untergebene Völker oder Ori­entalen ihre Führung erst leicht und rentabel macht; Wissen gibt Macht, mehr Macht verlangt nach mehr Wissen, und so weiter in ei­ner immer rentableren Dialektik der Information und Kontrolle.20

Dies zusammen mit Saids These stammt von dem bereits erwähnten sozialistischen Denker Anouar Abdel-Malek, der koptischer Abstammung ist: dass nämlich der Orient von den Orientalisten immer als unver-änderlich, uniform und andersartig gesehen wird, dass die Orientalen zu rassischen Stereotypen reduziert und als ahistorische ‚Studienobjekte‘ angesehen wurden, die „den Stempel der Andersartigkeit als Wesens-eigenschaft trugen… (stamped with an otherness…of an essentialist character….).“

Die Orientalisten haben ein falsches Bild des Islam gezeichnet: „Der Islam ist vom Westen falsch dargestellt worden (Islam has been funda-mentally misrepresented in the West).“

Said fügt Michel Foucault seiner geistigen Mixtur hinzu; der franzö-sische Guru überzeugte Said, dass orientalistische Wissenschaft in dem ideologischen Rahmen stattfand, den er ‚Diskurs‘ nennt und dass

es in Wirklichkeit darum geht, ob überhaupt irgend etwas21 wahrhaft dar­gestellt werden kann, oder ob jede beliebige Darstellung, eben weil es eine Darstellung ist, zunächst einmal in die Sprache und dann in die Kultur, die Institutionen und das politische Umfeld des Darstellen­den eingebettet ist. Wenn diese Vermutung stimmt – Said ist dieser Meinung22 -, dann müssen wir die Tatsache akzeptieren, dass eine Darstellung eo ipso mit einer ganzen Reihe von Dingen au­ßer der ‚Wahrheit‘, die selbst nur eine Darstellung ist, verknüpft, verwo­ben und in sie eingebettet ist.“23

Es bedarf nur geringer geistiger Anstrengung, um den Widerspruch in Saids Hauptthese zu sehen. Wenn die Orientalisten ein falsches Bild des Orients, der Orientalen, des Islams, der Araber und der arabischen Gesellschaft hervorgebracht haben, und – auf jeden Fall aus der Sicht Saids – so etwas wie „die Wahrheit“ gar nicht existiert – wie dann konnte diese falsche oder Pseudo-Wahrheit den europäischen Imperialisten helfen, drei Viertel des Globus zu beherrschen? Über ‚Information und Kontrolle‘ hat Said geschrieben. Wie steht es aber mit ‚falscher Information und Kontrolle‘?

Um seinen Standpunkt bequemer verteidigen zu können, spart Said den Beitrag deutscher Orientalisten einfach aus, denn ihre Berücksichtigung würde die zentrale These des Buches zerstören -, und das bewusste Ignorieren dieser Leute lässt die These in der Tat zerplatzen – die These nämlich, dass alles von Orientalisten hervorgebrachte Wissen dem Gewinn von Macht diente, und dass sie Imperialisten halfen und ihnen bei der Schaffung von Imperien behilflich waren. Wie wir sehen werden waren deutschen Orientalisten die größten Wissenschaftler ihrer Zunft, Deutsch-land war aber, wie bekannt ist, niemals eine Kolonialmacht in irgend einem der Länder Nordafrikas oder des Nahen Ostens. Bernhard Lewis schrieb:

Zu keinem Zeitpunkt vor oder nach dem Zeitalter des Imperialismus er­reicht der wissenschaftliche Beitrag der Briten und Franzosen in Band­breite, Tiefe oder Niveau die Errungenschaften der großen Zent­ren der Orientwissenschaften in Deutschland und seinen Nach­barn. Es ist sogar so, dass jedwede Geschichte der Arabistik oder Theo­rie über die Arabistik in Europa ohne die Berücksichtigung der Deutschen so unsinnig wäre wie eine Geschichte oder Theorie europä­scher Musik oder Philosophie mit derselben Aussparung.24

Wäre es für deutsche Orientalisten sinnvoll gewesen, Forschung zu betreiben, die nur England oder Frankreich bei der Errichtung ihrer Imperien hilft?

Und die Forscher, die weggelassen wurden, sind keine Randfiguren, son-dern die eigentlichen Begründer der Fächer Orientalistik, Islamkunde und Arabistik: Wissenschaftler vom Format eines Paul Kahle, Georg Kampff-meyer, Rudolf Geyer, F. Gliese, Jacob Barth, August Fischer, Emil Gratzl, Hubert Grimme, Friedrich Schulthess, Friedrich Schwally, Anton Baum-stark, Gottheld Bergsträsser; andere, die nicht besprochen werden sind W. Wüstenfeld, Alfred von Kremer, J. Horovitz, A. Sprenger und Karl Vollers. Obwohl Theodor Nöldeke, dessen Geschichte des Qorâns (1860) die Grund-lage aller späteren Koranforschung werden sollte sowie Johann und Carl Brockelmann erwähnt werden, wird ihre Bedeutung und ihr Gewicht nicht im Einzelnen gewürdigt. Ein weiterer Gründungsvater des Faches Islam-kunde war Ignaz Goldziher, ein ungarischer Jude, der ein objektiver, aber stets wohlwollender Beobachter der islamischen Welt war.

Aber nicht nur die Deutschen werden von ihm ignoriert. Russen (z.B. E. A. Belayev, S. P. Tolstov), Italiener (z.B. Leone Caetani) und viele jüdische Wissenschaftler, die den Islam mit Sympathie und als Schwesterreligion studierten, wie Abraham Geiger und Paul Kraus, sind ihm keine Erwähnung wert. Die Meinung zu vertreten, dass die französischen und britischen Orientalisten irgendwie den Boden für die Imperialisten bereitet hätten, ist eine ernsthafte Geschichtsklitterung. Der erste Lehrstuhl für Arabisch in Frankreich wurde im Jahre 1538 am Collège de France gegründet, das erste Eindringen Frankreichs in ein arabisches Land fand aber erst 1798 unter Napoleon statt. In England wurde der erste Lehrstuhl für Arabisch im Jahre 1633 in Cambridge errichtet, der erste englische Einfall in arabisches Territorium fand dagegen erst im neunzehnten Jahrhundert statt. Wo ist hier eine Komplizenschaft zwischen Orientalisten und Imperialisten er-kennbar? Als die ersten beiden Lehrstühle für Arabisch im Westen gegrün-det wurden, waren es Muslime, die das Mittelmeer beherrschten, während der Balkan unter türkischer Herrschaft stand. Die Belagerung Wiens durch die Türken stand damals noch bevor.25

Der schädlichste Einfluss des Buches „Orientalismus“ von Edward Said war aber seine implizite Unterstützung für den islamischen Funda-mentalismus und sein Beharren darauf, dass „alle Übel in der arabischen Welt ihre Wurzel im Orientalismus haben und nichts mit sozio-öko-nomischen, politischen und ideologischen Gegebenheiten arabischer Länder oder mit der dem zu Grunde liegenden kulturellen Rückständigkeit zu tun haben.“26

Ironischerweise wurde also Said, ein Agnostiker mit christlichem Hintergrund, zum De-facto-Apologeten und Beschützer des Islam, der am wenigsten christlichen Religion und sicherlich der Religion, die am wenigsten Selbstzweifeln ergeben ist. Trotz seinem Eingeständnis, dass er nichts über den Islam weiß und trotz der Tatsache, dass er nicht eine einzige wissenschaftliche Arbeit über den Islam geschrieben hat, nahm Said im Westen immer die Rolle eines Islamexperten ein und schreckte nie davor zurück, in unwissenschaftlichen journalistischen Artikeln uns den wahren Islam zu erklären. Meine Reaktion darauf ist: „Hört endlich auf, uns Muslimen zu erzählen, was der Islam ist. Hört auf für die Muslime zu reden!“ Said war ein Anhänger des säkularen Staates und verteidigte den Islam. Man fragt sich also, wie er für einen nicht-theokratischen Staat argumentiert hätte, wenn Palästina [zu seinen Lebzeiten] jemals eine Realität geworden wäre – in einem theokratischen Palästina wäre ihm die ihm gebührende Rolle als Dhimmi zugewiesen worden27. Und wenn der Islam wirklich eine so wundervolle Religion ist, warum trat er nicht zu ihr über, und warum akzeptierte er ihn nicht als Basis für eine neue Verfassung? An irgend einem Punkt hätte Said das tun müssen, was er in seinem gesamten Erwachsenenleben nie getan hat – den Islam kritisieren, oder zumindest indirekt die Idee einer Theokratie.

Said muss für eine Menge gerade stehen. Orientalismus hat, trotz seiner systematischen Verdrehungen und seines geringen Wertes als geistesgeschichtliche Darstellung, viele westliche Wissenschaftler dazu gebracht, Angst davor zu haben, bestimmte Fragen zu stellen – mit anderen Worten: es hat ihre Forschung behindert. Saids Werk mit seinen schrillen anti-westlichen Klängen, hat das Ziel der Modernisierung nahöstlicher Gesellschaften zudem erheblich erschwert. In seinen Publikationen, in denen alle Probleme nahöstlicher Gesellschaften dem bösen Westen angelastet werden, hat Selbstkritik, etwas, was für Muslime, ob sie nun Araber sind oder nicht, dringend notwendig wäre, fast unmöglich gemacht. Außerdem haben seine Bücher islamische Fundamentalisten ermutigt, und wozu das geführt hat, braucht wohl nicht weiter ausgeführt zu werden.

1 Edward W. Said, Orientalism. London etc.: Routledge & Kegan Paul, 1978; auf deutsch: Edward Said, Orientalismus. aus dem Amerikan. von Lilianer Weiss-berg. Frankfurt a.M.: Ullstein Materialien, 1981

 

2 http://www.websters-online-dictionary.org/definition/orientalism

3 „…[W]ithout examining Orientalism as a discourse one cannot possibly understand the enormously systematic discipline by which European culture was able to manage – even produce – the Orient politically, sociologically, militarily, ideologically, scientifically, and imaginatively during the post-Enlightenment period.“

4 Alan Sokal und Jean Bricmont, Intellectual Imposters; auf deutsch erschienen als: Eleganter Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaften missbrauchen. München 1999

5 Anouar Abdel-Malek, Philosophieprofessor ägyptischer Abstammung an der Sorbonne; unter anderem Autor eines Artikels von 1962: „Orientalism in crisis“ Diogenes 44 (Winter 1963), 104-12.

6 R W. Southern, Western views of Islam and the Middle East, Harvard University Press 1962.

7 Raymond Schwab, The Oriental Renaissance: Europe’s Rediscovery of India and the East, 1680-1880. Translated by Gene Patterson-Black and Victor Reinking with a Foreword by Edward W. Said. Columbia University Press, New York 1984 [1950].

8 Edward Said, The Question of Palestine. New York, Times Books 1979.

9 It was perfectly apparent to Western supporters of Zionism like Balfour that the colonization of Palestine was made a (for the) goal for the Western powers from the very beginning of Zionist planning: Herzl used the idea, Weizmann used it, every leading Isreali since has used it. Israel was a device for holding Islam – later the Soviet Union, or communism – at bay.

10 „a vast Egyptian empire had come into being, extending from the Mediterranean in the north to Lake Victoria, and from the Indian Ocean in the east to the Libyan desert.“, aus: Efraim Karsh and Inari Karsh, Empires in the Sand: The Struggle for Mastery in the Middle East, 1789-1923. Cambridge, MA: Harvard University Press 2001. S. 27 sowie S. 45

11 ebenda S. 2

12 Howard Bloom, The Lucifer Principle: A Scientific Expedition into the Forces of History. New York: Atlantic Monthly Press 1995. S. 231

13 im Original: I doubt that it is controversial, for example, to say that an Englishman in India or Egypt in the later nineteenth century took an interest in those countries that was never far from their status in his mind as British colonies. To say this may seem quite different from saying that all academic knowledge about India and Egypt is somehow tinged and impressed with, violated by, the gross political fact of imperialism – and yet that is what I am saying in this study of Orientalism.

14 Anm. des Übersetzers: Mit dem Begriff „Essentialist“ wird in diesem Text jemand bezeichnet, der von einem definierbaren „Wesen“ einer Kultur ausgeht.

15 Two of the most profoundly influential qualities associated with the East appear in Aeschylus’s The Persians, the earliest Athenian play extant, and in The Bacchae of Euripides, the very last one extant. The two aspects of the Orient that set it off from the West in this pair of plays will remain essential motifs of European imaginative geography. A line is drawn between two continents, Europe is powerful and articulate; Asia is defeated and distant.

16 Keith Windschuttle, Edward Said’s ‚Orientalism‘ revisited. New Criterion 17, no. 5, January 1999

17 The massive indifference of some civilizations and their lack of curiosity about other worlds is a vast subject. Why, until very recently, did Islamiv scholars show no wish to translate Latin or western European texts into Arabic? Why, when the English poet Dryden could confidently write a play focused on the succession in Delhi after the death of the Mogul emperor Aurungzebe, is it a safe guess that no Indian writer ever thought of a play about the equally dramatic politics of the English seventeenth-century court? It is clear that an explanation of European inquisitiveness and adventurousness must lie deeper than economics, important though they may have been. It was not just greed which made Europeans feel they could go out and take the world. The love of gain is confined to no particular people or culture. It was shared in the fifteenth century by many an Arab, Gujarati or Chinese merchant. Some Europeans wanted more. They wanted to explore.“ (J. M. Roberts, The triumph of the West. London. B.B.C. Publication 1985), S. 176)

 

18 books and journals in Arabic (and doubtless in Japanese, various Indian dialects and other Oriental languages (S. 322)

19 To say simply that Orientalism was a rationalization of colonial rule is to ignore the extent to which colonial rule was justified in advance by Orientalism, rather than after the fact

20Once again, knowledge of subject races or Orientals is what makes their management easy and profitable; knowledge gives power, more power requires more knowledge, and so on in an increasingly profitable dialectic of information and control

21 Hervorhebung zur Verdeutlichung vom Übersetzer

22 Einschub Ibn Warraqs beim Vortrag

23 the real issue is whether indeed there can be a true representation of anything, or whether any and all representations, because they are representations, are embedded first in the language and then in the culture, institutions, and political ambience of the representer. If the latter alternative is the correct one – Said’s opinion – then we must be prepared to accept the fact that a representation is eo ipso implicated, intertwined, embedded, interwoven with a great many other things besides the ‚truth,‘ which is itself a representation

24 At no time before or after the imperial age did the British and French contribution, in range, depth, or standard, match the achievement of the great centers of Oriental studies in Germany and neighboring countries. Indeed, any history or theory of Arabic studies in Europe without the Germans makes as much sense as would a history or theory of European music or philosophy with the same omission.“ aus: Bernhard Lewis, Islam and the West, New York, Oxford University Press 1993. S. 108

25 Lewis, Islam and the West, S. 126

26 all the ills of the Arab world emanate from orientalism and have nothing to do with socio-economic, political and ideological makeup of the Arab lands or with the cultural historical backwardness which stands behind it.“ (zitiert aus Sivan, Interpretations of Islam, S. 136)

27 Anm. des Übersetzers: Mit Dhimmi werden die Angehörigen nicht-muslimischer monotheistischer Religionen (Juden, Christen, Zoroastrier) in islamischen Staaten bezeichnet, die einen gewissen Schutz des Staates genießen, denen aber wichtige Rechte vorenthalten waren, z.B. durfte ein Dhimmi nicht in einem Strafprozess gegen einen Muslim aussagen. Außerdem mussten Dhimmis eine besondere Kopfsteuer zahlen.