Die Bundeswehr soll nach Angaben von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg in diesem Jahr 150 bis 200 weitere gepanzerte Fahrzeuge nach Afghanistan verlegen. Damit solle der Schutz der Soldaten dort besser gewährleistet werden, sagte der CSU-Politiker im ARD-Morgenmagazin zu Forderungen, die nach dem tödlichen Gefecht bei Kundus am Karfreitag aufgekommen waren. Mit Blick auf den Verschleiß und Reparaturbedarf des Materials fügte er hinzu: "Wir müssen immer optimieren. Das ist auch ein ständiger Prozess."

Die Forderung des designierten Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus (FDP) nach Einsatz des Kampfpanzers Leopard 2 lehnte auch Guttenberg mit deutlichen Worten ab: "Der Leopard macht zumindest um Kundus herum nach unserer jetzigen Einschätzung alles andere als Sinn."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will die Ausrüstung der Bundeswehr in Afghanistan auf Mängel untersuchen lassen. Es werde "ergebnisoffen immer wieder überprüft", ob Ausrüstung und Ausbildung angemessen seien, sagte Merkel nach einem Besuch des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr bei Potsdam am Samstag. Die Bundesregierung werde "alles tun, was notwendig ist, um die Sicherheit der Soldaten auch gewährleisten zu können".

Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel verlangte, die Soldaten müssten ihre militärischen Mittel besser einsetzen können. "Die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan haben manchmal das Gefühl, mit gefesselten Händen zu kämpfen", kritisierte der FDP-Politiker. In der Welt am Sonntag sagte er, die Soldaten in Afghanistan könnten unter anderem bestimmt Panzerhaubitzen gebrauchen. Außerdem gehe es um ihre rechtliche Situation. Nachdem Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg diese als "nicht internationalen bewaffneten Konflikt" qualifiziert habe, könne die Bundeswehr Luftunterstützung nicht nur anfordern, sondern auch selbst einsetzen. "Man muss zivile Opfer vermeiden, aber nicht auf Kosten des Lebens unserer Soldaten", sagte Niebel.

Seit am Karfreitag drei deutsche Fallschirmjäger in einem Hinterhalt der Taliban starben, hatte es massive Kritik an der Ausrüstung und Ausbildung der Soldaten gegeben. "Man darf und muss sagen, dass hier auch von vielen Seiten leider viel Inkompetentes gesagt wurde", sagte Merkel. Gut gemeinte Vorschläge sollten besser dem Generalinspekteur unterbreitet werden, bevor man sie öffentlich mache.

Die CDU-Chefin kritisierte damit indirekt auch den neuen Wehrbeauftragten des Bundestags, Hellmut Königshaus (FDP), der die Entsendung von Leopard-2-Kampfpanzern nach Kundus gefordert hatte. Diese seien für den Einsatz dort ungeeignet, sagte der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, Generalleutnant Rainer Glatz. Mit einem baldigen Abzug der Truppen aus Afghanistan rechnet Glatz nach eigenen Worten nicht.