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„Schweizerdeutsch“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Sprache
[[Bild:Heutige_deutsche_Mundarten.PNG|385px|thumb|Die heutigen deutschen Mundarten]]
| Sprache = Schweizerdeutsch
'''Schweizerdeutsch''' ist eine Sammelbezeichnung für diejenigen [[Alemannische Dialekte|alemannischen]] (oberdeutschen) [[Dialekt]]e, die in der [[Schweiz]], [[Liechtenstein]] sowie in einigen italienischen Bergdörfern südlich der Schweizer Grenze gesprochen werden.
| Länder = {{CHE}}
| Sprecher = geschätzte 4,9 Millionen Sprecher<ref>{{Internetquelle |url=http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/05/blank/key/sprachen.html |titel=Sprachen, Religionen – Daten, Indikatoren: Sprachen |titelerg=Üblicherweise zu Hause gesprochene Sprachen |hrsg=Federal Statistical Office, Neuchâtel, Switzerland |datum=2015 |format=official site |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160114180444/http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/05/blank/key/sprachen.html |archiv-datum=2016-01-14 |abruf=2016-01-13 |zitat=Zu Hause oder mit den Angehörigen sprechen 60,1 % der betrachteten Bevölkerung hauptsächlich Schweizerdeutsch ...}}</ref>
| Klassifikation = [[Indogermanische Sprachfamilie]]
[[Germanische Sprachen]]
: [[Westgermanische Sprachen]]
:: [[Deutsche Sprache]]
::: [[Oberdeutsche Sprache]]
:::: [[Alemannische Dialekte|Alemannisch]]
| ISO1 = [[Alemannische Dialekte|gsw]]
| ISO2 = gsw
| ISO3 = gsw
}}


[[Datei:Sprachen CH 2000.png|mini|320px|Der geografische Sprachraum des Schweizerdeutschen]]
[[Sprachwissenschaft|Linguist]]en haben hunderte von Deutschschweizer Mundarten unterschieden.
Die starke topographische Kammerung der Schweiz und die relativ geringe räumliche Mobilität bis zu Beginn des [[20. Jahrhundert]]s hat dazu geführt, dass sich die Dialekte teilweise sehr stark voneinander unterscheiden, bisweilen sogar so stark, dass auch die Schweizer untereinander Verständigungsprobleme haben können. So gilt das Walliserdeutsch als extremste Ausprägung. Neben den unterschiedlichen Aussprachen sind insbesondere Flurnamen, Bezeichnungen für Pflanzen, Werkzeuge, landwirtschaftliche Geräte und Ähnliches stark regional geprägt.


'''Schweizerdeutsch''' (Eigenbezeichnung '''Schwizerdütsch''', '''Schwizertütsch''', '''Schwyzerdütsch''', '''Schwyzertü(ü)tsch''', '''Schwiizertüütsch''' und ähnlich, {{frS|Suisse allemand}}, {{itS|Svizzero tedesco}}, {{rmS|Tudestg svizzer}}) ist eine Sammelbezeichnung für die in der [[Deutschschweiz]] (ausgenommen die Gemeinde [[Samnaun]]) von allen Gesellschaftsschichten gesprochenen [[Alemannische Dialekte|alemannischen Dialekte]].
==Gliederung der Schweizerdeutschen Dialekte==


[[Dachsprache|Überdacht]] wird das Schweizerdeutsche von der schweizerischen [[Varietät (Linguistik)|Varietät]] des [[Standarddeutsch]]en, dem ''[[Schweizer Hochdeutsch]]'' (in der Schweiz: ''Hochdeutsch, Schriftdeutsch'' oder ''Schriftsprache''), von dem sich Schweizerdeutsch stark unterscheidet. Schweizer Hochdeutsch hat keine regionalen, mehr oder weniger standardnahen Umgangssprachen hervorgebracht,<ref>Regula Schmidlin und [[Rita Franceschini]]: ''Komplexe Überdachung I: Schweiz.'' In: [[Joachim Herrgen]] und [[Jürgen Erich Schmidt]] (Hrsg.): ''Sprache und Raum&nbsp;– Ein internationales Handbuch der Sprachvariation. Band 4: Deutsch.'' De Gruyter, Berlin/Boston 2019, ISBN 978-3-11-018003-9, S.&nbsp;1015.</ref> sondern beschränkt sich weitestgehend auf die Verwendung als Schriftsprache sowie als gesprochene Sprache in gewissen förmlichen Situationen und im mehrsprachigen Umfeld. Es liegt somit eine [[Diglossie]] vor, mit Schweizer Hochdeutsch als formellster Varietät und den schweizerdeutschen Dialekten, die funktional eine grössere Bandbreite als in Österreich oder gar Deutschland abdecken, als informellere Varietäten.<ref>[[Rudolf Schwarzenbach]]: ''Die Stellung der Mundart in der deutschsprachigen Schweiz. Studien zum Sprachgebrauch der Gegenwart'' (=&nbsp;''Beiträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung.'' Band XVII). Huber, Frauenfeld 1969 ([https://www.e-helvetica.nb.admin.ch/search?urn=nbdig-65202 Digitalisat]).</ref><ref>[[Beat Siebenhaar]], Alfred Wyler: ''[http://www.uni-leipzig.de/~siebenh/pdf/Siebenhaar_Wyler_97.pdf Dialekt und Hochsprache in der deutschsprachigen Schweiz.] (PDF; 132&nbsp;kB)'' Pro Helvetia, Zürich 1997; 5. Auflage 1998, ISBN 3-908102-63-4.</ref>
===Niederalemannisch===
Diese Dialektgruppe nimmt den größten Teil des ehemaligen Landes [[Baden (Land)|Baden]] ein. Auch das [[Elsässische Sprache|Elsässische]] zählt dazu. In der Schweiz gehört nur der Dialekt der Stadt Basel, das [[Baseldytsch]], dazu. Kennzeichen des Niederalemannischen ist ein anlautendes ''kh'' statt dem hochalemannischen ''ch'', beispielsweise ''Khind'' statt ''Chind''.


== Sprachwissenschaftliche Präzisierung des Begriffs ==
===Hochalemannisch===
Aus [[sprachwissenschaft]]licher Sicht gibt es keine [[Sprachgrenze]]n zwischen den alemannischen Dialekten des Schweizerdeutschen und den übrigen alemannischen ([[Elsass#Sprachen und Dialekte|Elsass]], [[Baden-Württemberg#Sprachen und Dialekte|Baden-Württemberg]], das [[Schwaben (Bayern)#Sprachliche Abgrenzung|bayerische Schwaben]], [[Vorarlberg#Dialekt|Vorarlberg]], [[Liechtensteinische Mundarten|Liechtenstein]], [[Walser#Sprache|Walsersiedlungen]]) beziehungsweise sonstigen [[Deutsche Dialekte|deutschen Dialekten]], es besteht vielmehr ein [[Dialektkontinuum]]. Zwischen den deutsch-alemannischen Dialekten in der Schweiz und den übrigen alemannischen Dialekten besteht der [[Pragmatik (Linguistik)|pragmatische]] Unterschied, dass die schweizerdeutschen Dialekte in fast allen Gesprächssituationen vorrangig benutzt werden, während im übrigen alemannischen [[Sprachraum]], abgesehen von Vorarlberg und Liechtenstein, die deutsche [[Standardsprache]] (bzw. im Elsass das [[Französische Sprache|Französische]]) die Ortsdialekte inzwischen vielfach als vorrangige [[Sprache]] verdrängt hat.<ref>[http://www.linguistik.uzh.ch/de/easyling/faq/kolmer-schweizerdeutsch.html Ist das Schweizerdeutsche eine eigene Sprache?] von Prof. Elvira Glaser, Zürcher Kompetenzzentrum Linguistik, [[Universität Zürich]]</ref>
Fast alle [[hochalemannisch]]en Dialekte werden in der Schweiz und Liechtenstein gesprochen. Zum Hochalemannischen gehören noch die Dialekte des äußersten Südwestens [[Baden-Württemberg]]s, die Dialekte [[Vorarlberg]]s in [[Österreich]] sowie die Dialekte des [[Sundgau]]s im südlichen Elsass.


Das deutsch-alemannische Dialektkontinuum in der Schweiz besteht aus Hunderten von Deutschschweizer Mundarten. Die starke topografische Kammerung der Schweiz und die relativ geringe Mobilität bis zum Beginn des 20.&nbsp;Jahrhunderts haben dazu geführt, dass sich die Ortsdialekte zum Teil sehr stark voneinander unterscheiden, so dass sogar die Deutschschweizer untereinander Verständigungsprobleme haben können. So haben [[Deutschschweizer]] aus dem «[[Mittelland (Schweiz)|Unterland]]» oft Mühe, [[höchstalemannisch]]e Dialekte&nbsp;– etwa [[Urnerdeutsch|Urner-]] oder [[Walliserdeutsch]]&nbsp;– zu verstehen.<ref>[https://www.nzz.ch/schweiz/verliert-die-schweiz-ihre-dialektvielfalt-eine-analyse-ld.1317461 ''Verliert die Schweiz ihre Dialektvielfalt? Eine Analyse''], NZZ, 21, September 2017; «Eine Zürcherin und ein Urner haben Verständigungsprobleme, sie erkennt ihn kaum als Schweizer – und das bei einem einfachen Alltagsgespräch im Zug.»</ref> Neben den unterschiedlichen Aussprachen sind insbesondere [[Flurname]]n oder [[Benennung]]en von Pflanzen, Werkzeugen, landwirtschaftlichen Geräten und Ähnlichem stark regional geprägt.<ref name="Üürbsi">[https://www.news.uzh.ch/de/articles/2010/zwee-manne-zwo-fraue-zwoei-chind.html «zwee Manne, zwo Fraue, zwöi Chind»], Kleiner Sprachatlas der deutschen Schweiz, [[Universität Zürich|UZH]] News, 19, November 2010</ref>
===Höchstalemannisch===
Die Mundarten im alpinen Raum gehören größtenteils zum [[Höchstalemannisch]]en, dessen Kennzeichen Formen wie ''schnyyä, nüü(w)/nyuw, buu(w)e/büü(w)ä'' statt hochalemannischem ''schneie/schnäie, neu, boue/baue'' sind. Die oberdeutschen Dialekte des [[Kanton Wallis|Wallis]] und die von den [[Walser]]n gegründeten Tochtersiedlungen vom [[Piemont]] bis nach [[Vorarlberg]] bilden eine besonders konservative Untergruppe.


== Gliederung der schweizerdeutschen Dialekte ==
Die ganz junge deutsche Mundart von [[Samnaun]] im Unter[[engadin]] gehört nicht zum Alemannischen, sondern zum [[Tirolischer Dialekt|Tirolischen]], also zum [[Bairische Sprache|Bairisch-Österreichischen]].
Die Gliederung der schweizerdeutschen Mundartkennzeichen erfolgt analog zu der der alemannischen (westoberdeutschen) Dialektmerkmale.


[[Datei:Alemannic-Dialects-Map-German.svg|mini|Das traditionelle Verbreitungsgebiet westoberdeutscher (=&nbsp;alemannischer) Dialektmerkmale im 19. und 20. Jahrhundert. Die Deutschschweiz hat&nbsp;– mit Ausnahme von [[Samnaun]]&nbsp;– einen wesentlichen Anteil daran.]]
==Schweizer Hochdeutsch und Schweizerdeutsch==
Wenn dialektgewohnte Sprecher einer deutschen Mundart Hochdeutsch sprechen, tun sie dies normalerweise mit einem deutlichen [[Akzent (Aussprache)|Akzent]]. In der Schweiz sind dessen wesentliche Kennzeichen (mit Abweichungen, je nach Basisdialekt):
*das dunkle [å], vergleiche "fallen" = ['fål:ɘn]
*das (im Standarddeutschen fehlende) kurze, geschlossene [e], beispielsweise in "Bett" = [bet:] (statt standardsprachlich [bɛt])
*das raue, [[guttural]]e "ch"; man spricht "Achtung" also als ['åχかいtuŋ]
*auch deutsches /k/ wird hörbar als [[Affrikate]] [kχかい] artikuliert, beispielsweise in "Kuchen" = ['kχかいu:χかいɘn]
*Doppelkonsonanten werden deutlich gelängt ausgesprochen, vergleiche nochmals ['fål:ɘn] beziehungsweise [bet:]
*/r/ wird oft mit der Zungenspitze gebildet (außer in Basel), vergleiche "Rechner" = ['reχかいnɘr]
*auch in Endsilben werden die Vokale und Konsonanten deutlich artikuliert, vergleiche "Sprecher" zum Teil = ['ʃpreχかいɛr]
*der eigentümlich singende Tonfall: die betonte Wortsilbe wird nicht einfach mit größerer Lautstärke hervorgehoben, sondern die Tonhöhe wird deutlich angehoben und gesenkt. Typisch für die schweizerische Variante ist einerseits insbesondere die relativ konsequente Markierung aller betonten Wortsilben und andererseits die geringe Absenkung am Ende abschließender Phrasen.
Das dermaßen akzentdurchsetzte Hochdeutsch mit speziellen Wörtern und Satzkonstruktionen wird als [[Schweizer Hochdeutsch]] bezeichnet. Manchmal wird diese Sprechweise von Außenstehenden auch irrtümlich für "Schweizerdeutsch" (Schwyzerdütsch), also für Dialekt, gehalten.


=== Niederalemannisch ===
Als Faustregel kann gelten:
Zur Dialektgruppe des [[Oberrheinalemannisch|Niederalemannischen]] gehört in der Schweiz der Dialekt von Basel-Stadt, das [[Baseldeutsch]]. Kennzeichen dieses Niederalemannischen ist ein anlautendes ''k'' [{{IPA|kʰ}}] statt des hochalemannischen ''ch'' {{IPA-Phon|x}} oder {{IPA-Phon|χかい}}, beispielsweise ''Kind'' statt ''Chind''. Das Niederalemannische (im eigentlichen Sinne) hat seinen Schwerpunkt ausserhalb der Schweiz, nämlich in [[Baden (Land)#Dialekte|Südbaden]] und im [[Elsass]].
*Solange die Sprache selbst für Mittel- und Norddeutsche noch verständlich ist,
*wenn die Vokale in etwa gleich sind wie im Hochdeutschen,
handelt es sich um ''in der Schweiz gesprochenes Hochdeutsch'', nicht um Schweizerdeutsch.


=== Mittelalemannisch ===
Schweizerdeutsch, also die alemannischen Dialekte in der Schweiz, wird in der Schweiz von '''allen''' sozialen Schichten im '''mündlichen''' Bereich als normale Umgangs- und Verkehrssprache verwendet; Dialekt zu sprechen ist also nicht sozial geächtet. Auch mit sozial höhergestellten Leuten und im Umgang mit Behörden ist das Sprechen des Dialekts in jeder Situation üblich.
Reine [[mittelalemannisch]]e ([[bodenseealemannisch]]e) Dialekte werden in der Deutschschweiz keine gesprochen, ihr Schwerpunkt liegt nördlich des Bodensees. Die [[Strukturalismus|strukturalistische]] Untersuchung der Lautsysteme zeigt aber, dass die in der Nordostschweiz und im Churer Rheintal gesprochenen Dialekte zu einer mittelalemannisch-hochalemannischen Übergangszone gehören.<ref>Peter Wiesinger: ''Die Einteilung der deutschen Dialekte.'' In: Werner Besch u.&nbsp;a.: ''Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektogie.'' Berlin&nbsp;/ New York 1983 (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 1), S.&nbsp;807–900, besonders 836 sowie Karten 47.4 und 47.5.</ref> In der Tradition der schweizerischen Dialektologie werden diese gewöhnlich aber zum Hochalemannischen gerechnet.


=== Hochalemannisch ===
[[Hochdeutsch]] wird in der Schweiz hauptsächlich für '''schriftliche''' Äußerungen verwendet und wird deshalb auch oft "Schriftdeutsch" genannt.
Die meisten [[hochalemannisch]]en Dialekte werden in der Schweiz gesprochen. Zum Hochalemannischen gehören sodann die Dialekte des äussersten Südwestens [[Baden-Württemberg]]s und des elsässischen [[Sundgau]]s. Ob die Dialekte des südlichen [[Vorarlbergisch|Vorarlbergs]] und des Fürstentums [[Liechtenstein]] zum Hochalemannischen oder zum Mittelalemannischen gehören, hängt von den jeweiligen Dialektgliederungskriterien ab.


=== Höchstalemannisch ===
In den letzten Jahrzehnten sind verstärkt Gebrauchsausweitungen des Dialekts zu Lasten des Hochdeutschen festzustellen:
Die Mundarten des [[Kanton Wallis|Wallis]] und der [[Walser]]siedlungen (im Piemont, im Tessin, in Graubünden, in Liechtenstein und im Vorarlberg), des [[Berner Oberland]]s und des [[Schwarzenburgerland]]es, des freiburgischen [[Senseland]]s und von [[Jaun]], der südlichen [[Innerschweiz]] ([[Kanton Uri|Uri]], [[Unterwalden]] und mehrheitlich [[Kanton Schwyz|Schwyz]]) und des [[Kanton Glarus|Kantons Glarus]] gehören zum [[Höchstalemannisch]]en, dessen Kennzeichen Formen wie ''schnyyä, nüü(w)/nyyw, buu(w)e/büü(w)ä'' statt hochalemannischem ''schneie/schnäie, nöi, boue/baue'' sind. Die Dialekte des Wallis und der von den Wallisern (Walsern) gegründeten Tochtersiedlungen in Norditalien und im Tessin bilden eine besonders konservative Untergruppe.
*Im mündlichen Bereich sollte das Hochdeutsche zwar offizielle Sprache des Schulunterrichts sein, doch beschränken sich die Lehrer aller Stufen oftmals darauf, nur den eigentlichen Unterrichtsgegenstand in Hochdeutsch zu erteilen; zwischendurch gemachte Bemerkungen und Anweisungen (beispielsweise ''Kevin, gang bis so guet s Fäischter go zuemache'' "Kevin, sei so gut und mach das Fenster zu!") erfolgen dagegen in der Mundart. Das Hochdeutsche wird damit zur Sprache der Distanz ("Sprache des Verstandes"), der Dialekt zur Sprachform der Nähe ("Sprache des Herzens"). Auch Zwischenfragen und ähnliche Interventionen von Schülern und Studenten erfolgen immer mehr im Dialekt. Diesen Zustand bestätigen auch indirekt die wiederholten Ermahnungen der Schulbehörden, das Hochdeutsche im Unterricht mehr zu pflegen.
*Vor allem in den privaten Radio- und Fernsehkanälen wird praktisch nur noch Dialekt gesprochen. Da es viele Mitarbeiter aber gewohnt sind, ihre Sprechtexte auf Hochdeutsch zu verfassen, entsteht beim Ablesen oft eine stark hochdeutsch geprägte Sprachform mit den Lautformen des Dialekts, aber der [[Syntax]] des Hochdeutschen: ''Es schtaat z befürchtə, dass d Zaal dər Vərletztə, diə i Chrankchəhüüsər iiglifərət woordə sind, no beträchtlich aaschtiigə chönnt'' statt ''mə hät Angscht, das no mee Vərletzti in Schpitaal praacht wäärdə chönntət.'' In den staatlichen Medien gilt es zu differenzieren:
**Im Radio sind fast nur noch die Nachrichten sowie das gesamte Programm des Kulturkanals (DRS 2) auf Hochdeutsch.
**Im Fernsehen ist der Dialekt üblich im Kinderprogramm, in allen Sendungen mit ausgesprochenem Schweizbezug (Volksmusik, Regionalnachrichten), in analysierenden Sportsendungen, in allen Interviews und Diskussionen mit Deutschschweizern außerhalb der Hauptnachrichten.
*In Gemeinde- und Kantonsparlamenten ist es zum Teil üblich, die Voten im Dialekt abzugeben.
*Auch in schriftlicher Verwendung ist das Hochdeutsche auf dem Rückzug, wo es sich um die Privatsphäre handelt:
**E-Mails und SMS vor allem der jüngeren Generation
**Sprache der Chatrooms
**Kontaktanzeigen und Annoncen in Zeitungen.
*Überdies werden in den hochdeutsch geschriebenen Zeitungen (zum Teil sogar in Weltblättern wie der "[[NZZ]]") in einem lokalen Zusammenhang immer öfter spezielle schweizerdeutsche Vokabeln verwendet (beispielsweise ''Töff'' für "Motorrad", ''Büsi'' für "Katze", ''Güsel'' für "Müll").


Die Mundart des erst im 19. Jahrhundert [[Germanisierung|germanisierten]] Dorfes [[Samnaun]] im [[Unterengadin]] gehört nicht zum Alemannischen, sondern zum [[Dialekte in Tirol|Tirolerischen]], also zum [[Bairische Sprache|Bairischen]].
Die Deutschschweizer haben also mangelnde Übung im mündlichen Gebrauch des Hochdeutschen mit der Folge, dass ein Aussterben ihres Dialektes weniger zu befürchten ist als die sonstigen Mundarten im deutschsprachigen Raum. Nach der bundesdeutschen Norm ausgesprochenes Hochdeutsch wird seit dem [[19. Jahrhundert]] wenig geschätzt; es wird oft als fremd, als Sprache der seit [[1871]] und besonders seit der Zeit des [[Drittes Reich|Dritten Reiches]] wenig geliebten Bundesdeutschen empfunden. Andererseits klingt Schweizer Hochdeutsch auch für viele Schweizer selbst schwerfällig und ungelenk.


=== Weitergehende Unterschiede ===
== Spezialitäten ==
Die schweizerdeutschen Dialekte unterscheiden sich zum Teil relativ stark voneinander. Die Regionen, teilweise sogar einzelne Dörfer, haben lokalspezifische Eigenheiten in ihrem Dialekt. Deutschschweizer kann man zum Teil alleine nach ihrem Dialekt recht genau einer Heimatgegend zuordnen.<ref>[http://dialects.from.ch/ Chochichästli-Orakel]</ref> Trotz den Unterschieden ist die deutschsprachige Bevölkerung das Verstehen der unterschiedlichen Dialekte gewohnt.
===Schreibweise===
Alle Mundarten beziehungsweise Dialekte im deutschsprachigen Raum haben eines gemeinsam: es gibt für sie keine offizielle oder allgemein verbindliche Rechtschreibung. Genauso verhält es sich mit den schweizerdeutschen Dialektformen. Im Bereich der Mundartliteratur haben sich aber zwei Verschriftungssysteme durchgesetzt: die Dieth-Schrift oder ''Schwyzertütschi Dialäktschrift'' und die ''Bärndütschi Schrybwys''.


Volkstümlich werden die Dialekte nach den jeweiligen Kantonen gegliedert; man unterscheidet so unter anderem [[Baseldeutsch]], [[Berndeutsch]], [[Zürichdeutsch]], [[Solothurner Dialekt|Solothurnerdeutsch]], [[Senslerdeutsch]], [[Urnerdeutsch]], Glarnerdeutsch, [[Walliserdeutsch]], [[Bündnerdeutsch]], Appenzellerdeutsch oder St. Galler Deutsch. Dialektologisch gesehen treffen diese Charakterisierungen nur in Einzelfällen wirklich zu; so bilden etwa Berndeutsch, St. Galler Deutsch oder Bündnerdeutsch keineswegs Einheiten, und umgekehrt sind die Unterschiede zwischen z.&nbsp;B. nördlichem St. Galler Deutsch, Thurgauerdeutsch und Schaffhauserdeutsch sehr gering. Ohnehin findet sich nur in wenigen Fällen ein Merkmal, das nur in einer bestimmten Region vorkommt und sie von allen anderen abgrenzen würde.
Im Alltagsgebrauch ([[Short Message Service|SMS]], [[Chat]], persönliche Briefe) wird der Dialekt "nach Gefühl" und persönlichem Geschmack in die geschriebene Form umgesetzt.


Dialektologisch unterscheidet man traditionell zwischen östlichem Schweizerdeutsch (geschlossene Aussprache des Primärumlauts: ''fel[l]e'' 'fällen' sowie einförmiger Verbplural: ''mir/ir/si mached'') und westlichem Schweizerdeutsch (sog. neutrale [also leicht geöffnete] Aussprache des Primärumlauts: ''fèlle/fèue'' 'fällen' sowie zwei- bis dreiförmiger Verbplural: ''mir mache, dir mached, si mache''; ausgenommen Basel-Stadt: ''mir/ir/si mache'') sowie nördlichem Schweizerdeutsch (durchgezogene Hiatdiphthongierung: ''Iis'' 'Eis', aber ''schneie'' 'schneien') und südlichem Schweizerdeutsch (fehlende Hiatdiphthongierung: ''Iis'' 'Eis', ''schniie'' 'schneien'). Derart erhält man somit die übergeordneten Dialekträume des Nordwestschweizerdeutschen (zusätzlich typisch etwa die Dehnung der Hinterzungenvokale in offener Silbe: ''saage/sääge'' 'sagen'), des Südwestschweizerdeutschen (zusätzlich typisch etwa fehlende Apokope auslautender Vokale: ''Wääge/Wäga'' 'Wege' [Pl.]), des [[Ostschweizer Dialekt|Nordostschweizerdeutschen]] (zusätzlich typisch etwa die Monophthongierungen: ''Laatere/Läätere'' 'Leiter', ''Bomm'' 'Baum') und des Südostschweizerdeutschen (zusätzlich typisch etwa ''guu'' 'gehen'). Das Bündner [[Walserdeutsch]]e gehört trotz seiner geographischen Lage nicht zum Südost-, sondern zum Südwestschweizerdeutschen, da diese Dialekte auf das südwestschweizerdeutsche [[Walliserdeutsch]] zurückgehen.
Auch bei der Verwendung des [[Hochdeutsch]]en werden spezielle, nur in der Schweiz gebräuchliche Wörter und Rechtschreibregeln verwendet, so genannte [[Helvetismus|Helvetismen]].


Alles in allem sind aber auch diese vier Grossräume vielfach untergliedert, und umgekehrt lassen sich die Dialekte in den Kantonen Aargau, Luzern, Zürich sowie im Churer Rheintal, die zwischen den genannten Polen liegen, diesen nur bedingt zuordnen. So gehört z.&nbsp;B. Zürichdeutsch zwar in Hinsicht der Schnittmenge «Primärumlaut bzw. verbaler Einheitsplural» und «Hiatdiphthongierung» zum Nordostschweizerdeutschen, nicht aber in Hinsicht der Entwicklung der mittelhochdeutschen Diphthonge und des sog. germanischen ë, die wie in den weiter westlich gesprochenen Mundarten als [äi], [au], [æ] realisiert werden. Statt die Mittellanddialekte in eine westliche und eine östliche Gruppe zu gliedern, sieht man besser eine westlich-östliche Staffellandschaft vor, die – vereinfacht gesagt – durch eine bernische, eine aargauisch-luzernische, eine zürcherische und eine nordostschweizerische Hauptgruppe charakterisiert wird. Deutlicher wird die Binnengliederung des Schweizerdeutschen, wenn man mundartliche Merkmale bündelt. Die Clusterkarten<ref>{{Internetquelle |url=http://dialektkarten.ch/dmviewer/swg/index.de.html#algo=WARD&app=cluster&dataset=TOT&nclu=10&sim=JRIW&sim2=JRIW&version=v3 |titel=Schweizerdeutsche Dialektometrie |werk=latlntic.unige.ch |abruf=2022-01-08}}</ref> der [[Dialektometrie]] machen die dialektale Raumbildung besonders augenscheinlich.
===Vokale===
Die meisten Schweizer Dialekte haben die frühneuhochdeutsche Monophthongierung und Diphthongierung nicht mitgemacht und verharren somit diesbezüglich auf mittelhochdeutschem Stand:


Innerhalb der grösseren Mundarträume, ja sogar ''zwischen'' den grösseren Mundarträumen verwischen sich diese Unterschiede durch die wachsende Mobilität der Bevölkerung und die Verwendung des Dialektes in den Medien zusehends. Der durch dieses Zusammenwachsen der Bevölkerung entstehende Dialekt wird umgangssprachlich als «[[Bahnhofbuffet Olten|Bahnhofbuffet-Olten]]-Dialekt» bezeichnet, wobei die jeweilige regionale Verankerung weiterhin hörbar bleibt. Die stärkste Tendenz zu einem Ausgleich zeigen die Einzugsgebiete der Grossagglomerationen Zürich, Basel und Bern. Aber auch ländliche Mundarten stehen unter grossem Druck der neu entstehenden Grossraumdialekte. Hier zeigt es sich insbesondere, dass kleinräumige Mundartmerkmale (nicht nur Wörter, sondern auch Lautungen und Endungen) durch die grossräumig geltenden verdrängt werden.
1) Bewahrung der mittelhochdeutschen Monophthonge:


== Merkmale ==
''Huus'' ist "Haus", ''Züüg'' ist "Zeug", ''wiit'' ist "weit" etc.
Im Folgenden sind verschiedene Eigenheiten der schweizerdeutschen Dialekte genannt, die im Vergleich mit der Standardsprache auffallen. Die meisten dieser Eigenheiten treten nicht bei allen schweizerdeutschen Dialekten auf, sind dafür aber auch bei Dialekten ausserhalb der Schweiz zu finden.<ref>[http://www.nzz.ch/gruezi-wohl-1.6166489 Warum Deutsche am Schweizerdeutsch scheitern: Grüzi wohl!] in [[Neue Zürcher Zeitung]] vom 20. Juni 2010</ref>
Ausnahmen gibt es im Bündner Schanfigg (''Hous, wejt''), in Unterwalden (''Huis, wejt'') und im Aostataler Issime (''Hous, wejt''), wo die alten Längen alle diphthongiert sind. Eine weitere Ausnahme betrifft auslautende Langvokale und diejenigen vor Vokal, die in den hochalemannischen Mundarten des Mittellandes diphthongiert worden sind (mhd. frî -> ''frei'', snîen -> ''schneie'', mhd. sû ->'' Sou'', bûwen -> ''boue'', mhd. niu -> ''nöi''). In weiten Teilen werden die alten Diphthonge von den neuen lautlich unterschieden. So heißt es in Zürich: ''Baum'', aber ''boue'' für standardsprachlich gleich lautende "Baum, bauen".


=== Vokalismus ===
2) Bewahrung der mittelhochdeutschen öffnenden Diphthonge:
Die meisten Schweizer Dialekte weisen die Merkmale der neuhochdeutschen [[Monophthongierung]] und [[Diphthongierung]] nicht auf. Diesbezüglich gleichen sie dem [[Mittelhochdeutsch]]en.


==== Bewahrung der mittelhochdeutschen Monophthonge ====
Während in der Standardsprache die mittelhochdeutschen ie, ue, üe monophthongiert wurden (vergleiche Liebe, wo ''ie'' noch in der Schrift erhalten ist aber [i:] gesprochen wird), sind diese Diphthonge in den schweizerdeutschen Mundarten erhalten geblieben.
Wie im Mittelhochdeutschen gilt: ''Huus'' {{IPA|[huːz̊]}} ist «Haus» (mhd. ''hûs''), ''Züüg'' {{IPA|[t͡syːɡ̊]}} ist «Zeug» (mhd. ''ziuc,'' sprich ''züük''), ''wiit'' {{IPA|[ʋiːt]}} ist «weit» (mhd. ''wît'') etc. Ausnahmen gibt es im Bündner [[Schanfigg]] (''Hous'' {{IPA|[houz̊]}}, ''wejt'' {{IPA|[ʋeit]}}), in Unterwalden (''Huis'' {{IPA|[huiz̊]}}, ''wejt'' {{IPA|[ʋeit]}}) und im Aostataler Issime (''Hous'' {{IPA|[houz̊]}}, ''wejt'' {{IPA|[ʋeit]}}), wo die alten Längen alle diphthongiert sind. Eine weitere Ausnahme betrifft die [[Hiat]]-Diphthongierung der Langvokale vor Vokal, die in den nieder- und hochalemannischen Dialekten auftritt, nicht jedoch in den höchstalemannischen (Beispiele: höchstalem. ''frii'' {{IPA|[v̊riː]}} «frei» (mhd. ''vrî'') – hoch-/niederalem. ''frei'' {{IPA|[v̊rei]}}; höchstalem. ''Suu'' {{IPA|[z̊uː]}} «Sau» (mhd. ''sû'') – hoch-/niederalem. ''Sou'' {{IPA|[z̊ou]}}; höchstalem. ''nüü'' {{IPA|[nyː]}} «neu» (mhd. ''niuwe'') – hoch-/niederalem. ''nöi'' {{IPA|[nœi]}}). In weiten Teilen des Schweizerdeutschen werden die alten Diphthonge von den neuen lautlich unterschieden. So heisst es in Zürich: ''Bäi (Bai)'' {{IPA|[b̥æi]}} mit altem Diphthong, aber ''frei (frej)'' {{IPA|[v̥rei]}} mit sekundärem Diphthong, wo es standardsprachlich gleich lautend «Bein, frei» heisst, oder aber ''Baum'' {{IPA|[b̥æum]}} mit altem Diphthong, aber ''boue'' {{IPA|[b̥ouə]}} mit sekundärem Diphthong für standardsprachlich gleich lautende «Baum, bauen».
Ein geschriebenes ''ue'' wird nicht ''ü'', sondern ''ú-e'' ausgesprochen (mit Betonung auf dem ''-ú-''), der Schweizer "Rudolf" ist also ''Ru-edi'', nicht ''Rüdi''. Achtung: ''Mus'' ist "Maus", aber ''Mues'' (oder ''Muos'') ist "Mus" - zum Frühstück gibt es also ''[[Müsli|Müesli]]'' und nicht ''[[Hausmaus|Müsli]]''.


==== Bewahrung der mittelhochdeutschen Diphthonge ====
===Endungen===
Während den mittelhochdeutschen öffnenden Diphthongen ''ie, ue, üe'' in der Standardsprache Monophthonge entsprechen (vergleiche ''Liebe,'' wo ''ie'' noch in der Schrift erhalten ist, aber [{{IPA|iː}}] gesprochen wird), sind diese Diphthonge in den schweizerdeutschen Mundarten erhalten geblieben: ''lieb'' wird somit {{IPA|[liəb̥]}} ausgesprochen. Desgleichen gilt: Ein geschriebenes ''ue'' wird nicht ''ü,'' sondern ''ú-e'' {{IPA|[uə]}} ausgesprochen (mit Betonung auf dem ''-ú-''), der Schweizer «Rudolf» ist also ''Ru-edi'' {{IPA|[ˈruəd̥i]}}, nicht ''Rüdi''. Achtung: ''Muus'' {{IPA|[muːz̥]}} ist «Maus», aber ''Mues'' (oder ''Muos'') {{IPA|[muəz̥]}} ist «Mus» – zum Frühstück gibt es also ''[[Müsli|Müesli]]'' und nicht ''[[Hausmaus|Müsli]] (Mäuslein)''.
Die Endung "-ung" wird in den meisten Dialekten als "-ig" gesprochen (nicht jedoch im Senseland, im Wallis oder im altertümlichen Stadtbernischen). Aus "Kreuzung" wird daher "Chrüüzig". Eine Ausnahme ist "Kreuzigung": hier bleibt es aus phonetischen Gründen bei "Chrüüzigung". Ein Grenzfall stellt auch das Wort "Achtung" dar. In manchen Regionen wird das Wort als "Achtig" ausgesprochen, wenn es in einem Satz als Tugend/Wert ausgesprochen wird, hingegen verwendet man manchmal "Achtung!", wenn es sich um den Ausruf "Vorsicht!" handelt.


==== Weitere Merkmale der Vokale ====
===Grammatik===
* Das lange ''a'' ist in vielen Mundarten sehr dunkel und tendiert gegen ''o,'' mit dem es in gewissen Mundarten (besonders der Nordwestschweiz) auch zusammenfallen kann.
*kein [[Imperfekt]], die Vergangenheit wird immer mit dem [[Perfekt]] ausgedrückt: ''i(ch) bi(n) gsi'' – "ich war" oder "ich bin gewesen"
* Dem standarddeutschen kurzen ''e'' entspricht in vielen Wörtern das als ''ä'' geschriebene überoffene [æ] (z.&nbsp;B. ''ässe'' {{IPA|[æsːə]}} «essen»). Historisch gesehen ist dies dann der Fall, wenn Sekundärumlaut (z.&nbsp;B. {{IPA|[sægə]}} «sagen») oder germanisch ë (z.&nbsp;B. {{IPA|[æsːə]}} «essen») vorliegt, wogegen Primärumlaut fast überall als geschlossenes [e] realisiert wird (z.&nbsp;B. {{IPA|[lekːə]}} «legen»). In Teilen der Ostschweiz (Schaffhausen, teilweise Graubünden, St. Gallen, Thurgau) fehlt überoffenes [æ], und es tritt wie in der Standardsprache [ɛ] ein (z.&nbsp;B. {{IPA|[ɛsːə]}} «essen»). Andere Teile der Ostschweiz (etwa das Toggenburg) haben eine vollständige Übereinstimmung mit dem mittelhochdeutschen dreistufigen System, indem sie für den Sekundärumlaut [æ] (z.&nbsp;B. {{IPA|[sægə]}} «sagen»), für das germanische ë [ɛ] (z.&nbsp;B. {{IPA|[ɛsːə]}} «essen») und für den Primärumlaut [e] (z.&nbsp;B. {{IPA|[lekːə]}} «legen») kennen. Ein anderes dreistufiges System kennt das Zürichdeutsche: Grundsätzlich hat es wie die westlichen und innerschweizerischen Mundarten germanisches ë von [ɛ] zu [æ] gesenkt, nicht aber vor /r/, z.&nbsp;B. ''ässe'' {{IPA|[æsːə]}} «essen», aber ''stèèrbe'' {{IPA|[ʃtɛːrbə]}} «sterben», und Umlaut von ahd. /a:/ ist ebenfalls [ɛː], z.&nbsp;B. ''lèèr'' {{IPA|[lɛːr]}} «leer».
*das [[Futur]] ist ungebräuchlich. Wenn die Zukunft nicht aus dem Zusammenhang oder einer expliziten Zeitangabe (wie ''moorn'', morgen) ersichtlich ist, wird sie oft mit ''de(nn)'' bezeichnet: ''mir gseh(nd)'s de(nn)'' - wir werden sehen.
*nur sehr eingeschränkt ein formaler [[Akkusativ]] (das heißt der Akkusativ hat bei Substantiven und Adjektiven meist die gleiche Form wie der [[Nominativ]]). Bei den Pronomina ist der Akkusativ aber deutlich: ''Er het dr Stier gsee'' (Er hat den Stier gesehen) aber: ''Dr Stier het ne gsee'' (Der Stier hat ihn gesehen).
*keine Verwendung des [[Genitiv]]s, sondern Umschreibung mit "von" oder [[Possessivpronomen]]: ''de(r) Hund vom Peter'' oder ''em Peter si(n) Hund''. Ausgenommen sind in manchen Dialekten Namen: ''Meiers Hund'', ''der Annas Ofe'', ''ds Housis Huus''.
*Bildung von Relativsätzen immer mit "wo": ''das wo sie mir gseit het'' - ''das, was sie mir sagte''
*gewisse Verben, die eine Absicht kennzeichnen, tauchen oft noch ein zweites Mal im Infinitiv auf: ''i gang go schaffe'' - "ich gehe arbeiten"; ''dä loon i lo stoo'' (oder: ''laan i la staa'') - "den lasse ich stehen"


=== Konsonantismus ===
* Die [[Syntax]] ist relativ frei beziehungsweise teilweise regional unterschiedlich.
* Viele schweizerdeutsche Dialekte haben die [[hochdeutsche Lautverschiebung]] vollständig durchgeführt; einem germanischen /k/ im Silbenanlaut entspricht ein [x] (wie in ''Chind'', ''chalt''), einem /kk/ im Silbeninlaut die [[Affrikate]] [{{IPA|k͡x}}] (wie in ''Stock'' [{{IPA|ʃtok͡x}}], ''Sack'' [{{IPA|sak͡x}}]). Die Affrikate [{{IPA|k͡x}}] wird ebenfalls verwendet für ein /k/ in Lehnwörtern (wie in ''Karibik'' [{{IPA|k͡xaˈrib̥ik͡x}}], ''Kunst'' [{{IPA|k͡xʊnʃt}}]). Dies sind allerdings keine Merkmale aller schweizerdeutschen Dialekte, sondern der [[hochalemannisch]]en; sie gelten nicht bei schweizerdeutschen Dialekten, die nicht hochalemannisch sind, dafür aber auch bei hochalemannischen Dialekten ausserhalb der Schweiz.
Beispiele:
* ''ch'' wird in der Mehrheit der Dialekte stets [[velar]], in manchen stets [[uvular]] ausgesprochen, und zwar auch nach vorderen Vokalen («wichtig» [{{IPA|ˈʋɪxtiɡ̊}}]). [[Palatal]]es ''ch'' findet sich im Wallis und lokal weiterhin.
:''Jetz bin i grad aneghocket...'' - "jetzt habe ich mich gerade hingesetzt"
* Das ''r'' wird in den meisten Dialekten [[alveolar]] ausgesprochen (Zungenspitzen-R), im [[Baseldeutsch]]en und in Teilen der Ostschweiz jedoch uvular (Zäpfchen-R).
::... ''für es Buech (z) läse'' (westlicher Typus) - "um ein Buch zu lesen"
* /{{IPA|p t k}}/ werden nicht [[Aspiration (Phonetik)|aspiriert]]; aspirierte [{{IPA|pʰ tʰ}}] kommen nur als [[Konsonantencluster]] /{{IPA|ph th}}/ vor (ebenso [{{IPA|kʰ}}] ausser in Chur und Basel); /{{IPA|b d g}}/ sind immer stimmlos. Es ist nicht geklärt, worin der Unterschied zwischen /{{IPA|p t k}}/ und /{{IPA|b d g}}/ liegt. Traditionell wird er als ein Unterschied zwischen [[Fortis|Fortes]] und [[Lenis|Lenes]] verstanden (daher auch die Schreibweisen [{{IPA|p t k}}] – [{{IPA|b̥ d̥ ɡ̊}}]). Daneben gibt es jedoch auch die Meinung, dass es sich um einen Unterschied in der [[Quantität (Linguistik)|Quantität]] handle (konsequent notiert als [pː tː kː] – [p t k]).<ref>Siehe zu diesen Fragen: Urs Willi: ''Die segmentale Dauer als phonetischer Parameter von «fortis» und «lenis» bei Plosiven im Zürichdeutschen.'' Eine akustische und perzeptorische Untersuchung. Steiner, Stuttgart 1996. ISBN 3-515-06913-5 – und: Astrid Krähenmann: ''Quantity and prosodic asymmetries in Alemannic.'' Synchronic and diachronic perspectives. de Gruyter, Berlin 2003. ISBN 3-11-017680-7</ref>
::... ''zum es Buech läse'' (östlicher Typus)
* In vielen Westschweizer Dialekten mit dem Emmental als Zentrum wird der Konsonant ''l'' am Silbenende oder in Gemination zu ''u'' (IPA: w) vokalisiert; dieses Phänomen ist relativ jung und breitet sich derzeit weiter aus: alle > {{IPA|[ˈawːi]}}, viel > {{IPA|[ˈv̥ɪw]}}.
:''Er het mi(ch) ned la gaa'' (westlicher Typus) - "er hat mich nicht gehen lassen"
''Siehe auch:'' [[Chuchichäschtli]]
::... ''nöd gaa laa'' (östlicher Typus)


=== Betonung ===
Der Satzbau lässt breiten Raum zur situativen Formulierung. So heißt beispielsweise "Ich möchte gerne schnell etwas fragen":
Die Betonung ist häufiger als im Standarddeutschen auf der ersten Silbe (oder sogar, wenn man so will, auf der nullten – Namen mit vorausgehendem «von» wie ''von Arx'' werden auf dem ''von'' betont). Bei Wörtern aus dem Französischen wie ''Fondue'' oder ''Bellevue'' und ebenso bei [[Akronym]]en wie ''WC'' oder ''USA'' liegt die Betonung auf der ersten Silbe, also ''Fóndü'' (phonetisch: [{{IPA|ˈv̥õd̥y}}]) und ''Béllvü'' ([{{IPA|ˈb̥elʋy}}]), ''Wéé-zee'' und ''Ú-äss-aa''.
::... ''ich han gschnäll e Fraag!''
::... ''chan ich gschnäll öppis frööge?''
::... ''gschnäll e Fraag?''
::... ''ich ha schnäll e Froog''
::... ''chani schnäu öppis fragä?''


===Aussprache===
=== Endungen ===
* Die meisten Dialekte unterscheiden zwei Nebensilbenvokale: -i und -ə, beispielsweise in ''i(ch) machə'' («ich mache», [[Indikativ (Modus)|Indikativ]]) – ''i(ch) machi'' («ich mache», [[Konjunktiv]]). [[Höchstalemannisch]]e Dialekte wie das [[Walliserdeutsch]]e haben teilweise einen noch erheblich differenzierteren Nebensilbenvokalismus, indem sie zusätzlich auch -a, -o und -u sowie geschlossenes -e unterscheiden: lauten der Singular und der Plural von «Zunge» in den meisten schweizerdeutschen Dialekten identisch ''Zunge,'' so heisst es in manchen Walliser Dialekten im Nominativ Singular ''Zunga'' (wie althochdeutsch ''zunga''), im Dativ Singular ''Zungu'' (vgl. althochdeutsch ''zungûn'') und im Nominativ Plural ''Zunge'' (hier ist das geschlossene /e/ frankoprovenzalischer Herkunft).
* Die Betonung ist häufiger als im Standarddeutschen auf der ersten Silbe (oder sogar, wenn man so will, auf der nullten - Namen mit vorausgehendem "von" wie ''von Allmen'' werden auf dem ''von'' betont).
* Ein abschliessendes ''-n'' entfällt in den meisten Mundarten («n-[[Apokope (Sprachwissenschaft)|Apokope]]»), vor allem in der Endung ''-en'' (''chouffe'' – kaufen, ''Haagge'' – Haken), aber auch nach betontem Stammvokal wie in Wörtern wie ''Wy''&nbsp;– «Wein» oder ''Maa''&nbsp;– «Mann». Dafür taucht meistens ein Verbindungs''-n'' zwischen Endvokalen und Anfangsvokalen wieder auf, z.&nbsp;B. ''I ha-n es Buech'' «ich habe ein Buch». Dieses Phänomen hat keine grammatikalische Bedeutung, sondern dient dazu, einen [[Hiat]]us zu vermeiden. Das passiert nicht nur bei Verben, sondern auch bei anderen [[Wortart]]en. (Bsp. ''I ha-n es Buech, wo-n är mir ggää het'' «ich habe ein Buch, das er mir gegeben hat»). Gewisse alpine Mundarten (bes. östliches Berner Oberland, oberes Prättigau und Lötschental) haben die ''n''-Apokope nicht durchgeführt.
* ''ch'' wird immer rauh wie in "Bach" ausgesprochen - genau genommen [[guttural]] (wenn es nicht wie beispielsweise im Bündnerdialekt als ''k'' [am Wortanfang] beziehungsweise ''h'' [im Wortinnern] wie im Hochdeutschen oder im Baseldeutschen als ''k, h'' oder [vor einem Konsonanten] weiches ''g'' ausgesprochen wird).
* Bei Substantiven entfällt auslautendes ''-e'' in vielen Fällen (''Brügg''/''Brugg'' «Brücke», oder Pluralendung ''Böim'' «Bäume»). Konservative alpine Mundarten kennen diese Apokope allerdings nicht.
* Harte Explosivlaute wie ''p'', ''t'' und ''k'' werden, wie beispielsweise auch im Französischen, nicht [[Aspiration|aspiriert]] (das heißt ohne folgendes h ausgesprochen). Aspirierte /p t k/ setzen sich in einigen Dialekten meist aus b+h d+h g+h zusammen, /b d g/ sind immer stimmlos.
* Die Endung ''-ung'' wird in den meisten Dialekten als ''-ig'' gesprochen (nicht jedoch im Wallis, in traditionellem [[Berndeutsch|Stadtbernischen]] sowie im [[Schaffhauserdeutsch]]en und nur teilweise im [[Senslerdeutsch]]en). «Kreuzung» entspricht somit normalschweizerdeutschem ''Chrüüzig'' (aber senslerisch ''Chrüzùng,'' älter stadtberndeutsch ''Chrüzung,'' schaffhauserdeutsch ''Chrüüzing''). Eine Ausnahme bilden die Typen auf ''-igung'' (z.&nbsp;B. «Kreuzigung»), wo es aus phonetischen Gründen bei «Chrüüzigung» bleibt. Ein Grenzfall ist auch das Wort «Achtung». In manchen Regionen wird das Wort als ''Achtig'' ausgesprochen, wenn es in einem Satz als Tugend/Wert ausgesprochen wird, hingegen verwendet man manchmal ''Achtung!'', wenn es sich um den Ausruf «Vorsicht!» handelt. Dies liegt daran, dass es sich um ein Lehnwort aus der Standardsprache handelt, das das einheimische ''Obacht!'' verdrängt.
* Der Buchstabe ''k'' bezeichnet die [[Affrikate]] ''k + ch'', während der nicht aspirierte Laut ''k'' mit der Buchstabenkombination ''gg'' widergegeben wird.
* Den Verb-Endungen ''-eln'' und ''-ern'' entsprechen in der Regel ''-(e)le'' und ''-(e)re'' (Bsp. ''zügle, bügle, tafle, ruedere, muure'' «umziehen, bügeln, tafeln, rudern, mauern»).
* Das lange ''a'' ist in vielen Mundarten sehr geschlossen und dunkel und tendiert gegen ''o'' (mit dem es auch zusammenfallen kann).
* ''ä'' und ''e'' entsprechen in den meisten Mundarten oft beinahe dem standarddeutschen ''a''.
* Das ''y'' wird als geschlossener i-Laut gelesen, also ''Schwiz'' und nicht ''Schwüz'' für den Kanton Schwyz.
* Bei Wörtern aus dem Französischen wie ''Fondue'' oder ''Bellevue'' ist die Aussprache wie im Französischen (allerdings mit Schweizer Akzent, das heißt sogar mit Betonung auf der 1. Silbe), also ''Fóndü'' (phonetisch: ['fõdy]) und ''Béllvü'' (['belvy]). Das Billet (Fahrschein) wird in der Schweiz auch im Schriftdeutschen mit einem ''t'' geschrieben.


=== Grammatik ===
''Siehe auch:'' [[Chuchichäschtli]]
Siehe [[alemannische Grammatik]]

;Flexion der Zahlwörter
In den meisten schweizerdeutschen Mundarten werden zumindest von älteren Sprechern die Zahlwörter dem grammatischen Geschlecht angepasst. So heisst es verbreitet ''zwee Manne, zwo Fraue, zwäi/zwöi/zwaa Chind'' (in der Innerschweiz ''zwee/zwöö Manne, zwee/zwöö Fraue, zwöi Chind'') und ''drei Manne, drei Fraue, drüü Chind'' «drei Männer, Frauen, Kinder».<ref>''[[Sprachatlas der deutschen Schweiz]],'' Band III, Karten 236–240.</ref><ref name="Üürbsi" />

== Lexik ==
=== Wortbildung ===
Im Folgenden werden einige typische Eigenheiten der schweizerdeutschen bzw. alemannischen Wortbildung aufgeführt.<ref>Christen u.&nbsp;a., ''Kleiner Sprachatlas der deutschen Schweiz,'' S. 27 f.</ref>

* Bekannt sind die häufig gebrauchten Verkleinerungsformen auf ''[[-li]],'' von denen es oft noch Varianten mit unterschiedlichem Gefühlswert gibt, z.&nbsp;B. ''Hündli,'' ''Hündeli'' und ''Hundeli''. Einige dieser Verkleinerungsformen wurden zu eigenständigen Begriffen, z.&nbsp;B. wird ''Müesli'' ([[Frühstücksflocken]] auf Haferflockenbasis) nicht als Verkleinerung von ''Mues'' ([[Mus]]), ''Rüebli'' ([[Karotte]]) nicht als Verkleinerung von ''Rüebe'' ([[Speiserübe]]) oder ''Gipfeli'' ([[Croissant]]) nicht als Verkleinerung von ''Gipfel'' (bspw. [[Berggipfel]]) verstanden.
* Es gibt im Schweizerdeutschen auch Verben in Verkleinerungsform, die mit ''-ele'' enden. Diese können eine niedliche kindliche Art ausdrücken, wie ''schlääffele'' für ''schlaaffe'' (schlafen), aber auch eine Abwertung bei ''schäffele'' statt ''schaffe'' (arbeiten) oder eine gemütliche, ausgedehnte Art der Tätigkeit wie bei ''käfele'' (von Kaffee trinken) oder ''zmörgele'' (von ''Zmorge'' Frühstück).
* Typisch für das Schweizerdeutsche sind aus dem Verb gebildete Täterbezeichnungen auf -i, wie ''Laferi'' von ''lafere'' (weitschweifig reden) oder ''Plagööri'' von ''plagiere'' (prahlen).
* Um einen Vorgang auszudrücken, wird die Endung ''-ete'' verwendet, z.&nbsp;B. ''Truckete'' (Gedränge) von ''trucke'' (drängeln) oder ''Züglete'' (Umzug) von ''zügle'' (umziehen). Einige dieser Begriffe haben sich konkretisiert, z.&nbsp;B. ''Lismete'' (Strickzeug) von ''lisme'' (stricken) oder ''Metzgete'' (Brauchtum des herbstlichen Schlachtens und der Verköstigung der Erzeugnisse) von ''metzge'' (schlachten).

=== Wortschatz ===
[[Datei:Andermatt - Schwiizerdütsch (15922347261).jpg|mini|Restaurant in Andermatt]]
Manche typisch schweizerdeutsche Ausdrücke und Wörter können zu Missverständnissen bei deutschen Zuhörern führen, die keinen alemannischen Dialekt verstehen. Eine Auswahl steht in der folgenden Liste. (Es steht jeweils zuerst das schweizerdeutsche Wort bzw. der schweizerdeutsche Ausdruck, teilweise mit regionalen Varianten.)

<!-- Wikipedia ist kein Wörterbuch, und ein einzelner Artikel schon gar nicht, deshalb soll diese Liste nur mit Zurückhaltung erweitert werden. -->
* ''abverheit'' – misslungen, missglückt, missraten
* ''allwääg, äuä'' – [[Modalpartikel]] «wohl»; in der Verwendung als satzwertige Partikel hat sich die ursprünglich ironische Bedeutung 'wohl kaum' durchgesetzt.
* ''amel, amig(s), ame, aube'' – «jeweils» (von «allweil» und «allweg»)
* ''Anke'' (m.) – «Butter»
* ''asewääg'' – «so, auf diese Weise; gerade so», auch im Sinne von «ist es gleich so schlimm...»
* ''äxgüsi, éxgüsee'' – «Entschuldigung!» (von französisch «excusez»)
* ''blööterle'' – «trödeln, Zeit verschwenden», aber auch: ''Du chasch mer blööterle!'' – etwa «Du kannst mich mal!»
* ''Böögg'' – sowohl «Popel» als auch «Popanz» (so etwa die Figur am [[Sechseläuten]])
* ''briegge, greine, gränne, brüele, hüüle'' – «weinen»
* ''brüele, bäägge'' – «schreien, laut weinen»
* ''Büez, Büezer, büeze'' – «Arbeit, Arbeiter, arbeiten»
* ''[[Bünzli]]'' – «Spiessbürger, Spiesser, Kleinbürger»
* ''Büsi, Büüssi, Busle'' – «Katze»
* ''Chaschte, Schaft'' – «Schrank», aber auch «muskulöse(r), sportliche(r) Mann/Frau»
* ''cheere'' – «drehen», «wenden», «umkehren»
* ''Cheib'' – «Kerl» (grob oder kumpelhaft, bedeutete ursprünglich «Aas»)
* ''cheibe'' – Verstärkung ähnlich wie «sehr» («cheibeguet» = sehr gut, «cheibegross» = sehr gross etc.)
* ''Chog'' und ''choge'' – bedeutet dasselbe wie ''Cheib, cheibe'' (bedeutete ursprünglich «Fäulnis, Verwesung»)
* ''Chlapf'' – «Knall, Schlag», auch «Ohrfeige», «Auto» oder auch «(Alkohol-)Rausch»
* ''Chnelle'' – «heruntergekommenes, einfaches Restaurant»
* ''chrampfe, chnorze'' – «hart arbeiten» (''Chrampf'' – «harte Arbeit», aber auch Krampf oder Verkrampfung. ''Knorzen'' oder ''chnorze'' bedeutete ursprünglich «kneten».)
* ''fäge'' in: ''es fägt'' – «es macht Spass»
* ''gäng'' – «immer, stets, jeweils»
* ''Gischpel, Gischpli, Fägnäscht'' – «unruhige Person» (vor allem Kinder)
* ''Gonfi, Gumfi'' – «Konfitüre, Marmelade»
* ''Gröibschi, Gigetschi, Gürbschi, Bitzgi, Bützgi, Bütschgi, Butze'' – «[[Kerngehäuse]]»
* ''grüezi'' – «(Gott) grüsse Euch», Grussformel in der östlichen Hälfte der Deutschschweiz
* ''grüessech'' ([{{IPA|ˈɡ̊ryə̯sːəx}}]) – «(Gott) grüsse Euch», Grussformel in [[Kanton Bern|Bern]] sowie Teilen von [[Kanton Freiburg|Freiburg]], [[Kanton Solothurn|Solothurn]], [[Kanton Basel-Landschaft|Baselbiet]] und [[Kanton Aargau|Aargau]]
* ''glette'' – «bügeln» (mit dem Bügeleisen, eigentlich «glätten»)
* ''Goof'' (m, n) – «Balg, Bub, Gör» (meist als [[Schimpfwort]] empfunden; in einigen Gegenden aber auch die gewöhnliche Bezeichnung für ein Kind)
* ''Grind'' – «Kopf» (salopp)
* ''gsii'' – «gewesen»
* ''gumpe'' – «springen, hüpfen»
* ''Gumsle, Gluggere'' – verachtendes Schimpfwort, sagt man nur bei weiblichen Personen (''Gluggere'' bedeutet eigentlich eine brütende Henne)
* ''Gutsch'' – «Schluck» oder auch eine «überschwappende Menge Flüssigkeit, zum Beispiel aus einem Eimer»
* ''[[Hoi (Interjektion)|hoi]]'' (daneben auch ''sali, salü, sälü,'' von französisch «salut») – Grussformel für Leute, die man [[Duzen|duzt]]
* ''halbbatzig'' – «ungenügend, unzulänglich»
* ''Hudigääggeler'' – «Schweizer Volksmusik»
* ''huere'' – zeigt als Adjektiv/Adverb Intensivierung an, kann je nach Dialekt und Kontext als üblicher umgangssprachlicher Ausdruck (insbesondere in der [[Jugendsprache]]) oder als derber Fluch verstanden werden.
* ''huure'' – «kauern»
* ''gheie'' – «fallen, stürzen; (hinab-)werfen»
* ''jäsoo'' – «ach so»
* ''Kolleeg'' – «Kumpel, Freund»
* ''lauffe, louffe'' – «gehen»
* ''leere'' – in vielen Dialekten sowohl «lehren» als auch «lernen»
* ''lisme'' – «stricken»
* ''lose'' – «zuhören, horchen», auch «gehorchen» (aber: ''(g)hööre'' – «hören»)
* ''luege'' – «schauen, lugen» (aber: ''(g)seh'' – «sehen»)
* ''merssi'' – «Dankeschön» (von französisch «merci»)
* ''möge'' – «können», etwa in: ''Ich mag nümme'' – «Ich kann nicht mehr, ich bin fix und fertig» oder aber: «Ich kann nicht mehr [essen]», d.&nbsp;h.: «Ich bin satt»; ''Ich mag mi nümm bsinne/erinnere'' – «Ich kann mich nicht mehr erinnern»
* ''neime, nöime'' – «irgendwo» (vgl. die entsprechenden Varianten unter ''öpper, öppis'')
* ''Nidel'' (m.), ''Nidle'' (f.) – «Rahm»
* ''öppe'' – «etwa, ungefähr»
* ''öpper, näber(t), neimer'' – «jemand»
* ''öppis, näbis, neimis'' – «etwas»
* ''poschte,'' in Bern ''kömerle'' – «einkaufen» (bei [[Spontankauf|Spontankäufen]] sagt man: ''chröömle, chröömerle, gänggele'')
* ''Puff'' – «Unordnung» (aber auch «Bordell»)
* ''rüüdig –'' «sehr», aber auch «verrückt» Beispiel: ''rüüdigi'' Luzerner Fasnacht
* ''rüere'' – «rühren», aber auch «werfen»
* ''Sack'' – «Tüte», auch abgekürzt für ''Hosesack'' – «Hosentasche»
* ''schmöcke'' – «riechen», jünger unter hochdeutschem Einfluss auch «schmecken»
* ''schnore'' – «labern, plappern»
* ''Schnudergoof'' – «Bengel, Balg, Rotzlöffel», verstärkter Ausdruck für ''Goof'' (''Schnuder'' bezeichnet das Nasensekret)
* ''Schoofseckel'' – etwa «Arschloch, Volltrottel» (wörtlich: «Schafs-Hodensack»)
* ''Stäge'' – «Treppe», «Stiege»
* ''Siech'' – «Typ» (grob, meist in Verbindung mit «geile» [um Respekt auszudrücken], «blööde» [um Verachtung auszudrücken] oder «huere» [als allgemeiner Fluch, wie z.&nbsp;B. «verdammt!»]), bedeutete ursprünglich «Kranker», siehe [[Siechtum]].
* ''springe,'' weniger schön auch ''seckle'' – «rennen, laufen»
* ''studiere'' – «nachdenken, überlegen» (aber auch studieren an einer Universität)
* ''Stutz'' – sowohl «steile Stelle im Gelände, steil aufwärts führende Strasse» als auch «Ein-Franken-Stück» (salopp, z.&nbsp;B. «Hesch mer en Stutz?» – Hast du mir einen Franken/etwas Geld?)
* ''tööne'' – «klingen»; ''töönt guet'' – «klingt gut»
* ''tschuute, schutte'' – «Fussball spielen» (von englisch «to shoot»)
* ''uf em Sprung sii'' – «es eilig haben»
* ''Uufzgi'' – «Hausaufgaben»
* ''Uusgang'' in: ''in Uusgang gaa'' – «ausgehen» (ursprünglich militärsprachlich)
* ''voorig, vöörig, vüürig'' – «genügend; übrig» (''’s hät no voorig, das isch no voorigplibe;'' aber auch «zur Genüge»: ''das langet voorig'')
* ''zieh'' in: ''eis ga/go zieh'' – «einen trinken gehen»
* ''Zmittag'' – «Mittagessen»
* ''Zmorge, zmörgele'' – «Frühstück, frühstücken»
* ''Znacht'' – «Abendessen»
* ''Znüüni'' – «Snack, Zwischenmahlzeit am Vormittag» (eigentlich mhd. Präposition ''ze'' plus substantiviertes Zahlwort ''nüün'')
* ''Zvieri'' – «Snack, Zwischenmahlzeit am Nachmittag» (eigentlich mhd. Präposition ''ze'' plus substantiviertes Zahlwort ''vier'')

Die meisten der obigen Ausdrücke sind allerdings nicht spezifisch für das Alemannische der Schweiz, sondern auch in den alemannischen Dialekten des Südschwarzwalds verbreitet.

Einige Ausdrücke des schweizerdeutschen Wortschatzes haben ihren Eingang ins allgemein verbreitete Hochdeutsch gefunden, so z.&nbsp;B. [[Müesli]] oder [[Putsch]], andere als sog. [[Helvetismus|Helvetismen]] in die regionale Hochsprache ([[Schweizer Hochdeutsch]]). Bei Schweizer Schriftstellern erscheinen schweizerische Wörter in unterschiedlichem Mass.

== Schreibweise ==
Alle Mundarten beziehungsweise Dialekte im deutschen Sprachraum haben gemeinsam, dass es für sie keine [[standard]]isierte Rechtschreibung gibt. Genauso verhält es sich mit den schweizerdeutschen Dialektformen.

In den Mundartwörterbüchern und in der Dialektliteratur lassen sich grob gesehen zwei verschiedene Schreibsysteme unterscheiden: Entweder eine weitgehend [[Phonologie|phonologische]] Schreibung, die sich in [[Eugen Dieth]]s Vorschlag ''[[Schwyzertütschi Dialäktschrift]]'' kodifiziert findet, oder eine weitergehende Orientierung an der standarddeutschen Schreibung in der Tradition der älteren (vornehmlich Berner) Dialektliteratur, deren Regeln [[Werner Marti (Schriftsteller)|Werner Marti]] in seinem Vorschlag ''Bärndütschi Schrybwys'' zusammengefasst hat.

Der Alltagsgebrauch, beispielsweise in [[Short Message Service|SMS]], [[Chat]], [[E-Mail]] oder persönlichen Briefen, ist weitgehend unbeeinflusst von den Schreibungen der Dialektliteratur. Vielmehr ist die Einstellung verbreitet, man schreibe den Dialekt «nach Gefühl» oder «so, wie man es sagt», eine Einstellung, der zufolge die Rechtschreibung zur Domäne des Standarddeutschen gehört, nicht aber zum Dialekt.

Eine Sonderstellung nimmt das [[Baseldeutsch]]e ein, wo besonders die [[Schnitzelbank (Bänkelsang)|Schnitzelbänke]] an der [[Basler Fasnacht]] eine Schreibung anwenden, die sich stark am Baseldeutschen Wörterbuch von Rudolf Sutter orientiert. Es handelt sich dabei zwar um den Dieth-Typus, die Laut-Buchstaben-Zuordnung entspricht aber teilweise Lautungen, die im modernen Baseldeutsch kaum mehr anzutreffen sind ([[Entlabialisierung|Entrundung]] von /ö/ und /ü/ zu /e/ bzw. /i/).

Im Grossen und Ganzen richten sich alle Verschriftungen des Schweizerdeutschen nach den Laut-Buchstaben-Zuordnungen der Standardsprache. Es gibt allerdings einige Abweichungen:

* ''k'' und ''ck'' bezeichnen die [[Affrikate]] [{{IPA|k͡x}}].
* ''gg'' bezeichnet einen anderen Laut als ''g,'' nämlich die (unaspirierte) [[Fortis]] {{IPA-Phon|k}}.
* ''[[y]]'' bezeichnet in einheimischen Wörtern und Namen immer geschlossenes [{{IPA|iː}}] oder {{IPA-Phon|i}}. Diese Verwendung geht auf eine spätmittelalterliche [[Ligatur (Typografie)|Ligatur]] aus ''ij'' zurück.
* ''ä'' steht in erster Linie für das überoffene {{IPA-Phon|æ}}, in der Ostschweiz auch für das offene {{IPA-Phon|ɛ}}. Im Alltagsgebrauch findet es sich überdies für das [[Schwa]] {{IPA-Phon|ə}}; eine Verwendung, die man in den Mundartwörterbüchern und in der Dialektliteratur nur für die alpinen Dialekte antrifft, wo sie in phonetischer Hinsicht eher angebracht ist.
* ''ie'' ist ausnahmslos für die Lautfolge [ɪə] reserviert, niemals für [i:]. Langes ''i'' wird je nach Schreibweise und/oder Öffnungsgrad ''ii, y, yy'' oder gelegentlich ''ih'' geschrieben.

== Anteil der Schweizerdeutschsprachigen ==
[[Datei:Karte Schweizer Sprachgebiete 2023.png|mini|270px|[[Sprachen in der Schweiz|Sprachgebiete]] der Schweiz&nbsp;– Mehrheitsverhältnis nach der [[Bundesamt für Statistik|BFS]]-Erhebung 2010 (Karte mit einem Gemeindebestand per 1.&nbsp;Januar 2023)
{{Farblegende|#f7c5b4|Deutsch<br />(65,6 % der Bevölkerung; 73,3 % der Schweizer)}}
{{Farblegende|#d9d4e9|Französisch<br />(22,8 % der Bevölkerung; 23,4 % der Schweizer)}}
{{Farblegende|#b6ddc7|Italienisch<br />(8,4 % der Bevölkerung; 6,1 % der Schweizer)}}
{{Farblegende|#fffcc8|Bündnerromanisch<br />(0,6 % der Bevölkerung; 0,7 % der Schweizer)}}
]]

Bei der Erhebung des [[Bundesamt für Statistik|Bundesamts für Statistik]] von 2010 betrug der Anteil der deutschsprachigen Schweizer 65,6 % der Gesamtbevölkerung.
Von diesen gaben 93,3 % bei der [[Volkszählung in der Schweiz|Volkszählung 2000]] an, im Alltag Dialekt zu sprechen. Im Jahr 2014 dagegen sprachen noch 87 % der Deutschschweizer Bevölkerung Schweizerdeutsch im Alltag.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Bundesamt für Statistik |Titel=Schweizerdeutsch und Hochdeutsch in der Schweiz – Analyse von Daten aus der Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur 2014 {{!}} Publikation |Sammelwerk=Bundesamt für Statistik |Datum= |Online=https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kataloge-datenbanken/publikationen.assetdetail.3543997.html |Abruf=2018-11-18}}</ref>


Als Familiensprache wird Schweizerdeutsch von 78,4 % der Einwohner ab 15 Jahren in der deutschen Schweiz gesprochen.<ref name=":1">{{Internetquelle |autor=Bundesamt für Statistik |url=https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home.assetdetail.15384584.html |titel=Zuhause gesprochene Sprachen nach Sprachgebiet – 2019 {{!}} Tabelle |datum=2021-01-25 |sprache=de |abruf=2021-01-25}}</ref> Der relative Anteil der Sprecher ist leicht rückläufig<ref>{{Internetquelle |autor=Bundesamt für Statistik |url=https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kataloge-datenbanken/tabellen.assetdetail.7226752.html |titel=Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren nach zuhause gesprochenen Sprachen und Kanton – 2017 {{!}} Tabelle |datum=2019-01-29 |sprache=de |abruf=2019-03-15}}</ref><ref name=":1" /> und variiert stark. So findet man Dialektsprecher häufiger in ländlichen Regionen und Menschen, die (nur) Standardsprache sprechen, häufiger in städtischen Gebieten.<ref>{{Internetquelle |autor=Bundesamt für Statistik |url=https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kataloge-datenbanken/tabellen.assetdetail.7226752.html |titel=Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren nach zuhause gesprochenen Sprachen und Kanton – 2017 {{!}} Tabelle |datum=2019-01-29 |sprache=de |abruf=2019-03-15}}</ref> Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über den Anteil der Schweizerdeutschsprachigen, bezogen auf Dialekt als regelmässig verwendete Sprache (Alltagssprache) und Familiensprache:
===Wortschatz===
{| class="wikitable sortable"
|+Anteil der Einwohner ab 15 Jahren, die Dialekt sprechen, nach Kantonen, die Deutsch als Amtssprache haben<ref name=":0" /><ref name=":1" />
!Kanton
!Schweizerdeutsch im Alltag in % (2014)
!Schweizerdeutsch als Familiensprache in % (2019)
!Deutsch als alleinige Amtssprache
|-
|[[Kanton Aargau|Aargau]]
|91
|80
|Ja
|-
|[[Kanton Appenzell Innerrhoden|Appenzell Innerrhoden]]
|90
|93
|Ja
|-
|[[Kanton Appenzell Ausserrhoden|Appenzell Ausserrhoden]]
|90
|85
|Ja
|-
|[[Kanton Bern|Bern]]
|88 (deutscher Kantonsteil)
|79 (ganzer Kanton)
|Nein
|-
|[[Kanton Basel-Landschaft|Basel-Landschaft]]
|89
|80
|Ja
|-
|[[Kanton Basel-Stadt|Basel-Stadt]]
|78
|64
|Ja
|-
|[[Kanton Freiburg|Freiburg]]
|88 (deutscher Kantonsteil)
|24 (ganzer Kanton)
|Nein
|-
|[[Kanton Glarus|Glarus]]
|96
|82
|Ja
|-
|[[Kanton Graubünden|Graubünden]]
|86 (deutscher Kantonsteil)
|70 (ganzer Kanton)
|Nein
|-
|[[Kanton Luzern|Luzern]]
|89
|83
|Ja
|-
|[[Kanton Nidwalden|Nidwalden]]
|91
|85
|Ja
|-
|[[Kanton Obwalden|Obwalden]]
|91
|87
|Ja
|-
|[[Kanton St. Gallen|St. Gallen]]
|89
|82
|Ja
|-
|[[Kanton Schaffhausen|Schaffhausen]]
|85
|78
|Ja
|-
|[[Kanton Solothurn|Solothurn]]
|92
|83
|Ja
|-
|[[Kanton Schwyz|Schwyz]]
|91
|82
|Ja
|-
|[[Kanton Thurgau|Thurgau]]
|85
|81
|Ja
|-
|[[Kanton Uri|Uri]]
|91
|90
|Ja
|-
|[[Kanton Wallis|Wallis]]
|93 (deutscher Kantonsteil)
|21 (ganzer Kanton)
|Nein
|-
|[[Kanton Zug|Zug]]
|79
|72
|Ja
|-
|[[Kanton Zürich|Zürich]]
|83
|71
|Ja
|}


So wird die Hochsprache zwar in der Verfassung als eine der vier offiziellen Landessprachen definiert, bleibt aber für den Grossteil der Bevölkerung praktisch eine Fremdsprache (siehe auch [[Diglossie]]).
Allgemein ist zu erwähnen, dass es im Schweizerdeutschen sehr viele französische [[Lehnwort|Lehnwörter]] gibt. Eine Auswahl davon ist in der folgenden Liste zu finden.(Es steht jeweils zuerst das Schweizerdeutsche Wort, beziehungsweise der Schweizerdeutsche Ausdruck)


Einsprachige Kantone, in denen von der einheimischen Bevölkerung Schweizerdeutsch gesprochen wird, sind: [[Kanton St. Gallen|St. Gallen]], [[Kanton Appenzell Innerrhoden|Appenzell Innerrhoden]] und [[Kanton Appenzell Ausserrhoden|Appenzell Ausserrhoden]], [[Kanton Thurgau|Thurgau]], [[Kanton Glarus|Glarus]], [[Kanton Schaffhausen|Schaffhausen]], [[Kanton Zürich|Zürich]], [[Kanton Zug|Zug]], [[Kanton Schwyz|Schwyz]], [[Kanton Luzern|Luzern]], [[Kanton Uri|Uri]], [[Kanton Nidwalden|Nidwalden]] und [[Kanton Obwalden|Obwalden]], [[Kanton Aargau|Aargau]], [[Kanton Basel-Stadt|Basel-Stadt]] und [[Kanton Basel-Landschaft|Basel-Landschaft]] sowie [[Kanton Solothurn|Solothurn]]. Eine deutschsprachige Mehrheit haben [[Kanton Graubünden|Graubünden]] (neben [[Bündnerromanisch]] und [[Italienische Sprache|Italienisch]]) und [[Kanton Bern|Bern]] (neben [[Französische Sprache|Französisch]]). Eine deutschsprachige Minderheit neben einer französischen Mehrheit haben das [[Kanton Wallis|Wallis]] und [[Kanton Freiburg|Freiburg]]. Im [[Kanton Jura]] gibt es eine deutschsprachige Gemeinde, [[Ederswiler]], ebenso im [[Kanton Tessin|Tessin]] die Walsersiedlung [[Bosco/Gurin]].
*Spezielle Wörter
** Tr''o''ttoir – "Gehsteig"
** P''e''rron – "Bahnsteig"
** B''i''llet – "Fahrkarte, Eintrittskarte"
** Glac''e'' (gesprochen glassee) – "Eiscreme"
** exg''ü''si oder exgüs''ee'' (excusez) – "Entschuldigung!"
** m''e''rci – "danke"
** V''e''lo – "Fahrrad"
** N''a''tel ® – "Mobiltelefon" (Abkürzung für ''Nationales Autotelefon''; geschützter Begriff für Dienstleistungen von Swisscom Mobile; ugs. für "Handy")


Mittlerweile sind auch die meisten [[Rätoromanen]] des Schweizerdeutschen mächtig.
*Spezielle Wörter ([[Zentralschweiz]])
** Gummel – "Kartoffel"
** Fecker – "Zigeuner"


== Historische Entwicklung des Schweizerdeutschen ==
* Wörter, die zu Missverständnissen führen können:
{{Überarbeiten}}
** Anke – "Butter"
Noch im 18. Jahrhundert wurde die Mundart in der Schweiz als zweitrangig oder gar minderwertig angesehen.<!--Nach [[Roland Ris]] unterschied sich das in der Schweiz vorherrschende Verhältnis zwischen Mundart und Hochdeutsch «zu Beginn des 19. Jahrhunderts […] nur graduell von demjenigen in den benachbarten süddeutschen Gebieten». Texte wurden auf Hochdeutsch verfasst, gesprochen wurde je nach [[Sprachdomäne]] Hochdeutsch oder Mundart.--> Während der [[Helvetik]] hatte das Sprechen und Schreiben im Dialekt eine oppositionelle Funktion; so drückte etwa der Konservative [[Gottlieb Jakob Kuhn]] seine konterrevolutionäre Gesinnung auf Berndeutsch aus. Eine erste Erhöhung zur Kultursprache wurde durch die ''Allemannischen Gedichte'' von [[Johann Peter Hebel]] aus dem Jahr 1804 ausgelöst, welche zudem die deutschländische Wahrnehmung der Schweiz prägten. Später trugen die Werke von [[Jeremias Gotthelf]] zu dieser neuen Etablierung bei. Durch die hohe Präsenz in Kunst und Kultur stiess die Mundart schliesslich auch in hochbürgerlichen und patrizischen Kreisen, wo sie lange als rückständig galt, auf Wohlwollen.<ref>{{Literatur |Autor=[[Roland Ris]] |Titel=Die Ausbildung eines sprachlich-kulturellen Bewusstseins in der deutschen Schweiz 1890–1914 |Sammelwerk=Auf dem Weg zu einer schweizerischen Identität – 1848–1914 |Verlag=Universitätsverlag Freiburg |Datum=1987 |ISBN=3-7278-0384-3 |Seiten=353-381}}</ref>
** Böl(l)e (Zentral– und Ostschweiz) – "Zwiebel"
** büeze – "nähen", (salopp auch) "arbeiten"
** bügle – "arbeiten", (in einigen Gegenden aber) "bügeln"
** Chaschte (Kasten) / Schaft – "Schrank"
** cheere (um–kehren) – "drehen, wenden"
** Chessu (Bern) beziehungsweise Chessel/Chübel – "Eimer"
** Chrampf – "harte Arbeit"
** chrampfe – "hart arbeiten"
** chräsme – "kriechen"
** da – "hier"
** D''e''pot – "Pfand bei Mehrwegflaschen", aber auch Garage
** es fägt (es fegt) – "etwas macht Spass"
** Estrich – "Dachboden"
** fäge (fegen), de Bode ufnäh (den Boden aufnehmen) – "wischen"
** Grind / Gring (vor allem [[Berndeutsch]]) – "Kopf"
** gumpe – "springen"
** hocke (hocken) (vor allem Westschweiz) – "sitzen"
** huärä / huere – "sehr"
** i(ch) mag mi(ch) nüme erinnere / bsinne (Ich mag mich nicht mehr erinnern / besinnen) – "Ich kann mich nicht mehr erinnern"
** In Uusgang gaa – "ausgehen" (hat nichts mit dem Flur zu tun)
** Kcholleeg – "Freund; Kumpel"
** lauffe / louffe – "gehen"
** lisme – "stricken"
** lose – "horchen" (aber: ghööre – "hören")
** luege – "schauen; ansehen" (aber: gsee – "sehen")
** nüm(m)e – "nicht mehr"
** Pepperoncini – "kleine Paprikaschoten"
** Pepperoni – "Gemüsepaprika"
** Pfanne – "Kochtopf" (eine Bratpfanne ist eine "Bratpfanne")
** poschte – "einkaufen"
** rüehre (rühren) – "werfen"
** schiesse (westl. Schweiz) beziehungsweise schüüsse – "werfen; schießen"
** schiisse – "Fäkalien ausscheiden" (und nicht "schiessen"!)
** schmöcke (schmecken) – "riechen"
** schtoosse – "stoßen; schieben"
** schürge – "schieben"
** Spöitz / Spoitz – "Speichel; Kleingeld"
** springe – "laufen"
** tuusche – "tauschen" (und nicht "duschen"!) (beispielsweise in "Wotsch mit mer tuusche?", was bedeutet "Möchtest Du mit mir tauschen?" und keine Frage nach der Beabsichtigung einer gemeinsamen Dusche darstellt)
** Winde – "Dachboden"
** wüsche (wischen) – "fegen"
** zuelose – "zuhören"


Seit den späten 1960er Jahren kann man in der Schweiz eine richtiggehende Mundartwelle beobachten. Das Schweizerdeutsche dringt in viele Bereiche vor, in welchen vorher ausschliesslich Schriftdeutsch verwendet wurde, und geniesst als Zeichen der schweizerischen und regionalen Identität eine hohe Wertschätzung. Breitenwirksam verstärkt wurde diese Entwicklung vor allem durch den vermehrten Gebrauch des Dialekts in den Massenmedien Radio und Fernsehen. Vorreiter waren hierbei die privaten Radiostationen, die sich in den 1980er Jahren etablierten. Von ihnen schwappte die Mundartwelle dann sozusagen auch auf die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten der [[SRG SSR|SRG]] über. So waren je länger, je mehr auch auf nationaler Ebene die verschiedensten regionalen Dialekte zu hören. Sehr prägend dürfte parallel dazu auch der grosse Erfolg von in Mundart singenden Musikern gewesen sein. Schon die berndeutschen Lieder [[Mani Matter]]s waren sehr populär, und mit u.&nbsp;a. [[Polo Hofer]], [[Züri West]], [[Patent Ochsner]] in Berndeutsch und mit dem [[Trio Eugster]], [[Jimmy Muff]], den [[Schlieremer Chind]], [[Toni Vescoli]] und den [[Minstrels]] in Zürichdeutsch kam die Dialektwelle dann in den 1980er Jahren so richtig in Schwung, auch in der Rockszene. In den 1990er Jahren und bis heute hielt dieser Trend z.&nbsp;B. mit [[Schtärneföifi]], [[Roland Zoss]], [[Big Zis]], [[Bligg]] und [[Adrian Stern]] an und breitete sich der Gebrauch der Mundart in den elektronischen Medien und der einheimischen Popmusik noch weiter aus. Durch die Etablierung neuer Techniken, namentlich [[Short Message Service|SMS]], [[Instant Messaging]], [[Soziales Netzwerk (Internet)|gemeinschaftliche Netzwerke]], [[Internetforum|Internetforen]], [[Chat]]räume und (private) [[E-Mail]]s, die im eigentlichen Verwendungszweck der mündlichen oder quasimündlichen Kommunikation dienen, sich jedoch als Kommunikationsmittel der geschriebenen Sprache bedienen («geschriebene Gespräche»), stiess das vorwiegend nur gesprochene Schweizerdeutsch auch in den schriftlichen Ausdruck vor und verstärkte dadurch die Mundartwelle. Mangels verbreiteter Standards bedient sich dabei jeder seiner eigenen Orthographie, in SMS sind dabei zwecks Zeicheneinsparung häufig auch Abkürzungen, [[Anglizismus|Anglizismen]] oder das in der Schweiz ansonsten unübliche [[ß]] anzutreffen.
Dieser teilweise sehr unterschiedliche Wortschatz macht es für [[Schweizer]] und [[Deutsche]] oft schwierig, sich zu verständigen. Interessant zu beobachten ist dies, wenn Schweizer Kinder mit Spielgefährten [[Hochdeutsch]] zu sprechen versuchen.
''"Möchtist du auch mal in den Pool hineingumpen?"'' sollte zum Beispiel bedeuten ''"Möchtest du auch einmal in den Pool springen?"'' Ähnlich setzt sich dies dann auch in der Schule fort, wo Hochdeutsch gesprochen und geschrieben werden sollte. Dadurch kommen die Kinder allmählich in einen "Sprachzwist", aus dem sich die meisten aber mit zunehmenden Alter herauslösen und einen differenzierten Blick auf beide Sprachen entwickeln.


Durch die Entwicklung der audiovisuellen Medien und durch die erhöhte Mobilität der Bevölkerung werden die Dialekte ausgehend von den städtischen Gebieten immer mehr von Ausdrücken der standarddeutschen Schriftsprache und auch des Englischen durchzogen. Dazu kommt, dass praktisch der gesamte Wortschatz des modernen Lebens über jeweils einheitliche hochdeutsche Formen ins Schweizerdeutsche gelangt. So gelten die meisten [[Anglizismus|Anglizismen]] aus der [[Deutsche Sprache|deutschen Sprache]] auch für Schweizerdeutsch, z.&nbsp;B. ''sori'' (von englisch «sorry») statt ''Äxgüsi'', ''schoppe'' (von englisch «to shop») oder ''iichauffe'' (von deutsch «einkaufen») statt ''Komissioone mache'' oder (übrigens auch erst jüngerem) ''poschte''. Der hochdeutsche Einfluss beschränkt sich dabei keineswegs auf den Wortschatz, sondern macht sich auch in der Grammatik und sogar in der Aussprache bemerkbar.<ref>[http://www.srf.ch/radio-srf-1/radio-srf-1/unsere-dialekte-werden-nicht-aussterben#main-comments «Unsere Dialekte werden nicht aussterben»] auf [[SRF 1]] vom 20. April 2015</ref><ref>[http://www.nzz.ch/schweiz/schweizerdeutsch-ist-nicht-minderwertig-1.18352630 Gespräch zur Konjunktur des Dialekts in der Deutschschweiz: «Schweizerdeutsch ist nicht minderwertig»] in [[Neue Zürcher Zeitung]] vom 29. Juli 2014</ref>
==Wer spricht Schweizerdeutsch?==
Bei der Volkszählung von [[2000]] betrug der Anteil der deutschsprachigen Schweizerinnen und Schweizer 63,6 % der Gesamtbevölkerung.
Von diesen gaben 93,3 % an, im Alltag Dialekt zu sprechen.
66,4 % davon geben sogar an, nur Dialekt und kein [[Hochdeutsch]] zu sprechen.


== Soziologische Aspekte ==
So wird die Hochsprache zwar in der Verfassung als eine der vier offiziellen Landessprachen definiert, bleibt aber für den Großteil der Bevölkerung praktisch eine Fremdsprache (siehe auch [[Diglossie]]).
Die sozialen Funktionen des Schweizerdeutschen sind vielfältig, da es sowohl als [[Umgangssprache]] als auch als [[Fachsprache]] verwendet werden kann. Schweizerdeutsch ist weder eine Trendsprache noch eine technische Sprache. Es wird von allen Gesellschaftsschichten gleichermassen verwendet und gilt nicht, anders als die Dialekte in manch anderen Ländern, als Sprachform einer «Unterschicht» .


Wie überall beinhalten die [[Varietät (Linguistik)|Varietäten]] verschiedener [[Gruppensprache|Sprechergruppen]] ([[Secondo]]s, Forstarbeiter usw.) zusätzliche spezielle Abkürzungen und Ausdrücke.
[[bild:KARTE_schweiz_sprachen.png|thumb|330px|Sprachen in der Schweiz]]


Schweizerdeutsch gibt den Deutschschweizern starken emotionalen Halt und trägt wesentlich zu einem Gemeinschafts- und Heimatgefühl bei.<ref>[http://wissen.dradio.de/schweiz-schwyzerduetsch-von-klein-auf.37.de.html?dram:article_id=10113 Schwyzerdütsch von klein auf]{{Toter Link |date=2018-03 |url=http://wissen.dradio.de/schweiz-schwyzerduetsch-von-klein-auf.37.de.html?dram:article_id=10113}}: Gespräch mit dem Auslandskorrespondenten Pascal Lechler in [[DRadio Wissen]] im Mai 2011</ref> Ein Beispiel dafür ist die Blüte der [[Mundartmusik]] seit 1990.
[[Bild:Schweizer Dialekte (Deutsch).png|right|Karte der Schweizer Dialekte (Deutsch)]]


In den grösseren Städten, besonders in Basel, Zürich und Bern, gab es jedoch noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ausgeprägte soziale Dialektunterschiede ([[Soziolekt]]e). Zwar sprachen alle Schichten Dialekt, aber der Dialekt der Oberschicht unterschied sich deutlich von demjenigen der Mittelschicht, der sich wiederum sowohl vom Dialekt der Unterschicht als auch vom Dialekt der Landbevölkerung abhob.
In der deutschsprachigen Schweiz (gelb) gibt es eine Anzahl von verschiedenen Dialekten. Üblicherweise werden diese nach den [[Kanton (Schweiz)|Kantonen]] unterteilt. Dies ist jedoch streng [[Sprachwissenschaft|linguistisch]] nicht gerechtfertigt, da teilweise innerhalb von Kantonen grosse Unterschiede im Dialekt vorkommen, andererseits aber in einigen kantonsübergreifenden Regionen praktisch der gleiche Dialekt gesprochen wird.


== Schweizer Hochdeutsch und Schweizerdeutsch ==
Die Deutschschweizer Kantone sind [[Graubünden]] (GR), St. Gallen (SG), Appenzell (AP), [[Thurgau]] (TG), Glarus (GL), Schaffhausen (SH), Zürich (ZH), Zug (ZG), Schwyz (SZ), Luzern (LU), Uri (UR), [[Unterwalden]] (OW/NW), Wallis (VS), Aargau (AG), [[Berndeutsch|Bern]] (BE), [[Baseldytsch|Basel-Stadt]] (BS), Basel-Land (BL), Solothurn (SO) und Freiburg (FR). Schweizerdeutsch wird auch im Norden von Italien (P) und in [[Bosco/Gurin]] im [[Tessin]] (TI) gesprochen.
Der Sprachgebrauch in der Schweiz unterscheidet zwischen Dialekt und Standardsprache. Während die Dialekte ein Kontinuum bilden, gibt es kein Kontinuum zwischen Schweizer Hochdeutsch und den schweizerdeutschen Dialekten. Eine sprachliche Äusserung kann also nicht auf mehr oder weniger dialektale oder standardsprachliche Art erfolgen; man spricht entweder Dialekt oder Standardsprache und wechselt zwischen beiden.


Die funktionale Reichweite der Dialekte ist in der Schweiz wesentlich höher als in Deutschland oder Österreich. Sie werden von allen sozialen Schichten im [[Gesprochene Sprache|mündlichen Bereich]] als normale Umgangs- und Verkehrssprache verwendet; Dialekt zu sprechen ist also nicht sozial geächtet. Auch gegenüber sozial höhergestellten Personen und im Umgang mit Behörden ist das Sprechen des Dialekts in beinahe jeder Situation üblich. Das [[Schweizer Hochdeutsch]] wird in der Schweiz hauptsächlich für schriftliche Äusserungen verwendet und wird deshalb auch oft «Schriftdeutsch» genannt.
Da mehr und mehr Menschen innerhalb der Schweiz umsiedeln, haben sich die Unterschiede zwischen den Dialekten in letzter Zeit etwas abgeschwächt. Die Unterschiede sind aber noch immer von grösster Bedeutung und es kann vorkommen, dass sich Menschen von verschiedenen Regionen nur schwer verstehen, v.a. dort, wo man auf seltene Dialekte mit wenigen Sprechern trifft.


In den letzten Jahrzehnten sind verstärkt Gebrauchsausweitungen des Dialekts zu Lasten des (Schweizer) Hochdeutschen festzustellen (wobei im Weiteren unter «Hochdeutsch» stets die deutsche Standardsprache (teilweise mit deutlichem Schweizer Akzent) zu verstehen ist):
Mittlerweile alle des Schweizerdeutschen und natürlich des Hochdeutschen mächtig sind die [[Rätoromanen]], das heißt es gibt niemanden mehr, der nur Rätoromanisch spricht. Deshalb müsste man eigentlich die auf der Karte "rätoromanisch eingefärbten" Gebiete auch als deutschsprachig bezeichnen.


* Im mündlichen Bereich sollte das Hochdeutsche zwar offizielle Sprache des Schulunterrichts sein, doch beschränken sich die Lehrer aller Stufen oftmals darauf, nur den eigentlichen Unterrichtsgegenstand in Hochdeutsch zu erteilen; zwischendurch gemachte Bemerkungen und Anweisungen wie beispielsweise {{lang|gsw|''Stefan, gang bis so guet s Fäischter go zuemache''}} ({{lang|de|«Stefan, sei so gut und mach das Fenster zu!»}}) erfolgen dagegen in der Mundart. Das Hochdeutsche wird damit zur Sprache der Distanz («Sprache des Verstandes»), der Dialekt zur Sprachform der Nähe («Sprache des Herzens»). Auch Zwischenfragen und ähnliche Interventionen von Schülern und Studenten erfolgen immer mehr im Dialekt. Diesen Zustand bestätigen auch indirekt die wiederholten Ermahnungen der Schulbehörden, das Hochdeutsche im Unterricht mehr zu pflegen.
==Historische Entwicklung des Schweizerdeutschen==
* Vor allem in den privaten Radio- und Fernsehkanälen wird praktisch nur Dialekt gesprochen. Da es viele Mitarbeiter aber gewohnt sind, ihre Sprechtexte auf Hochdeutsch niederzuschreiben, entsteht beim Ablesen oft eine stark hochdeutsch geprägte Sprachform mit den Lautformen des Dialekts, aber der [[Syntax]] und dem Wortschatz des Hochdeutschen: ''Me befürchtet, das d Zaal der Verletzte, die i Chrankehüser ygliferet worde sy, no beträchtlech aaschtyge chönnt'' statt {{lang|gsw|''me befürchtet, das d Zaal vo de Verletzte, wo i Schpitäler sy ygliferet worde, no beträchtlech chönnt aaschtyge''}} ([[Berndeutsch]]). In den öffentlich-rechtlichen Medien gilt es zu differenzieren:
Bis ins [[20. Jahrhundert]] hinein blieb der Gebrauch des Dialektes auf den Bereich des Privatlebens beschränkt.
** Im Radio (private Stationen und [[Schweizer Radio und Fernsehen|SRF]]) werden fast nur noch Nachrichten und politische Informationssendungen (z.&nbsp;B. ''[[Echo der Zeit]]'') sowie das gesamte Programm des Kulturkanals ([[Radio SRF 2 Kultur]]) auf Hochdeutsch ausgestrahlt.<ref>{{Internetquelle |autor=Sonja Glaab-Seuken, Andreas Vlašić |url=https://www.bakom.admin.ch/dam/bakom/de/dokumente/bakom/elektronische_medien/Zahlen%20und%20Fakten/Studien/abschlussbericht-srg-programmanaylse-2020.pdf.download.pdf/Abschlussbericht%20SRG%20SSR%20Programmanalyse%202020_final.pdf |titel=Analyse der Radioprogramme der SRG SSR: Deutsche Schweiz 2020 |titelerg=Abschlussbericht |hrsg=[[Bundesamt für Kommunikation]] |datum=2020-10 |seiten=60, 69 |format=PDF |abruf=2022-06-17}}</ref>
Im öffentlichen Leben wurde, vor allem seit der [[Reformation]], Hochdeutsch vorgezogen. Die gehobenen Klassen ([[Patrizier]]) und die Familien der Großbourgeoisie einiger Städte wie Bern und Basel "präferierten" Französisch und "parlierten" dieses auch im Alltag. Viele französische [[Lehnwort|Lehnwörter]] zeugen heute noch davon. Wie die übrigen deutschen Mundarten galt auch das Schwyzerdütsch als Sprache der Bauern und des gemeinen Volkes.
** Im privaten Fernsehen und im SRF ist der Dialekt üblich in Unterhaltungsshows, in Seifenopern und Serien (wobei hochdeutsche und hochdeutsch synchronisierte Serien nicht noch extra schweizerdeutsch synchronisiert werden), im Kinderprogramm, in allen Sendungen mit ausgesprochenem Schweizbezug (Volksmusik, Regionalnachrichten), in analysierenden Sportsendungen, in allen Interviews und Diskussionen mit Deutschschweizern ausserhalb der Hauptnachrichten.
* In Gemeinde- und Kantonsparlamenten ist es meist üblich, die Voten im Dialekt abzugeben. Gleiches gilt im mündlichen Verkehr mit Behörden und Gerichten.
* Im eidgenössischen Parlament wird jedoch, aus Rücksicht auf die Französisch-, Italienisch- und Bündnerromanisch-Sprechenden, (Schweizer) Hochdeutsch gesprochen.
* Auch in schriftlicher Verwendung ist das Hochdeutsche auf dem Rückzug, wo es sich um die Privatsphäre handelt:
** E-Mails und SMS vor allem der jüngeren Generation
** Sprache der Chatrooms
** Kontaktanzeigen und Annoncen in Zeitungen
* Überdies werden in den hochdeutsch geschriebenen Zeitungen (zum Teil sogar im Weltblatt «[[Neue Zürcher Zeitung|NZZ]]») in lokalem Zusammenhang immer öfter spezielle schweizerdeutsche Vokabeln verwendet (beispielsweise {{lang|gsw|''Töff''}} für {{lang|de|«Motorrad»}}, {{lang|gsw|''Büsi''}} für {{lang|de|«Katze»}}, {{lang|gsw|''Güsel''}} (Zürich)/{{lang|gsw|''Ghüder''}} (Bern) für {{lang|de|«Abfall»}})


Viele Deutschschweizer haben also mangelnde Übung im mündlichen Gebrauch des Hochdeutschen; weit verbreitet ist die Ansicht, diese offizielle Nationalsprache sei eigentlich eine Fremdsprache. Hochdeutsch wird seit dem Ersten Weltkrieg wenig geschätzt und als fremd empfunden. Andererseits klingt Schweizer Hochdeutsch auch für viele Schweizer selbst schwerfällig und ungelenk. Hinzu kommen aufgrund geschichtlicher Ereignisse vorhandene Vorbehalte und Vorurteile gegenüber den Deutschen und den Österreichern und damit verbunden oft auch eine ablehnende Haltung gegen das Hochdeutsche.
Seit Mitte des [[19. Jahrhundert]]s gab es immer wieder Bewegungen mit dem Ziel, Schwyzerdütsch salonfähig zu machen und es zu einer Schriftsprache zu normalisieren. Die Versuche, sich innerhalb des deutschen Kulturraumes durch die Entwicklung einer eigenständigen "vollwertigen" Sprache zu emanzipieren, ähnlich wie es einst die Niederländer taten, wurde durch die politischen Ereignisse des [[20. Jahrhundert]]s ([[Nationalsozialismus|Nazismus]]) zusätzlich verstärkt.


Dialektsprache wird somit auch bewusst als Abgrenzung benutzt. Allerdings können auch andere deutschsprachige Menschen von ausserhalb der Schweiz sie einigermassen gut verstehen. Dazu mag eine Eingewöhnungszeit nötig sein, in der man genau zuhört.
Gleichzeitig machte sich eine Gegenströmung zu dieser Entwicklung bemerkbar: Durch die Entwicklung der audiovisuellen Medien und durch die erhöhte Mobilität der Bevölkerung werden die Dialekte, ausgehend von den städtischen Gebieten, immer mehr von Ausdrücken der standarddeutschen Schriftsprache und auch des Englischen durchzogen. Dazu kommt, dass praktisch der gesamte Wortschatz des modernen Lebens über jeweils einheitliche hochdeutsche Formen ins Schwyzerdütsche gelangt. Doch beschränkt sich dieser hochdeutsche Einfluss fast ausschließlich auf den Wortschatz.


Schweizerdeutsch ist durch die vorgenannten Faktoren zwar eher auf dem Vormarsch, andererseits durchläuft es seit einigen Jahrzehnten markante Veränderungen:
==Soziologische Aspekte==
* Einerseits führen die massiven Migrationsbewegungen innerhalb des Landes zu einer Nivellierung hin zu Grossagglomerationsdialekten.
Die soziologischen Funktionen von Schwyzerdütsch sind vielfältig. Es kann sowohl als [[Umgangssprache]] als auch als [[Fachsprache]] verwendet werden. Schwyzerdütsch ist weder nur Trendsprache noch eine technische Sprache. Es wird von allen Gesellschaftsschichten gleichermaßen verwendet und ist also nicht mehr wie manche Dialekte (früher) als Sprachform einer "Unterschicht" diskreditiert.
* Andererseits hat der Konsum deutscher Medien zu einem Eindringen vieler hochdeutscher Elemente geführt.
Durch diese Entwicklungen driften passive und aktive Sprachkompetenz der Schweizer, was das Hochdeutsche angeht, auseinander. Sie verstehen geschriebenes und gesprochenes Hochdeutsch genauso gut wie die Einwohner Deutschlands, wenn man Aspekte der sozialen Schicht und der Ausbildung berücksichtigt. Aber es fällt den Schweizern zunehmend schwerer, sich selbst im Hochdeutschen gewandt auszudrücken. Gleichzeitig wird das Schweizerdeutsche immer mehr mit hochdeutschen Vokabeln und Ausdrücken gesprochen. Doch auch das Englische wird immer mehr in der Alltagssprache der Jugend verwendet. So verwendet man oftmals z.&nbsp;B. «dä Tescht isch easy gsi!» anstatt des üblichen {{lang|gsw|''dä Tescht isch eifach gsi!''}} ({{lang|de|dieser Test war einfach!}}).


== ''Schweizerisches Idiotikon'' und ''Sprachatlas der deutschen Schweiz'' ==
Wie überall beinhalten die [[Sprachvarietät|Varietät]]en verschiedener [[Gruppensprache|Sprechergruppen]] ([[Secondo]]s, Forstarbeiter usw.) zusätzliche spezielle Abkürzungen und Ausdrücke.
Das [[Schweizerisches Idiotikon|Schweizerische Idiotikon]] ist das Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache und erfasst den lebenden und historischen schweizerdeutschen Wortschatz (einschliesslich der [[Walser]]gebiete Oberitaliens), jedoch nicht die [[Bairische Dialekte|bairische]] Mundart [[Samnaun]]s, die im [[Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich]] beschrieben wird. Der dokumentierte Wortschatz umfasst die Zeitspanne von etwa 1300 bis in die Gegenwart des jeweiligen Bandes (also je nach Band spätes 19. bis frühes 21.&nbsp;Jahrhundert).


Der [[Sprachatlas der deutschen Schweiz]] (SDS) erfasst und dokumentiert die alemannischen Mundarten der Schweiz einschliesslich der Walserdialekte Norditaliens mittels der [[Dialektgeographie|dialektgeographischen]] Methode. Er gibt einen Sprachstand von etwa 1950 wieder. 2010 ist mit dem «Kleinen Sprachatlas der deutschen Schweiz» eine populärwissenschaftliche Kurzversion des Sprachatlasses erschienen. – Unter der Leitung von [[Elvira Glaser]] wird derzeit an der Universität Zürich der «Syntaxatlas der deutschen Schweiz» (SADS) erarbeitet, der die im SDS weitgehend ausgesparte Dialekt[[syntax]] zum Thema hat.
Da die schweizerdeutschen Dialekte nicht kodifiziert sind (das heißt dass sie keine offizielle Orthographie und keine normierte Grammatik haben), erscheinen sie stark kontextuell, lassen sich also weder in ihrer Anwendung noch in ihrer Stellung zur Umwelt klar definieren. Schwyzerdütsch gibt den Deutschschweizern jedoch starken emotionalen Halt und trägt wesentlich zu einem Gemeinschafts- und Heimatgefühl bei, weshalb es aus dem Alltag auch nicht wegzudenken ist.


== Trivia ==
Die schweizerdeutschen Dialekte unterscheiden sich aber zum Teil sehr stark voneinander. Überspitzt gesagt hat beinahe jeder Kanton einen eigenen "Touch" in seinem Dialekt. Deutschschweizer kann man zum Teil sehr gut alleine nach ihrem Dialekt relativ genau einer Heimatgegend zuordnen. Sehr gut voneinander zu unterscheiden sind das Berndeutsch, Baseldeutsch, Zürichdeutsch, Urnerdeutsch, Bündnerdeutsch, das Appenzellerdeutsch und das St.Gallerdeutsch.
* In dem 1978 entstandenen Kinofilm ''[[Die Schweizermacher]]'' wird das Erlernen von Schweizerdeutsch als Bestandteil des Einbürgerungsverfahrens [[Persiflage|persifliert]].
* Es kann vorkommen, dass Deutsche meinen, das von Schweizern mit ihrem Akzent gesprochene Hochdeutsch sei Schweizerdeutsch.


==Literatur==
== Siehe auch ==
* [[Beiträge zur Schweizerdeutschen Grammatik]]
*Andreas Lötscher: ''Schweizerdeutsch. Geschichte, Dialekte, Gebrauch.'' Frauenfeld 1983.
* [[Renward Brandstetter#Brandstettersches Gesetz|Brandstettersches Gesetz]]
*Hans Bickel, Robert Schläpfer (Hgg.): ''Die viersprachige Schweiz.'' 2., neubearbeitete Auflage Aarau 2000.
* [[Andreas Heusler (Altgermanist)#Heuslersches Gesetz|Heuslersches Gesetz]]
*Rudolf Hotzenköcherle: ''Die Sprachlandschaften der deutschen Schweiz'', hg. von Niklaus Bigler und Robert Schläpfer unter Mitwirkung von Rudolf Börlin, Aarau 1994 (Sprachlandschaften I).
* [[Notker III.#Notkers Anlautgesetz|Notkers Anlautgesetz]]
*Georges Lüdi: ''Die Sprachenlandschaft der Schweiz - Eidgenössische Volkszählung 1990''. Bundesamt für Statistik. Bern 1997.
* [[Friedrich Staub#Staubsches Gesetz|Staubsches Gesetz]]
*[http://www.sagw.ch/dt/Kommissionen/woerterbuch/index.html Schweizerisches Idiotikon] ''Schweizerdeutsches Wörterbuch'' in 17 Bänden (beispielsweise in Universitätsbibliotheken).
* [[William G. Moulton#Ostschweizerische Vokalspaltung|Ostschweizerische Vokalspaltung]]
*[http://www.vein.hu/german/regionalitaet.pdf Csaba Földes: ''Deutsch als Sprache mit mehrfacher Regionalität: Die diatopische Variationsbreite''. In: Muttersprache (Wiesbaden) 112 (2002) 3, S. 225-239.]
* [[Schweizer Literatur#Mundartliteratur]]
*''Sprachatlas der deutschen Schweiz'', hg. von Rudolf Hotzenköcherle, fortgeführt und abgeschlossen von Robert Schläpfer, Rudolf Trüb und Paul Zinsli, acht Bände Bern beziehungsweise Basel 1962-1997 (beispielsweise in Universitätsbibliotheken).


== Literatur ==
''Siehe auch:''
''Weitere Literatur siehe auch in den Artikeln zu den einzelnen Dialekten und Dialektgruppen.''
[[Helvetismus]], [[Kultur der Schweiz]]
* [https://www.idiotikon.ch/ ''Schweizerisches Idiotikon.''] ''Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache.'' 17 Bände. Huber, Frauenfeld 1881&nbsp;ff., ISBN 3-7193-0995-9, ISBN 3-7193-1199-6 (die Website verweist auf über fünfzig Regionalwörterbücher).
* [[Albert Bachmann (Philologe)|Albert Bachmann]] (Hrsg.): ''Beiträge zur Schweizerdeutschen Grammatik.'' Bände 1–20. Huber, Frauenfeld 1910–1941 (Lautlehren sowie mehrheitlich auch Formenlehren der Dialekte von Appenzell, Berner Seeland, Bündner Herrschaft, Entlebuch, Glarus, Jaun, Kesswil, Mutten, Obersaxen, Schaffhausen, Sensebezirk, St. Galler Rheintal, Toggenburg, Uri, Urseren, Visperterminen, Wallis und Walserkolonien, Zürcher Oberland; alle digital zugänglich über [https://www.helveticat.ch/search/query?theme=Helveticat Helveticat]).
* Albert Bachmann: [https://peter-hug.ch/lexikon/1888_bild/45_0068 ''Sprachen und Mundarten.''] In: ''[[Geographisches Lexikon der Schweiz]].'' Band 5. I.: ''Deutsch.'' Gebrüder Attinger, Neuenburg 1908, S. 58–76.
* Ann Beilstein-Schaufelberger: [https://www.schweizer-deutsch.ch/ ''Züritüütsch – Schweizerdeutsch.''] Lehrmittel mit 2 Hör-CDs und Lösungsschlüssel zu den Aufgaben. 2. Auflage, 2007, ISBN 978-3-033-01173-1.
* [[Hans Bickel (Linguist)|Hans Bickel]], [[Robert Schläpfer]] (Hrsg.): ''Die viersprachige Schweiz.'' Benziger, Zürich 1982; 2., neu bearb. Auflage, Aarau 2000, ISBN 3-545-36312-0, ISBN 3-7941-3696-9.
* Hans Bossard: ''Zuger Mundartbuch.'' Schweizer Spiegel, Zürich 1962.
* [[Helen Christen]]: ''Alemannisch in der Schweiz.'' In: [[Joachim Herrgen]], [[Jürgen Erich Schmidt]] (Hrsg.): ''Sprache und Raum&nbsp;– Ein internationales Handbuch der Sprachvariation.'' Band 4: ''Deutsch'' (=&nbsp;''Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft.'' Band 30.4). De Gruyter Mouton, Berlin&nbsp;/ Boston 2019, ISBN 978-3-11-018003-9, S. 246–279.
* [[Christoph Merian Stiftung]] (Hrsg.): ''Neues Baseldeutsches Wörterbuch.'' Christoph Merian Verlag, Basel 2020, ISBN 978-3-85616-502-4.
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* Renate Egli-Wildi: ''Züritüütsch verstaa, Züritüütsch rede.'' Mundartlehrgang des Vereins Schweizerdeutsch, Gruppe Zürich. 108 Seiten, 2 CDs. Küsnacht 2007, ISBN 978-3-033-01382-7.
* [[Ludwig Fischer (Dialektologe)|Ludwig Fischer]]: ''Luzerndeutsche Grammatik.'' Schweizer Spiegel, Zürich 1960; Nachdruck: Comenius, Hitzkirch 1989, ISBN 3-905286-32-7.
* [[Csaba Földes]]: ''Deutsch als Sprache mit mehrfacher Regionalität – Die diatopische Variationsbreite.'' In: ''Muttersprache.'' 112, 3, Wiesbaden 2002, {{ISSN|0027-514X}}, {{URN|nbn:de:hebis:30-1111854}}, S. 225–239.
* {{HLS|24595|''Dialekte''|Autor=[[Manfred Gsteiger]], [[Peter Ott (Sprachwissenschaftler)|Peter Ott]], [[Andres Kristol]], Federico Spiess, Felix Giger}}
* [[Werner Hodler]]: ''Berndeutsche Syntax.'' Francke, Bern 1969.
* ''[[Sprachatlas der deutschen Schweiz]].'' Hrsg. von [[Rudolf Hotzenköcherle]], fortgeführt und abgeschlossen von Robert Schläpfer, [[Rudolf Trüb]] und [[Paul Zinsli]]. 8 Bände. Francke, Bern&nbsp;/ Basel 1962–1997, Abschlussband 2003, ISBN 3-317-01652-3, ISBN 3-7720-1999-4.
** Helen Christen, [[Elvira Glaser]], Matthias Friedli (Hrsg.): ''Kleiner Sprachatlas der deutschen Schweiz.'' Huber, Frauenfeld 2010, ISBN 978-3-7193-1524-5.
* Rudolf Hotzenköcherle: ''Die Sprachlandschaften der deutschen Schweiz.'' Hrsg. von Niklaus Bigler, Robert Schläpfer unter Mitwirkung von Rudolf Börlin (=&nbsp;''Sprachlandschaften.'' Band 1). Sauerländer, Aarau 1984, 1994, ISBN 3-7941-2623-8.
* Rudolf Hotzenköcherle: ''Dialektstrukturen im Wandel.'' Hrsg. von Robert Schläpfer, Rudolf Trüb (=&nbsp;''Sprachlandschaften.'' Band 2). Sauerländer, Aarau 1986, ISBN 3-7941-2729-3.
* Rudolf Hotzenköcherle (Hrsg.): ''Beiträge zur Schweizerdeutschen Mundartforschung.'' Bände 1–24. Huber, Frauenfeld 1949–1982 (Sammlung von wissenschaftlichen Darstellungen zu grammatischen und lexikalischen Fragestellungen; alle digital zugänglich über [https://www.helveticat.ch/search/query?theme=Helveticat Helveticat]).
* Isabelle Imhof: ''Schwiizertüütsch, das Deutsch der Eidgenossen'' (=&nbsp;''Kauderwelsch.'' Band 71: ''Reise Know-How''). Bielefeld 1993, 2001, ISBN 3-89416-261-9.
* Guido Kalberer: ''DIALEKTisch – Was Dialekt ist.'' Dörlemann, Zürich 2011, ISBN 978-3-908777-69-4.
* Andreas Lötscher: ''Schweizerdeutsch. Geschichte, Dialekte, Gebrauch.'' Huber, Frauenfeld 1983, ISBN 3-7193-0861-8.
* [[Georges Lüdi]]: ''Die Sprachenlandschaft der Schweiz – Eidgenössische Volkszählung 1990.'' [[Bundesamt für Statistik]], Bern 1997, ISBN 3-303-16041-4.
* [[Werner Marti (Schriftsteller)|Werner Marti]]: ''Berndeutsche Grammatik für die heutige Mundart zwischen Thun und Jura.'' Bern 1985.
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* [[Peter Ott (Sprachwissenschaftler)|Peter Ott]]: [https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/024595/2012-04-19/#HDeutschschweiz ''Deutschschweiz.''] In: ''[[Historisches Lexikon der Schweiz]].''
* Emanuel Ruoss, Juliane Schröter (Hrsg.): ''Schweizerdeutsch. Sprache und Identität von 1800 bis heute.'' Schwabe, Basel 2020, ISBN 978-3-7965-4035-6.
* [[August Wilhelm von Schlegel]]: ''Das schweizerische Deutsch.'' In: ''Sämmtliche<!--sic--> Werke.'' Hrsg. von [[Eduard Böcking]]. Band 8, Leipzig 1846 (Nachdruck Hildesheim 1971), S. 161–165 ({{Google Buch |BuchID=BhQPAAAAQAAJ |Seite=161 |Hervorhebung="schweizerische deutsch" schlegel |Linktext=online}}).
* Rudolf Schwarzenbach: ''Die Stellung der Mundart in der deutschsprachigen Schweiz. Studien zum Sprachgebrauch der Gegenwart'' (=&nbsp;''Beiträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung.'' Band XVII). Huber, Frauenfeld 1969 ([https://www.e-helvetica.nb.admin.ch/search?urn=nbdig-65202 Digitalisat]).
* [[Beat Siebenhaar]], Alfred Wyler: [https://www.uni-leipzig.de/~siebenh/pdf/Siebenhaar_Wyler_97.pdf ''Dialekt und Hochsprache in der deutschsprachigen Schweiz.''] Pro Helvetia, Zürich 1997. 5. Auflage, 1998, ISBN 3-908102-63-4 (PDF; 132&nbsp;kB).
* [[Stefan Sonderegger (Germanist)|Stefan Sonderegger]]: [https://www.e-helvetica.nb.admin.ch/pages/user/access/frontPageTwo.jsf?callnumber=nbdig-65159 ''Die schweizerdeutsche Mundartforschung 1800–1959. Bibliographisches Handbuch mit Inhaltsangaben.''] Huber, Frauenfeld 1962 (=&nbsp;''Beiträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung.'' VIII).
* Stefan Sonderegger: ''Aspekte einer Sprachgeschichte der deutschen Schweiz.'' In: ''Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung'' (=&nbsp;''Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft.'' 2.3). 2., vollständig neu bearb. und erw. Auflage. Band 3. Walter de Gruyter, Berlin&nbsp;/ New York 2003, S. 2825–2888.
* [[Franz Joseph Stalder]]: [https://archive.org/details/dielandessprache00staluoft ''Die Landessprachen der Schweiz oder Schweizerische Dialektologie.''] Sauerländer, Aarau 1819 (S. 271–418, auch das Gleichnis vom verlorenen Sohn in Dutzenden von alemannischen, französischen, frankoprovenzalischen, lombardischen und bündnerromanische Mundarten aufführend).
* [[Emil Steinberger]]: ''Schwyzerdütsch mit The Grooves.'' digital publishing, München 2008, Audio-CD plus Textheft, ISBN 978-3-89747-722-3.
* [[Rudolf Suter (Germanist)|Rudolf Suter]]: ''Baseldeutsch-Grammatik.'' Merian, Basel 1976, 1992, ISBN 3-85616-048-5.
* [[Albert Weber (Dialektologe)|Albert Weber]]: ''Zürichdeutsche Grammatik.'' Schweizer Spiegel, Zürich 1948; Nachdruck: Rohr, ebd. 1987, ISBN 3-85865-083-8.
* Heinz Wolfensberger: [https://www.e-helvetica.nb.admin.ch/directAccess?callnumber=nbdig-65176 ''Mundartwandel im 20. Jahrhundert. Dargestellt an Ausschnitten aus dem Sprachleben der Gemeinde Stäfa''] (=&nbsp;''Beiträge zur Schweizerdeutschen Mundartforschung.'' 14). Huber, Frauenfeld 1967.
* ''Wörterbuch Schweizerdeutsch–Deutsch.'' Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-86150-558-4.


==Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wikiquote|Schweizer Sprichwörter}}
* '''[http://als.wikipedia.org/ Alemannische Wikipedia]''' (inklusive Schweizerdeutsch)
{{Wiktionary}}
* [http://www.dialekt.ch/ Tonbeispiele von Schweizer Dialekten]
{{Wikipedia|als|Alemannisch}}
* [http://dialects.from.ch/ Anhand von zehn Wörtern kann ein Schweizer Dialekt lokalisiert werden]
* [https://www.idiotikon.ch/schweizerdeutsch-info Schweizerdeutsch] – 18 Fragen und Antworten
* [http://www.germanistik.unibe.ch/siebenhaar/SiebenhaarFolder/pdf/Siebenhaar_Voegeli_iPr.pdf Beat Siebenhaar; Walter Vögeli. Mundart und Hochdeutsch im Vergleich.] (beschreibt den Dialekt im Kontrast zur Hochsprache)
* [https://www.idiotikon.ch/literatur/dialektwb Dialektwörterbücher] – Liste schweizerdeutscher Dialektwörterbücher
* [http://www.linguistik-online.de/20_04/ Linguistik Online: Dialektologie des Schweizerdeutschen]
* [https://www.idiotikon.ch/hoerproben Audiobeispiele Schweizer Dialekte]
* [http://dialektkarten.ch/dmviewer/swg/index.de.html Schweizerdeutsche Dialektometrie]
* [http://dialektkarten.ch/ dialektkarten.ch] – Auswahl digitalisierter Dialektkarten aus dem Sprachatlas der deutschen Schweiz, mit interaktiver Weiterbearbeitung
* [http://dialects.from.ch/ Das Chochichästli-Orakel] – identifiziert Schweizer Dialekte anhand von zehn Wörtern mit hoher Treffsicherheit
* [https://www.idiotikon.ch/wortgeschichten Wortgeschichten] – hrsg. von der Redaktion des Schweizerischen Idiotikons.
* [http://www.regionalsprache.de/ regionalsprache.de] – mit Zugang auf eine Auswahl digitalisierter Dialektkarten des Sprachatlasses der deutschen Schweiz
* [http://www.uni-leipzig.de/~siebenh/pdf/Siebenhaar_Voegeli_iPr.pdf Beat Siebenhaar, Walter Vögeli: ''Mundart und Hochdeutsch im Vergleich''] – beschreibt den Dialekt im Kontrast zur Hochsprache (PDF, 60&nbsp;KiB)
* [http://www.linguistik.uzh.ch/easyling/faq/kolmer-schweizerdeutsch.html Elvira Glaser: ''Ist das Schweizerdeutsche eine eigene Sprache?'']
* [http://www.dialektwoerter.ch/# Sammlung Schweizerdeutscher Dialektwörter und -begriffe]


== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 23. April 2024, 14:37 Uhr

Schweizerdeutsch

Gesprochen in

Schweiz Schweiz
Sprecher geschätzte 4,9 Millionen Sprecher[1]
Linguistische
Klassifikation

Indogermanische Sprachfamilie Germanische Sprachen

Westgermanische Sprachen
Deutsche Sprache
Oberdeutsche Sprache
Alemannisch
  • Schweizerdeutsch
Sprachcodes
ISO 639-1

gsw

ISO 639-2

gsw

ISO 639-3

gsw

Der geografische Sprachraum des Schweizerdeutschen

Schweizerdeutsch (Eigenbezeichnung Schwizerdütsch, Schwizertütsch, Schwyzerdütsch, Schwyzertü(ü)tsch, Schwiizertüütsch und ähnlich, französisch Suisse allemand, italienisch Svizzero tedesco, rätoromanisch Tudestg svizzer) ist eine Sammelbezeichnung für die in der Deutschschweiz (ausgenommen die Gemeinde Samnaun) von allen Gesellschaftsschichten gesprochenen alemannischen Dialekte.

Überdacht wird das Schweizerdeutsche von der schweizerischen Varietät des Standarddeutschen, dem Schweizer Hochdeutsch (in der Schweiz: Hochdeutsch, Schriftdeutsch oder Schriftsprache), von dem sich Schweizerdeutsch stark unterscheidet. Schweizer Hochdeutsch hat keine regionalen, mehr oder weniger standardnahen Umgangssprachen hervorgebracht,[2] sondern beschränkt sich weitestgehend auf die Verwendung als Schriftsprache sowie als gesprochene Sprache in gewissen förmlichen Situationen und im mehrsprachigen Umfeld. Es liegt somit eine Diglossie vor, mit Schweizer Hochdeutsch als formellster Varietät und den schweizerdeutschen Dialekten, die funktional eine grössere Bandbreite als in Österreich oder gar Deutschland abdecken, als informellere Varietäten.[3][4]

Sprachwissenschaftliche Präzisierung des Begriffs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus sprachwissenschaftlicher Sicht gibt es keine Sprachgrenzen zwischen den alemannischen Dialekten des Schweizerdeutschen und den übrigen alemannischen (Elsass, Baden-Württemberg, das bayerische Schwaben, Vorarlberg, Liechtenstein, Walsersiedlungen) beziehungsweise sonstigen deutschen Dialekten, es besteht vielmehr ein Dialektkontinuum. Zwischen den deutsch-alemannischen Dialekten in der Schweiz und den übrigen alemannischen Dialekten besteht der pragmatische Unterschied, dass die schweizerdeutschen Dialekte in fast allen Gesprächssituationen vorrangig benutzt werden, während im übrigen alemannischen Sprachraum, abgesehen von Vorarlberg und Liechtenstein, die deutsche Standardsprache (bzw. im Elsass das Französische) die Ortsdialekte inzwischen vielfach als vorrangige Sprache verdrängt hat.[5]

Das deutsch-alemannische Dialektkontinuum in der Schweiz besteht aus Hunderten von Deutschschweizer Mundarten. Die starke topografische Kammerung der Schweiz und die relativ geringe Mobilität bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts haben dazu geführt, dass sich die Ortsdialekte zum Teil sehr stark voneinander unterscheiden, so dass sogar die Deutschschweizer untereinander Verständigungsprobleme haben können. So haben Deutschschweizer aus dem «Unterland» oft Mühe, höchstalemannische Dialekte – etwa Urner- oder Walliserdeutsch – zu verstehen.[6] Neben den unterschiedlichen Aussprachen sind insbesondere Flurnamen oder Benennungen von Pflanzen, Werkzeugen, landwirtschaftlichen Geräten und Ähnlichem stark regional geprägt.[7]

Gliederung der schweizerdeutschen Dialekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gliederung der schweizerdeutschen Mundartkennzeichen erfolgt analog zu der der alemannischen (westoberdeutschen) Dialektmerkmale.

Das traditionelle Verbreitungsgebiet westoberdeutscher (= alemannischer) Dialektmerkmale im 19. und 20. Jahrhundert. Die Deutschschweiz hat – mit Ausnahme von Samnaun – einen wesentlichen Anteil daran.

Niederalemannisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Dialektgruppe des Niederalemannischen gehört in der Schweiz der Dialekt von Basel-Stadt, das Baseldeutsch. Kennzeichen dieses Niederalemannischen ist ein anlautendes k [] statt des hochalemannischen ch ​[⁠x⁠]​ oder ​[⁠χかい⁠]​, beispielsweise Kind statt Chind. Das Niederalemannische (im eigentlichen Sinne) hat seinen Schwerpunkt ausserhalb der Schweiz, nämlich in Südbaden und im Elsass.

Mittelalemannisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reine mittelalemannische (bodenseealemannische) Dialekte werden in der Deutschschweiz keine gesprochen, ihr Schwerpunkt liegt nördlich des Bodensees. Die strukturalistische Untersuchung der Lautsysteme zeigt aber, dass die in der Nordostschweiz und im Churer Rheintal gesprochenen Dialekte zu einer mittelalemannisch-hochalemannischen Übergangszone gehören.[8] In der Tradition der schweizerischen Dialektologie werden diese gewöhnlich aber zum Hochalemannischen gerechnet.

Hochalemannisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten hochalemannischen Dialekte werden in der Schweiz gesprochen. Zum Hochalemannischen gehören sodann die Dialekte des äussersten Südwestens Baden-Württembergs und des elsässischen Sundgaus. Ob die Dialekte des südlichen Vorarlbergs und des Fürstentums Liechtenstein zum Hochalemannischen oder zum Mittelalemannischen gehören, hängt von den jeweiligen Dialektgliederungskriterien ab.

Höchstalemannisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mundarten des Wallis und der Walsersiedlungen (im Piemont, im Tessin, in Graubünden, in Liechtenstein und im Vorarlberg), des Berner Oberlands und des Schwarzenburgerlandes, des freiburgischen Senselands und von Jaun, der südlichen Innerschweiz (Uri, Unterwalden und mehrheitlich Schwyz) und des Kantons Glarus gehören zum Höchstalemannischen, dessen Kennzeichen Formen wie schnyyä, nüü(w)/nyyw, buu(w)e/büü(w)ä statt hochalemannischem schneie/schnäie, nöi, boue/baue sind. Die Dialekte des Wallis und der von den Wallisern (Walsern) gegründeten Tochtersiedlungen in Norditalien und im Tessin bilden eine besonders konservative Untergruppe.

Die Mundart des erst im 19. Jahrhundert germanisierten Dorfes Samnaun im Unterengadin gehört nicht zum Alemannischen, sondern zum Tirolerischen, also zum Bairischen.

Weitergehende Unterschiede[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die schweizerdeutschen Dialekte unterscheiden sich zum Teil relativ stark voneinander. Die Regionen, teilweise sogar einzelne Dörfer, haben lokalspezifische Eigenheiten in ihrem Dialekt. Deutschschweizer kann man zum Teil alleine nach ihrem Dialekt recht genau einer Heimatgegend zuordnen.[9] Trotz den Unterschieden ist die deutschsprachige Bevölkerung das Verstehen der unterschiedlichen Dialekte gewohnt.

Volkstümlich werden die Dialekte nach den jeweiligen Kantonen gegliedert; man unterscheidet so unter anderem Baseldeutsch, Berndeutsch, Zürichdeutsch, Solothurnerdeutsch, Senslerdeutsch, Urnerdeutsch, Glarnerdeutsch, Walliserdeutsch, Bündnerdeutsch, Appenzellerdeutsch oder St. Galler Deutsch. Dialektologisch gesehen treffen diese Charakterisierungen nur in Einzelfällen wirklich zu; so bilden etwa Berndeutsch, St. Galler Deutsch oder Bündnerdeutsch keineswegs Einheiten, und umgekehrt sind die Unterschiede zwischen z. B. nördlichem St. Galler Deutsch, Thurgauerdeutsch und Schaffhauserdeutsch sehr gering. Ohnehin findet sich nur in wenigen Fällen ein Merkmal, das nur in einer bestimmten Region vorkommt und sie von allen anderen abgrenzen würde.

Dialektologisch unterscheidet man traditionell zwischen östlichem Schweizerdeutsch (geschlossene Aussprache des Primärumlauts: fel[l]e 'fällen' sowie einförmiger Verbplural: mir/ir/si mached) und westlichem Schweizerdeutsch (sog. neutrale [also leicht geöffnete] Aussprache des Primärumlauts: fèlle/fèue 'fällen' sowie zwei- bis dreiförmiger Verbplural: mir mache, dir mached, si mache; ausgenommen Basel-Stadt: mir/ir/si mache) sowie nördlichem Schweizerdeutsch (durchgezogene Hiatdiphthongierung: Iis 'Eis', aber schneie 'schneien') und südlichem Schweizerdeutsch (fehlende Hiatdiphthongierung: Iis 'Eis', schniie 'schneien'). Derart erhält man somit die übergeordneten Dialekträume des Nordwestschweizerdeutschen (zusätzlich typisch etwa die Dehnung der Hinterzungenvokale in offener Silbe: saage/sääge 'sagen'), des Südwestschweizerdeutschen (zusätzlich typisch etwa fehlende Apokope auslautender Vokale: Wääge/Wäga 'Wege' [Pl.]), des Nordostschweizerdeutschen (zusätzlich typisch etwa die Monophthongierungen: Laatere/Läätere 'Leiter', Bomm 'Baum') und des Südostschweizerdeutschen (zusätzlich typisch etwa guu 'gehen'). Das Bündner Walserdeutsche gehört trotz seiner geographischen Lage nicht zum Südost-, sondern zum Südwestschweizerdeutschen, da diese Dialekte auf das südwestschweizerdeutsche Walliserdeutsch zurückgehen.

Alles in allem sind aber auch diese vier Grossräume vielfach untergliedert, und umgekehrt lassen sich die Dialekte in den Kantonen Aargau, Luzern, Zürich sowie im Churer Rheintal, die zwischen den genannten Polen liegen, diesen nur bedingt zuordnen. So gehört z. B. Zürichdeutsch zwar in Hinsicht der Schnittmenge «Primärumlaut bzw. verbaler Einheitsplural» und «Hiatdiphthongierung» zum Nordostschweizerdeutschen, nicht aber in Hinsicht der Entwicklung der mittelhochdeutschen Diphthonge und des sog. germanischen ë, die wie in den weiter westlich gesprochenen Mundarten als [äi], [au], [æ] realisiert werden. Statt die Mittellanddialekte in eine westliche und eine östliche Gruppe zu gliedern, sieht man besser eine westlich-östliche Staffellandschaft vor, die – vereinfacht gesagt – durch eine bernische, eine aargauisch-luzernische, eine zürcherische und eine nordostschweizerische Hauptgruppe charakterisiert wird. Deutlicher wird die Binnengliederung des Schweizerdeutschen, wenn man mundartliche Merkmale bündelt. Die Clusterkarten[10] der Dialektometrie machen die dialektale Raumbildung besonders augenscheinlich.

Innerhalb der grösseren Mundarträume, ja sogar zwischen den grösseren Mundarträumen verwischen sich diese Unterschiede durch die wachsende Mobilität der Bevölkerung und die Verwendung des Dialektes in den Medien zusehends. Der durch dieses Zusammenwachsen der Bevölkerung entstehende Dialekt wird umgangssprachlich als «Bahnhofbuffet-Olten-Dialekt» bezeichnet, wobei die jeweilige regionale Verankerung weiterhin hörbar bleibt. Die stärkste Tendenz zu einem Ausgleich zeigen die Einzugsgebiete der Grossagglomerationen Zürich, Basel und Bern. Aber auch ländliche Mundarten stehen unter grossem Druck der neu entstehenden Grossraumdialekte. Hier zeigt es sich insbesondere, dass kleinräumige Mundartmerkmale (nicht nur Wörter, sondern auch Lautungen und Endungen) durch die grossräumig geltenden verdrängt werden.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Folgenden sind verschiedene Eigenheiten der schweizerdeutschen Dialekte genannt, die im Vergleich mit der Standardsprache auffallen. Die meisten dieser Eigenheiten treten nicht bei allen schweizerdeutschen Dialekten auf, sind dafür aber auch bei Dialekten ausserhalb der Schweiz zu finden.[11]

Vokalismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Schweizer Dialekte weisen die Merkmale der neuhochdeutschen Monophthongierung und Diphthongierung nicht auf. Diesbezüglich gleichen sie dem Mittelhochdeutschen.

Bewahrung der mittelhochdeutschen Monophthonge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie im Mittelhochdeutschen gilt: Huus [huːz̊] ist «Haus» (mhd. hûs), Züüg [t͡syːɡ̊] ist «Zeug» (mhd. ziuc, sprich züük), wiit [ʋiːt] ist «weit» (mhd. wît) etc. Ausnahmen gibt es im Bündner Schanfigg (Hous [houz̊], wejt [ʋeit]), in Unterwalden (Huis [huiz̊], wejt [ʋeit]) und im Aostataler Issime (Hous [houz̊], wejt [ʋeit]), wo die alten Längen alle diphthongiert sind. Eine weitere Ausnahme betrifft die Hiat-Diphthongierung der Langvokale vor Vokal, die in den nieder- und hochalemannischen Dialekten auftritt, nicht jedoch in den höchstalemannischen (Beispiele: höchstalem. frii [v̊riː] «frei» (mhd. vrî) – hoch-/niederalem. frei [v̊rei]; höchstalem. Suu [z̊uː] «Sau» (mhd. ) – hoch-/niederalem. Sou [z̊ou]; höchstalem. nüü [nyː] «neu» (mhd. niuwe) – hoch-/niederalem. nöi [nœi]). In weiten Teilen des Schweizerdeutschen werden die alten Diphthonge von den neuen lautlich unterschieden. So heisst es in Zürich: Bäi (Bai) [b̥æi] mit altem Diphthong, aber frei (frej) [v̥rei] mit sekundärem Diphthong, wo es standardsprachlich gleich lautend «Bein, frei» heisst, oder aber Baum [b̥æum] mit altem Diphthong, aber boue [b̥ouə] mit sekundärem Diphthong für standardsprachlich gleich lautende «Baum, bauen».

Bewahrung der mittelhochdeutschen Diphthonge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während den mittelhochdeutschen öffnenden Diphthongen ie, ue, üe in der Standardsprache Monophthonge entsprechen (vergleiche Liebe, wo ie noch in der Schrift erhalten ist, aber [] gesprochen wird), sind diese Diphthonge in den schweizerdeutschen Mundarten erhalten geblieben: lieb wird somit [liəb̥] ausgesprochen. Desgleichen gilt: Ein geschriebenes ue wird nicht ü, sondern ú-e [uə] ausgesprochen (mit Betonung auf dem -ú-), der Schweizer «Rudolf» ist also Ru-edi [ˈruəd̥i], nicht Rüdi. Achtung: Muus [muːz̥] ist «Maus», aber Mues (oder Muos) [muəz̥] ist «Mus» – zum Frühstück gibt es also Müesli und nicht Müsli (Mäuslein).

Weitere Merkmale der Vokale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das lange a ist in vielen Mundarten sehr dunkel und tendiert gegen o, mit dem es in gewissen Mundarten (besonders der Nordwestschweiz) auch zusammenfallen kann.
  • Dem standarddeutschen kurzen e entspricht in vielen Wörtern das als ä geschriebene überoffene [æ] (z. B. ässe [æsːə] «essen»). Historisch gesehen ist dies dann der Fall, wenn Sekundärumlaut (z. B. [sægə] «sagen») oder germanisch ë (z. B. [æsːə] «essen») vorliegt, wogegen Primärumlaut fast überall als geschlossenes [e] realisiert wird (z. B. [lekːə] «legen»). In Teilen der Ostschweiz (Schaffhausen, teilweise Graubünden, St. Gallen, Thurgau) fehlt überoffenes [æ], und es tritt wie in der Standardsprache [ɛ] ein (z. B. [ɛsːə] «essen»). Andere Teile der Ostschweiz (etwa das Toggenburg) haben eine vollständige Übereinstimmung mit dem mittelhochdeutschen dreistufigen System, indem sie für den Sekundärumlaut [æ] (z. B. [sægə] «sagen»), für das germanische ë [ɛ] (z. B. [ɛsːə] «essen») und für den Primärumlaut [e] (z. B. [lekːə] «legen») kennen. Ein anderes dreistufiges System kennt das Zürichdeutsche: Grundsätzlich hat es wie die westlichen und innerschweizerischen Mundarten germanisches ë von [ɛ] zu [æ] gesenkt, nicht aber vor /r/, z. B. ässe [æsːə] «essen», aber stèèrbe [ʃtɛːrbə] «sterben», und Umlaut von ahd. /a:/ ist ebenfalls [ɛː], z. B. lèèr [lɛːr] «leer».

Konsonantismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Viele schweizerdeutsche Dialekte haben die hochdeutsche Lautverschiebung vollständig durchgeführt; einem germanischen /k/ im Silbenanlaut entspricht ein [x] (wie in Chind, chalt), einem /kk/ im Silbeninlaut die Affrikate [k͡x] (wie in Stock [ʃtok͡x], Sack [sak͡x]). Die Affrikate [k͡x] wird ebenfalls verwendet für ein /k/ in Lehnwörtern (wie in Karibik [k͡xaˈrib̥ik͡x], Kunst [k͡xʊnʃt]). Dies sind allerdings keine Merkmale aller schweizerdeutschen Dialekte, sondern der hochalemannischen; sie gelten nicht bei schweizerdeutschen Dialekten, die nicht hochalemannisch sind, dafür aber auch bei hochalemannischen Dialekten ausserhalb der Schweiz.
  • ch wird in der Mehrheit der Dialekte stets velar, in manchen stets uvular ausgesprochen, und zwar auch nach vorderen Vokalen («wichtig» [ˈʋɪxtiɡ̊]). Palatales ch findet sich im Wallis und lokal weiterhin.
  • Das r wird in den meisten Dialekten alveolar ausgesprochen (Zungenspitzen-R), im Baseldeutschen und in Teilen der Ostschweiz jedoch uvular (Zäpfchen-R).
  • /p t k/ werden nicht aspiriert; aspirierte [pʰ tʰ] kommen nur als Konsonantencluster /ph th/ vor (ebenso [] ausser in Chur und Basel); /b d g/ sind immer stimmlos. Es ist nicht geklärt, worin der Unterschied zwischen /p t k/ und /b d g/ liegt. Traditionell wird er als ein Unterschied zwischen Fortes und Lenes verstanden (daher auch die Schreibweisen [p t k] – [b̥ d̥ ɡ̊]). Daneben gibt es jedoch auch die Meinung, dass es sich um einen Unterschied in der Quantität handle (konsequent notiert als [pː tː kː] – [p t k]).[12]
  • In vielen Westschweizer Dialekten mit dem Emmental als Zentrum wird der Konsonant l am Silbenende oder in Gemination zu u (IPA: w) vokalisiert; dieses Phänomen ist relativ jung und breitet sich derzeit weiter aus: alle > [ˈawːi], viel > [ˈv̥ɪw].

Siehe auch: Chuchichäschtli

Betonung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Betonung ist häufiger als im Standarddeutschen auf der ersten Silbe (oder sogar, wenn man so will, auf der nullten – Namen mit vorausgehendem «von» wie von Arx werden auf dem von betont). Bei Wörtern aus dem Französischen wie Fondue oder Bellevue und ebenso bei Akronymen wie WC oder USA liegt die Betonung auf der ersten Silbe, also Fóndü (phonetisch: [ˈv̥õd̥y]) und Béllvü ([ˈb̥elʋy]), Wéé-zee und Ú-äss-aa.

Endungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die meisten Dialekte unterscheiden zwei Nebensilbenvokale: -i und -ə, beispielsweise in i(ch) machə («ich mache», Indikativ) – i(ch) machi («ich mache», Konjunktiv). Höchstalemannische Dialekte wie das Walliserdeutsche haben teilweise einen noch erheblich differenzierteren Nebensilbenvokalismus, indem sie zusätzlich auch -a, -o und -u sowie geschlossenes -e unterscheiden: lauten der Singular und der Plural von «Zunge» in den meisten schweizerdeutschen Dialekten identisch Zunge, so heisst es in manchen Walliser Dialekten im Nominativ Singular Zunga (wie althochdeutsch zunga), im Dativ Singular Zungu (vgl. althochdeutsch zungûn) und im Nominativ Plural Zunge (hier ist das geschlossene /e/ frankoprovenzalischer Herkunft).
  • Ein abschliessendes -n entfällt in den meisten Mundarten («n-Apokope»), vor allem in der Endung -en (chouffe – kaufen, Haagge – Haken), aber auch nach betontem Stammvokal wie in Wörtern wie Wy – «Wein» oder Maa – «Mann». Dafür taucht meistens ein Verbindungs-n zwischen Endvokalen und Anfangsvokalen wieder auf, z. B. I ha-n es Buech «ich habe ein Buch». Dieses Phänomen hat keine grammatikalische Bedeutung, sondern dient dazu, einen Hiatus zu vermeiden. Das passiert nicht nur bei Verben, sondern auch bei anderen Wortarten. (Bsp. I ha-n es Buech, wo-n är mir ggää het «ich habe ein Buch, das er mir gegeben hat»). Gewisse alpine Mundarten (bes. östliches Berner Oberland, oberes Prättigau und Lötschental) haben die n-Apokope nicht durchgeführt.
  • Bei Substantiven entfällt auslautendes -e in vielen Fällen (Brügg/Brugg «Brücke», oder Pluralendung Böim «Bäume»). Konservative alpine Mundarten kennen diese Apokope allerdings nicht.
  • Die Endung -ung wird in den meisten Dialekten als -ig gesprochen (nicht jedoch im Wallis, in traditionellem Stadtbernischen sowie im Schaffhauserdeutschen und nur teilweise im Senslerdeutschen). «Kreuzung» entspricht somit normalschweizerdeutschem Chrüüzig (aber senslerisch Chrüzùng, älter stadtberndeutsch Chrüzung, schaffhauserdeutsch Chrüüzing). Eine Ausnahme bilden die Typen auf -igung (z. B. «Kreuzigung»), wo es aus phonetischen Gründen bei «Chrüüzigung» bleibt. Ein Grenzfall ist auch das Wort «Achtung». In manchen Regionen wird das Wort als Achtig ausgesprochen, wenn es in einem Satz als Tugend/Wert ausgesprochen wird, hingegen verwendet man manchmal Achtung!, wenn es sich um den Ausruf «Vorsicht!» handelt. Dies liegt daran, dass es sich um ein Lehnwort aus der Standardsprache handelt, das das einheimische Obacht! verdrängt.
  • Den Verb-Endungen -eln und -ern entsprechen in der Regel -(e)le und -(e)re (Bsp. zügle, bügle, tafle, ruedere, muure «umziehen, bügeln, tafeln, rudern, mauern»).

Grammatik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe alemannische Grammatik

Flexion der Zahlwörter

In den meisten schweizerdeutschen Mundarten werden zumindest von älteren Sprechern die Zahlwörter dem grammatischen Geschlecht angepasst. So heisst es verbreitet zwee Manne, zwo Fraue, zwäi/zwöi/zwaa Chind (in der Innerschweiz zwee/zwöö Manne, zwee/zwöö Fraue, zwöi Chind) und drei Manne, drei Fraue, drüü Chind «drei Männer, Frauen, Kinder».[13][7]

Lexik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wortbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Folgenden werden einige typische Eigenheiten der schweizerdeutschen bzw. alemannischen Wortbildung aufgeführt.[14]

  • Bekannt sind die häufig gebrauchten Verkleinerungsformen auf -li, von denen es oft noch Varianten mit unterschiedlichem Gefühlswert gibt, z. B. Hündli, Hündeli und Hundeli. Einige dieser Verkleinerungsformen wurden zu eigenständigen Begriffen, z. B. wird Müesli (Frühstücksflocken auf Haferflockenbasis) nicht als Verkleinerung von Mues (Mus), Rüebli (Karotte) nicht als Verkleinerung von Rüebe (Speiserübe) oder Gipfeli (Croissant) nicht als Verkleinerung von Gipfel (bspw. Berggipfel) verstanden.
  • Es gibt im Schweizerdeutschen auch Verben in Verkleinerungsform, die mit -ele enden. Diese können eine niedliche kindliche Art ausdrücken, wie schlääffele für schlaaffe (schlafen), aber auch eine Abwertung bei schäffele statt schaffe (arbeiten) oder eine gemütliche, ausgedehnte Art der Tätigkeit wie bei käfele (von Kaffee trinken) oder zmörgele (von Zmorge Frühstück).
  • Typisch für das Schweizerdeutsche sind aus dem Verb gebildete Täterbezeichnungen auf -i, wie Laferi von lafere (weitschweifig reden) oder Plagööri von plagiere (prahlen).
  • Um einen Vorgang auszudrücken, wird die Endung -ete verwendet, z. B. Truckete (Gedränge) von trucke (drängeln) oder Züglete (Umzug) von zügle (umziehen). Einige dieser Begriffe haben sich konkretisiert, z. B. Lismete (Strickzeug) von lisme (stricken) oder Metzgete (Brauchtum des herbstlichen Schlachtens und der Verköstigung der Erzeugnisse) von metzge (schlachten).

Wortschatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Restaurant in Andermatt

Manche typisch schweizerdeutsche Ausdrücke und Wörter können zu Missverständnissen bei deutschen Zuhörern führen, die keinen alemannischen Dialekt verstehen. Eine Auswahl steht in der folgenden Liste. (Es steht jeweils zuerst das schweizerdeutsche Wort bzw. der schweizerdeutsche Ausdruck, teilweise mit regionalen Varianten.)

  • abverheit – misslungen, missglückt, missraten
  • allwääg, äuäModalpartikel «wohl»; in der Verwendung als satzwertige Partikel hat sich die ursprünglich ironische Bedeutung 'wohl kaum' durchgesetzt.
  • amel, amig(s), ame, aube – «jeweils» (von «allweil» und «allweg»)
  • Anke (m.) – «Butter»
  • asewääg – «so, auf diese Weise; gerade so», auch im Sinne von «ist es gleich so schlimm...»
  • äxgüsi, éxgüsee – «Entschuldigung!» (von französisch «excusez»)
  • blööterle – «trödeln, Zeit verschwenden», aber auch: Du chasch mer blööterle! – etwa «Du kannst mich mal!»
  • Böögg – sowohl «Popel» als auch «Popanz» (so etwa die Figur am Sechseläuten)
  • briegge, greine, gränne, brüele, hüüle – «weinen»
  • brüele, bäägge – «schreien, laut weinen»
  • Büez, Büezer, büeze – «Arbeit, Arbeiter, arbeiten»
  • Bünzli – «Spiessbürger, Spiesser, Kleinbürger»
  • Büsi, Büüssi, Busle – «Katze»
  • Chaschte, Schaft – «Schrank», aber auch «muskulöse(r), sportliche(r) Mann/Frau»
  • cheere – «drehen», «wenden», «umkehren»
  • Cheib – «Kerl» (grob oder kumpelhaft, bedeutete ursprünglich «Aas»)
  • cheibe – Verstärkung ähnlich wie «sehr» («cheibeguet» = sehr gut, «cheibegross» = sehr gross etc.)
  • Chog und choge – bedeutet dasselbe wie Cheib, cheibe (bedeutete ursprünglich «Fäulnis, Verwesung»)
  • Chlapf – «Knall, Schlag», auch «Ohrfeige», «Auto» oder auch «(Alkohol-)Rausch»
  • Chnelle – «heruntergekommenes, einfaches Restaurant»
  • chrampfe, chnorze – «hart arbeiten» (Chrampf – «harte Arbeit», aber auch Krampf oder Verkrampfung. Knorzen oder chnorze bedeutete ursprünglich «kneten».)
  • fäge in: es fägt – «es macht Spass»
  • gäng – «immer, stets, jeweils»
  • Gischpel, Gischpli, Fägnäscht – «unruhige Person» (vor allem Kinder)
  • Gonfi, Gumfi – «Konfitüre, Marmelade»
  • Gröibschi, Gigetschi, Gürbschi, Bitzgi, Bützgi, Bütschgi, Butze – «Kerngehäuse»
  • grüezi – «(Gott) grüsse Euch», Grussformel in der östlichen Hälfte der Deutschschweiz
  • grüessech ([ˈɡ̊ryə̯sːəx]) – «(Gott) grüsse Euch», Grussformel in Bern sowie Teilen von Freiburg, Solothurn, Baselbiet und Aargau
  • glette – «bügeln» (mit dem Bügeleisen, eigentlich «glätten»)
  • Goof (m, n) – «Balg, Bub, Gör» (meist als Schimpfwort empfunden; in einigen Gegenden aber auch die gewöhnliche Bezeichnung für ein Kind)
  • Grind – «Kopf» (salopp)
  • gsii – «gewesen»
  • gumpe – «springen, hüpfen»
  • Gumsle, Gluggere – verachtendes Schimpfwort, sagt man nur bei weiblichen Personen (Gluggere bedeutet eigentlich eine brütende Henne)
  • Gutsch – «Schluck» oder auch eine «überschwappende Menge Flüssigkeit, zum Beispiel aus einem Eimer»
  • hoi (daneben auch sali, salü, sälü, von französisch «salut») – Grussformel für Leute, die man duzt
  • halbbatzig – «ungenügend, unzulänglich»
  • Hudigääggeler – «Schweizer Volksmusik»
  • huere – zeigt als Adjektiv/Adverb Intensivierung an, kann je nach Dialekt und Kontext als üblicher umgangssprachlicher Ausdruck (insbesondere in der Jugendsprache) oder als derber Fluch verstanden werden.
  • huure – «kauern»
  • gheie – «fallen, stürzen; (hinab-)werfen»
  • jäsoo – «ach so»
  • Kolleeg – «Kumpel, Freund»
  • lauffe, louffe – «gehen»
  • leere – in vielen Dialekten sowohl «lehren» als auch «lernen»
  • lisme – «stricken»
  • lose – «zuhören, horchen», auch «gehorchen» (aber: (g)hööre – «hören»)
  • luege – «schauen, lugen» (aber: (g)seh – «sehen»)
  • merssi – «Dankeschön» (von französisch «merci»)
  • möge – «können», etwa in: Ich mag nümme – «Ich kann nicht mehr, ich bin fix und fertig» oder aber: «Ich kann nicht mehr [essen]», d. h.: «Ich bin satt»; Ich mag mi nümm bsinne/erinnere – «Ich kann mich nicht mehr erinnern»
  • neime, nöime – «irgendwo» (vgl. die entsprechenden Varianten unter öpper, öppis)
  • Nidel (m.), Nidle (f.) – «Rahm»
  • öppe – «etwa, ungefähr»
  • öpper, näber(t), neimer – «jemand»
  • öppis, näbis, neimis – «etwas»
  • poschte, in Bern kömerle – «einkaufen» (bei Spontankäufen sagt man: chröömle, chröömerle, gänggele)
  • Puff – «Unordnung» (aber auch «Bordell»)
  • rüüdig – «sehr», aber auch «verrückt» Beispiel: rüüdigi Luzerner Fasnacht
  • rüere – «rühren», aber auch «werfen»
  • Sack – «Tüte», auch abgekürzt für Hosesack – «Hosentasche»
  • schmöcke – «riechen», jünger unter hochdeutschem Einfluss auch «schmecken»
  • schnore – «labern, plappern»
  • Schnudergoof – «Bengel, Balg, Rotzlöffel», verstärkter Ausdruck für Goof (Schnuder bezeichnet das Nasensekret)
  • Schoofseckel – etwa «Arschloch, Volltrottel» (wörtlich: «Schafs-Hodensack»)
  • Stäge – «Treppe», «Stiege»
  • Siech – «Typ» (grob, meist in Verbindung mit «geile» [um Respekt auszudrücken], «blööde» [um Verachtung auszudrücken] oder «huere» [als allgemeiner Fluch, wie z. B. «verdammt!»]), bedeutete ursprünglich «Kranker», siehe Siechtum.
  • springe, weniger schön auch seckle – «rennen, laufen»
  • studiere – «nachdenken, überlegen» (aber auch studieren an einer Universität)
  • Stutz – sowohl «steile Stelle im Gelände, steil aufwärts führende Strasse» als auch «Ein-Franken-Stück» (salopp, z. B. «Hesch mer en Stutz?» – Hast du mir einen Franken/etwas Geld?)
  • tööne – «klingen»; töönt guet – «klingt gut»
  • tschuute, schutte – «Fussball spielen» (von englisch «to shoot»)
  • uf em Sprung sii – «es eilig haben»
  • Uufzgi – «Hausaufgaben»
  • Uusgang in: in Uusgang gaa – «ausgehen» (ursprünglich militärsprachlich)
  • voorig, vöörig, vüürig – «genügend; übrig» (’s hät no voorig, das isch no voorigplibe; aber auch «zur Genüge»: das langet voorig)
  • zieh in: eis ga/go zieh – «einen trinken gehen»
  • Zmittag – «Mittagessen»
  • Zmorge, zmörgele – «Frühstück, frühstücken»
  • Znacht – «Abendessen»
  • Znüüni – «Snack, Zwischenmahlzeit am Vormittag» (eigentlich mhd. Präposition ze plus substantiviertes Zahlwort nüün)
  • Zvieri – «Snack, Zwischenmahlzeit am Nachmittag» (eigentlich mhd. Präposition ze plus substantiviertes Zahlwort vier)

Die meisten der obigen Ausdrücke sind allerdings nicht spezifisch für das Alemannische der Schweiz, sondern auch in den alemannischen Dialekten des Südschwarzwalds verbreitet.

Einige Ausdrücke des schweizerdeutschen Wortschatzes haben ihren Eingang ins allgemein verbreitete Hochdeutsch gefunden, so z. B. Müesli oder Putsch, andere als sog. Helvetismen in die regionale Hochsprache (Schweizer Hochdeutsch). Bei Schweizer Schriftstellern erscheinen schweizerische Wörter in unterschiedlichem Mass.

Schreibweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Mundarten beziehungsweise Dialekte im deutschen Sprachraum haben gemeinsam, dass es für sie keine standardisierte Rechtschreibung gibt. Genauso verhält es sich mit den schweizerdeutschen Dialektformen.

In den Mundartwörterbüchern und in der Dialektliteratur lassen sich grob gesehen zwei verschiedene Schreibsysteme unterscheiden: Entweder eine weitgehend phonologische Schreibung, die sich in Eugen Dieths Vorschlag Schwyzertütschi Dialäktschrift kodifiziert findet, oder eine weitergehende Orientierung an der standarddeutschen Schreibung in der Tradition der älteren (vornehmlich Berner) Dialektliteratur, deren Regeln Werner Marti in seinem Vorschlag Bärndütschi Schrybwys zusammengefasst hat.

Der Alltagsgebrauch, beispielsweise in SMS, Chat, E-Mail oder persönlichen Briefen, ist weitgehend unbeeinflusst von den Schreibungen der Dialektliteratur. Vielmehr ist die Einstellung verbreitet, man schreibe den Dialekt «nach Gefühl» oder «so, wie man es sagt», eine Einstellung, der zufolge die Rechtschreibung zur Domäne des Standarddeutschen gehört, nicht aber zum Dialekt.

Eine Sonderstellung nimmt das Baseldeutsche ein, wo besonders die Schnitzelbänke an der Basler Fasnacht eine Schreibung anwenden, die sich stark am Baseldeutschen Wörterbuch von Rudolf Sutter orientiert. Es handelt sich dabei zwar um den Dieth-Typus, die Laut-Buchstaben-Zuordnung entspricht aber teilweise Lautungen, die im modernen Baseldeutsch kaum mehr anzutreffen sind (Entrundung von /ö/ und /ü/ zu /e/ bzw. /i/).

Im Grossen und Ganzen richten sich alle Verschriftungen des Schweizerdeutschen nach den Laut-Buchstaben-Zuordnungen der Standardsprache. Es gibt allerdings einige Abweichungen:

  • k und ck bezeichnen die Affrikate [k͡x].
  • gg bezeichnet einen anderen Laut als g, nämlich die (unaspirierte) Fortis ​[⁠k⁠]​.
  • y bezeichnet in einheimischen Wörtern und Namen immer geschlossenes [] oder ​[⁠i⁠]​. Diese Verwendung geht auf eine spätmittelalterliche Ligatur aus ij zurück.
  • ä steht in erster Linie für das überoffene ​[⁠æ⁠]​, in der Ostschweiz auch für das offene ​[⁠ɛ⁠]​. Im Alltagsgebrauch findet es sich überdies für das Schwa ​[⁠ə⁠]​; eine Verwendung, die man in den Mundartwörterbüchern und in der Dialektliteratur nur für die alpinen Dialekte antrifft, wo sie in phonetischer Hinsicht eher angebracht ist.
  • ie ist ausnahmslos für die Lautfolge [ɪə] reserviert, niemals für [i:]. Langes i wird je nach Schreibweise und/oder Öffnungsgrad ii, y, yy oder gelegentlich ih geschrieben.

Anteil der Schweizerdeutschsprachigen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sprachgebiete der Schweiz – Mehrheitsverhältnis nach der BFS-Erhebung 2010 (Karte mit einem Gemeindebestand per 1. Januar 2023)
  • Deutsch
    (65,6 % der Bevölkerung; 73,3 % der Schweizer)
  • Französisch
    (22,8 % der Bevölkerung; 23,4 % der Schweizer)
  • Italienisch
    (8,4 % der Bevölkerung; 6,1 % der Schweizer)
  • Bündnerromanisch
    (0,6 % der Bevölkerung; 0,7 % der Schweizer)
  • Bei der Erhebung des Bundesamts für Statistik von 2010 betrug der Anteil der deutschsprachigen Schweizer 65,6 % der Gesamtbevölkerung. Von diesen gaben 93,3 % bei der Volkszählung 2000 an, im Alltag Dialekt zu sprechen. Im Jahr 2014 dagegen sprachen noch 87 % der Deutschschweizer Bevölkerung Schweizerdeutsch im Alltag.[15]

    Als Familiensprache wird Schweizerdeutsch von 78,4 % der Einwohner ab 15 Jahren in der deutschen Schweiz gesprochen.[16] Der relative Anteil der Sprecher ist leicht rückläufig[17][16] und variiert stark. So findet man Dialektsprecher häufiger in ländlichen Regionen und Menschen, die (nur) Standardsprache sprechen, häufiger in städtischen Gebieten.[18] Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über den Anteil der Schweizerdeutschsprachigen, bezogen auf Dialekt als regelmässig verwendete Sprache (Alltagssprache) und Familiensprache:

    Anteil der Einwohner ab 15 Jahren, die Dialekt sprechen, nach Kantonen, die Deutsch als Amtssprache haben[15][16]
    Kanton Schweizerdeutsch im Alltag in % (2014) Schweizerdeutsch als Familiensprache in % (2019) Deutsch als alleinige Amtssprache
    Aargau 91 80 Ja
    Appenzell Innerrhoden 90 93 Ja
    Appenzell Ausserrhoden 90 85 Ja
    Bern 88 (deutscher Kantonsteil) 79 (ganzer Kanton) Nein
    Basel-Landschaft 89 80 Ja
    Basel-Stadt 78 64 Ja
    Freiburg 88 (deutscher Kantonsteil) 24 (ganzer Kanton) Nein
    Glarus 96 82 Ja
    Graubünden 86 (deutscher Kantonsteil) 70 (ganzer Kanton) Nein
    Luzern 89 83 Ja
    Nidwalden 91 85 Ja
    Obwalden 91 87 Ja
    St. Gallen 89 82 Ja
    Schaffhausen 85 78 Ja
    Solothurn 92 83 Ja
    Schwyz 91 82 Ja
    Thurgau 85 81 Ja
    Uri 91 90 Ja
    Wallis 93 (deutscher Kantonsteil) 21 (ganzer Kanton) Nein
    Zug 79 72 Ja
    Zürich 83 71 Ja

    So wird die Hochsprache zwar in der Verfassung als eine der vier offiziellen Landessprachen definiert, bleibt aber für den Grossteil der Bevölkerung praktisch eine Fremdsprache (siehe auch Diglossie).

    Einsprachige Kantone, in denen von der einheimischen Bevölkerung Schweizerdeutsch gesprochen wird, sind: St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden, Thurgau, Glarus, Schaffhausen, Zürich, Zug, Schwyz, Luzern, Uri, Nidwalden und Obwalden, Aargau, Basel-Stadt und Basel-Landschaft sowie Solothurn. Eine deutschsprachige Mehrheit haben Graubünden (neben Bündnerromanisch und Italienisch) und Bern (neben Französisch). Eine deutschsprachige Minderheit neben einer französischen Mehrheit haben das Wallis und Freiburg. Im Kanton Jura gibt es eine deutschsprachige Gemeinde, Ederswiler, ebenso im Tessin die Walsersiedlung Bosco/Gurin.

    Mittlerweile sind auch die meisten Rätoromanen des Schweizerdeutschen mächtig.

    Historische Entwicklung des Schweizerdeutschen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Noch im 18. Jahrhundert wurde die Mundart in der Schweiz als zweitrangig oder gar minderwertig angesehen. Während der Helvetik hatte das Sprechen und Schreiben im Dialekt eine oppositionelle Funktion; so drückte etwa der Konservative Gottlieb Jakob Kuhn seine konterrevolutionäre Gesinnung auf Berndeutsch aus. Eine erste Erhöhung zur Kultursprache wurde durch die Allemannischen Gedichte von Johann Peter Hebel aus dem Jahr 1804 ausgelöst, welche zudem die deutschländische Wahrnehmung der Schweiz prägten. Später trugen die Werke von Jeremias Gotthelf zu dieser neuen Etablierung bei. Durch die hohe Präsenz in Kunst und Kultur stiess die Mundart schliesslich auch in hochbürgerlichen und patrizischen Kreisen, wo sie lange als rückständig galt, auf Wohlwollen.[19]

    Seit den späten 1960er Jahren kann man in der Schweiz eine richtiggehende Mundartwelle beobachten. Das Schweizerdeutsche dringt in viele Bereiche vor, in welchen vorher ausschliesslich Schriftdeutsch verwendet wurde, und geniesst als Zeichen der schweizerischen und regionalen Identität eine hohe Wertschätzung. Breitenwirksam verstärkt wurde diese Entwicklung vor allem durch den vermehrten Gebrauch des Dialekts in den Massenmedien Radio und Fernsehen. Vorreiter waren hierbei die privaten Radiostationen, die sich in den 1980er Jahren etablierten. Von ihnen schwappte die Mundartwelle dann sozusagen auch auf die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten der SRG über. So waren je länger, je mehr auch auf nationaler Ebene die verschiedensten regionalen Dialekte zu hören. Sehr prägend dürfte parallel dazu auch der grosse Erfolg von in Mundart singenden Musikern gewesen sein. Schon die berndeutschen Lieder Mani Matters waren sehr populär, und mit u. a. Polo Hofer, Züri West, Patent Ochsner in Berndeutsch und mit dem Trio Eugster, Jimmy Muff, den Schlieremer Chind, Toni Vescoli und den Minstrels in Zürichdeutsch kam die Dialektwelle dann in den 1980er Jahren so richtig in Schwung, auch in der Rockszene. In den 1990er Jahren und bis heute hielt dieser Trend z. B. mit Schtärneföifi, Roland Zoss, Big Zis, Bligg und Adrian Stern an und breitete sich der Gebrauch der Mundart in den elektronischen Medien und der einheimischen Popmusik noch weiter aus. Durch die Etablierung neuer Techniken, namentlich SMS, Instant Messaging, gemeinschaftliche Netzwerke, Internetforen, Chaträume und (private) E-Mails, die im eigentlichen Verwendungszweck der mündlichen oder quasimündlichen Kommunikation dienen, sich jedoch als Kommunikationsmittel der geschriebenen Sprache bedienen («geschriebene Gespräche»), stiess das vorwiegend nur gesprochene Schweizerdeutsch auch in den schriftlichen Ausdruck vor und verstärkte dadurch die Mundartwelle. Mangels verbreiteter Standards bedient sich dabei jeder seiner eigenen Orthographie, in SMS sind dabei zwecks Zeicheneinsparung häufig auch Abkürzungen, Anglizismen oder das in der Schweiz ansonsten unübliche ß anzutreffen.

    Durch die Entwicklung der audiovisuellen Medien und durch die erhöhte Mobilität der Bevölkerung werden die Dialekte ausgehend von den städtischen Gebieten immer mehr von Ausdrücken der standarddeutschen Schriftsprache und auch des Englischen durchzogen. Dazu kommt, dass praktisch der gesamte Wortschatz des modernen Lebens über jeweils einheitliche hochdeutsche Formen ins Schweizerdeutsche gelangt. So gelten die meisten Anglizismen aus der deutschen Sprache auch für Schweizerdeutsch, z. B. sori (von englisch «sorry») statt Äxgüsi, schoppe (von englisch «to shop») oder iichauffe (von deutsch «einkaufen») statt Komissioone mache oder (übrigens auch erst jüngerem) poschte. Der hochdeutsche Einfluss beschränkt sich dabei keineswegs auf den Wortschatz, sondern macht sich auch in der Grammatik und sogar in der Aussprache bemerkbar.[20][21]

    Soziologische Aspekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Die sozialen Funktionen des Schweizerdeutschen sind vielfältig, da es sowohl als Umgangssprache als auch als Fachsprache verwendet werden kann. Schweizerdeutsch ist weder eine Trendsprache noch eine technische Sprache. Es wird von allen Gesellschaftsschichten gleichermassen verwendet und gilt nicht, anders als die Dialekte in manch anderen Ländern, als Sprachform einer «Unterschicht» .

    Wie überall beinhalten die Varietäten verschiedener Sprechergruppen (Secondos, Forstarbeiter usw.) zusätzliche spezielle Abkürzungen und Ausdrücke.

    Schweizerdeutsch gibt den Deutschschweizern starken emotionalen Halt und trägt wesentlich zu einem Gemeinschafts- und Heimatgefühl bei.[22] Ein Beispiel dafür ist die Blüte der Mundartmusik seit 1990.

    In den grösseren Städten, besonders in Basel, Zürich und Bern, gab es jedoch noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ausgeprägte soziale Dialektunterschiede (Soziolekte). Zwar sprachen alle Schichten Dialekt, aber der Dialekt der Oberschicht unterschied sich deutlich von demjenigen der Mittelschicht, der sich wiederum sowohl vom Dialekt der Unterschicht als auch vom Dialekt der Landbevölkerung abhob.

    Schweizer Hochdeutsch und Schweizerdeutsch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Der Sprachgebrauch in der Schweiz unterscheidet zwischen Dialekt und Standardsprache. Während die Dialekte ein Kontinuum bilden, gibt es kein Kontinuum zwischen Schweizer Hochdeutsch und den schweizerdeutschen Dialekten. Eine sprachliche Äusserung kann also nicht auf mehr oder weniger dialektale oder standardsprachliche Art erfolgen; man spricht entweder Dialekt oder Standardsprache und wechselt zwischen beiden.

    Die funktionale Reichweite der Dialekte ist in der Schweiz wesentlich höher als in Deutschland oder Österreich. Sie werden von allen sozialen Schichten im mündlichen Bereich als normale Umgangs- und Verkehrssprache verwendet; Dialekt zu sprechen ist also nicht sozial geächtet. Auch gegenüber sozial höhergestellten Personen und im Umgang mit Behörden ist das Sprechen des Dialekts in beinahe jeder Situation üblich. Das Schweizer Hochdeutsch wird in der Schweiz hauptsächlich für schriftliche Äusserungen verwendet und wird deshalb auch oft «Schriftdeutsch» genannt.

    In den letzten Jahrzehnten sind verstärkt Gebrauchsausweitungen des Dialekts zu Lasten des (Schweizer) Hochdeutschen festzustellen (wobei im Weiteren unter «Hochdeutsch» stets die deutsche Standardsprache (teilweise mit deutlichem Schweizer Akzent) zu verstehen ist):

    • Im mündlichen Bereich sollte das Hochdeutsche zwar offizielle Sprache des Schulunterrichts sein, doch beschränken sich die Lehrer aller Stufen oftmals darauf, nur den eigentlichen Unterrichtsgegenstand in Hochdeutsch zu erteilen; zwischendurch gemachte Bemerkungen und Anweisungen wie beispielsweise Stefan, gang bis so guet s Fäischter go zuemache («Stefan, sei so gut und mach das Fenster zu!») erfolgen dagegen in der Mundart. Das Hochdeutsche wird damit zur Sprache der Distanz («Sprache des Verstandes»), der Dialekt zur Sprachform der Nähe («Sprache des Herzens»). Auch Zwischenfragen und ähnliche Interventionen von Schülern und Studenten erfolgen immer mehr im Dialekt. Diesen Zustand bestätigen auch indirekt die wiederholten Ermahnungen der Schulbehörden, das Hochdeutsche im Unterricht mehr zu pflegen.
    • Vor allem in den privaten Radio- und Fernsehkanälen wird praktisch nur Dialekt gesprochen. Da es viele Mitarbeiter aber gewohnt sind, ihre Sprechtexte auf Hochdeutsch niederzuschreiben, entsteht beim Ablesen oft eine stark hochdeutsch geprägte Sprachform mit den Lautformen des Dialekts, aber der Syntax und dem Wortschatz des Hochdeutschen: Me befürchtet, das d Zaal der Verletzte, die i Chrankehüser ygliferet worde sy, no beträchtlech aaschtyge chönnt statt me befürchtet, das d Zaal vo de Verletzte, wo i Schpitäler sy ygliferet worde, no beträchtlech chönnt aaschtyge (Berndeutsch). In den öffentlich-rechtlichen Medien gilt es zu differenzieren:
      • Im Radio (private Stationen und SRF) werden fast nur noch Nachrichten und politische Informationssendungen (z. B. Echo der Zeit) sowie das gesamte Programm des Kulturkanals (Radio SRF 2 Kultur) auf Hochdeutsch ausgestrahlt.[23]
      • Im privaten Fernsehen und im SRF ist der Dialekt üblich in Unterhaltungsshows, in Seifenopern und Serien (wobei hochdeutsche und hochdeutsch synchronisierte Serien nicht noch extra schweizerdeutsch synchronisiert werden), im Kinderprogramm, in allen Sendungen mit ausgesprochenem Schweizbezug (Volksmusik, Regionalnachrichten), in analysierenden Sportsendungen, in allen Interviews und Diskussionen mit Deutschschweizern ausserhalb der Hauptnachrichten.
    • In Gemeinde- und Kantonsparlamenten ist es meist üblich, die Voten im Dialekt abzugeben. Gleiches gilt im mündlichen Verkehr mit Behörden und Gerichten.
    • Im eidgenössischen Parlament wird jedoch, aus Rücksicht auf die Französisch-, Italienisch- und Bündnerromanisch-Sprechenden, (Schweizer) Hochdeutsch gesprochen.
    • Auch in schriftlicher Verwendung ist das Hochdeutsche auf dem Rückzug, wo es sich um die Privatsphäre handelt:
      • E-Mails und SMS vor allem der jüngeren Generation
      • Sprache der Chatrooms
      • Kontaktanzeigen und Annoncen in Zeitungen
    • Überdies werden in den hochdeutsch geschriebenen Zeitungen (zum Teil sogar im Weltblatt «NZZ») in lokalem Zusammenhang immer öfter spezielle schweizerdeutsche Vokabeln verwendet (beispielsweise Töff für «Motorrad», Büsi für «Katze», Güsel (Zürich)/Ghüder (Bern) für «Abfall»)

    Viele Deutschschweizer haben also mangelnde Übung im mündlichen Gebrauch des Hochdeutschen; weit verbreitet ist die Ansicht, diese offizielle Nationalsprache sei eigentlich eine Fremdsprache. Hochdeutsch wird seit dem Ersten Weltkrieg wenig geschätzt und als fremd empfunden. Andererseits klingt Schweizer Hochdeutsch auch für viele Schweizer selbst schwerfällig und ungelenk. Hinzu kommen aufgrund geschichtlicher Ereignisse vorhandene Vorbehalte und Vorurteile gegenüber den Deutschen und den Österreichern und damit verbunden oft auch eine ablehnende Haltung gegen das Hochdeutsche.

    Dialektsprache wird somit auch bewusst als Abgrenzung benutzt. Allerdings können auch andere deutschsprachige Menschen von ausserhalb der Schweiz sie einigermassen gut verstehen. Dazu mag eine Eingewöhnungszeit nötig sein, in der man genau zuhört.

    Schweizerdeutsch ist durch die vorgenannten Faktoren zwar eher auf dem Vormarsch, andererseits durchläuft es seit einigen Jahrzehnten markante Veränderungen:

    • Einerseits führen die massiven Migrationsbewegungen innerhalb des Landes zu einer Nivellierung hin zu Grossagglomerationsdialekten.
    • Andererseits hat der Konsum deutscher Medien zu einem Eindringen vieler hochdeutscher Elemente geführt.

    Durch diese Entwicklungen driften passive und aktive Sprachkompetenz der Schweizer, was das Hochdeutsche angeht, auseinander. Sie verstehen geschriebenes und gesprochenes Hochdeutsch genauso gut wie die Einwohner Deutschlands, wenn man Aspekte der sozialen Schicht und der Ausbildung berücksichtigt. Aber es fällt den Schweizern zunehmend schwerer, sich selbst im Hochdeutschen gewandt auszudrücken. Gleichzeitig wird das Schweizerdeutsche immer mehr mit hochdeutschen Vokabeln und Ausdrücken gesprochen. Doch auch das Englische wird immer mehr in der Alltagssprache der Jugend verwendet. So verwendet man oftmals z. B. «dä Tescht isch easy gsi!» anstatt des üblichen dä Tescht isch eifach gsi! (dieser Test war einfach!).

    Schweizerisches Idiotikon und Sprachatlas der deutschen Schweiz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Das Schweizerische Idiotikon ist das Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache und erfasst den lebenden und historischen schweizerdeutschen Wortschatz (einschliesslich der Walsergebiete Oberitaliens), jedoch nicht die bairische Mundart Samnauns, die im Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich beschrieben wird. Der dokumentierte Wortschatz umfasst die Zeitspanne von etwa 1300 bis in die Gegenwart des jeweiligen Bandes (also je nach Band spätes 19. bis frühes 21. Jahrhundert).

    Der Sprachatlas der deutschen Schweiz (SDS) erfasst und dokumentiert die alemannischen Mundarten der Schweiz einschliesslich der Walserdialekte Norditaliens mittels der dialektgeographischen Methode. Er gibt einen Sprachstand von etwa 1950 wieder. 2010 ist mit dem «Kleinen Sprachatlas der deutschen Schweiz» eine populärwissenschaftliche Kurzversion des Sprachatlasses erschienen. – Unter der Leitung von Elvira Glaser wird derzeit an der Universität Zürich der «Syntaxatlas der deutschen Schweiz» (SADS) erarbeitet, der die im SDS weitgehend ausgesparte Dialektsyntax zum Thema hat.

    Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    • In dem 1978 entstandenen Kinofilm Die Schweizermacher wird das Erlernen von Schweizerdeutsch als Bestandteil des Einbürgerungsverfahrens persifliert.
    • Es kann vorkommen, dass Deutsche meinen, das von Schweizern mit ihrem Akzent gesprochene Hochdeutsch sei Schweizerdeutsch.

    Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Weitere Literatur siehe auch in den Artikeln zu den einzelnen Dialekten und Dialektgruppen.

    Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Wiktionary: Schweizerdeutsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. Sprachen, Religionen – Daten, Indikatoren: Sprachen. (official site) Üblicherweise zu Hause gesprochene Sprachen. Federal Statistical Office, Neuchâtel, Switzerland, 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Januar 2016; abgerufen am 13. Januar 2016: „Zu Hause oder mit den Angehörigen sprechen 60,1 % der betrachteten Bevölkerung hauptsächlich Schweizerdeutsch ...“
    2. Regula Schmidlin und Rita Franceschini: Komplexe Überdachung I: Schweiz. In: Joachim Herrgen und Jürgen Erich Schmidt (Hrsg.): Sprache und Raum – Ein internationales Handbuch der Sprachvariation. Band 4: Deutsch. De Gruyter, Berlin/Boston 2019, ISBN 978-3-11-018003-9, S. 1015.
    3. Rudolf Schwarzenbach: Die Stellung der Mundart in der deutschsprachigen Schweiz. Studien zum Sprachgebrauch der Gegenwart (= Beiträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung. Band XVII). Huber, Frauenfeld 1969 (Digitalisat).
    4. Beat Siebenhaar, Alfred Wyler: Dialekt und Hochsprache in der deutschsprachigen Schweiz. (PDF; 132 kB) Pro Helvetia, Zürich 1997; 5. Auflage 1998, ISBN 3-908102-63-4.
    5. Ist das Schweizerdeutsche eine eigene Sprache? von Prof. Elvira Glaser, Zürcher Kompetenzzentrum Linguistik, Universität Zürich
    6. Verliert die Schweiz ihre Dialektvielfalt? Eine Analyse, NZZ, 21, September 2017; «Eine Zürcherin und ein Urner haben Verständigungsprobleme, sie erkennt ihn kaum als Schweizer – und das bei einem einfachen Alltagsgespräch im Zug.»
    7. a b «zwee Manne, zwo Fraue, zwöi Chind», Kleiner Sprachatlas der deutschen Schweiz, UZH News, 19, November 2010
    8. Peter Wiesinger: Die Einteilung der deutschen Dialekte. In: Werner Besch u. a.: Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektogie. Berlin / New York 1983 (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 1), S. 807–900, besonders 836 sowie Karten 47.4 und 47.5.
    9. Chochichästli-Orakel
    10. Schweizerdeutsche Dialektometrie. In: latlntic.unige.ch. Abgerufen am 8. Januar 2022.
    11. Warum Deutsche am Schweizerdeutsch scheitern: Grüzi wohl! in Neue Zürcher Zeitung vom 20. Juni 2010
    12. Siehe zu diesen Fragen: Urs Willi: Die segmentale Dauer als phonetischer Parameter von «fortis» und «lenis» bei Plosiven im Zürichdeutschen. Eine akustische und perzeptorische Untersuchung. Steiner, Stuttgart 1996. ISBN 3-515-06913-5 – und: Astrid Krähenmann: Quantity and prosodic asymmetries in Alemannic. Synchronic and diachronic perspectives. de Gruyter, Berlin 2003. ISBN 3-11-017680-7
    13. Sprachatlas der deutschen Schweiz, Band III, Karten 236–240.
    14. Christen u. a., Kleiner Sprachatlas der deutschen Schweiz, S. 27 f.
    15. a b Bundesamt für Statistik: Schweizerdeutsch und Hochdeutsch in der Schweiz – Analyse von Daten aus der Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur 2014 | Publikation. In: Bundesamt für Statistik. (admin.ch [abgerufen am 18. November 2018]).
    16. a b c Bundesamt für Statistik: Zuhause gesprochene Sprachen nach Sprachgebiet – 2019 | Tabelle. 25. Januar 2021, abgerufen am 25. Januar 2021.
    17. Bundesamt für Statistik: Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren nach zuhause gesprochenen Sprachen und Kanton – 2017 | Tabelle. 29. Januar 2019, abgerufen am 15. März 2019.
    18. Bundesamt für Statistik: Ständige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren nach zuhause gesprochenen Sprachen und Kanton – 2017 | Tabelle. 29. Januar 2019, abgerufen am 15. März 2019.
    19. Roland Ris: Die Ausbildung eines sprachlich-kulturellen Bewusstseins in der deutschen Schweiz 1890–1914. In: Auf dem Weg zu einer schweizerischen Identität – 1848–1914. Universitätsverlag Freiburg, 1987, ISBN 3-7278-0384-3, S. 353–381.
    20. «Unsere Dialekte werden nicht aussterben» auf SRF 1 vom 20. April 2015
    21. Gespräch zur Konjunktur des Dialekts in der Deutschschweiz: «Schweizerdeutsch ist nicht minderwertig» in Neue Zürcher Zeitung vom 29. Juli 2014
    22. Schwyzerdütsch von klein auf@1@2Vorlage:Toter Link/wissen.dradio.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven): Gespräch mit dem Auslandskorrespondenten Pascal Lechler in DRadio Wissen im Mai 2011
    23. Sonja Glaab-Seuken, Andreas Vlašić: Analyse der Radioprogramme der SRG SSR: Deutsche Schweiz 2020. (PDF) Abschlussbericht. Bundesamt für Kommunikation, Oktober 2020, S. 60, 69, abgerufen am 17. Juni 2022.