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Höllenjob Sternekoch – Hans-Peter Wodarz über den tiefen Fall von Alfons Schuhbeck - B.Z. – Die Stimme Berlins
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Palazzo öffnet wieder

Höllenjob Sternekoch – Hans-Peter Wodarz über den tiefen Fall von Alfons Schuhbeck

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Sie haben nach den Sternen gegriffen und stürzten tief ab. Gerade wurde Starkoch Alfons Schuhbeck  (73) wegen Steuerhinterziehung von 1,2 Millionen Euro zu drei  Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt.

Kurz darauf starb Drei-Sterne-Legende Heinz Winkler (73) nach einem alkoholbedingten Sturz an multiplem Organversagen.

Auch Hans-Peter Wodarz (74) weiß, wie sich der freie Fall in der Gastronomie anfühlt. Schon 1975 bekam er für sein Münchner Promi-Restaurant „Ente im Lehel“ einen Michelin-Stern. Doch mit seiner Gastro-Show „Pomp Duck and Circumstance“ ging er in Amerika pleite. „Ich war mit 15 Seecontainern nach Amerika gereist und flog ein Jahr später mit zwei Koffern zurück“, erinnert er sich.

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Hans-Peter Wodarz (74) im Spiegelzelt. Sein Restaurant-Theater Palazzo kehrt nach Corona-Pause zurück

Doch mit seinem Restaurant-Theater Palazzo kam der Erfolg zurück. Am 11. November feiert der frühere Sternekoch nach zwei Jahren und acht Monaten Corona-Pause im nostalgischen Spiegelpalast hinterm Bahnhof Zoo zum 14. Mal mit Artistik, Comedy und Gaumenfreuden Premiere. In der B.Z. spricht Hans-Peter Wodarz über Höhen und Tiefen seiner Branche.

B.Z.: Wie fühlt es sich an, wieder „Vorhang auf“ sagen zu können?

Hans-Peter Wodarz: Das war eine harte Nummer und eine lange Zeit. Nicht nur Palazzo, sondern auch viele Veranstaltungen in mehreren Städten fielen aus. Wir sind sehr froh, dass es endlich wieder losgeht und merken am Ticketverkauf auch, wie sehr sich unser Publikum freut. Viele sind ja Stammgäste, deren Kinder schon kommen.

Wie sind Sie finanziell durch die Krise gekommen?

Es gab eine geringfügige Summe vom Staat. Im Prinzip musste ich von Ersparnissen und meiner berufstätigen Frau leben. Der Neustart mit Palazzo war insofern nicht leicht, dass wir wie fast alle Gastronomen Probleme haben, Servicepersonal und Techniker zu finden. Viele haben sich während der Krise neu orientiert.

2021 kochten Alfons Schuhbeck (l.) und Hans-Peter Wodarz (M.) gemeinsam mit 3-Sterne-Legende Heinz Winkler anlässlich dessen Buch-Premiere zum 30. Jubiläum seines Lokals in Aschau im Chiemgau
2021 kochten Alfons Schuhbeck (l.) und Hans-Peter Wodarz (M.) gemeinsam mit 3-Sterne-Legende Heinz Winkler anlässlich dessen Buch-Premiere zum 30. Jubiläum seines Lokals in Aschau im Chiemgau Foto: Michael Graeter

Und nun haben wir eine neue Krise durch den Ukraine-Krieg!

Es ist einfach fürchterlich. Unsere Energiekosten werden sich verdreifachen. Heizen Sie mal so ein Spiegelzelt! Wir mussten unsere Marketingausgaben um die Hälfte reduzieren. Die Tickets haben wir nur geringfügig erhöht, damit sich noch wirklich viele Menschen Palazzo leisten können.

Das Problem mit Personalkosten, Mieten und Ware zieht sich ja grundsätzlich durch die Gastronomie!

Sehr reich werden kann man als Gastronom im Prinzip nicht. Man kann gut davon leben und es macht vor allem glücklich! Qualität kommt von Qual, macht aber sehr zufrieden.

Ihr Freund und Kollege Alfons Schuhbeck wird momentan weniger glücklich sein!

Das ist einfach fürchterlich, dass er jetzt ins Gefängnis muss. Aber wie ich Alfons seit rund 40 Jahren als Workaholic kenne, wird er mit dem Gefängnisdirektor sprechen und anbieten, in der Küche neue Konzepte zu entwickeln. Die Häftlinge werden wahrscheinlich so gut essen wie noch nie und für ihn ist es besser zu arbeiten, als in der kleinen Zelle zu sitzen. Aber es ist natürlich alles sehr traurig. Und dann ist auch noch mein Weggefährte Heinz Winkler gestorben. Ich war zu seinem 30-jährigen Jubiläum eingeladen und er sah prima aus und war fit. Das hat er nicht verdient, so schnell zu sterben.

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Im Nachbau eines historischen Spiegelzeltes genießen die Gäste Gastro-Theater vom Feinsten

Gastronomie scheint ein Drahtseilakt zu sein?

Das kulinarische Spitzengewerbe ist nicht einfach. Als wir junge Köche waren, haben wir 18 Stunden am Tag gearbeitet. Ich habe mal als junger Koch in einem Interview erzählt, dass ich an einem Tag 25 Stunden gearbeitet habe. Die Bereitschaft ist heute natürlich überhaupt nicht mehr da. Auch im Bäcker- und Fleischerhandwerk gibt es enorme Nachwuchssorgen. Dabei hat sich Berlin kulinarisch extrem entwickelt. Es kommen internationale Touristen nur, weil sie hier so gut essen gehen können. Es gibt in Berlin die meisten Sterne-Restaurants!

Einen Stern zu haben, heißt aber noch lange nicht, auch finanziell erfolgreich zu sein?

Klar, die Ware ist teuer, die Miete und die Energiekosten sind hoch und es ist schwer, Personal zu finden. Wir haben früher gerne Koch gelernt, die Jungen wollen heute gleich TV-Koch werden. Beim Nachwuchs müssen auch die Verbände neue Anreize schaffen.

Würden Sie denn noch mal in die Gastronomie gehen, wenn Sie heute jung wären?

Unbedingt, ich liebe es, kulinarisches Entertainment zu machen. Es macht mich glücklich.

Palazzo serviert Vier-Gänge-Menü und beste Unterhaltung

Es soll vor allem viel gelacht werden. Nach der Corona-Krise wollte Palazzo-Impresario Hans-Peter Wodarz (74) eine Show, die die Menschen wieder fröhlich stimmt. Dafür engagierte er eine der besten Comedian der Welt. Die kanadische Clownin Mooky gilt als die Königin des Slapsticks und führt durch den Abend.

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Das Servieren von 350 Portionen läuft wie am Schnürchen

Atemberaubende Artistik gehört genauso zu den Zutaten im Spiegelzelt wie das Vier-Gänge-Menü von Kolja Kleeberg (58). Diesmal serviert der singende Sternekoch als Vorspeise Thunfisch-Tatar mit Zitronen-Kräuter-Soße, Avocado-Olivensalat und Mainz-Taboulé.

Als Zwischengang folgt indisches Tomaten-Linsen-Curry mit gebackenem Blumenkohl. Zum Hauptgang gibt es traditionell Ente, diesmal mit Spinat und roter Zwiebelcreme. Das süße Finale ist ein Schokoladenkuchen mit eingelegten Kirschen und Stracciatella-Eis.

Palazzo gastiert vom 12.  November bis 5.  März 2023 an der Hertzallee  41. Di.–Sa. 19.30  Uhr, So. 18  Uhr, Menü und Show ab 99  Euro, ☎ 01806 388 883

Themen: Berliner Kultur Berliner Promis Restaurant
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