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Erl-Gastdirigent Hahn will kein "allwissender Diktator" sein

Der junge steirische Dirigent Patrick Hahn beschreibt sein Dirigenten-Idealbild als jenseits eines "allwissenden Diktators". Für die Oper "L'occasione fa il ladro" von Gioachino Rossini, welche bei den Tiroler Festspielen Erl am 30. Dezember Premiere feiert, hat er dennoch so manche "undemokratische" Entscheidung getroffen.

Erl vor Premiere von 'L'occasione fa il ladro'
Erl vor Premiere von 'L'occasione fa il ladro'

"Demokratie funktioniert beim Dirigieren nicht", sagte Hahn schmunzelnd im Interview mit der APA. Die musikalischen Letzt-Entscheidungen treffe er als Dirigent, betonte er. Das mache er aber subtil: "Die Musiker sollen von dem, was sie machen, überzeugt sein", gab Hahn Einblicke in seine Arbeitsweise. Auch Charaktereigenschaften, die der ideale Dirigent haben sollte, hat Hahn zur Hand. "Ein Dirigent muss zwar die Rolle des Chefs einnehmen, dabei aber nahbar sein", meinte er. Auch "höflich" soll der Dirigent zu den Musikern sein, die ja "immer besser" werden würden, so Hahn. "Als Dirigent weiß man heutzutage nicht deutlich mehr als die Musiker."

Damit streut Hahn auch dem Orchester der Tiroler Festspiele Erl und den Sängern Rosen. Die Orchesterproben, die am 12. Dezember begannen, seien "easy und ohne Probleme verlaufen", sagte Hahn. Die Stimmung beschrieb er als gut, die Motivation als hoch. Sein Ansatz, die Fertigkeiten der Musiker zu "bündeln", zu sagen wie er sich das Ergebnis vorstelle und es sich dabei dennoch nicht "anzumaßen beispielsweise dem Geiger zu sagen, wie er spielen soll", hat also allem Anschein nach gut funktioniert.

Aber nicht nur beim Umgang mit Musikern hat der erst 1995 geborene Klassik-Shootingstar, der auch bereits als Komponist und Pianist für internationales Aufsehen sorgte, ganz klare Vorstellungen. Auch in seiner Rolle als musikalischer Leiter der Produktion in Erl, die übrigens sein erstes, nicht-konzertantes, großes Opern-Dirigat "vom Graben aus" sein wird, hat Hahn konkrete Pläne. "Rossini hat ja diese Oper in gerade einmal elf Tagen geschrieben, da muss man einiges konkretisieren. Vieles ist uneindeutig oder nicht so gewollt", meinte Hahn.

Das führte dazu, dass sich sowohl der Regisseur Wolfgang Berthold als auch Hahn einiges an Freiheiten herausnahmen. Die Inszenierung ist, wie in der dem Interview folgenden Hauptprobe deutlich wurde, durchaus modern und scheut auch vor Klamauk-Elementen, inklusive Superman-Kostüm, nicht zurück. Der Klang ist, wie ihn sich Hahn selbst auch wünschte, "spritzig" und klar, an den richtigen Stellen aber kräftig und zupackend. "Wenn es kracht, dann muss es aber wirklich krachen", hat er zuvor im Gespräch als Wunschvorstellung geäußert.

Der nach einem #metoo-Skandal aus Erl geschiedene Festivalgründer Gustav Kuhn, der in der Vergangenheit mehrmals Rossini dirigierte, ist bei allem noch spürbar präsent und doch schon in gewisser Weise substituiert. Kuhn hatte zwar noch Einfluss auf die Wahl der Oper, sowohl Dirigent als auch Regisseur sind aber, wie schon unter Kuhn geplant, Festspiel-Externe. Bei der Hauptprobe sitzt der interimistische künstlerische Leiter der Festspiele, Andreas Leisner, im Konzertsaal.

Der Dirigent kommentiert diese Umstände insgesamt recht lakonisch: "Kein Festival überlebt oder stirbt wegen einer Person". Der erfolgte "Clean-Cut" bei der Ära-Kuhn und die kommende Intendanz von Bernd Loebe seien positiv. "Es wird zwar keine leichte Aufgabe für Loebe, aber mit seiner Erfahrung wird das schon werden", so Hahn.

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