Zwanzig Jahre nach Kriegsende ist der fünfte Bundestag gewählt worden. Wir wissen jetzt, wer die Bevölkerung in den nächsten vier Jahren repräsentieren wird.
Der Kampf um die Wahlbeute hat begonnen. Die Kabinettsbildung ist ein schweres Geschäft. Ludwig Erhard muß Rücksicht nehmen auf Strauß, der aus einer starken Position verhandeln kann und bereits einen heftigen Nervenkrieg entfacht hat; denn er braucht ihn und seine Partei.
Am 24. September läuft die Passierscheinübereinkunft ab. Jeder Tag, der ohne neue Verhandlungen verstrich, brachte die unerfreuliche Lösung näher, daß statt der einfachen Verlängerung eine komplizierte Erneuerung ins Auge gefaßt werden muß.
Indonesien kann zwar noch keine Weltraumraketen entwickeln – aber Astronauten ausbilden. Am 7. Oktober wird Präsident Sukarno in Djakarta ein Raumfahrtinstitut eröffnen.
Arglistige Täuschung" vermutete Erich Mende in der Wahlnacht, als die am Freitag vor der Wahl notariell hinterlegte Allensbacher Prognose zwischen 20 und 21 Uhr im Fernsehen verlesen wurde.
Hierzu wurde in dem Kommentar ausdrücklich darauf hingewiesen, daß im Rahmen der normalen statistischen Abweichungen solcher Repräsentativbefragungen eine Fehlertoleranz von 2 Prozent vorausgesetzt werden müsse, daß also 45 Prozent auch zum Beispiel 47 Prozent sein können oder "die FDP statt 7 Prozent auch 9 Prozent erreichen könnte".
Mein Kölner Kollege Erwin Scheuch und ich haben seit vielen Jahren Meinungsumfragen als Teil unserer gemeinsamen wahlsoziologischen Untersuchungen benutzt.
Wenn dieser Wahlkampf im Fernsehen stattfand, so erst recht die Wahlnacht. Zum erstenmal gibt es ein regelrechtes Kontrastprogramm, das den Äther spürbar knistern läßt.
Ende September wird das sowjetische Zentralkomitee zusammentreten, wobei diesmal bedeutsame Beschlüsse zu erwarten sind. In sowjetischen Parteikreisen wird davon gesprochen, daß "etwas Wichtiges bevorsteht".
Nach sechs Wochen ist die Genfer Abrüstungskonferenz unverrichteterdinge auseinandergegangen. Sie. endete, wie sie begonnen hatte: auf einer Note schriller sowjetischer Polemik.
Aus Washington ist zu erfahren, daß der Kreml Indien weitere Waffenhilfe zugesichert hat. Etwa zur gleichen Zeit hat der sowjetische Ministerpräsident Kossygin den indischen Premierminister Shastri und den pakistanischen Präsidenten eingeladen, in Taschkent Friedensgespräche zu führen.
Walter Ulbricht ist mit großem Gefolge nach Moskau gereist, um die internationale Lage zu prüfen und "Maßnahmen gegen den westdeutschen Revanchismus und Militarismus" zu beraten.
Die zwanzigste Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York beginnt im Zwielicht. Von ihrer Vorgängerin übernimmt sie die Hinterlassenschaft einer unbearbeiteten Tagesordnung und damit eine übergroße Fülle unerledigter Aufgaben.
Moise Tschombé muß wieder um seine Position kämpfen, diesmal gegen Joseph Kasavubu, den erfahrenen und angesehenen Staatspräsidenten, der sich seit der Unabhängigkeitserklärung im Jahre 1960 unangefochten im Amt gehalten hat.
Die Bundestagswahlen brachten der CDU/CSU und der SPD einen Gewinn, der FDP einen Verlust an Stimmen und Sitzen. Der eindeutige Wahlausgang beendete alle Spekulationen über eine Große Koalition.
An diesem Wochenende will der legal gewählte dominikanische Präsident Juan Bosch aus dem Exil in seine Heimat zurückkehren, aus der er vor mehr als zwei Jahren durch konservative Militärs vertrieben wurde.
US-Verteidigungsminister McNamara verkündete am Wochenende eine Siegesmeldung: Die gefürchtete Monsun-Offensive der Vietcong in Südvietnam sei vorzeitig zusammengebrochen.
Delegationen aus 117 Ländern versammelten sich im Glaspalast des New Yorker Weltforums, als am Dienstag die neue Sitzungsperiode eröffnet wurde, unter ihnen die drei Neulinge: Singapur, die Malediven und Gambia.
Günter Grass, Es-Pe-De-Poet, lebte in der letzten Wahlkampfwoche gefährlich. In der südoldenburgischen CDU-Hochburg Cloppenburg bewarfen ihn Jugendliche mit Eiern und Tomaten.
Für viele Wochen standen auf der Tagesordnung Hamburger Gerichte die sogenannten St.-Pauli-Schläger-Prozesse. Mit Bewährungen und Straferlässen wurde nicht gespart, besonders im Falle eines gewissen Grage erregte die Langmut der Justiz die Gemüter.
Auf einem Campingplatz. Junge Burschen und Mädchen planschen im See. "Diese Halbstarken geh’n mir auf die Nerven", sagte der große, massige Mann neben mir.
Um 20.04 Uhr, als die Mainzer zu Beginn ihrer Party die Nachricht von der Wiederwahl des Postministers Stücklen brachten, hatte im Ersten Programm der Privatdetektiv Hanns Lothar noch mit den Wellen zu kämpfen.
Als der Erzähler Martin Walser daran ging, der Zeit, in der wir leben, den Spiegel auch als Drama vorzuhalten, hatte er sich zuvor nur eine einzige szenische Fingerübung gegönnt.
Hajo Müller hat in den letzten Jahren eine erfreuliche Entwicklung vollzogen vom Verfasser harmlos-humoriger Bunter-Nachmittags-Späße zum ernstzunehmenden Satiriker.
Es ist ein melancholisches Geschäft, auf Filme hinzuweisen, von denen man fürchten muß, daß sie bei den Kinobesitzern wie beim Publikum nur geringe Chancen haben, weil sie einem kruden Bedürfnis nach Zerstreuung nicht entgegenkommen oder nicht hinreichend als "Kulturgut" ausgewiesen sind.
Wir haben es oft erlebt, wenn unter deutschen Philologen das Wort "Comprehensive School" fiel (sie sprechen gern, mit einem hörbaren Unterton, von "Einheitsschule"): verächtliches Schweigen, zornige Proteste – ja "die Engländer .
Freunde, die ihn in Lübeck gehört haben, bringen ihn uns auf Band, und eben haben wir es abgehört, Rede samt Echo im Saal. Das ist wichtig: Reden muß man hören, und zwar als Ereignis an einem Ort, nicht als Gesang über den Wassern.
Lassalle würde Kultusminister Schütte Kränze winden. Und die Schüler der Arbeiterbildungsvereine hätten die Feder beruhigter aus der Faust gelegt, wenn sie den sozialdemokratischen Kulturpolitiker noch hätten hören können.
Das Mißverständnis, das sich in der Forderung an den Mitmenschen, er solle eine eindeutige politische Stellung haben, ausdrückt, geht auf Risse, ja auf Abgründe in unseren Gemeinschaftsvorstellungen überhaupt zurück.
Es könnten, von einem aparten Rasensprenger benetzt, die Rhododendren in S. Fischers Garten sein; aber genausogut die von Emailletäfelchen gekrönten Schubladen des Aktenschranks, drinnen im Hause, zur Rechten der Freitreppenfront.
Das Fenster des Kinderzimmers geht auf den Hof, der nicht gerade ein Lichtschacht ist, aber doch eng und dunkel, und reizvoll nur, wenn von seinem Grunde die Stimmen der Hofsänger herauftönen, die Scheiben ringsum klirren und kleine in Zeitungspapier gewickelte Münzen hinunterfliegen, die Tauben des armen Mannes, der das holprige Pflaster nach ihnen abweidet, und, dort, dort, rufen die Kinder und hängen gefährlich weit zum Fenster hinaus.
Was unternimmt der musikliebende Rechtsanwalt, Zahnarzt oder Verwaltungsinspektor in Kleve, Goch, Xanten oder Kalkar, in einem der kleinen niederrheinischen Städtchen also, wenn er gelegentlich gute Musik hören möchte? Er wird – so er noch keine besitzt – eine Hifi-Stereoanlage kaufen und sich das Konzert ins Haus bestellen.
Durch ein neues Gesetz, das vom amerikanischen Repräsentantenhaus unter starkem Protest der Republikaner verabschiedet wurde, sollen die Schönen Künste in den USA jährlich mit einundzwanzig Millionen Dollar aus Bundesmitteln unterstützt werden.
Mit einem aufwendigen zweiteiligen Fernsehfilm – Sendezeit hundertundfünfzig Minuten – hat das Erste Programm des Deutschen Fernsehens versucht, dem Zweiten am Wahlwochenende Zuschauer wegzulocken, mit Jürgen Rolands "Die Katze im Sack" nach dem Roman "Lay Her Among The Lilies" von James Hadley Chase.
In Wien wurde er, Sohn eines Arztes, Sproß einer jener Familien, denen das Kulturleben einer Stadt viel verdankt, geboren: 1927 kam er zum erstenmal nach Jerusalem, die Stadt wurde ihm zum Schicksal: Am Aufbau des neuen israelitischen Staates hatte er, ein kritischer Betrachter, großen Anteil.
Wilhelm Ehmann, Leiter der Westfälischen Kirchenmusikschule in Herford, hat sich ein Sänger- und Instrumental-Ensemble nach altem Vorbild aufgebaut: Jeder Solist muß zugleich ein Chorsänger, jeder Chorsänger mit den solistischen Gesangspartien vertraut sein.