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DIE ZEIT: Ausgabe 39 / 1965 | Archiv | ZEIT ONLINE | ZEIT ONLINE
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Ausgabe Nr. 39/1965

DIE ZEIT

Wie stark ist Strauß?

Der Kampf um die Wahlbeute hat begonnen. Die Kabinettsbildung ist ein schweres Geschäft. Ludwig Erhard muß Rücksicht nehmen auf Strauß, der aus einer starken Position verhandeln kann und bereits einen heftigen Nervenkrieg entfacht hat; denn er braucht ihn und seine Partei.

Passierschein-Sackgasse

Am 24. September läuft die Passierscheinübereinkunft ab. Jeder Tag, der ohne neue Verhandlungen verstrich, brachte die unerfreuliche Lösung näher, daß statt der einfachen Verlängerung eine komplizierte Erneuerung ins Auge gefaßt werden muß.

Zeitspiegel

Indonesien kann zwar noch keine Weltraumraketen entwickeln – aber Astronauten ausbilden. Am 7. Oktober wird Präsident Sukarno in Djakarta ein Raumfahrtinstitut eröffnen.

Lübkes Irrtum

Die Veröffentlichungen der Meinungsbefrager haben nicht nur die Wähler irregeführt, sondern auch Bundespräsident Heinrich Lübke.

Führungswechsel im Kreml?

Ende September wird das sowjetische Zentralkomitee zusammentreten, wobei diesmal bedeutsame Beschlüsse zu erwarten sind. In sowjetischen Parteikreisen wird davon gesprochen, daß "etwas Wichtiges bevorsteht".

Genf ohne Erfolg

Nach sechs Wochen ist die Genfer Abrüstungskonferenz unverrichteterdinge auseinandergegangen. Sie. endete, wie sie begonnen hatte: auf einer Note schriller sowjetischer Polemik.

Komplizen

Aus Washington ist zu erfahren, daß der Kreml Indien weitere Waffenhilfe zugesichert hat. Etwa zur gleichen Zeit hat der sowjetische Ministerpräsident Kossygin den indischen Premierminister Shastri und den pakistanischen Präsidenten eingeladen, in Taschkent Friedensgespräche zu führen.

Konkurrenz in Moskau

Walter Ulbricht ist mit großem Gefolge nach Moskau gereist, um die internationale Lage zu prüfen und "Maßnahmen gegen den westdeutschen Revanchismus und Militarismus" zu beraten.

Die UN nach der Krise

Die zwanzigste Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York beginnt im Zwielicht. Von ihrer Vorgängerin übernimmt sie die Hinterlassenschaft einer unbearbeiteten Tagesordnung und damit eine übergroße Fülle unerledigter Aufgaben.

Von ZEIT zu ZEIT

Die Bundestagswahlen brachten der CDU/CSU und der SPD einen Gewinn, der FDP einen Verlust an Stimmen und Sitzen. Der eindeutige Wahlausgang beendete alle Spekulationen über eine Große Koalition.

Keine Monsun-Offensive

US-Verteidigungsminister McNamara verkündete am Wochenende eine Siegesmeldung: Die gefürchtete Monsun-Offensive der Vietcong in Südvietnam sei vorzeitig zusammengebrochen.

Auf Suche nach dem Frieden

Delegationen aus 117 Ländern versammelten sich im Glaspalast des New Yorker Weltforums, als am Dienstag die neue Sitzungsperiode eröffnet wurde, unter ihnen die drei Neulinge: Singapur, die Malediven und Gambia.

Namen der Woche

Günter Grass, Es-Pe-De-Poet, lebte in der letzten Wahlkampfwoche gefährlich. In der südoldenburgischen CDU-Hochburg Cloppenburg bewarfen ihn Jugendliche mit Eiern und Tomaten.

Zaghaft in Zagreb

Die drei Schneiderlein eines süddeutschen Modeinstituts, die ihren Stand auf der Zagreber Messe zur Werkstatt machten, taten ihr Bestes.

Eine Wahl und zwei Kanäle

Um 20.04 Uhr, als die Mainzer zu Beginn ihrer Party die Nachricht von der Wiederwahl des Postministers Stücklen brachten, hatte im Ersten Programm der Privatdetektiv Hanns Lothar noch mit den Wellen zu kämpfen.

Theater

Als der Erzähler Martin Walser daran ging, der Zeit, in der wir leben, den Spiegel auch als Drama vorzuhalten, hatte er sich zuvor nur eine einzige szenische Fingerübung gegönnt.

Grass als Redner

Freunde, die ihn in Lübeck gehört haben, bringen ihn uns auf Band, und eben haben wir es abgehört, Rede samt Echo im Saal. Das ist wichtig: Reden muß man hören, und zwar als Ereignis an einem Ort, nicht als Gesang über den Wassern.

Politisch charakterlos?

Das Mißverständnis, das sich in der Forderung an den Mitmenschen, er solle eine eindeutige politische Stellung haben, ausdrückt, geht auf Risse, ja auf Abgründe in unseren Gemeinschaftsvorstellungen überhaupt zurück.

Marie Luise Kaschnitz: : Rennen und Trödeln

Das Fenster des Kinderzimmers geht auf den Hof, der nicht gerade ein Lichtschacht ist, aber doch eng und dunkel, und reizvoll nur, wenn von seinem Grunde die Stimmen der Hofsänger herauftönen, die Scheiben ringsum klirren und kleine in Zeitungspapier gewickelte Münzen hinunterfliegen, die Tauben des armen Mannes, der das holprige Pflaster nach ihnen abweidet, und, dort, dort, rufen die Kinder und hängen gefährlich weit zum Fenster hinaus.

Peter Paul Althaus

Peter Paul Althaus, der Dichter Schwabings, des berühmten, gelästerten, aber noch keineswegs von den Musen verlassenen Stadtteils, ist im 73.

Zeitmosaik

Durch ein neues Gesetz, das vom amerikanischen Repräsentantenhaus unter starkem Protest der Republikaner verabschiedet wurde, sollen die Schönen Künste in den USA jährlich mit einundzwanzig Millionen Dollar aus Bundesmitteln unterstützt werden.

Jürgen Rolands Roncesvalles

Mit einem aufwendigen zweiteiligen Fernsehfilm – Sendezeit hundertundfünfzig Minuten – hat das Erste Programm des Deutschen Fernsehens versucht, dem Zweiten am Wahlwochenende Zuschauer wegzulocken, mit Jürgen Rolands "Die Katze im Sack" nach dem Roman "Lay Her Among The Lilies" von James Hadley Chase.

Mosche Yaakov Ben-gavriêl

In Wien wurde er, Sohn eines Arztes, Sproß einer jener Familien, denen das Kulturleben einer Stadt viel verdankt, geboren: 1927 kam er zum erstenmal nach Jerusalem, die Stadt wurde ihm zum Schicksal: Am Aufbau des neuen israelitischen Staates hatte er, ein kritischer Betrachter, großen Anteil.

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