Wo, bitte, geht’s zu Marcos Bar?" In allen Sprachen werden die Touristen in Torremolinos danach gefragt. Doch sie können allenfalls mit einem Schulterzucken antworten. Wer kennt schon Marcos Bar? Jedenfalls nicht die, die in karierten Shorts und kurzärmeligen Hemden die Calle San Miguel, die Einkaufsstraße von Torremolinos, entlangschlendern, wo sich Bodegas und Banken, Juweliere und Boutiquen, Spielhöllen und Supermärkte aneinanderreihen.

Wer in Torremolinos nach Marco fragt, will oft nur eines: einen Platz zum Schlafen für die nächste Nacht. Das kann zwar auch Marco nicht bieten, aber er weiß, wo gerade wieder ein Bett frei ist. Und wenn’s Marco nicht weiß, dann einer seiner Gäste, die jeden Abend im Dämmerlicht an der Theke stehen, auf abgewetzten Barhockern sitzen oder an der Wand lehnen, die mit Zeitungsausschnitten aus aller Welt beklebt ist. Und darunter ein Fahndungsaufruf. Gesucht wird darauf – natürlich – Ronald Reagan, tot oder lebendig. Es sind immer die gleichen Gäste in Marcos Bar: der "Major", den sie so nennen, seit er damals dem Vietnamkrieg den Rücken kehrte und nach Torremolinos kam, der Finne, dessen Augenlicht immer schlechter wird und der seine Freunde nur noch an den Worten oder am Händedruck erkennt; der Amerikaner, der mit seiner 16jährigen Tochter in Torremolinos lebt; Tommy, der Frau und Kinder in Liverpool zurückgelassen hat und nicht weiß, ob er jemals nach England zurückkehren wird; Laura, die gelegentlich als Skipper jobbt und bei begüterten Schiffseignern mit ihren nautischen Fähigkeiten ein paar Dollar verdient.