Mit dem hier auszugsweise veröffentlichten Brief an den Merkur -Herausgeber Karl Heinz Bohrer begründete der zweiundachtzigjährige Günther Anders, Adorno-Preisträger 1983, seine Ablehnung einer Mitarbeit an der Zeitschrift Merkur.

Mit Herrn Jünger, der noch immer, oder schon wieder, im Merkur erscheint, wünsche ich keine Wohnung oder Herberge zu teilen. Mit ihm die Paulskirche und das Lob durch Bürgermeister Wallmann geteilt zu haben, das reicht mir.

Ich spreche hier weder von Jüngers frühen Büchern wie den "Stahlgewittern" oder "Der Arbeiter". Auch nicht davon, daß er uns soeben in besagtem Merkurheft philosophisch dilettantische petits riens als Kleinodien vorsetzt. Vielmehr davon – Zerstörungsfreude ist offenbar unstörbar und unzerstörbar –, daß Jünger unlängst – im Fernsehen durfte man das ja mitgenießen – durch sein Haus führend auf den wie ein Kunstobjekt aufgestellten Stahlhelm eines britischen Soldaten aufmerksam gemacht hat. Ein Engländer, so erklärte der Museumsführer, habe sich während des 1. Weltkriegs unvorsichtig über den Rand des gegenüberliegenden Schützengrabens zu weit herausgetraut, was ihm "nicht gut bekommen sei". "Nicht gut". Vis à vis de La mort gibt es nichts Gemeineres als das Neckische. Er, Jünger, hat also damals, vor etwa 70 Jahren, auf diesen zu weit herausragenden Kopf angelegt und geschossen – das mag damals das unter diesen Umständen Normale gewesen sein. Dann aber – und da hört das Normale auf – hat er den so untadelig getroffenen und durchlochten Helm des Erlegten als Trophäe an sich genommen und beim nächsten Urlaub heimgebracht. Und seit damals ist er also aufbewahrt worden. Mithin seit sechzig oder siebzig Jahren. Vermutlich wird er auch täglich abgestäubt. Ein so lang konserviertes Souvenir verdient ja Pflege, und sich von einem so lieb und gemütlich gewordenen Stück Leben zu trennen, das wäre ja eine Roheit, die kein kultivierter Mensch übers Herz bringen könnte, und die man keinem zumuten dürfte.