Die USA ziehen sich zum 31. Dezember aus der UN-Kultur- und Bildungsorganisation Unesco zurück. Das teilte das US-Außenministerium in Washington mit. Zuvor hatten die Nachrichtenagentur AP und das Magazin Foreign Policy darüber berichtet. Der Schritt sei der Regierung nicht leicht gefallen, teilte Ministeriumssprecherin Heather Nauert mit. Man störe sich aber an der israelfeindlichen Haltung der Unesco und an Zahlungsrückständen innerhalb der Organisation.

Die Regierung begründete den Schritt auch damit, dass die Organisation eine "grundlegende Reform" brauche. Die Unesco-Generaldirektorin Irina Bokova sei formell über die Entscheidung der US-Regierung unterrichtet worden, so das Ministerium weiter. Nach dem Austritt wollen sie ihren Beobachterstatus behalten.

Ranghohe US-Regierungsbeamte hatten in jüngster Zeit wiederholt Kritik an der Unesco geäußert, unter ihnen UN-Botschafterin Nikki Haley. Insbesondere war der heutigen Entscheidung ein Streit über die Unesco-Mitgliedschaft der palästinensischen Autonomiebehörde vorausgegangen. Im Sommer hatte die Entscheidung, die Altstadt von Hebron zum palästinensischen Weltkulturerbe zu erklären, für Empörung in Israel gesorgt. 

Aus US-Regierungskreisen verlautete, die USA seien deutlich verärgert über die Organisation, die jüdische Verbindungen zu heiligen Stätten verleugne. Auch Verweise auf Israel als Besatzungsmacht sorgten für Ärger.

Unesco bedauert Entscheidung der USA

Auch ist es nicht das erste Mal, dass die USA aus der Organisation austreten. Präsident Ronald Reagan entschied sich 1984 für diesen Schritt. Als Gründe gab die Regierung damals die anti-westliche Politisierung und ein ineffizientes Management an. Unter Präsident George W. Bush traten die USA wieder bei.

Ferner wurden unter Präsident Barack Obama die Zahlungen an die Kulturorganisation 2011 als Reaktion auf die Aufnahme Palästinas als Mitgliedsstaat weitgehend eingestellt. Dadurch sind die USA derzeit mit rund 550 Millionen Dollar im Zahlungsrückstand. Sie hatten noch ein Büro bei der Unesco in Paris unterhalten.

Die Unesco ist vor allem für die Listen des Weltkulturerbes bekannt. Doch die Organisation mit 2.100 Mitarbeitern und einem dreistelligen Millionen-Etat ist in vielen weiteren Feldern aktiv – von Bildung über Biosphärenreservate bis Gleichberechtigung. Ihr Auftrag ist es, das wechselseitige Verständnis zwischen den Nationen zu fördern.

Unesco-Generaldirektorin Bokova bezeichnete den Schritt in einer ersten Reaktion als bedauerlich. Der Austritt sei für "die Familie der Vereinten Nationen" und für den Multilateralismus ein Verlust. 

Derzeit hat die Unesco noch mit weiteren Problemen zu kämpfen: Die Organisation wählt diese Woche einen Nachfolger für Generaldirektorin Bokova. Die Abstimmung findet angesichts von Finanzierungsschwierigkeiten und Kontroversen wegen der palästinensischen Mitgliedschaft zu einer schwierigen Zeit statt.  Im Exekutivrat der UN-Kulturorganisation hatten am Mittwoch der katarische Kandidat Hamad bin Abdulasis al-Kawari und die französische Ex-Ministerin Audrey Azoulay gleichauf gelegen. Beide erhielten 18 der 58 Stimmen – nötig ist eine absolute Mehrheit von 30 Stimmen. Auf Platz drei lag die ägyptische Bewerberin Muschira Chattab mit 13 Stimmen. Daneben waren noch die Kandidaten Chinas und des Libanons im Rennen.