FDP-Generalsekretär Christian Lindner hatte seinen Rücktritt bereits am Morgen gegenüber Parteichef Philipp Rösler erklärt, bevor er gegen 11 Uhr vor die Presse trat. In einer persönlichen Erklärung sagte er: "Es gibt den Moment, in dem man seinen Platz frei machen muss, um eine neue Dynamik zu ermöglichen." Die Ereignisse der letzten Tage und Wochen hätten ihn in dieser Einschätzung bestärkt. "Meine Erkenntnis hat für mich zur Konsequenz, dass ich aus Respekt vor meiner Partei und vor meinem Engagement für die liberale Sache mein Amt niederlege." Konkrete Gründe für den Rücktritt nannte Lindner nicht. Er verabschiedete sich mit einem knappen "Auf Wiedersehen." Fragen der Journalisten ließ er nicht zu.

Lindner war in der FDP die Verantwortung für Pannen bei der Organisation des Mitgliederentscheids über den Euro-Rettungsschirm gegeben worden. Wie Rösler hatte er den Entscheid bereits am Wochenende – mehrere Tage vor Ablauf der Frist am Dienstag – für gescheitert erklärt.

Seine Mitarbeiter im Thomas-Dehler-Haus, der FDP-Zentrale in Berlin, reagierten vollkommen überrascht und fassungslos auf den Rücktritt. Lindners Verhältnis zu Rösler galt schon seit Längerem als angespannt. In Parteikreisen hieß es, Lindners Entscheidung habe nichts mit dem Mitgliederentscheid zu tun, sondern sei schon länger gereift. Jetzt, nach Abschluss des Entscheids, sei der Schritt möglich gewesen.

Lindner teilte mit, durch den Rücktritt ermögliche er es dem Vorsitzenden, "die wichtige Bundestagswahl 2013 mit einem neuen Generalsekretär vorzubereiten und damit auch mit neuen Impulsen zu einem Erfolg für die FDP zu machen". Als Mitglied des Deutschen Bundestages werde er "weiter aus Überzeugung für den politischen Liberalismus kämpfen".

Der Liberale Burkhard Hirsch kritisierte den Rücktritt. "Ich halte die Entscheidung nicht für richtig", sagte der Mitinitiator des FDP-Mitgliederentscheids im TV-Sender Phoenix. "Er ist sicherlich eine der Hoffnungen der Liberalen, und ich wünsche und hoffe, dass er weiter der Partei zur Verfügung steht." Hirsch ist davon überzeugt, dass nicht parteiinterner Druck rund um den Mitgliederentscheid "alleine der Anlass für einen derartig spektakulären Schritt" sei. "Das muss einen anderen Grund haben als die Auseinandersetzung der letzten Tage."

Die SPD sieht nun auch Parteichef Philipp Rösler schwer angeschlagen. "Herr Lindner ist ein Bauernopfer, um Herrn Rösler noch ein paar Tage im Amt zu halten", sagte ihr Parlamentarischer Geschäftsführer, Thomas Oppermann. Auch Rösler trage eine Mitverantwortung für die Mitgliederentscheidung über die weitere Unterstützung des Euro-Rettungsschirms ESM.