„Geflügeltes Wort“ – Versionsunterschied
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Als '''geflügeltes Wort''' wird in der [[Sprachwissenschaft|Linguistik]] ein auf eine konkrete Quelle zurückführbares [[Zitat]] bezeichnet, das als [[Redewendung]] Eingang in den allgemeinen [[Sprachgebrauch]] gefunden hat. Darunter sind oft knappe Formulierungen komplizierter Sachverhalte oder solche von Lebenserfahrungen, die treffend „auf den Punkt gebracht“ werden. Geflügelte Worte können u. a. die Form von [[Aperçu]]s, [[Aphorismus|Aphorismen]], [[Bonmot]]s, [[Gnome (Dichtung)|Gnomen]], [[Maxime]]n, [[Sentenz]]en, [[Sinnspruch|Sinnsprüchen]] und [[Sprichwort]]en haben. |
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Quelle sind im europäischen Kulturkreis häufig [[Liste lateinischer Phrasen|lateinische]] oder [[Liste griechischer Phrasen|griechische Redewendungen]] sowie Bibelzitate, im Deutschen insbesondere auch in der Fassung der Übersetzung [[Martin Luther|Luthers]]. Ein Beispiel ist ''Geflügelte Worte'' (griechisch: {{lang|grc|ἔ |
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Gemeint sind damit gesprochene und sozusagen „''auf Flügeln''“ das Ohr des Hörers erreichende Worte. |
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Einen besonders reichen Schatz an geflügelten Worten hat beispielsweise das [[Chinesische Sprache|Chinesische]], das ursprünglich für jeden Begriff genau ein Zeichen verwendete ([[isolierende Sprache]]). Dort bilden [[Chinesische Sprichwörter|Sprichwörter]], treffliche Zitate und Anspielungen der gesamten [[Klassisches Chinesisch|klassischen]] Literatur wie auch eingebürgerte bildhafte oder lautmalende Figuren sukzessive einen lexikalischen mehrsilbigen [[Wortschatz]] (Lexeme), sodass modernes Chinesisch in der Sprachpraxis überwiegend mehrsilbig aufgebaut ist.<ref>Zhu Jinyang, Karl-Heinz Best: ''Zum Wort im modernen Chinesisch.'' In: ''Oriens Extremus'' Bd. 35, Nr. 1/2 (1992), S. 45–60 ([http://oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2014/07/OE-35-02.pdf Repro, PDF], oriens-extremus.org; [https://www.jstor.org/stable/pdf/24047220.pdf online], jstor.org);<br />vergl. dazu etwa auch Ulrich Unger: ''Rhetorik des klassischen Chinesisch.'' Otto Harrassowitz Verlag, 1994, ISBN 978-3-447-03616-0 ({{Google Buch |BuchID=5A87gu7FC2kC}}).</ref> |
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== Definitionen == |
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Erst seit dem Erscheinen von [[Georg Büchmann]]s Zitatensammlung [[Geflügelte Worte]] im Jahr 1864 wird der Ausdruck im Sinn von |
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#„''literarisch belegbaren,'' |
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#''in den allgemeinen Sprachschatz des Volkes übergegangenen,'' |
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#''allgemein geläufigen'' |
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''[[Redensart]]en''“ angewandt. |
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== Begriffsgeschichte == |
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Der mittelhochdeutsche Dichter [[Heinrich von Meißen]] bezeichnet das Sprichwort als |
Der mittelhochdeutsche Dichter [[Frauenlob|Heinrich von Meißen]] bezeichnet das Sprichwort als ''flügges'' Wort, als ein Wort, dem Flügel gewachsen seien. |
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Die deutsche Bezeichnung „''geflügelte Worte''“ entstammt den berühmten Homer-Nachdichtungen des [[Johann Heinrich Voß]]. Sie ist die Lehnübersetzung von ἔ |
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[[Friedrich Gottlieb Klopstock|Klopstock]] verwendete in seinem Epos ''[[Messias (Klopstock)|Der Messias]]'' von [[1742]] die Formulierung: |
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Auch [[Johann Heinrich Voß]] verwendet diese Worte in seinen berühmten Homer-Nachdichtungen. Sie sind die [[Lehnübersetzung]] von ἔ |
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== Siehe auch == |
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{{Zitat |Text=literarisch belegbaren, in den allgemeinen Sprachschatz des Volkes übergegangenen, allgemein geläufigen [[Redensart]]en. |Autor=Georg Büchmann}} |
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*[[Liste geflügelter Worte]] |
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== Verwandte Begriffe == |
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=== Aphorismen === |
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Ein [[Aphorismus]] gilt als philosophischer Gedankensplitter, der üblicherweise als kurzer, [[Rhetorik|rhetorisch]] reizvoller Sinnspruch, als Sentenz oder [[Bonmot]] formuliert und als Einzeltext konzipiert wurde. Ein Aphorismus wird typischerweise geschrieben: |
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:„''Ein Aphorismus ist der letzte Ring einer langen Gedankenkette.''“ ([[Marie von Ebner-Eschenbach]]) |
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:„Aphorismus, der – Weisheit, vorverdaut und wiedergekäut.“ ([[Ambrose Bierce]]) |
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=== Apophthegma === |
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Das [[Apophthegma]] ([[Plural|pl.]] Apophthegmata) ist die [[Griechische Sprache|griechische]] und heute [[Literaturwissenschaft|literaturwissenschaftliche]] Bezeichnung für einen treffend formulierten Ausspruch oder Denkspruch. |
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Zu seinen Merkmalen gehören Kürze, Situationsbezug und Nennung eines Sprechers: |
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:„''Als Archelaos von einem schwatzhaften Friseur gefragt wurde, wie er ihm die Haare schneiden solle, antwortete Archelaos: „Schweigend''“. ([[Plutarch]]) |
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=== Bonmots === |
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[[Bonmot]]s sind witzige, geistreiche Bemerkungen oder Aussprüche. Ein Bonmot unterscheidet sich vom sinnverwandten Aphorismus vor allem dadurch, dass es gesprochen ist. Daneben wird beim Aphorismus eher eine Erkenntnis betont, während beim Bonmot meist der Unterhaltungswert im Vordergrund steht: |
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:„''Herr, lass mich ein guter Mensch sein. Aber bitte nicht sofort.''“ ([[Mark Twain]]) |
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:Frage: „''Was soll einmal auf Ihrem Grabstein stehen?''“ - Antwort von [[Peter Ustinov]]: „''Bitte den Rasen nicht betreten.''“ |
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=== Gnomen === |
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[[Gnome (Dichtung)|Gnomen]] sind kurze Sinnsprüche, die eine allgemeine Bemerkung, Erfahrung, eine Regel oder einen Grundsatz enthalten: |
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:„''Der Starke ist am mächtigsten allein.''“ ([[Friedrich Schiller]]: „''Wilhelm Tell''“) |
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=== Sentenzen === |
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[[Sentenz]]en sind knappe, treffend formulierte, autoritätshaltige und auf viele Fälle anwendbare Sinnsprüche, die eine Erkenntnis in einem Satz zusammenfassen und zu allgemeiner Bedeutung erheben. Sentenzen sind zumeist aus einem ursprünglichen literarischen Kontext herausgelöst. Im Gegensatz zum Aphorismus steht die Sentenz gewöhnlich in Versform und ist allgemein verständlich: |
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:„''Die Axt im Haus erspart den Zimmermann''.“ ([[Friedrich Schiller]]: „''Wilhelm Tell''“) |
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=== Sinnsprüche === |
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[[Sinnspruch|Sinnsprüche]] sind eingängige Formulierungen, die sich auf den Sinn des Lebens, den Lebensweg und das rechte Verhalten im Leben beziehen, Lebenserfahrungen tradieren oder Ratschläge für die Lebenspraxis geben, einen Segen formulieren oder eine Erinnerung wachhalten. |
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:„''Genieße Dein Leben ständig - Du bist länger tot als lebendig!''“ (Autor unbekannt) |
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:„''Was Du nicht willst, dass man Dir tu - das füg' auch keinem andern zu.''“ - ([[Goldene Regel]] der Bibel) |
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=== Sprichwörter === |
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[[Sprichwort|Sprichwörter]] sind allgemein bekannte, festgeprägte Sätze, die eine Lebensregel in prägnanter Form ausdrückt: |
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:„''Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.''“ |
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:„''Morgen, morgen, nur nicht heute sagen alle faulen Leute.''“ |
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Die Fundstelle eines Zitates, das die bekannteste Formulierung eines Sachverhalts gibt, das historisch zur stehenden Wendung geworden ist, nennt man den ''Locus classicus.''<ref>[https://www.merriam-webster.com/dictionary/locus%20classicus ''locus classicus'']. In: ''Merriam-Webster'', online (abgerufen am 24. Mai 2017).</ref> Dieser Ausdruck ist beispielsweise auch für wissenschaftliche Aussagen oder juristische Schlüsse üblich. |
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Kurt Steinmann verwendet in seiner Ilias-Übersetzung von 2017 den Ausdruck „gefiederte Worte“. Das Bild des gefiederten Pfeils war wohl vom Autor beabsichtigt, was in der Übersetzung „geflügeltes Wort“ heute kaum noch erkennbar ist.<ref>{{Literatur |Autor=Ulf von Rauchhaupt |Titel=Neuübersetzung der „Ilias“: Lerne, o Leser, von nun an die Rede gefiederter Worte |Sammelwerk=FAZ.NET |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/kurt-steinmanns-neuuebersetzung-der-ilias-15252541.html |Abruf=2022-06-11}}</ref> |
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*Dudenredaktion (Hg.): Zitate und Aussprüche. Rund 7500 Zitate, Aussprüche und Sentenzen. Duden, 1998. ISBN 3-411-04121-8 |
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* [[Georg Büchmann]]: ''Geflügelte Worte. Der Citatenschatz des deutschen Volkes.'' 1. Auflage. [[Haude und Spener]], Berlin 1864. |
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* [[Karl Friedrich Wilhelm Wander]] (Hrsg.): [http://www.zeno.org/Wander-1867 ''Deutsches Sprichwörter-Lexikon.''] [[Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus|Brockhaus]], Leipzig 1867–1880, 5 Bände (25.765 Artikel). |
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* [[Alfred Hermann Fried]]: ''Lexikon deutscher Citate.'' [[Reclam-Verlag]], Leipzig 1888, später Auflagen im Aischines Verlag sowie bei Hansebooks und Salzwasser-Verlag. |
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* Hans Ermann: ''Geflügelte Melodien. Ein Zitatenschatz von der Oper bis zur leichten Muse.'' Horst Erdmann Verlag, Tübingen/Basel 1968. |
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* Kurt Böttcher (Hrsg.): ''Geflügelte Worte. Zitate, Sentenzen und Begriffe in ihrem geschichtlichen Zusammenhang.'' Bibliographisches Institut, Leipzig 1981. |
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* Johannes John: ''Reclams Zitaten-Lexikon.'' Philipp Reclam junior, Stuttgart 1992, ISBN 3-15-028839-8. |
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* ''[[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten|Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten]]'' von Lutz Röhrich. [[Verlag Herder]], Freiburg im Breisgau 2003, ISBN 3-451-05400-0. |
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* Christa Pöppelmann: ''Wer sagte was? Die bekanntesten Aussprüche & Zitate und was dahinter steckt.'' [[Compact Verlag]], München 2008, ISBN 978-3-8174-6090-8. |
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* Elke Donalies: ''Basiswissen Deutsche Phraseologie.'' UTB, Band 3193. Francke, Tübingen/Basel 2009. |
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* Dudenredaktion (Hrsg.): ''Zitate und Aussprüche.'' 4., überarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-411-04124-4 (= Der [[Duden]] in zwölf Bänden – Band 12; Herkunft, Bedeutung und Gebrauch von 7.500 Zitaten von der Antike bis heute). |
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== Weblinks == |
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*[http:// |
* [http://openlibrary.org/books/OL14009069M/Gefl%C3%BCgelte_Worte ''Geflügelte Worte''], 26. Auflage (digital in verschiedenen Formaten) |
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* [https://www.aphorismen.de/lexikon/begriff/9/Gefl%C3%BCgelte+Worte Definition] bei ''aphorismen.de'' |
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*[http://www.blueprints.de/gehirnjogging/gefluegelte-worte/ www.blueprints.de] (Gehirnjogging) |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[en:Winged word]] |
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[[fi:Lentävä lause]] |
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Aktuelle Version vom 20. Oktober 2023, 18:41 Uhr
Als geflügeltes Wort wird in der Linguistik ein auf eine konkrete Quelle zurückführbares Zitat bezeichnet, das als Redewendung Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden hat. Darunter sind oft knappe Formulierungen komplizierter Sachverhalte oder solche von Lebenserfahrungen, die treffend „auf den Punkt gebracht“ werden. Geflügelte Worte können u. a. die Form von Aperçus, Aphorismen, Bonmots, Gnomen, Maximen, Sentenzen, Sinnsprüchen und Sprichworten haben.
Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Quelle sind im europäischen Kulturkreis häufig lateinische oder griechische Redewendungen sowie Bibelzitate, im Deutschen insbesondere auch in der Fassung der Übersetzung Luthers. Ein Beispiel ist Geflügelte Worte (griechisch: ἔ
Einen besonders reichen Schatz an geflügelten Worten hat beispielsweise das Chinesische, das ursprünglich für jeden Begriff genau ein Zeichen verwendete (isolierende Sprache). Dort bilden Sprichwörter, treffliche Zitate und Anspielungen der gesamten klassischen Literatur wie auch eingebürgerte bildhafte oder lautmalende Figuren sukzessive einen lexikalischen mehrsilbigen Wortschatz (Lexeme), sodass modernes Chinesisch in der Sprachpraxis überwiegend mehrsilbig aufgebaut ist.[2]
Begriffsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der mittelhochdeutsche Dichter Heinrich von Meißen bezeichnet das Sprichwort als flügges Wort, als ein Wort, dem Flügel gewachsen seien.
Klopstock verwendete in seinem Epos Der Messias von 1742 die Formulierung:
„Geflügelte Worte sprach er zu ihnen, dann sandt’ er sie unter das weichende Volk aus.“
Auch Johann Heinrich Voß verwendet diese Worte in seinen berühmten Homer-Nachdichtungen. Sie sind die Lehnübersetzung von ἔ
„literarisch belegbaren, in den allgemeinen Sprachschatz des Volkes übergegangenen, allgemein geläufigen Redensarten.“
Büchmanns Nachfolger Walter Robert-Tornow präzisierte den Begriff in der von ihm 1884 herausgegebenen 14. Auflage:
„Ein geflügeltes Wort ist ein in weiteren Kreisen des Vaterlandes dauernd angeführter Ausspruch, Ausdruck oder Name, gleich welcher Sprache, dessen historischer Urheber oder dessen literarischer Ursprung nachweisbar ist.“
Die Fundstelle eines Zitates, das die bekannteste Formulierung eines Sachverhalts gibt, das historisch zur stehenden Wendung geworden ist, nennt man den Locus classicus.[3] Dieser Ausdruck ist beispielsweise auch für wissenschaftliche Aussagen oder juristische Schlüsse üblich.
Kurt Steinmann verwendet in seiner Ilias-Übersetzung von 2017 den Ausdruck „gefiederte Worte“. Das Bild des gefiederten Pfeils war wohl vom Autor beabsichtigt, was in der Übersetzung „geflügeltes Wort“ heute kaum noch erkennbar ist.[4]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Georg Büchmann: Geflügelte Worte. Der Citatenschatz des deutschen Volkes. 1. Auflage. Haude und Spener, Berlin 1864.
- Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Brockhaus, Leipzig 1867–1880, 5 Bände (25.765 Artikel).
- Alfred Hermann Fried: Lexikon deutscher Citate. Reclam-Verlag, Leipzig 1888, später Auflagen im Aischines Verlag sowie bei Hansebooks und Salzwasser-Verlag.
- Hans Ermann: Geflügelte Melodien. Ein Zitatenschatz von der Oper bis zur leichten Muse. Horst Erdmann Verlag, Tübingen/Basel 1968.
- Kurt Böttcher (Hrsg.): Geflügelte Worte. Zitate, Sentenzen und Begriffe in ihrem geschichtlichen Zusammenhang. Bibliographisches Institut, Leipzig 1981.
- Johannes John: Reclams Zitaten-Lexikon. Philipp Reclam junior, Stuttgart 1992, ISBN 3-15-028839-8.
- Geflügelte Worte. Das Standardwerk. Droemer Knaur, München 2001, ISBN 3-426-07502-4.
- Klaus Bartels: Veni vidi vici. Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen. dtv Verlagsgesellschaft, München 2001, ISBN 3-423-20167-3; 15., durchgesehene und ergänzte Auflage 2016, ISBN 978-3-8053-4998-7.
- Christoph Gutknecht: Lauter spitze Zungen. Geflügelte Worte und ihre Geschichte. C.H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-45965-X.
- Peter Ustinov: Peter Ustinovs geflügelte Worte. List, 2001, ISBN 3-548-60183-9.
- Der große Büchmann. Geflügelte Worte. Knaur, München 2003, ISBN 3-426-66751-7.
- Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Band 1–3. Herder, 2003, ISBN 3-451-05400-0.
- Dudenredaktion (Hrsg.): Große Namen, bedeutende Zitate. Herkunft, Bedeutung und aktueller Gebrauch. Duden-Verlag, Mannheim 2004, ISBN 3-411-70391-1.
- Annemarie Maeger, Siegfried Fenske: Schiller für Schüler und Studenten. Texte, Gedichte und geflügelte Worte zum Kennenlernen. Annemarie Maeger Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-929805-31-6.
- Der Neue Büchmann – Geflügelte Worte. Der klassische Zitatenschatz. Ullstein Verlag, Berlin 2007, ISBN 3-548-36953-7.
- Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten von Lutz Röhrich. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2003, ISBN 3-451-05400-0.
- Christa Pöppelmann: Wer sagte was? Die bekanntesten Aussprüche & Zitate und was dahinter steckt. Compact Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8174-6090-8.
- Elke Donalies: Basiswissen Deutsche Phraseologie. UTB, Band 3193. Francke, Tübingen/Basel 2009.
- Dudenredaktion (Hrsg.): Zitate und Aussprüche. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-411-04124-4 (= Der Duden in zwölf Bänden – Band 12; Herkunft, Bedeutung und Gebrauch von 7.500 Zitaten von der Antike bis heute).
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Geflügelte Worte, 26. Auflage (digital in verschiedenen Formaten)
- Definition bei aphorismen.de
- Auf diese Phrasen können Sie bauen. sueddeutsche.de, 19. Mai 2010
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Verwendung des Begriffs bei Homer (englisch)
- ↑ Zhu Jinyang, Karl-Heinz Best: Zum Wort im modernen Chinesisch. In: Oriens Extremus Bd. 35, Nr. 1/2 (1992), S. 45–60 (Repro, PDF, oriens-extremus.org; online, jstor.org);
vergl. dazu etwa auch Ulrich Unger: Rhetorik des klassischen Chinesisch. Otto Harrassowitz Verlag, 1994, ISBN 978-3-447-03616-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). - ↑ locus classicus. In: Merriam-Webster, online (abgerufen am 24. Mai 2017).
- ↑ Ulf von Rauchhaupt: Neuübersetzung der „Ilias“: Lerne, o Leser, von nun an die Rede gefiederter Worte. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 11. Juni 2022]).