„Geflügeltes Wort“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Buchmann.jpg|thumb|[[Georg Büchmann]]s ''[[Geflügelte Worte]]'', 19. Auflage, 1898]]
Als '''Geflügeltes Wort''' wird ein literarisches Zitat bezeichnet, das als Redewendung Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden hat. Darunter sind oft knappe Formulierungen komplizierter Sachverhalte oder von Lebenserfahrungen, die treffend „auf den Punkt gebracht“ werden.
Als '''geflügeltes Wort''' wird in der [[Sprachwissenschaft|Linguistik]] ein auf eine konkrete Quelle zurückführbares [[Zitat]] bezeichnet, das als [[Redewendung]] Eingang in den allgemeinen [[Sprachgebrauch]] gefunden hat. Darunter sind oft knappe Formulierungen komplizierter Sachverhalte oder solche von Lebenserfahrungen, die treffend „auf den Punkt gebracht“ werden. Geflügelte Worte können u. a. die Form von [[Aperçu]]s, [[Aphorismus|Aphorismen]], [[Bonmot]]s, [[Gnome (Dichtung)|Gnomen]], [[Maxime]]n, [[Sentenz]]en, [[Sinnspruch|Sinnsprüchen]] und [[Sprichwort]]en haben.
[[Datei:Gefluegelte Worte 1880.JPG|mini|hochkant=1.5|[[Georg Büchmann]]s ''[[Geflügelte Worte]]'', 12. Auflage von 1880]]


== Quelle ==
== Herkunft ==
Quelle sind oft [[Liste lateinischer Redewendungen|lateinische]] oder [[Liste griechischer Phrasen|griechische Redewendungen]], wie es mit ''Geflügelte Worte'' (griechisch: ἔπぱいεいぷしろんαあるふぁ πτερόεντα – épea pteróenta) selber der Fall ist, die in der [[Ilias]] 46 Mal und der [[Odyssee]] 58 Mal vorkommen.
Quelle sind im europäischen Kulturkreis häufig [[Liste lateinischer Phrasen|lateinische]] oder [[Liste griechischer Phrasen|griechische Redewendungen]] sowie Bibelzitate, im Deutschen insbesondere auch in der Fassung der Übersetzung [[Martin Luther|Luthers]]. Ein Beispiel ist ''Geflügelte Worte'' (griechisch: {{lang|grc|πぱいεいぷしろんαあるふぁ πτερόεντα}} ''épea pteróenta'') selbst. Es kommt in der ''[[Ilias]]'' 46-mal, in der ''[[Odyssee]]'' 58-mal vor und bezeichnet dort gesprochene Worte, die das Ohr des Hörers „auf Flügeln“ erreichen.<ref>[http://www.iliadtranslation.com/winged_words.html Verwendung des Begriffs bei Homer] (englisch)</ref>
Gemeint sind damit gesprochene und sozusagen „''auf Flügeln''“ das Ohr des Hörers erreichende Worte.


Einen besonders reichen Schatz an geflügelten Worten hat beispielsweise das [[Chinesische Sprache|Chinesische]], das ursprünglich für jeden Begriff genau ein Zeichen verwendete ([[isolierende Sprache]]). Dort bilden [[Chinesische Sprichwörter|Sprichwörter]], treffliche Zitate und Anspielungen der gesamten [[Klassisches Chinesisch|klassischen]] Literatur wie auch eingebürgerte bildhafte oder lautmalende Figuren sukzessive einen lexikalischen mehrsilbigen [[Wortschatz]] (Lexeme), sodass modernes Chinesisch in der Sprachpraxis überwiegend mehrsilbig aufgebaut ist.<ref>Zhu Jinyang, Karl-Heinz Best: ''Zum Wort im modernen Chinesisch.'' In: ''Oriens Extremus'' Bd. 35, Nr. 1/2 (1992), S. 45–60 ([http://oriens-extremus.org/wp-content/uploads/2014/07/OE-35-02.pdf Repro, PDF], oriens-extremus.org; [https://www.jstor.org/stable/pdf/24047220.pdf online], jstor.org);<br />vergl. dazu etwa auch Ulrich Unger: ''Rhetorik des klassischen Chinesisch.'' Otto Harrassowitz Verlag, 1994, ISBN 978-3-447-03616-0 ({{Google Buch |BuchID=5A87gu7FC2kC}}).</ref>
== Definitionen ==
Erst seit dem Erscheinen von [[Georg Büchmann]]s Zitatensammlung [[Geflügelte Worte]] im Jahr 1864 wird der Ausdruck im Sinn von
#„''literarisch belegbaren,''
#''in den allgemeinen Sprachschatz des Volkes übergegangenen,''
#''allgemein geläufigen''
''[[Redensart]]en''“ angewandt.


== Begriffsgeschichte ==
Der mittelhochdeutsche Dichter [[Heinrich von Meißen]] bezeichnet das Sprichwort als ''flügges'' Wort, als ein Wort, dem Flügel gewachsen seien.
Der mittelhochdeutsche Dichter [[Frauenlob|Heinrich von Meißen]] bezeichnet das Sprichwort als ''flügges'' Wort, als ein Wort, dem Flügel gewachsen seien.
Die deutsche Bezeichnung „''geflügelte Worte''“ entstammt den berühmten Homer-Nachdichtungen des [[Johann Heinrich Voß]]. Sie ist die Lehnübersetzung von ἔπぱいεいぷしろんαあるふぁ πτερόεντα&nbsp; „''mit Flügeln versehene Wörtern''“. Bereits vor dieser Übersetzung verwendete allerdings [[Friedrich Gottlieb Klopstock]] in seinem Epos „[[Der Messias]]“ diesen Ausdruck, z. B. in Vers 222:
:„''Geflügelte Worte sprach er zu ihnen, dann sandt' er sie unter das weichende Volk aus''“.


[[Friedrich Gottlieb Klopstock|Klopstock]] verwendete in seinem Epos ''[[Messias (Klopstock)|Der Messias]]'' von [[1742]] die Formulierung:
Büchmanns Nachfolger [[Walter Robert-Tornow]] präzisierte den Begriff in der von ihm 1884 herausgegebenen 14. Auflage folgendermaßen:
{{Zitat |Text=Geflügelte Worte sprach er zu ihnen, dann sandt’ er sie unter das weichende Volk aus. |Autor=Friedrich Gottlieb Klopstock |Quelle=Der Messias, Vers 222}}
:„''Ein geflügeltes Wort ist ein in weiteren Kreisen des Vaterlandes dauernd angeführter Ausspruch, Ausdruck oder Name, gleich welcher Sprache, dessen historischer Urheber oder dessen literarischer Ursprung nachweisbar ist.''“


Auch [[Johann Heinrich Voß]] verwendet diese Worte in seinen berühmten Homer-Nachdichtungen. Sie sind die [[Lehnübersetzung]] von ἔπぱいεいぷしろんαあるふぁ πτερόεντα {{"|mit Flügeln versehene Wörter}}. Erst seit dem Erscheinen von [[Georg Büchmann]]s Zitatensammlung ''[[Geflügelte Worte]]'' im Jahr 1864 wird der Ausdruck gebraucht im Sinn von
== Siehe auch ==
{{Zitat |Text=literarisch belegbaren, in den allgemeinen Sprachschatz des Volkes übergegangenen, allgemein geläufigen [[Redensart]]en. |Autor=Georg Büchmann}}
*[[Liste geflügelter Worte]]


Büchmanns Nachfolger [[Walter Robert-tornow|Walter Robert-Tornow]] präzisierte den Begriff in der von ihm 1884 herausgegebenen 14.&nbsp;Auflage:
== Verwandte Begriffe ==
{{Zitat |Text=Ein geflügeltes Wort ist ein in weiteren Kreisen des Vaterlandes dauernd angeführter Ausspruch, Ausdruck oder Name, gleich welcher Sprache, dessen historischer Urheber oder dessen literarischer Ursprung nachweisbar ist. |Autor=Walter Robert-Tornow}}
=== Aphorismen ===
Ein [[Aphorismus]] gilt als philosophischer Gedankensplitter, der üblicherweise als kurzer, [[Rhetorik|rhetorisch]] reizvoller Sinnspruch, als Sentenz oder [[Bonmot]] formuliert und als Einzeltext konzipiert wurde. Ein Aphorismus wird typischerweise geschrieben:
:„''Ein Aphorismus ist der letzte Ring einer langen Gedankenkette.''“ ([[Marie von Ebner-Eschenbach]])
:„Aphorismus, der – Weisheit, vorverdaut und wiedergekäut.“ ([[Ambrose Bierce]])
=== Apophthegma ===
Das [[Apophthegma]] ([[Plural|pl.]] Apophthegmata) ist die [[Griechische Sprache|griechische]] und heute [[Literaturwissenschaft|literaturwissenschaftliche]] Bezeichnung für einen treffend formulierten Ausspruch oder Denkspruch.
Zu seinen Merkmalen gehören Kürze, Situationsbezug und Nennung eines Sprechers:
:„''Als Archelaos von einem schwatzhaften Friseur gefragt wurde, wie er ihm die Haare schneiden solle, antwortete Archelaos: „Schweigend''“. ([[Plutarch]])
=== Bonmots ===
[[Bonmot]]s sind witzige, geistreiche Bemerkungen oder Aussprüche. Ein Bonmot unterscheidet sich vom sinnverwandten Aphorismus vor allem dadurch, dass es gesprochen ist. Daneben wird beim Aphorismus eher eine Erkenntnis betont, während beim Bonmot meist der Unterhaltungswert im Vordergrund steht:
:„''Herr, lass mich ein guter Mensch sein. Aber bitte nicht sofort.''“ ([[Mark Twain]])
:Frage: „''Was soll einmal auf Ihrem Grabstein stehen?''“ - Antwort von [[Peter Ustinov]]: „''Bitte den Rasen nicht betreten.''“
=== Gnomen ===
[[Gnome (Dichtung)|Gnomen]] sind kurze Sinnsprüche, die eine allgemeine Bemerkung, Erfahrung, eine Regel oder einen Grundsatz enthalten:
:„''Der Starke ist am mächtigsten allein.''“ ([[Friedrich Schiller]]: „''Wilhelm Tell''“)
=== Sentenzen ===
[[Sentenz]]en sind knappe, treffend formulierte, autoritätshaltige und auf viele Fälle anwendbare Sinnsprüche, die eine Erkenntnis in einem Satz zusammenfassen und zu allgemeiner Bedeutung erheben. Sentenzen sind zumeist aus einem ursprünglichen literarischen Kontext herausgelöst. Im Gegensatz zum Aphorismus steht die Sentenz gewöhnlich in Versform und ist allgemein verständlich:
:„''Die Axt im Haus erspart den Zimmermann''.“ ([[Friedrich Schiller]]: „''Wilhelm Tell''“)
=== Sinnsprüche ===
[[Sinnspruch|Sinnsprüche]] sind eingängige Formulierungen, die sich auf den Sinn des Lebens, den Lebensweg und das rechte Verhalten im Leben beziehen, Lebenserfahrungen tradieren oder Ratschläge für die Lebenspraxis geben, einen Segen formulieren oder eine Erinnerung wachhalten.
:„''Genieße Dein Leben ständig - Du bist länger tot als lebendig!''“ (Autor unbekannt)
:„''Was Du nicht willst, dass man Dir tu - das füg' auch keinem andern zu.''“ - ([[Goldene Regel]] der Bibel)
=== Sprichwörter ===
[[Sprichwort|Sprichwörter]] sind allgemein bekannte, festgeprägte Sätze, die eine Lebensregel in prägnanter Form ausdrückt:
:„''Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.''“
:„''Morgen, morgen, nur nicht heute sagen alle faulen Leute.''“


Die Fundstelle eines Zitates, das die bekannteste Formulierung eines Sachverhalts gibt, das historisch zur stehenden Wendung geworden ist, nennt man den ''Locus classicus.''<ref>[https://www.merriam-webster.com/dictionary/locus%20classicus ''locus classicus'']. In: ''Merriam-Webster'', online (abgerufen am 24. Mai 2017).</ref> Dieser Ausdruck ist beispielsweise auch für wissenschaftliche Aussagen oder juristische Schlüsse üblich.
== Literatur ==
*''Der große Büchmann. Geflügelte Worte''. Knaur, 2003. ISBN 3-426-66751-7
*''Geflügelte Worte. Das Standardwerk''. Droemer Knaur, 2001. ISBN 3-426-07502-4
*''Der Neue Büchmann - Geflügelte Worte. Der klassische Zitatenschatz''. Ullstein, 2007. ISBN 3-548-36953-7


Kurt Steinmann verwendet in seiner Ilias-Übersetzung von 2017 den Ausdruck „gefiederte Worte“. Das Bild des gefiederten Pfeils war wohl vom Autor beabsichtigt, was in der Übersetzung „geflügeltes Wort“ heute kaum noch erkennbar ist.<ref>{{Literatur |Autor=Ulf von Rauchhaupt |Titel=Neuübersetzung der „Ilias“: Lerne, o Leser, von nun an die Rede gefiederter Worte |Sammelwerk=FAZ.NET |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/kurt-steinmanns-neuuebersetzung-der-ilias-15252541.html |Abruf=2022-06-11}}</ref>
*[[Klaus Bartels]]: ''Veni vidi vici Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen''. dtv ISBN 3-423-20167-3

*Dudenredaktion (Hg.): ''Große Namen, bedeutende Zitate. Herkunft, Bedeutung und aktueller Gebrauch.'' Duden, 2004. ISBN 3-411-70391-1
== Literatur ==
*Dudenredaktion (Hg.): Zitate und Aussprüche. Rund 7500 Zitate, Aussprüche und Sentenzen. Duden, 1998. ISBN 3-411-04121-8
* [[Georg Büchmann]]: ''Geflügelte Worte. Der Citatenschatz des deutschen Volkes.'' 1. Auflage. [[Haude und Spener]], Berlin 1864.
*Christoph Gutknecht: ''Lauter spitze Zungen. Geflügelte Worte und ihre Geschichte''. C. H. Beck, 2001. ISBN 978-3-406-45965-8.
* [[Karl Friedrich Wilhelm Wander]] (Hrsg.): [http://www.zeno.org/Wander-1867 ''Deutsches Sprichwörter-Lexikon.''] [[Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus|Brockhaus]], Leipzig 1867–1880, 5 Bände (25.765 Artikel).
*Annemarie Maeger, Siegfried Fenske: ''Schiller für Schüler und Studenten. Texte, Gedichte und geflügelte Worte zum Kennenlernen''. Maeger, 2005. ISBN 978-3-929805-31-4
* [[Alfred Hermann Fried]]: ''Lexikon deutscher Citate.'' [[Reclam-Verlag]], Leipzig 1888, später Auflagen im Aischines Verlag sowie bei Hansebooks und Salzwasser-Verlag.
*[[Lutz Röhrich]]: ''Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Band 1-3'' Herder, 2003. ISBN 978-3-451-05400-6
* Hans Ermann: ''Geflügelte Melodien. Ein Zitatenschatz von der Oper bis zur leichten Muse.'' Horst Erdmann Verlag, Tübingen/Basel 1968.
*[[Peter Ustinov]]: ''Peter Ustinovs geflügelte Worte''. List, 2001. ISBN 978-3-548-60183-0
* Kurt Böttcher (Hrsg.): ''Geflügelte Worte. Zitate, Sentenzen und Begriffe in ihrem geschichtlichen Zusammenhang.'' Bibliographisches Institut, Leipzig 1981.
* Johannes John: ''Reclams Zitaten-Lexikon.'' Philipp Reclam junior, Stuttgart 1992, ISBN 3-15-028839-8.
* ''Geflügelte Worte. Das Standardwerk.'' [[Droemer Knaur]], München 2001, ISBN 3-426-07502-4.
* [[Klaus Bartels (Altphilologe)|Klaus Bartels]]: ''Veni vidi vici. Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen.'' [[dtv Verlagsgesellschaft]], München 2001, ISBN 3-423-20167-3; 15., durchgesehene und ergänzte Auflage 2016, ISBN 978-3-8053-4998-7.
* [[Christoph Gutknecht]]: ''Lauter spitze Zungen. Geflügelte Worte und ihre Geschichte.'' [[C.H. Beck]], München 2001, ISBN 3-406-45965-X.
* [[Peter Ustinov]]: ''Peter Ustinovs geflügelte Worte.'' List, 2001, ISBN 3-548-60183-9.
* ''Der große Büchmann. Geflügelte Worte.'' Knaur, München 2003, ISBN 3-426-66751-7.
* [[Lutz Röhrich]]: ''Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten.'' Band 1–3. Herder, 2003, ISBN 3-451-05400-0.
* Dudenredaktion (Hrsg.): ''Große Namen, bedeutende Zitate. Herkunft, Bedeutung und aktueller Gebrauch.'' Duden-Verlag, Mannheim 2004, ISBN 3-411-70391-1.
* Annemarie Maeger, Siegfried Fenske: ''Schiller für Schüler und Studenten. Texte, Gedichte und geflügelte Worte zum Kennenlernen.'' Annemarie Maeger Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-929805-31-6.
* ''Der Neue Büchmann Geflügelte Worte. Der klassische Zitatenschatz.'' [[Ullstein Verlag]], Berlin 2007, ISBN 3-548-36953-7.
* ''[[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten|Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten]]'' von Lutz Röhrich. [[Verlag Herder]], Freiburg im Breisgau 2003, ISBN 3-451-05400-0.
* Christa Pöppelmann: ''Wer sagte was? Die bekanntesten Aussprüche & Zitate und was dahinter steckt.'' [[Compact Verlag]], München 2008, ISBN 978-3-8174-6090-8.
* Elke Donalies: ''Basiswissen Deutsche Phraseologie.'' UTB, Band 3193. Francke, Tübingen/Basel 2009.
* Dudenredaktion (Hrsg.): ''Zitate und Aussprüche.'' 4., überarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-411-04124-4 (= Der [[Duden]] in zwölf Bänden – Band 12; Herkunft, Bedeutung und Gebrauch von 7.500 Zitaten von der Antike bis heute).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://aronsson.se/buchmann aronsson.se/buchmann] (''Geflügelte Worte'', 19. Auflage digitalisiert und kommentiert)
* [http://openlibrary.org/books/OL14009069M/Gefl%C3%BCgelte_Worte ''Geflügelte Worte''], 26. Auflage (digital in verschiedenen Formaten)
*[http://www.aphorismen.de/lexikon.php?lexID=g&lID=18&page=detail www.aphorismen.de] (Definition)
* [https://www.aphorismen.de/lexikon/begriff/9/Gefl%C3%BCgelte+Worte Definition] bei ''aphorismen.de''
* [http://www.sueddeutsche.de/kultur/1.896441 ''Auf diese Phrasen können Sie bauen.''] [[sueddeutsche.de]], 19. Mai 2010
*[http://www.blueprints.de/gehirnjogging/gefluegelte-worte/ www.blueprints.de] (Gehirnjogging)
*[http://www.sueddeutsche.de/,trt1m1/kultur/artikel/752/52700/ www.sueddeutsche.de] (Auf diese Phrasen können Sie bauen)


== Einzelnachweise ==
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<references />


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[[fi:Lentävä lause]]
[[sv:Bevingade ord]]
[[zh:なる语]]

Aktuelle Version vom 20. Oktober 2023, 18:41 Uhr

Als geflügeltes Wort wird in der Linguistik ein auf eine konkrete Quelle zurückführbares Zitat bezeichnet, das als Redewendung Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden hat. Darunter sind oft knappe Formulierungen komplizierter Sachverhalte oder solche von Lebenserfahrungen, die treffend „auf den Punkt gebracht“ werden. Geflügelte Worte können u. a. die Form von Aperçus, Aphorismen, Bonmots, Gnomen, Maximen, Sentenzen, Sinnsprüchen und Sprichworten haben.

Georg Büchmanns Geflügelte Worte, 12. Auflage von 1880

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle sind im europäischen Kulturkreis häufig lateinische oder griechische Redewendungen sowie Bibelzitate, im Deutschen insbesondere auch in der Fassung der Übersetzung Luthers. Ein Beispiel ist Geflügelte Worte (griechisch: πぱいεいぷしろんαあるふぁ πτερόενταépea pteróenta) selbst. Es kommt in der Ilias 46-mal, in der Odyssee 58-mal vor und bezeichnet dort gesprochene Worte, die das Ohr des Hörers „auf Flügeln“ erreichen.[1]

Einen besonders reichen Schatz an geflügelten Worten hat beispielsweise das Chinesische, das ursprünglich für jeden Begriff genau ein Zeichen verwendete (isolierende Sprache). Dort bilden Sprichwörter, treffliche Zitate und Anspielungen der gesamten klassischen Literatur wie auch eingebürgerte bildhafte oder lautmalende Figuren sukzessive einen lexikalischen mehrsilbigen Wortschatz (Lexeme), sodass modernes Chinesisch in der Sprachpraxis überwiegend mehrsilbig aufgebaut ist.[2]

Begriffsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der mittelhochdeutsche Dichter Heinrich von Meißen bezeichnet das Sprichwort als flügges Wort, als ein Wort, dem Flügel gewachsen seien.

Klopstock verwendete in seinem Epos Der Messias von 1742 die Formulierung:

„Geflügelte Worte sprach er zu ihnen, dann sandt’ er sie unter das weichende Volk aus.“

Friedrich Gottlieb Klopstock: Der Messias, Vers 222

Auch Johann Heinrich Voß verwendet diese Worte in seinen berühmten Homer-Nachdichtungen. Sie sind die Lehnübersetzung von ἔπぱいεいぷしろんαあるふぁ πτερόεντα „mit Flügeln versehene Wörter“. Erst seit dem Erscheinen von Georg Büchmanns Zitatensammlung Geflügelte Worte im Jahr 1864 wird der Ausdruck gebraucht im Sinn von

„literarisch belegbaren, in den allgemeinen Sprachschatz des Volkes übergegangenen, allgemein geläufigen Redensarten.“

Georg Büchmann

Büchmanns Nachfolger Walter Robert-Tornow präzisierte den Begriff in der von ihm 1884 herausgegebenen 14. Auflage:

„Ein geflügeltes Wort ist ein in weiteren Kreisen des Vaterlandes dauernd angeführter Ausspruch, Ausdruck oder Name, gleich welcher Sprache, dessen historischer Urheber oder dessen literarischer Ursprung nachweisbar ist.“

Walter Robert-Tornow

Die Fundstelle eines Zitates, das die bekannteste Formulierung eines Sachverhalts gibt, das historisch zur stehenden Wendung geworden ist, nennt man den Locus classicus.[3] Dieser Ausdruck ist beispielsweise auch für wissenschaftliche Aussagen oder juristische Schlüsse üblich.

Kurt Steinmann verwendet in seiner Ilias-Übersetzung von 2017 den Ausdruck „gefiederte Worte“. Das Bild des gefiederten Pfeils war wohl vom Autor beabsichtigt, was in der Übersetzung „geflügeltes Wort“ heute kaum noch erkennbar ist.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Verwendung des Begriffs bei Homer (englisch)
  2. Zhu Jinyang, Karl-Heinz Best: Zum Wort im modernen Chinesisch. In: Oriens Extremus Bd. 35, Nr. 1/2 (1992), S. 45–60 (Repro, PDF, oriens-extremus.org; online, jstor.org);
    vergl. dazu etwa auch Ulrich Unger: Rhetorik des klassischen Chinesisch. Otto Harrassowitz Verlag, 1994, ISBN 978-3-447-03616-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. locus classicus. In: Merriam-Webster, online (abgerufen am 24. Mai 2017).
  4. Ulf von Rauchhaupt: Neuübersetzung der „Ilias“: Lerne, o Leser, von nun an die Rede gefiederter Worte. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 11. Juni 2022]).