„Pauli-Matrizen“ – Versionsunterschied

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Die '''Pauli-Matrizen''' <math>\sigma _1, \sigma _2, \sigma _3</math> (nach [[Wolfgang Pauli]]) sind spezielle [[Komplexe Zahl|komplexe]] [[Hermitesche Matrix|hermitesche]] 2×2-[[Matrix (Mathematik)|Matrizen]]. Zusammen mit der 2×2-[[Einheitsmatrix]], die in diesem Zusammenhang mit <math>\sigma _0</math> bezeichnet wird, bilden sie sowohl eine [[Basis (Vektorraum)|Basis]] des 4-dimensionalen reellen [[Vektorraum]]s aller komplexen hermiteschen 2×2-Matrizen als auch eine Basis des 4-dimensionalen komplexen Vektorraums aller komplexen 2×2-Matrizen.
Die '''Pauli-Matrizen''' <math>\sigma _1, \sigma _2, \sigma _3</math> (nach [[Wolfgang Pauli]]) sind spezielle [[Komplexe Zahl|komplexe]] [[Hermitesche Matrix|hermitesche]] 2×2-[[Matrix (Mathematik)|Matrizen]]. Zusammen mit der 2×2-[[Einheitsmatrix]], die in diesem Zusammenhang mit <math>\sigma _0</math> bezeichnet wird, bilden sie
* sowohl eine [[Basis (Vektorraum)|Basis]] des 4-dimensionalen reellen [[Vektorraum]]s aller komplexen hermiteschen 2×2-Matrizen
* als auch eine Basis des 4-dimensionalen komplexen Vektorraums aller komplexen 2×2-Matrizen.


Sie wurden von [[Wolfgang Pauli]] 1927 zur Beschreibung des Spins eingeführt,<ref>Wolfgang Pauli: ''Zur Quantenmechanik des magnetischen Elektrons''. In: ''Zeitschrift für Physik'', Band 43, 1927, S. 601</ref> waren in der Mathematik aber auch schon vorher bekannt.
Sie wurden von [[Wolfgang Pauli]] 1927 zur Beschreibung des [[Spin]]s eingeführt,<ref>Wolfgang Pauli: ''Zur Quantenmechanik des magnetischen Elektrons''. In: ''Zeitschrift für Physik'', Band 43, 1927, S. 601</ref> waren in der Mathematik aber auch schon vorher bekannt.


== Definition ==
== Definition ==
Die Pauli-Matrizen lauten ursprünglich:
Die Pauli-Matrizen lauten ursprünglich:

: <math>
: <math>
\sigma_1 =
\sigma_1 =
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\end{pmatrix}.
\end{pmatrix}.
</math>
</math>

Hierbei bezeichnet <math>\mathrm{i}</math> die [[imaginäre Einheit]]. Die Matrizen wurden ursprünglich in der Quantenmechanik eingeführt, um die grundlegenden Kommutationsregeln der Komponenten des Spin-Operators zu erfüllen (siehe unten). Häufig wird, besonders in der relativistischen Quantenmechanik, noch die Einheitsmatrix als ''nullte'' Paulimatrix dazugenommen:
Hierbei bezeichnet <math>\mathrm{i}</math> die [[imaginäre Einheit]].
: <math>

Diese Matrizen wurden ursprünglich in der [[Quantenmechanik]] eingeführt, um die grundlegenden [[Kommutativgesetz|Kommutation]]s<nowiki/>regeln der Komponenten des [[Spinoperator|Spin-Operators]] zu erfüllen (siehe unten).

Häufig wird, besonders in der [[Quantenmechanik #Relativistische Quantenmechanik|relativistischen Quantenmechanik]], noch die Einheitsmatrix als ''nullte'' Paulimatrix dazugenommen:

:<math>
\sigma_0 =
\sigma_0 =
\begin{pmatrix}
\begin{pmatrix}
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|-
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Das Produkt <math>\sigma_i\cdot \sigma_j</math> befindet sich in der mit <math>\sigma_i</math> gekennzeichneten Zeile und der mit <math>\sigma_j</math> gekennzeichneten Spalte, zum Beispiel <math>\sigma_2\cdot \sigma_1 = -\mathrm{i}\,\sigma_3</math>. Die 4 Pauli-Matrizen bilden also ''keine'' Gruppe.
Das Produkt <math>\sigma_i\cdot \sigma_j</math> befindet sich in der mit <math>\sigma_i</math> gekennzeichneten Zeile und der mit <math>\sigma_j</math> gekennzeichneten Spalte. Das Beispiel <math>\sigma_2\cdot \sigma_1 = -\mathrm{i}\,\sigma_3</math> zeigt, dass die Pauli-Matrizen mit der Matrixmultiplikation als Verknüpfung ''keine'' [[Gruppe (Mathematik)|Gruppe]] bilden.


Die von ihnen mit der Matrixmultiplikation als Verknüpfung [[Erzeugendensystem#Erzeugendensysteme in der Gruppentheorie|erzeugte]] Gruppe hat den Namen <math>G^{10}_{16}</math>.<ref>Nummerierung nach [http://www.icm.tu-bs.de/ag_algebra/software/small/small.html ''The Small Groups library''.] zitiert nach {{cite web |author=R. J. Mathar |title=Zykel-Graphen Plots endlicher Gruppen bis zur Ordnung 36 |url=http://vixra.org/abs/1406.0183 |year=2014}}</ref> Sie enthält das Element <math>\sigma_1\cdot \sigma_2\cdot \sigma_3 = \mathrm{i}\,\sigma_0 = \left(\begin{smallmatrix} \mathrm{i} & 0 \\ 0 & \mathrm{i} \end{smallmatrix}\right)</math>, welches im [[Zentrum (Algebra)|Zentrum]] liegt, also mit allen Elementen kommutiert. Die Gruppe <math>G^{10}_{16}</math> besteht somit aus den 16 Elementen <math>\mathrm{i}^j\,\sigma_k \; \; (j,k = 0,1,2,3),</math> so dass sich ihre Multiplikationstafel leicht aus der obigen ableiten lässt. Sie enthält die [[Quaternionengruppe]] <span style="font-size:larger">Q</span><sub>8</sub> als [[Normalteiler]] (siehe [[#Quaternionen|Die Quaternionen als Unterring von '''C'''<sup>4</sup>]] und [[Liste kleiner Gruppen#Pauli-Matrizen|Liste kleiner Gruppen]]), woraus sich <math>G^{10}_{16} \cong Q_8 \rtimes \{\sigma_0,\sigma_1\}</math> ergibt. Der [[Zykel-Graph]] ist [[Datei:GroupDiagramMiniC2x2C4.svg|56px|Zykel-Graph der von den Pauli-Matrizen gebildeten Gruppe]].<ref>{{cite web |author=R. J. Mathar |title=Zykel-Graphen Plots endlicher Gruppen bis zur Ordnung 36 |url=http://vixra.org/abs/1406.0183 |year=2014}}</ref>
Die von ihnen [[Erzeugendensystem#Erzeugendensysteme in der Gruppentheorie|erzeugte]] Gruppe hat den Namen <math>G^{10}_{16}</math>.<ref>Nummerierung nach [http://www.icm.tu-bs.de/ag_algebra/software/small/small.html ''The Small Groups library''.] zitiert nach {{cite web |author=R. J. Mathar |title=Zykel-Graphen Plots endlicher Gruppen bis zur Ordnung 36 |url=https://vixra.org/abs/1406.0183 |year=2014}}</ref> Sie enthält das Element <math>\sigma_1\cdot \sigma_2\cdot \sigma_3 = \mathrm{i}\,\sigma_0 = \left(\begin{smallmatrix} \mathrm{i} & 0 \\ 0 & \mathrm{i} \end{smallmatrix}\right)</math>, welches im [[Zentrum (Algebra)|Zentrum]] liegt, also mit allen Elementen kommutiert. Die Gruppe <math>G^{10}_{16}</math> besteht somit aus den 16 Elementen <math>\mathrm{i}^j\,\sigma_k \; \; (j,k = 0,1,2,3).</math> Sie enthält die [[Quaternionengruppe]] <span style="font-size:larger">Q</span><sub>8</sub> als [[Normalteiler]] (siehe [[#Quaternionen|Die Quaternionen als Unterring von '''C'''<sup>4</sup>]] und [[Liste kleiner Gruppen#Pauli-Matrizen|Liste kleiner Gruppen]]), woraus sich <math>G^{10}_{16} \cong Q_8 \rtimes \{\sigma_0,\sigma_1\}</math> ergibt. Der [[Zykel-Graph]] ist [[Datei:GroupDiagramMiniC2x2C4.svg|56px|Zykel-Graph der von den Pauli-Matrizen gebildeten Gruppe]].<ref>{{cite web |author=R. J. Mathar |title=Zykel-Graphen Plots endlicher Gruppen bis zur Ordnung 36 |url=https://vixra.org/abs/1406.0183 |year=2014}}</ref> Die acht Matrizen der Quaternionengruppe <span style="font-size:larger">Q</span><sub>8</sub> bilden eine irreduzible Darstellung (vgl. [[Quaternionengruppe]], dort Charaktertafel); die darin enthaltenen Matrizen <math>\mathrm{i}\,\sigma_j</math> und damit auch die Pauli-Matrizen selbst sind deshalb durch obige Multiplikationstafel bis auf Ähnlichkeitstransformation eindeutig bestimmt.


== Dekomposition von Matrizen ==
== Dekomposition von Matrizen ==
Gegeben sei eine komplexe 2×2-Matrix <math>\mathbf{A}</math> mit den Elementen <math>\left\{ a_{ij}\ |\ i,j \in \left\{ 0,1 \right\}, a_{ij} \in \mathbb{C} \right\}</math>. Dann lassen sich komplexe Zahlen <math>\left\{ z_i\ |\ i \in \left\{ 0,1,2,3 \right\}, z_i \in \mathbb{C} \right\}</math> finden, für die gilt:
Gegeben sei eine komplexe 2×2-Matrix <math>\mathbf{A}</math> mit Einträgen <math>a_{ij}, i,j=0,1</math>. Dann lassen sich vier komplexe Zahlen <math>z_i, i=0,\ldots,3</math> finden, für die gilt
{|
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Es gelten die Umrechnungen:
Es ist
: <math>a_{00} = z_0 + z_3,\quad a_{01} = z_1 - \mathrm{i}\,z_2,\quad a_{10} = z_1 + \mathrm{i}\,z_2,\quad a_{11} = z_0-z_3,</math>
: <math>\det\mathbf{A}=a_{00}a_{11}-a_{01}a_{10}=z_0^2-z_1^2-z_2^2-z_3^2</math>.
bzw.:

Für <math>z_0^2-z_1^2-z_2^2-z_3^2\ne 0</math> ist die [[inverse Matrix]] <math>\mathbf{A}^{-1}</math> gegeben durch
: <math>\mathbf{A}^{-1} = \frac{z_0\,\sigma_0 - z_1\,\sigma_1 - z_2\,\sigma_2 - z_3\,\sigma_3}{z_0^2 - z_1^2 - z_2^2 - z_3^2}.</math>

Es gilt die Umrechnung
: <math>
: <math>
z_0 = \frac{a_{00} + a_{11}}{2},\quad
z_0 = \frac{a_{00} + a_{11}}{2},\quad
z_1 = \frac{a_{01} + a_{10}}{2},\quad
z_1 = \mathrm{i}\frac{a_{01} + a_{10}}{2},\quad
z_2 = \mathrm{i}\frac{a_{01} - a_{10}}{2},\quad
z_2 = \mathrm{i}\frac{a_{01} - a_{10}}{2},\quad
z_3 = \frac{a_{00} - a_{11}}{2}.
z_3 = \frac{a_{00} - a_{11}}{2}.
</math>
</math>


Eine komplexe 2×2-Matrix kann demnach als [[Linearkombination]] der <math>\sigma_i</math> geschrieben werden, und diese Darstellung ist eindeutig. Die Pauli-Matrizen bilden also eine [[Basis (Vektorraum)|Basis]] des <math>\Complex</math>-Vektorraums (und [[Matrizenring]]s) <math>\Complex^{2\times 2}</math>, und diese Basis ist eine [[Orthogonalsystem|orthogonale]] unter dem [[Frobenius-Skalarprodukt]].
Eine komplexe 2×2-Matrix kann demnach auf eindeutige Weise als [[Linearkombination]] der <math>\sigma_i</math> geschrieben werden. Die Pauli-Matrizen bilden somit eine [[Basis (Vektorraum)|Basis]] des <math>\Complex</math>-Vektorraums (und [[Matrizenring]]s) <math>\Complex^{2\times 2}</math>. Bezüglich des [[Frobenius-Skalarprodukt|Frobenius-Skalarprodukts]] ist diese Basis ein [[Orthogonalsystem]].


Die Umrechnungen definieren einen [[Ring (Algebra)|Ring]][[isomorphismus]]
Die genannte Umrechnung definiert einen [[Ring (Algebra)|Ring]][[isomorphismus]]
: <math>\Complex^{2\times 2} \to \Complex^{4}</math>
: <math>\Complex^{2\times 2} \to \Complex^{4}</math>
mit der üblichen [[Vektor#Addition und Subtraktion|Vektoraddition]], der üblichen <math>\Complex</math>-[[Skalarmultiplikation]] und der Vektor-Multiplikation
mit der üblichen [[Vektor#Addition und Subtraktion|Vektoraddition]], der üblichen <math>\Complex</math>-[[Skalarmultiplikation]] und der Vektor-Multiplikation
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| || <math>x_0 y_3 + \mathrm{i} x_1 y_2 - \mathrm{i} x_2 y_1 + \, x_3 y_0 \, )</math>
| || <math>x_0 y_3 + \mathrm{i} x_1 y_2 - \mathrm{i} x_2 y_1 + \, x_3 y_0 \, )</math>
|}
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in <math>\Complex^4.</math> Zwei Vektoren sind genau dann miteinander vertauschbar, wenn
in <math>\Complex^4</math>. (Diese Vektor-Multiplikation entspricht der Multiplikation von [[Quaternionen]].)

Es gilt <math>(x_0,x_1,x_2,x_3)\star (y_0,y_1,y_2,y_3) = (y_0,y_1,y_2,y_3)\star (x_0,x_1,x_2,x_3)</math> genau dann, wenn
: <math>\begin{align}
: <math>\begin{align}
& x_2 y_3 - x_3 y_2 = \begin{vmatrix} x_2 & x_3 \\ y_2 & y_3 \end{vmatrix} = 0 \\
& x_2 y_3 - x_3 y_2 = \begin{vmatrix} x_2 & x_3 \\ y_2 & y_3 \end{vmatrix} = 0, \\
& x_3 y_1 - x_1 y_3 = \begin{vmatrix} x_3 & x_1 \\ y_3 & y_1 \end{vmatrix} = 0 \\
& x_3 y_1 - x_1 y_3 = \begin{vmatrix} x_3 & x_1 \\ y_3 & y_1 \end{vmatrix} = 0, \\
& x_1 y_2 - x_2 y_1 = \begin{vmatrix} x_1 & x_2 \\ y_1 & y_2 \end{vmatrix} = 0 ,
& x_1 y_2 - x_2 y_1 = \begin{vmatrix} x_1 & x_2 \\ y_1 & y_2 \end{vmatrix} = 0 ,
\end{align}</math>
\end{align}</math>
wenn also die Vektorteile <math>(x_1,x_2,x_3)</math> und <math>(y_1,y_2,y_3)</math> [[Lineare Unabhängigkeit|<math>\Complex</math>-linear voneinander abhängen]].
wenn also die beiden als <math>\Complex^3</math>-Vektoren angesehenen Tripel <math>(x_1,x_2,x_3)</math> und <math>(y_1,y_2,y_3)</math> zueinander proportional sind.

Die [[inverse Matrix]] von <math>\mathbf{A}=z_0\,\sigma_0 + z_1\,\sigma_1 + z_2\,\sigma_2 + z_3\,\sigma_3</math> berechnet sich im Fall von <math>z_0^2 - z_1^2 - z_2^2 - z_3^2 \ne 0</math> hieraus zu
: <math>\mathbf{A}^{-1} = \frac{z_0\,\sigma_0 - z_1\,\sigma_1 - z_2\,\sigma_2 - z_3\,\sigma_3}{z_0^2 - z_1^2 - z_2^2 - z_3^2}.</math>


=== Hermitesche 2×2-Matrizen ===
=== Hermitesche 2×2-Matrizen ===
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=== {{Anker|Quaternionen}}Die Quaternionen als Unterring von C<sup>4</sup> ===
=== {{Anker|Quaternionen}}Die Quaternionen als Unterring von C<sup>4</sup> ===
[[Ring (Algebra)|(Unter)ring]] ist aber ein anderer Untervektorraum von <math>\Complex^4</math>, der sich durch Koeffizienten <math>z_0\in\R,</math> <math>z_1\in \mathrm i\R,</math> <math>z_2\in \mathrm i\R,</math> <math>z_3\in \mathrm i\R</math> von <math>(\sigma_0, \sigma_1, \sigma_2, \sigma_3)</math> aufspannen lässt. Er ist ebenfalls mit der <math>\R</math>-Skalarmultiplikation verträglich und zusätzlich hinsichtlich der Multiplikation <math>\star</math> abgeschlossen. Dieser <math>\R</math>-Untervektorraum ist [[isomorph]] zu den [[Quaternionen#Komplexe Matrizen|Quaternionen]] <math>\mathbb H</math>.
Ein [[Ring (Algebra)|(Unter)ring]] ist aber ein anderer Untervektorraum von <math>\Complex^4</math>, der sich durch Koeffizienten <math>z_0\in\R,</math> <math>z_1\in \mathrm i\R,</math> <math>z_2\in \mathrm i\R,</math> <math>z_3\in \mathrm i\R</math> von <math>(\sigma_0, \sigma_1, \sigma_2, \sigma_3)</math> aufspannen lässt. Er ist ebenfalls mit der <math>\R</math>-Skalarmultiplikation verträglich und zusätzlich hinsichtlich der Multiplikation <math>\star</math> abgeschlossen. Dieser <math>\R</math>-Untervektorraum ist [[isomorph]] zu den [[Quaternionen#Komplexe Matrizen|Quaternionen]] <math>\mathbb H</math>.


Als Basis für reelle Koeffizienten kann man die mit der imaginären Einheit multiplizierten Pauli-Matrizen zusammen mit der Einheitsmatrix nehmen, also die Menge <math>\{\sigma_0, \mathrm i \sigma_1, \mathrm i \sigma_2, \mathrm i \sigma_3\}</math>, mit der isomorphen Zuordnung:
Als Basis für reelle Koeffizienten kann man die mit der imaginären Einheit multiplizierten Pauli-Matrizen zusammen mit der Einheitsmatrix nehmen, also die Menge <math>\{\sigma_0, \mathrm i \sigma_1, \mathrm i \sigma_2, \mathrm i \sigma_3\}</math>, mit der isomorphen Zuordnung:
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In der Quantenphysik, in der den physikalischen [[Observable]]n auf mathematischer Seite hermitesche Operatoren bzw. Matrizen entsprechen, wird der [[Drehimpulsoperator]] <math>\hat S_i ,\ i\in\{1,2,3\}</math> von [[Spin]]-½-Zuständen, beispielsweise bei [[Elektron]]en, durch die Paulimatrizen dargestellt:
In der Quantenphysik, in der den physikalischen [[Observable]]n auf mathematischer Seite hermitesche Operatoren bzw. Matrizen entsprechen, wird der [[Drehimpulsoperator]] <math>\hat S_i ,\ i\in\{1,2,3\}</math> von [[Spin]]-½-Zuständen, beispielsweise bei [[Elektron]]en, durch die Paulimatrizen dargestellt:


: <math>\hat S_i \doteq \tfrac{\hbar}{2} \sigma _i</math>,
:<math>\hat S_i \doteq \tfrac{\hbar}{2} \sigma _i</math>,
wobei <math>\doteq</math> „wird dargestellt durch“ bedeutet.
wobei <math>\doteq</math> „wird dargestellt durch“ bedeutet.


In der relativistischen Quantenmechanik, wo man entsprechend dem relativistischen Vierervektor Formalismus vier Raum-Zeit bzw. Energie-Impuls Variablen hat, tritt die Einheitsmatrix gleichberechtigt zu den drei Pauli-Matrizen (als „nullte“ Pauli-Matrix) und es wird mit ihrer Hilfe die [[Dirac-Gleichung]] mit den [[Dirac-Matrizen]] aufgebaut.
In der relativistischen Quantenmechanik, wo man entsprechend dem relativistischen [[Vierervektor]]-Formalismus vier Raum-Zeit- bzw. Energie-Impuls-Variablen hat, tritt die Einheitsmatrix gleichberechtigt zu den drei Pauli-Matrizen (als „nullte“ Pauli-Matrix), und mit ihrer Hilfe wird die [[Dirac-Gleichung]] mit den [[Dirac-Matrizen]] aufgebaut.


Direkt tauchen die Pauli-Matrizen in der [[Pauli-Gleichung]] zur quantenmechanischen Beschreibung von Teilchen mit Spin im Magnetfeld auf, die sich aus der nichtrelativistischen Reduktion der Diracgleichung ergibt, und in der Beschreibung von [[Majorana-Fermion]]en (Majorana-Gleichung).
Direkt tauchen die Pauli-Matrizen auf:
* in der [[Pauli-Gleichung]] zur quantenmechanischen Beschreibung von Teilchen mit Spin im [[Magnetfeld]], die sich aus der nichtrelativistischen Reduktion der Diracgleichung ergibt, und
* in der Beschreibung von [[Majorana-Fermion]]en (Majorana-Gleichung).


== Darstellung ==
== Darstellung ==
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|-
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| <math>|\phi^+\rangle</math>|| <math>\doteq \frac{1}{\sqrt2}\begin{pmatrix}1\\\mathrm i\end{pmatrix}</math>
| <math>|\phi^+\rangle</math>|| <math>\doteq \frac{1}{\sqrt2}\begin{pmatrix}1\\\mathrm i\end{pmatrix}</math>
| <math>|\phi^-\rangle</math>|| <math>\doteq \frac{1}{\sqrt2}\begin{pmatrix}1\\-\mathrm i\end{pmatrix}</math>
| <math>|\phi^-\rangle</math>|| <math>\doteq \frac{1}{\sqrt2}\begin{pmatrix}1\\-\mathrm i\end{pmatrix}.</math>
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Des Weiteren:
Des Weiteren:
: <math>\sigma_1 \, \sigma_2 \, \sigma_3 = \mathrm i \, \sigma_0</math>
: <math>\sigma_1 \, \sigma_2 \, \sigma_3 = \mathrm i \, \sigma_0.</math>


Die Pauli-Matrizen erfüllen die algebraische Relation
Die Pauli-Matrizen erfüllen die algebraische Relation
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sind diese drei Matrizen die Generatoren der [[Spezielle unitäre Gruppe|komplexen Drehgruppe <math>SU(2)</math>]].
sind diese drei Matrizen die Generatoren der [[Spezielle unitäre Gruppe|komplexen Drehgruppe <math>SU(2)</math>]].


Der Faktor 1/2 in der obigen Gleichung ist zwar mathematisch verzichtbar. Die Gleichung wird jedoch in der physikalischen Anwendung häufig in genau dieser Form benötigt. Denn (wie in der Einleitung erwähnt) stellen in der Quantenphysik die Matrizen <math>S_i = \tfrac{\hbar}{2} \sigma _i</math> die Operatoren für die Spinkomponenten eines [[Spin#Spinoperator und Basiszustände für Spin ½|Spin-1/2-Systems]] (beispielsweise eines [[Elektron]]s) dar. Andererseits beschreibt die durch den Exponentialausdruck gegebene Matrix die Veränderung des Spinzustands bei einer räumlichen Drehung. <math>\alpha</math> ist dabei der Drehwinkel, <math>\vec n </math> die Drehachse. Für <math>\alpha = 2\pi</math> ergibt sich <math>\exp\bigl(\!\!-\mathrm i\,\pi \; \vec n \cdot \vec{\sigma} \bigr) = -\sigma_0</math>; d.&nbsp;h. der Zustandsvektor eines Spin-1/2-Systems wird durch Drehung um den Winkel <math>2\pi</math> in sein Negatives und erst durch Drehung um den Winkel <math>4\pi</math> wieder in sich selbst übergeführt („[[Spinor]]drehungen“).
Der Faktor 1/2 in der obigen Gleichung ist zwar mathematisch verzichtbar. Die Gleichung wird jedoch in der physikalischen Anwendung häufig in genau dieser Form benötigt. Denn wie in der Einleitung erwähnt, stellen in der Quantenphysik die Matrizen <math>S_i = \tfrac{\hbar}{2} \sigma _i</math> die Operatoren für die Spinkomponenten eines [[Spin#Spinoperator und Basiszustände für Spin ½|Spin-1/2-Systems]] (beispielsweise eines [[Elektron]]s) dar. Andererseits beschreibt die durch den Exponentialausdruck gegebene Matrix die Veränderung des Spinzustands bei einer räumlichen Drehung. <math>\alpha</math> ist dabei der Drehwinkel, <math>\vec n </math> die Drehachse. Für <math>\alpha = 2\pi</math> ergibt sich <math>\exp\bigl(\!\!-\mathrm i\,\pi \; \vec n \cdot \vec{\sigma} \bigr) = -\sigma_0</math>, d.&nbsp;h., der Zustandsvektor eines Spin-1/2-Systems wird durch Drehung um den Winkel <math>2\pi</math> in sein Negatives und erst durch Drehung um den Winkel <math>4\pi</math> wieder in sich selbst übergeführt („[[Spinor]]drehungen“).


== Eigenvektoren ==
== Eigenvektoren ==
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\sigma_2 \chi_{22} = \begin{pmatrix} 0 & - \mathrm i\\ \mathrm i & 0 \end{pmatrix} \begin{pmatrix} \mathrm i \\ 1 \end{pmatrix}
\sigma_2 \chi_{22} = \begin{pmatrix} 0 & - \mathrm i\\ \mathrm i & 0 \end{pmatrix} \begin{pmatrix} \mathrm i \\ 1 \end{pmatrix}
= \begin{pmatrix} - \mathrm i \\ -1 \end{pmatrix}
= \begin{pmatrix} - \mathrm i \\ -1 \end{pmatrix}
= -1 \begin{pmatrix} \mathrm i \\ 1 \end{pmatrix} </math>
= -1 \begin{pmatrix} \mathrm i \\ 1 \end{pmatrix} .</math>


== Kronecker-Produkt von Pauli-Matrizen ==
== Kronecker-Produkt von Pauli-Matrizen ==
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Eigenschaften der Pauli-Matrizen vererben sich auf diese Matrizen.
Eigenschaften der Pauli-Matrizen vererben sich auf diese Matrizen.
Sind <math> p_1</math> und <math> p_2 </math> zwei Kronecker Produkte von Pauli-Matrizen, so gilt:
Sind <math> p_1</math> und <math> p_2 </math> zwei Kronecker Produkte von Pauli-Matrizen, so gilt:
* <math> p_1 , p_2 </math> sind <math> 2^n \times 2^n </math> Matrizen
* <math> p_1</math> und <math>p_2 </math> sind <math> 2^n \times 2^n </math> Matrizen
* <math> p_1^2 = p_2^2 = 1 \qquad </math> (Die <math> 2^n \times 2^n </math> Einheitsmatrix)
* <math> p_1^2 = p_2^2 = 1 \qquad </math> (Die <math> 2^n \times 2^n </math> Einheitsmatrix)
* <math> p_1 p_2 = p_2 p_1 </math> oder <math> p_1 p_2 = - p_2 p_1 \qquad </math> ([[Kommutativgesetz|Kommutativität]])
* <math> p_1 p_2 = p_2 p_1 </math> oder <math> p_1 p_2 = - p_2 p_1 \qquad </math> ([[Kommutativgesetz|Kommutativität]])
* <math>\operatorname{Spur} \sigma_{\mu_1} \otimes \sigma_{\mu_2} \otimes ... \otimes \sigma_{\mu_n} = 2^{n} \delta_{\mu_1,0} \delta_{\mu_2,0} ... \delta_{\mu_n,0} </math>
* <math>\operatorname{Spur} \sigma_{\mu_1} \otimes \sigma_{\mu_2} \otimes ... \otimes \sigma_{\mu_n} = 2^{n} \delta_{\mu_10} \delta_{\mu_20} ... \delta_{\mu_n0} </math>
* Die Kronecker-Produkte von Pauli-Matrizen sind linear unabhängig und bilden eine Basis im Vektorraum der <math> 2^n \times 2^n </math>-Matrizen. Hamilton-Operatoren <math> H </math> vieler physikalischer Modelle lassen sich aufgrund der Basiseigenschaft als Summe solcher Matrizen ausdrücken ([[Linearkombination]]). Insbesondere lassen sich Erzeuger und Vernichter von [[Fermion]]en, die endlich viele Zustände einnehmen können, einfach durch sie ausdrücken.
* Die Kronecker-Produkte von Pauli-Matrizen sind linear unabhängig und bilden eine Basis im Vektorraum der <math> 2^n \times 2^n </math>-Matrizen. Hamilton-Operatoren <math> H </math> vieler physikalischer Modelle lassen sich aufgrund der Basiseigenschaft als Summe solcher Matrizen ausdrücken ([[Linearkombination]]). Insbesondere lassen sich Erzeuger und Vernichter von [[Fermion]]en, die endlich viele Zustände einnehmen können, einfach durch sie ausdrücken.
: <math> H = \sum_{k=0}^{N} h_{k} p_{k} \quad</math> mit <math>\quad N \in \N , h_{k} \in \R , p_{k} </math> ist Kronecker-Produkt von Pauli-Matrizen.
: <math> H = \sum_{k=0}^{N} h_{k} p_{k} \quad</math> mit <math>\quad N \in \N , h_{k} \in \R , p_{k} </math> ist Kronecker-Produkt von Pauli-Matrizen.
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Aufgrund der Kommutativität kann man in einem Produkt die Matrizen beliebig anordnen.
Aufgrund der Kommutativität kann man in einem Produkt die Matrizen beliebig anordnen.
Ist <math> \pi </math> eine [[Permutation]], so ist:
Ist <math> \pi </math> eine [[Permutation]], so ist:
: <math> p_{\pi_{1}} p_{\pi_{2}} ... p_{\pi_{n}} = a p_{1} p_{2} ... p_{n}</math> &nbsp; mit &nbsp; <math> n \in \N , a \in \{1,-1\} </math><br />
: <math> p_{\pi(1)} p_{\pi(2)} ... p_{\pi(n)} = a p_{1} p_{2} ... p_{n}</math> &nbsp; mit &nbsp; <math> n \in \N , a \in \{1,-1\} </math><br />
Deshalb existieren rationale Zahlen <math> E_{k_{1}k_{2}...k_{N}} </math> mit:
Deshalb existieren rationale Zahlen <math> E_{k_{1}k_{2}...k_{N}} </math> mit:
: <math>
: <math>

Version vom 18. April 2024, 22:22 Uhr

Die Pauli-Matrizen (nach Wolfgang Pauli) sind spezielle komplexe hermitesche 2×2-Matrizen. Zusammen mit der 2×2-Einheitsmatrix, die in diesem Zusammenhang mit bezeichnet wird, bilden sie

  • sowohl eine Basis des 4-dimensionalen reellen Vektorraums aller komplexen hermiteschen 2×2-Matrizen
  • als auch eine Basis des 4-dimensionalen komplexen Vektorraums aller komplexen 2×2-Matrizen.

Sie wurden von Wolfgang Pauli 1927 zur Beschreibung des Spins eingeführt,[1] waren in der Mathematik aber auch schon vorher bekannt.

Definition

Die Pauli-Matrizen lauten ursprünglich:

Hierbei bezeichnet die imaginäre Einheit.

Diese Matrizen wurden ursprünglich in der Quantenmechanik eingeführt, um die grundlegenden Kommutationsregeln der Komponenten des Spin-Operators zu erfüllen (siehe unten).

Häufig wird, besonders in der relativistischen Quantenmechanik, noch die Einheitsmatrix als nullte Paulimatrix dazugenommen:

Multiplikation

Für die Multiplikation einer Pauli-Matrix mit einer anderen Pauli-Matrix ergibt sich aus den Rechenregeln der Matrixmultiplikation folgende Tafel:

Das Produkt befindet sich in der mit gekennzeichneten Zeile und der mit gekennzeichneten Spalte. Das Beispiel zeigt, dass die Pauli-Matrizen mit der Matrixmultiplikation als Verknüpfung keine Gruppe bilden.

Die von ihnen erzeugte Gruppe hat den Namen .[2] Sie enthält das Element , welches im Zentrum liegt, also mit allen Elementen kommutiert. Die Gruppe besteht somit aus den 16 Elementen Sie enthält die Quaternionengruppe Q8 als Normalteiler (siehe Die Quaternionen als Unterring von C4 und Liste kleiner Gruppen), woraus sich ergibt. Der Zykel-Graph ist Zykel-Graph der von den Pauli-Matrizen gebildeten Gruppe.[3] Die acht Matrizen der Quaternionengruppe Q8 bilden eine irreduzible Darstellung (vgl. Quaternionengruppe, dort Charaktertafel); die darin enthaltenen Matrizen und damit auch die Pauli-Matrizen selbst sind deshalb durch obige Multiplikationstafel bis auf Ähnlichkeitstransformation eindeutig bestimmt.

Dekomposition von Matrizen

Gegeben sei eine komplexe 2×2-Matrix mit Einträgen . Dann lassen sich vier komplexe Zahlen finden, für die gilt

     


Es ist

.

Für ist die inverse Matrix gegeben durch

Es gilt die Umrechnung

Eine komplexe 2×2-Matrix kann demnach auf eindeutige Weise als Linearkombination der geschrieben werden. Die Pauli-Matrizen bilden somit eine Basis des -Vektorraums (und Matrizenrings) . Bezüglich des Frobenius-Skalarprodukts ist diese Basis ein Orthogonalsystem.

Die genannte Umrechnung definiert einen Ringisomorphismus

mit der üblichen Vektoraddition, der üblichen -Skalarmultiplikation und der Vektor-Multiplikation

     

in . (Diese Vektor-Multiplikation entspricht der Multiplikation von Quaternionen.)

Es gilt genau dann, wenn

wenn also die beiden als -Vektoren angesehenen Tripel und zueinander proportional sind.

Hermitesche 2×2-Matrizen

Die Teilmenge der hermiteschen 2×2-Matrizen, also der Matrizen mit

ist ein -Untervektorraum, für den die Pauli-Matrizen ebenfalls eine Basis bilden, die Koeffizienten sind aber reell. Anders gesagt: es gibt bei hermiteschen 2×2-Matrizen vier (reelle) freie Parameter, da und reell sind und .

Das Produkt zweier hermitescher Matrizen ist hermitesch, wenn sie kommutieren. Der Untervektorraum ist also kein (Unter)ring.

Die Quaternionen als Unterring von C4

Ein (Unter)ring ist aber ein anderer Untervektorraum von , der sich durch Koeffizienten von aufspannen lässt. Er ist ebenfalls mit der -Skalarmultiplikation verträglich und zusätzlich hinsichtlich der Multiplikation abgeschlossen. Dieser -Untervektorraum ist isomorph zu den Quaternionen .

Als Basis für reelle Koeffizienten kann man die mit der imaginären Einheit multiplizierten Pauli-Matrizen zusammen mit der Einheitsmatrix nehmen, also die Menge , mit der isomorphen Zuordnung:

mit als den bekannten Einheitsquaternionen. Vor diese Zuordnung lässt sich jeder der 24 Automorphismen der Quaternionengruppe Q8 schalten. So kann auch ein Isomorphismus „in umgekehrter Ordnung“ gebaut werden:[4]

Anwendung

In der Quantenphysik, in der den physikalischen Observablen auf mathematischer Seite hermitesche Operatoren bzw. Matrizen entsprechen, wird der Drehimpulsoperator von Spin-½-Zuständen, beispielsweise bei Elektronen, durch die Paulimatrizen dargestellt:

,

wobei „wird dargestellt durch“ bedeutet.

In der relativistischen Quantenmechanik, wo man entsprechend dem relativistischen Vierervektor-Formalismus vier Raum-Zeit- bzw. Energie-Impuls-Variablen hat, tritt die Einheitsmatrix gleichberechtigt zu den drei Pauli-Matrizen (als „nullte“ Pauli-Matrix), und mit ihrer Hilfe wird die Dirac-Gleichung mit den Dirac-Matrizen aufgebaut.

Direkt tauchen die Pauli-Matrizen auf:

  • in der Pauli-Gleichung zur quantenmechanischen Beschreibung von Teilchen mit Spin im Magnetfeld, die sich aus der nichtrelativistischen Reduktion der Diracgleichung ergibt, und
  • in der Beschreibung von Majorana-Fermionen (Majorana-Gleichung).

Darstellung

Die Pauli-Matrizen können neben der Darstellung als Matrizen mit Hilfe der Dirac-Notation dargestellt werden: Dabei können für die Linearkombination entweder die Standard-Basisvektoren oder die Eigenvektoren der Pauli-Matrizen verwendet werden.

Pauli-Matrix Matrix Linearkombination (Standard-Basisvektoren) Linearkombination (Eigenvektoren)

Die verwendeten Vektoren sind wie folgt definiert, wobei die verwendeten Kets durch Vektoren des dargestellt werden, was durch „“ gekennzeichnet ist:

Eigenschaften

Die Pauli-Matrizen sind hermitesch und unitär. Daraus folgt mit dem durch definierten vierten Basiselement

Die Determinanten und Spuren der Pauli-Matrizen sind

  für

Aus Obigem folgt, dass jede Pauli-Matrix die Eigenwerte +1 und −1 besitzt.

Des Weiteren:

Die Pauli-Matrizen erfüllen die algebraische Relation

  für

( ist das Levi-Civita-Symbol), also insbesondere bis auf einen Faktor 2 dieselben Relationen wie die Drehimpulsalgebra

  für

und die Clifford- oder Dirac-Algebra

  für

Die Pauli-Matrizen gehören zum Spezialfall von Drehimpulsoperatoren, die auf Basisvektoren eines Drehimpuls--Multipletts mit Quantenzahlen in Maßsystemen mit folgendermaßen wirken:

Dabei ist eine natürliche Zahl und für treten die verschiedenen Quantenzahlen auf. Für wirken die Drehimpulsoperatoren auf die Komponenten von Linearkombinationen der beiden Basisvektoren und demnach durch Multiplikation mit den folgenden Matrizen

Mit und ergibt sich dann, dass die Drehimpulsoperatoren auf die Komponenten von Spin-1/2-Zuständen durch Multiplikation mit den halben Pauli-Matrizen wirken.

Zugeordnete Drehgruppe, Zusammenhang mit Spin-1/2-Systemen

Die lineare Hülle der mit multiplizierten[5] Pauli-Matrizen ist mit der üblichen Matrizenmultiplikation eine Lie-Algebra. Aufgrund der mit für jeden Einheitsvektor geltenden Identität[6]

sind diese drei Matrizen die Generatoren der komplexen Drehgruppe .

Der Faktor 1/2 in der obigen Gleichung ist zwar mathematisch verzichtbar. Die Gleichung wird jedoch in der physikalischen Anwendung häufig in genau dieser Form benötigt. Denn wie in der Einleitung erwähnt, stellen in der Quantenphysik die Matrizen die Operatoren für die Spinkomponenten eines Spin-1/2-Systems (beispielsweise eines Elektrons) dar. Andererseits beschreibt die durch den Exponentialausdruck gegebene Matrix die Veränderung des Spinzustands bei einer räumlichen Drehung. ist dabei der Drehwinkel, die Drehachse. Für ergibt sich , d. h., der Zustandsvektor eines Spin-1/2-Systems wird durch Drehung um den Winkel in sein Negatives und erst durch Drehung um den Winkel wieder in sich selbst übergeführt („Spinordrehungen“).

Eigenvektoren

Die Matrix hat die Eigenvektoren

wie man leicht erkennen kann:

entsprechend den Eigenwerten . Die Eigenvektoren von sind

und die Eigenvektoren von

Kronecker-Produkt von Pauli-Matrizen

In der Mathematik können mit Hilfe des Tensorprodukts (Kronecker-Produkts) von Pauli-Matrizen (mit Einheitsmatrix) die Darstellungen der höheren Clifford-Algebren über den reellen Zahlen aufgebaut werden.

Pauli-Matrizen können zur Darstellung von Hamilton-Operatoren und zur Näherung der Exponentialfunktion solcher Operatoren verwendet werden. Sind die vier Pauli-Matrizen, so kann man mit Hilfe des Kronecker-Produkt höherdimensionale Matrizen erzeugen.


Eigenschaften der Pauli-Matrizen vererben sich auf diese Matrizen. Sind und zwei Kronecker Produkte von Pauli-Matrizen, so gilt:

  • und sind Matrizen
  • (Die Einheitsmatrix)
  • oder (Kommutativität)
  • Die Kronecker-Produkte von Pauli-Matrizen sind linear unabhängig und bilden eine Basis im Vektorraum der -Matrizen. Hamilton-Operatoren vieler physikalischer Modelle lassen sich aufgrund der Basiseigenschaft als Summe solcher Matrizen ausdrücken (Linearkombination). Insbesondere lassen sich Erzeuger und Vernichter von Fermionen, die endlich viele Zustände einnehmen können, einfach durch sie ausdrücken.
mit ist Kronecker-Produkt von Pauli-Matrizen.

Beispiele für derartige Modelle sind Hubbard-Modell, Heisenberg-Modell und Anderson-Modell.

Das Kronecker-Produkt von Pauli-Matrizen tritt bei der Beschreibung von Spin-1/2-Systemen auf, die aus mehreren Teilsystemen aufgebaut sind. Der Zusammenhang ist dadurch gegeben, dass das Tensorprodukt zweier Operatoren in der zugehörigen Matrixdarstellung gerade durch das Kronecker-Produkt der Matrizen gegeben ist (siehe Kronecker-Produkt#Zusammenhang mit Tensorprodukten).

Näherung der Exponentialfunktion des Hamilton-Operators

Häufig interessiert man sich für die Exponentialfunktion des Hamilton-Operators.

  mit  

Aufgrund der Kommutativität kann man in einem Produkt die Matrizen beliebig anordnen. Ist eine Permutation, so ist:

  mit  

Deshalb existieren rationale Zahlen mit:

Diese rationalen Zahlen sind, von Ausnahmen abgesehen, schwer zu berechnen.

Eine erste Näherung ergibt sich, indem man nur Summanden berücksichtigt, die aus kommutierenden Matrizen bestehen.

falls ein Paar mit und existiert
sonst

Die Näherung lässt sich weiter verbessern, indem man Paare, Tripel, … von nicht kommutierenden Matrizen berücksichtigt.

Siehe auch

Literatur

  • Willi-Hans Steeb: Kronecker Product of Matrices and Applications. B.I. Wissenschaftsverlag, Mannheim 1991, ISBN 3-411-14811-X.

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Wolfgang Pauli: Zur Quantenmechanik des magnetischen Elektrons. In: Zeitschrift für Physik, Band 43, 1927, S. 601
  2. Nummerierung nach The Small Groups library. zitiert nach R. J. Mathar: Zykel-Graphen Plots endlicher Gruppen bis zur Ordnung 36. 2014;.
  3. R. J. Mathar: Zykel-Graphen Plots endlicher Gruppen bis zur Ordnung 36. 2014;.
  4. Mikio Nakahara: Geometry, topology, and physics. CRC Press, 2003, S. xxii ff. (Google Books).
  5. Durch die Multiplikation mit entstehen aus hermiteschen Matrizen schiefhermitesche Matrizen. Eine Darstellung mit Hilfe von Hermiteschen Operatoren und Matrizen wird von Physikern bevorzugt, weil in der Quantenmechanik messbare Größen (sog. Observablen) stets durch Hermitesche Operatoren beschrieben werden.
  6. Charles Misner, Kip S. Thorne, John. A. Wheeler: Gravitation. W. H. Freeman, San Francisco 1973, ISBN 0-7167-0344-0, S. 1142