DKW

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Erstes Markenlogo der Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen von 1920 – nur im Schriftverkehr verwendet. Der Entwurf soll von Rasmussens Tochter Ilse stammen.[1]

DKW (anfangs D.K.W. von Dampf Kraft Wagen) ist eine ehemalige deutsche Automobil-, Motorrad- und Kühlmaschinenmarke.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unternehmensgründung und erste Erzeugnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1904 ließ der Däne Jørgen Skafte Rasmussen zusammen mit seinem Kompagnon Carl Ernst die Firma Rasmussen & Ernst ins Handelsregister der Stadt Chemnitz eintragen, zuständig für den Vertrieb von Maschinen und Apparaten aller Art. 1906 kaufte Rasmussen in Zschopau eine ehemalige Tuchfabrik im Tal des Bachs Tischau und verlegte sein Unternehmen dorthin. In der Zschopauer Handelsregistereintragung vom 13. April 1907 war nur er als Inhaber eingetragen, obwohl auch Ernst noch bis 1912 im Unternehmensnamen (Firma) genannt war. Das Verkaufsbüro blieb in Chemnitz. Das Unternehmen wurde auf eine breite Produktpalette von Zubehör für Dampfmaschinen über Haushaltsgeräte bis zu Geräten für Elektrotherapie gestellt und hieß ab 1909 Rasmussen & Ernst, Zschopau-Chemnitz, Maschinen- und Armaturenfabrik, Apparatebau Anstalt. 1913 wurde eine juristische Trennung zwischen der Rasmussen und Ernst und dem mittlerweile (seit 1912) Zschopauer Maschinenfabrik J. S. Rasmussen genannten Fabrikationsbetrieb bewirkt.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs kam der Betrieb fast völlig zum Erliegen, und Rasmussen bemühte sich um Militäraufträge. Mit der Fabrikation von Zündern konnte sich das Unternehmen dann sogar während dieser Zeit erweitern, sodass Rasmussen Ende 1915 rund 480 Arbeitskräfte beschäftigte.

In den Jahren 1916/17 begann Rasmussen zusammen mit seinem ehemaligen Studienkollegen Mathiesen die Entwicklung an einem Dampfkraftwagen, finanziert durch die deutschen Militärbehörden. Nach dem Ersten Weltkrieg ließ das Interesse an dieser Technik jedoch stark nach, und so wurde das Projekt 1921 eingestellt. Insgesamt entstanden zehn bis zwölf Dampfwagen als Personen- und Lastwagen.[2] Das einzige, was davon übrig blieb, waren die drei Buchstaben DKW für Dampfkraftwagen, die Rasmussen als Warenzeichen hatte schützen lassen.

Die 1923 gegründete Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen AG setzte mit dem Werksbetrieb auch die Nutzung der Marke DKW fort.

Beginn der Motoren- und Motorradfertigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spielzeugmotor „Des Knaben Wunsch!“, Baujahr 1919
Das Reichsfahrtmodell war das erste Serienmotorrad von DKW.
DKW NZ 250, Baujahr 1939. Letztes Modell dieser Hubraumklasse von DKW aus Zschopau.

Ungefähr gleichzeitig mit Beginn der Dampfwagenentwicklung erwarb das Unternehmen die Rechte an einem Zweitakt-Spielzeugmotor von Hugo Ruppe aus Apolda, der als moderne Alternative zur Spielzeugdampfmaschine angeboten wurde.

Der Spielzeugmotor wurde 1919 zum DKW-Fahrradhilfsmotor weiterentwickelt und als Verkaufsschlager bis 1923 über 30.000-mal hergestellt. Auf der Basis dieses Motors und unter Verwendung eines Slaby-Beringer-Elektrowagens baute Rasmussen 1920 das erste DKW-Automobil, das jedoch nicht über den Prototypenstatus hinauskam. Es gab allerdings Inserate, in denen das Wägelchen, das 250 kg wiegen, 60 km/h schnell und kurzfristig lieferbar sein sollte, als Der kleine Bergsteiger angekündigt wurde. Der Motor dieses ersten D.K.W. (in dem Inserat mit Punkten geschrieben) war auf dem Trittbrett montiert; Fahrer und Mitfahrer saßen hintereinander. Dieser Motor wurde auch als erster Stationärmotor von DKW angeboten.[3]

Im Jahr 1921 nahm die Zschopauer Maschinenfabrik den Golem des Berliner Motorradherstellers Ernst Eichler in ihr Produktions- und Verkaufsprogramm auf, ein Zweirad mit kleinen Rädern und dem 1-PS-DKW-Motor, der liegend im Rahmen eingebaut war. Die Fahreigenschaften waren jedoch unbefriedigend, sodass Eichler schon ein Jahr später das sogenannte Sesselmotorrad Lomos, einen Vorläufer des Motorrollers, herausbrachte. Dieses Zweirad hatte im Gegensatz zu den meisten Motorrädern seiner Zeit eine Hinterradfederung (Schwinge mit Federbein).

Ab 1922 wurden in Zschopau Motorräder hergestellt und als engster Mitarbeiter des Unternehmensgründers übernahm Carl Hahn die Verkaufsleitung. Am Anfang der Entwicklung stand das DKW Reichsfahrtmodell mit gebläsegekühltem 142-cm³-Motor und einer Leistung von 1,5 PS. Das erfolgreichste Modell der ersten Jahre war die DKW E 206 mit 206-cm³-Einzylindermotor, die für 750 Reichsmark angeboten wurde und damit preiswerter als vergleichbare Typen war. Da ab 1928 alle Motorräder bis 200 cm³ steuerfrei und ohne Führerschein gefahren werden durften, entstand aus der E 206 die E 200. Im gleichen Jahr war die Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen AG mit 65.000 Motorrädern der Marke DKW der größte Motorradhersteller der Welt.

Die Modellpalette von DKW war vielfältig und reichte Ende der 1920er-Jahre bis zu einer wassergekühlten 600-cm³-Zweizylinder-Maschine (DKW Supersport 600). Meistverkauftes Vorkriegsmodell war die RT 100 von 1934, die bis 1940 rund 72.000-mal gebaut wurde.

Ab 1932 führte DKW die neuartige Schnürle-Umkehrspülung ein, einer Technik zur Verringerung des hohen Kraftstoffverbrauchs von Zweitaktmotoren. Der Verbrauch sank um etwa 40 Prozent gegenüber herkömmlichen Konstruktionen und rückte in den Bereich der damaligen Viertaktmotoren.[4] Bei DKW hatte man frühzeitig die Vorzüge und Bedeutung dieser Technik erkannt und die alleinigen Rechte für die Nutzung bei Ottomotoren erworben. So konnte DKW mit üppigem Gewinn Lizenzen an andere Hersteller vergeben.

Das bekannteste DKW-Motorrad ist die DKW RT 125, die 1939 in Serie ging und wegen ihrer Wendigkeit bald schon bei der Wehrmacht zum Einsatz kam. Nach dem Krieg wurde sie sowohl vom Industrieverband Fahrzeugbau (IFA) in Ostdeutschland als auch von der neu gegründeten Auto Union in Westdeutschland mit jeweils geringfügigen Verbesserungen weitergebaut. Vor allem aber ist die RT 125 das wahrscheinlich meistkopierte Motorrad der Welt.

Markenrechtsstreit mit der Deutschen Kabelwerke AG[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 1896 in Berlin gegründete Deutsche Kabelwerke AG nutzte für ihre Produkte bereits vor dem Ersten Weltkrieg das Kürzel DeKaWe. Aufgrund der Ähnlichkeit zu DKW erwirkten die Berliner eine einstweilige Verfügung auf Unterlassung gegen die Zschopauer Motorenwerke AG. Nachdem sie vor Gericht in erster Instanz unterlegen waren, erhielten sie im Berufungsverfahren 1923 Recht. In Zschopau änderte man kurzerhand das Kürzel in DGW, mit der Interpretation „Das große Wunder“. Die Verhandlungen über die weitere Nutzung von DKW zogen sich bis 1927 hin. Letztlich einigte man sich, dass in Zschopau wieder das Kürzel DKW verwendet werden durfte. Im Gegenzug kauften die Zschopauer Motorenwerke die von den Kabelwerken produzierten Motorradreifen, die unter der Marke Deka vertrieben wurden.[5]

DKW Kühlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rasmussen trieb Mitte der 1920er-Jahre die Expansion seines Unternehmens voran und ließ ab 1927/28 im nahe Zschopau gelegenen Scharfenstein – wo er Produktionshallen der insolventen Chemnitzer Moll-Werke AG übernommen hatte – Kühlgeräte (Das Kühl Wunder) herstellen. Die Marke und der eingeführte Begriff der DKW Kühlung wurden dafür weiter genutzt, nachdem für diese Sparte 1931 das von der Auto Union AG unabhängige Unternehmen Deutsche Kühl- und Kraftmaschinen GmbH (DKK) gegründet wurde.[6]

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde am Standort der Kühlschrankhersteller VEB dkk Scharfenstein mit der Marke Foron aufgebaut.

Automobilbau bei DKW vor dem Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

DKW F 1 im museum mobile in Ingolstadt

Im Jahr 1925 übernahm Rasmussen Reste aus dem Konkurs der Slaby-Beringer-Automobilgesellschaft m.b.H. und die Zschopauer Motorenwerke J.S. Rasmussen AG begann mit der Entwicklung und Produktion einer Droschke und eines Lieferwagens mit Elektroantrieb, die unter der Marke D.E.W. (Der elektrische Wagen) vermarktet wurden. Im Jahr 1927 begann dann die Entwicklung des DKW Typ P, eines Automobils, das von einem aus dem Motorradbau stammenden Zweizylindermotor angetrieben werden sollte. DKW baute zunächst Wagen mit Hinterradantrieb, unter anderem mit Vierzylindermotoren, die über zwei zusätzliche Zylinder als Ladepumpen verfügten, angefangen vom Modell 4=8 (1929). Die Vierzylindermodelle entpuppten sich jedoch als störanfällig und führten zu hohen Gewährleistungskosten.

1928 kaufte Rasmussen die Audiwerke AG Zwickau. Wichtigster Finanzier war die Sächsische Staatsbank; 1929 hielt sie 25 % der Aktien an Rasmussens Konzern.

Zu Beginn der 1930er Jahre wurde mit dem Kleinwagen DKW F 1 und allen weiteren „Frontwagen“ (geschützter Begriff) in der Geschichte des Automobils eine neue Technik im Serienfahrzeugbau eingeführt, denn der Frontantrieb verbesserte nicht bloß das Fahrverhalten im Vergleich zu den Wagen mit Standardantrieb (Motor vorn, Antrieb hinten), sondern verringerte auch das Gewicht. Im Jahr 1931 kostete der erste DKW Front (F 1) 1685 Reichsmark.

Die bis 1940 gebauten DKW-Wagen mit Hinterradantrieb kamen aus dem DKW-Werk Berlin-Spandau, die Fronttriebler wurden in Zwickau in dem zum Auto-Union-Konzern gehörenden Werk Audi hergestellt.

In den 1930er Jahren wurden in Deutschland häufig DKW-Motoren in Tragkraftspritzen der Feuerwehren eingebaut.[7]

1932 – Fusion zur Auto Union[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Logo 1932. (DKW wurde 1932 eine der vier Marken der Auto Union.)

Die zum DKW-Konzern gehörenden Werke gerieten mit der Tochtergesellschaft Audiwerke im Zuge der Weltwirtschaftskrise in eine angespannte Finanzlage, sodass Richard Bruhn, Vertrauensmann der Staatsbank, und Rasmussen den Plan entwickelten, die beiden von Insolvenz bedrohten Unternehmen mit der Horchwerke AG zu vereinigen.

Daraufhin wurde im Juni 1932 rückwirkend zum 1. November 1931 die Auto Union AG mit Sitz in Chemnitz gegründet. Die Konzernverwaltung war in Zschopau im Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen untergebracht und wurde erst 1936 nach Chemnitz in die aufwendig umgebauten Presto-Werke verlegt. Der Konzern entstand aus der Fusion des Kleinwagen- und Motorradproduzenten Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen mit seiner Marke DKW und den Hauptwerken in Zschopau und Berlin-Spandau, der Audiwerke AG Zwickau und der Horchwerke AG (ebenfalls Zwickau). Die zuvor sanierten und umstrukturierten Zschopauer Motorenwerke waren als nunmehrige Auto Union AG aufnehmende Firma für die beiden zuvor entschuldeten Kapitalgesellschaften Audi und Horch,[8] die als selbstständige Marken weiter existierten, jedoch mit der Konzerngründung im Zuge eines Aktientausches als Unternehmen de facto aufgelöst und zu Teilen des neuen Konzerns wurden.[9][10] Beide Fahrzeughersteller wurden als Auto Union AG, Werk Horch bzw. Auto Union AG, Werk Audi weitergeführt.

Zur vierten Konzernmarke wurden die Automobile der Wanderer-Werke aus Schönau bei Chemnitz, dessen 1927 in Betrieb genommenes modernes Werk Siegmar auf zunächst zehn Jahre gepachtet wurde.

DKW F 8-700

Die Auto Union mit Audi, DKW, Horch und Wanderer war vor dem Zweiten Weltkrieg hinter Opel zweitgrößter deutscher Automobilproduzent, woran die im Audiwerk Zwickau gebauten kleinen DKW „Frontwagen“ der Typen F 1 bis F 8 mit Zweitaktmotoren stückzahlmäßig den größten Anteil hatten.

Unter dem Dach des Konzerns wurden Kleinwagen nach wie vor als DKW-Fahrzeuge verkauft und auch die drei anderen Werke fertigten weiter Fahrzeuge unter ihrer bisherigen Marke, ergänzt durch die vier Ringe der Auto Union. Allein die im Zwickauer Horch-Werk zwischen 1934 und 1939 entwickelten Auto-Union-Rennwagen traten bei den Grand-Prix-Rennen unter dem Konzernnamen auf.

Rasmussen, auf dessen Initiative der Zusammenschluss der vier Marken weitestgehend zurückging, gehörte zunächst dem Vorstand der Auto Union an. Meinungsverschiedenheiten insbesondere über Rasmussens Plan einer späteren Reprivatisierung der einzelnen Werke, sobald dies die wirtschaftliche Lage erlaube, führten jedoch dazu, dass er sich 1934 vom Aufsichtsrat beurlauben ließ, woraufhin sein Dienstvertrag zum 31. Dezember 1934 gekündigt wurde. Nach Rasmussens Ausscheiden wurde William Werner Technischer Direktor der Auto Union.

Neuzulassungen von DKW-Pkw im Deutschen Reich von 1933 bis 1938
Jahr Zulassungszahlen Produktionszahlen
1933 10.300 9.534[11]
1934 20.779
1935 28.240
1936 40.018
1937 42.143
1938 39.839

Quelle:[12]

Ende in Mitteldeutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

IFA-DKW-Logo an Krafträdern bis 1951
IFA-DKW-Logo an Krafträdern bis 1951

Das DKW-Stammwerk in Zschopau blieb von einer Bombardierung 1945 verschont. Zschopau und auch Chemnitz – wo die Konzernzentrale der Auto Union angesiedelt war – wurden bei Kriegsende von Einheiten der Roten Armee besetzt. Am 17. April 1945 besetzte die 3. US-Armee Zwickau mit den dortigen Auto-Union-Werken. Als die Amerikaner Ende Juni 1945 aus Thüringen und Südwestsachsen nach Bayern abgezogen waren, lagen auch diese Unternehmensteile in der sowjetischen Besatzungszone. Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) ordnete bereits im August die Demontage von Produktionsanlagen an, und der Abtransport von Maschinen in die Sowjetunion als Teil der Reparationsleistungen begann.

Für die 1950 als Teil des DDR-Industrieverbandes Fahrzeugbau (IFA) in Zschopau wieder aufgenommene Motorradproduktion – es wurde die überwiegend auf Vorkriegsplänen basierende RT 125 hergestellt – wurde zuerst noch das Markenzeichen IFA-DKW verwendet. Ab 1. Oktober 1951 durfte aufgrund staatlicher Weisung DKW nicht mehr in der Bezeichnung erscheinen. Der Zusatz wurde aus den Modellbezeichnungen gestrichen, die fortan kurz IFA und ab 1956 MZ hießen.[13]

Die Fahrzeugwerke in Zwickau wurden ebenfalls Teil des Industrieverbandes Fahrzeugbau. Als Weiterentwicklung des zuletzt vor dem Krieg produzierten DKW F 8 wurde ab 1949 der fast baugleiche IFA F 8 produziert. Historische Bilder zeigen die Verwendung des DKW-Emblems am Kühlergrill bis mindestens 1951.[14] Später wurde die Verwendung offenbar aufgegeben.[15]

Neubeginn in Bayern und im Rheinland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Ende des Zweiten Weltkriegs befanden sich allein in der späteren Trizone noch mehr als 65.000 Reichs- und Meisterklasse-Wagen und auch im Ausland lief noch eine beträchtliche Anzahl dieser Fahrzeuge. Auf dieser Grundlage gab es einen der ersten Schritte zur Schaffung einer neuen Auto Union: Zur Absicherung ihrer Ersatzteilversorgung wurde im Dezember 1945 für ein noch gut bestücktes Ersatzteillager in Ingolstadt die Zentraldepot für Auto Union Ersatzteile GmbH gegründet. In Chemnitz bestand noch die Auto Union AG. Im Zuge ihrer Löschung im Chemnitzer Handelsregister im August 1948 wurde die Sicherung der Marke „Auto Union“ versäumt. Daher konnte Anfang September 1949 mit Krediten der Bayerischen Staatsregierung und Marshallplan-Hilfen die Zentraldepot für Auto Union Ersatzteile GmbH in Auto Union GmbH umbenannt werden (1969 Fusion zur Audi NSU Auto Union).

Die Produktion von Kraftfahrzeugen der Marke DKW wurde in Ingolstadt wieder aufgenommen: zunächst mit dem DKW-Schnellaster und dem Motorrad DKW RT 125 W (W stand für West, da in Zschopau auch eine RT 125 nach Vorkriegsplänen gebaut wurde). In Düsseldorf-Derendorf, wo ab 1951 das ehemalige Werk II von Rheinmetall-Borsig gepachtet werden konnte, lief der DKW Meisterklasse (F 89) vom Band. Der quer eingebaute Zweizylinder-Zweitakt-Reihenmotor mit Schnürle-Umkehrspülung und 23 PS Leistung, dessen Konstruktion auf den 1933 vorgestellten DKW „Reichsklasse“ (F 2) zurückging, wurde bereits im Vorkriegsmodell F 8 verwendet. Die Karosserie entsprach dem vor Beginn des Zweiten Weltkriegs fertig entwickelten F 9. Erst 1953 war im F 91 ein längs eingebauter Dreizylinder-Zweitaktmotor (34 PS) verfügbar. Der DKW F 93 mit 38-PS-Motor und 10 cm breiterer Karosserie kam 1955 auf den Markt und wurde im Februar 1957 vom F 94 abgelöst.

Auf Initiative ihres Großaktionärs Friedrich Flick erwarb im April 1958 die Daimler-Benz AG die Aktienmehrheit an der kapitalschwachen Auto Union. Ein sichtbares Zeichen war der Tachometer mit stehender Anzeigesäule im neuen Auto Union 1000. Das „Fieberthermometer“ fand sich später auch im Mercedes-Benz W 110 („Kleine Flosse“) wieder. Die DKW-Zweitürer bekamen eine modische Panoramascheibe vorn; die technische Basis aus den 1930er Jahren blieb jedoch weitgehend unverändert. Fast 25 Jahre nach ihrer Entwicklung lief Mitte 1963 die Produktion der F-9-X- bzw. Auto-Union-1000-Modelle aus.

Die Motorradfertigung wurde 1958 an die in Nürnberg unter Beteiligung von Victoria und den Express Werken neu gegründete Zweirad Union abgegeben, wo aber nur noch geringe Stückzahlen der Modelle RT 175 VS und RT 200 VS entstanden. Hauptsächlich wurden Mopeds (Hummel) und Kleinkrafträder gebaut. Als Lizenzbau wurden DKW-Fahrzeuge auch von anderen Unternehmen hergestellt, so in Vitoria (Baskenland, Spanien) von IMOSA (Industrias del Motor S.A., heute Mercedes-Benz España, S.A) oder in São Paulo, Brasilien von VEMAG (Veículos e Máquinas Agrícolas S.A.), die 1967 von Volkswagen do Brasil übernommen wurde.

DKW-Automobile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeitleisten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeitleiste der DKW-Automobile von 1928 bis 1942
Klasse 1932: Gründung der Auto Union AG
1920er 1930er 1940er
8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2
Kleinwagen F 1 F 2 F 5 F 7 F 8
P 15 PS PS 600 Sport F 4
Untere Mittelklasse P 25 PS (4=8), V 800 4=8, V 1000 4=8, Typ 432, 1001 Sonderklasse Schwebeklasse, Sonderklasse
Zeitleiste der DKW- und Auto-Union-Modelle von 1949 bis 1974
Typ Karosserie-versionen Auto Union GmbH ab 1969: Audi NSU Auto Union AG
1940er 1950er 1960er 1970er
9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4
Kleinwagen / Untere Mittelklasse Stufenheck DKW Junior DKW F 11/F 12
Cabriolet DKW F 12 Roadster
Mittelklasse Cabriolet DKW F 89 F DKW F 91 DKW 3=6
(F 93)
Limousine / Stufenheck DKW F 89 P DKW F 91 DKW 3=6
(F 93/F 94)
Auto Union 1000 / 1000 S DKW F 102
Kombi DKW F 89 U DKW F 91 U DKW 3=6
(F 94 U)
Auto Union 1000 U
Schrägheck / Coupé DKW F 91 DKW 3=6
(F 93)
Auto Union 1000 / 1000 S
Sportwagen Coupé DKW 3=6 Monza Auto Union 1000 SP
Cabrio Auto Union 1000 SP
Geländewagen
DKW Munga
Kleintransporter Kastenwagen, Pritsche, Bus DKW-Schnellaster (F 89 L / Typ 30 / Typ 3 ) DKW F 1000 L
  • Unter dem Markennamen DKW angeboten.
  • Unter dem Markennamen Auto Union angeboten.
  • Modelle mit Hinterradantrieb aus Berlin-Spandau (1928–1940)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Typ Bauzeitraum Zylinder Hubraum Leistung vmax
    Typ P (15 PS) 1928/1929 2 Reihe 584 cm³ 15 PS (11 kW) 80 km/h
    Typ P 4=8 (25 PS) 1929 4 V 980 cm³ 25 PS (18,4 kW) 90 km/h
    Typ PS 600 Sport 1930/1931 2 Reihe 584 cm³ 18 PS (13,2 kW) 100 km/h
    Typ V 800 4=8 4 V 782 cm³ 20 PS (14,7 kW) 85 km/h
    Typ V 1000 4=8 1931/1932 990 cm³ 25 PS (18,4 kW) 90 km/h
    Typ 432 Sonderklasse 1932 95 km/h
    Typ 1001 Sonderklasse 1932–1934 26 PS (19,1 kW) 90 km/h
    Schwebeklasse 1934/1935 26–30 PS (19,1–22 kW)
    Schwebeklasse 1935–1937 1054 cm³ 32 PS (23,5 kW) 95 km/h
    Sonderklasse 1937–1940 32 PS (23,5 kW)

    Frontantriebsmodelle aus Zwickau (1931–1942)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    DKW F 7
    Typ Bauzeitraum Zylinder Hubraum Leistung vmax
    F 1 FA 600 1931/1932 2 Reihe 584 cm³ 15 PS (11 kW) 75 km/h
    F 2 Meisterklasse 601 1932/1933
    F 2 Reichsklasse 1933–1935 18 PS (13,2 kW) 80 km/h
    F 2 Meisterklasse 701 692 cm³ 20 PS (14,7 kW) 85–90 km/h
    F 4 Meisterklasse 1934/1935 85 km/h
    F 5 Reichsklasse 600 1935/1936 584 cm³ 18 PS (13,2 kW) 80 km/h
    F 5 Meisterklasse 700 692 cm³ 20 PS (14,7 kW) 85 km/h
    F 5 K Zweisitzer 600 1936 584 cm³ 18 PS (13,2 kW) 80 km/h
    F 5 Front Luxus Cabriolet 700 1936/1937 692 cm³ 20 PS (14,7 kW) 85 km/h
    F 5 K Front Luxus Sport 700 90 km/h
    F 7 Reichsklasse 600 1937/1938 584 cm³ 18 PS (13,2 kW) 80 km/h
    F 7 Meisterklasse 700 692 cm³ 20 PS (14,7 kW) 85 km/h
    F 7 Front Luxus Cabriolet 1938
    F 8 Reichsklasse 600 1939/1940 589 cm³ 18 PS (13,2 kW) 80 km/h
    F 8 Front Luxus Cabriolet 700 692 cm³ 20 PS (14,7 kW) 85 km/h
    F 8 Meisterklasse 700 1939–1942
    F 9 (Prototyp) geplant ab 1940 3 Reihe 896 cm³ 28 PS (20,6 kW) 110 km/h

    Frontantriebsmodelle aus Ingolstadt und Düsseldorf (1950–1968)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Die Auto Union fertigte bis 1968 Automobile unter dem Namen DKW.

    Typ Bauzeitraum Zylinder Hubraum
    in cm³
    Leistung vmax
    in km/h
    DKW-Schnellaster 1949–1962 2 bzw. 3 Reihe 688–896 20–32 PS (14,7–23,5 kW) 070–90
    F 89 Meisterklasse 1950–1954 2 Reihe 684 23 PS (16,9 kW) 095–100
    F 91 Sonderklasse 1953–1957 3 Reihe 896 34 PS (25 kW) 110–120
    F 91/4 Munga 1954–1956 –
    nur Vorserie – Versuchsträger
    38 PS (27,9 kW) 098
    F 93/94 Großer DKW 3=6 1955–1957 906 123
    Monza 1956 896 40 PS (29 kW) 130
    F 91/4 Munga 1956–1959 098
    Monza 1957/1958 980 44–50 PS (32,3–37 kW) 135
    F 93/94 Großer DKW 3=6 1957–1959 906 40 PS (29 kW) 115
    Auto Union 1000 1957–1960 980 44 PS (32,3 kW) 120–130
    Auto Union 1000 Sp 1958–1965 55 PS (40 kW) 140
    F 91 Typ 4 + 6 Munga 1958–1968 44 PS (32,3 kW) 098
    F 91 Typ 8 verlängerte Pritsche 1962–1968 095
    Auto Union 1000 S 1959–1963 50 PS (37 kW) 125–135
    Junior 1959–1962 741 34 PS (25 kW) 114
    Junior de Luxe 1961–1963 796 116
    F 11 1963–1965 116
    F 12 889 40 PS (29 kW) 124
    F 12 (45 PS) 1964/1965 45 PS (33 kW) 127–128
    F 102 1964–1966 1175 60 PS (44 kW) 135

    Nach Übernahme der Auto Union durch den Volkswagen-Konzern wurde die Produktion von Zweitakt-Fahrzeugen eingestellt und der Name DKW fallengelassen. Als letztes Pkw-Modell wurde der F 102 im Jahre 1966 eingestellt, doch basierte der erste Audi noch auf ihm. Der Geländewagen Munga wurde noch bis 1968 für die Bundeswehr gebaut.

    DKW-Motorräder und -Motorroller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Zeitleiste der DKW-Motorräder von 1922 bis 1945
    Modell bzw. Baureihe 1932: Gründung der Auto Union AG
    1920er 1930er 1940er
    2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5
    Reichsfahrtmodell Reichsfahrtmodell
    ZL ZL
    ZM ZM
    SM SM
    E E 206/200
    E 250/300
    Z Z 500 ZSW 500
    Spezial Spezial 200
    Supersport Supersport 500/600
    Luxus Luxus 200
    Luxus Spezial 200
    Luxus 300
    Luxus Sport 300
    Luxus 500
    Volksrad ES Volksrad ES 200
    ZiS bzw. Z Zis/Z 200
    Schüttoff JS Schüttoff JS 500
    KM KM 175 KM 200
    Sport Sport 500
    Sport 350
    Block Block 200/300/350
    Block 175
    Block 500
    TM TM 200
    BM BM 200
    SB SB 200/250/300/350
    SB 500
    RT RT 100
    RT 125
    KS KS 200
    NZ NZ 250/350
    NZ 500
  • luftgekühlter Einzylinder-Zweitaktmotor
  • luftgekühlter Zweizylinder-Zweitaktmotor
  • wassergekühlter Zweizylinder-Zweitaktmotor
  • luftgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor
  • Modelle aus Ingolstadt
    • DKW RT 250/S
    • DKW RT 250/1
    • DKW RT 250/2
    • DKW RT 350 S

    Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Zum 1. Januar 2023 waren in Deutschland insgesamt noch 2.331 Motorräder der Marke DKW zugelassen – was einem Anteil von 0,047 Prozent aller in Deutschland zugelassenen Motorräder entspricht.[16]

    Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    • Frieder Bach, Woldemar Lange, Siegfried Rauch: DKW MZ : Motorräder aus Zschopau und Ingolstadt. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-613-01395-9.
    • Thomas Erdmann: Vom Dampfkraftwagen zur Meisterklasse – Die Geschichte der DKW Automobile 1907–1945. Autovision, Hamburg 2003, ISBN 3-9805832-7-9.
    • Peter Kurze: DKW Meisterklasse – Ein Wagen für die ganze Welt. (Ein Bildband.) Delius Klasing, Bielefeld 2005, ISBN 3-7688-1646-X. DNB 973344504
    • Woldemar Lange, Jörg Buschmann: Die große Zeit des DKW-Motorradrennsports: 1920–1941. Bildverlag Böttger, Witzschdorf 2009, ISBN 978-3-937496-29-0.
    • Woldemar Lange, Jörg Buschmann: DKW Zschopau und der Motorradgeländesport: 1920–1941. Bildverlag Böttger, Witzschdorf 2012, ISBN 978-3-937496-50-4.
    • Steffen Ottinger: DKW Motorradsport 1920–1939. Von den ersten Siegen des Zschopauer Zweitakters bei Bahnrennen bis zu den Europameisterschafts-Erfolgen. 1. Auflage. HB-Werbung und Verlag, Chemnitz 2009, ISBN 978-3-00-028611-7.
    • Siegfried Rauch, Frank Rönicke (Hrsg.): DKW – Geschichte einer Weltmarke. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-613-02815-9. DNB 984140786

    Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Commons: DKW – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    • DKW-Motorrad-Club
    • DKW-Motorräder ab 1949
    • DKW-Autos. In: www.dkw-autos.de. Marius Walter, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. September 2023;.

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. Immo Sievers: Jørgen Skafte Rasmussen. Leben und Werk des DKW-Gründers. 1. Auflage. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2006, ISBN 3-7688-1828-4, S. 36–37, 69.
    2. Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die Internationale Automobil-Enzyklopädie. United Soft Media Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8032-9876-8.
    3. DKW Stationärmotoren – historische Produktinformationen (1919–1944)
    4. Siegfried Rauch: DKW – Die Geschichte einer Weltmarke. 3. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3-87943-759-9, S. 62.
    5. Immo Sievers: Jørgen Skafte Rasmussen. Leben und Werk des DKW-Gründers. 1. Auflage. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2006, ISBN 3-7688-1828-4, S. 110.
    6. DKW Kühlsysteme – historische Produktinformationen (1931–1938)
    7. Franz-Josef Sehr: Die Beschaffung der ersten Motorspritze in Obertiefenbach. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2006. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg 2005, ISBN 3-927006-41-6, S. 287–289.
    8. Martin Kukowski: Die Chemnitzer Auto Union AG und die „Demokratisierung“ der Wirtschaft in der Sowjetischen Besatzungszone von 1945 bis 1948, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-515-08059-7, S. 22
    9. Audi Automobilwerke AG Zwickau, Staatsarchiv Chemnitz, 9.9. – Fahrzeug- und Motorenbau
    10. Horchwerke AG Zwickau, Staatsarchiv Chemnitz, 9.9. – Fahrzeug- und Motorenbau
    11. Englebert: Produktionszahlen 1933. 1. Januar 1934, S. 7, abgerufen am 6. Mai 2023 (französisch).
    12. Hans Christoph von Seherr-Thoss: Die deutsche Automobilindustrie. Eine Dokumentation von 1886 bis heute. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1974, ISBN 3-421-02284-4, S. 328.
    13. Zschopau – Die Motorradstadt. In: zschopau.de. Stadtverwaltung Zschopau, 2023, abgerufen am 28. Juli 2023.
    14. Ansicht eines parkenden IFA F8 am Leipziger Neumarkt (Sammlung Deutsche Fotothek, Aufnahmejahr 1951); Ansicht eines IFA F8 während der Fahrt in Leipzig (Sammlung Deutsche Fotothek, Aufnahmejahr 1951)
    15. Blick auf einen auf der Leipziger Messe ausgestellten IFA F 8 (Sammlung Deutsche Fotothek, Aufnahmejahr 1954)
    16. Fahrzeugzulassungen (FZ) – Bestand an Personenkraftwagen und Krafträdern nach Marken oder Herstellern 1. Januar 2023 – FZ 17. (XLS) In: kba.de. Kraftfahrtbundesamt, April 2023, abgerufen am 28. Januar 2024.