Iroha
Iroha ist die Abkürzung für Iroha-uta (japanisch いろは
Für das heutige Japanisch gilt dies nur noch bedingt, da Kana wie we und wi nicht mehr standardmäßig verwendet werden und das neuere n nicht im Gedicht enthalten ist.
Das Gedicht wird üblicherweise in Hiragana geschrieben.
Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Autor ist unbekannt, im Allgemeinen wird die Autorschaft aber dem buddhistischen Gelehrten Kūkai (
Das Gedicht greift in freier Übersetzung einen Gedanken aus der buddhistischen Nirwana-Sutra (japanisch:
|
Shogyōmujō |
Alles ist vergänglich. |
Wortlaut[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Konkōmyō-Saishōō-kyō Ongi wurde das Gedicht noch mit Man’yōgana geschrieben in 6 Zeilen mit je 7 Moren und einer Zeile mit 5 Moren:
以呂
千利奴流乎和加
耶万
Strukturell folgt es jedoch dem 7-5-Silbenschema der japanischen Dichtkunst mit einer verkürzten Zeile als Ausnahme. Heutzutage werden die Kana daher auch entsprechend angeordnet.
Klassisch | Modern | Ordnungsschema | |||
---|---|---|---|---|---|
Hiragana | Lesung | Kanji und Hiragana | Lesung | Zahlen | Buchstaben |
いろはにほへと | iro ha nihoheto | Iro wa nioedo | 1–7 | ABCDEFG | |
ちりぬるを | chirinuru wo | Chirinuru o | 8–12 | HIJKL | |
わかよたれそ | waka yo tare so | Waga yo tare zo | 13–18 | MNOPQR | |
つねならむ | tsune naramu | Tsune naran | 19–23 | STUVW | |
うゐのおくやま | uwi no okuyama | Ui no okuyama | 24–30 | XYZ––– | |
けふこえて | kefu koete | Kyō koete | 31–35 | ||
あさきゆめみし | asaki yume mishi | Asaki yume miji | 36–42 | ||
ゑひもせす | wehi mo sesu | Ei mo sezu | 43–47 |
Übersetzungsvarianten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Sinn des Gedichtes, das die Vergänglichkeit dieser Welt behandelt, die der Dichter hinter sich lässt, ist zwar noch zu erfassen, in den Details weichen die Übersetzungen aber voneinander ab.[1] Dem japanischen Text eng angelehnt lautet der Inhalt wie folgt:
Obgleich die Farben (der Blüten) duften,
fallen sie doch ab.
Was ist (schon) im Laufe unserer Welt beständig!
Die fernen Berge der Vergänglichkeit (des Wandels) überschreitend,
gibt es keinen seichten Traum mehr,
keine Befangenheit im Rausche.
Natürlich kann die Übersetzung in eine andere Sprache nicht den Zweck erfüllen, die vorkommenden Buchstaben und Zeichen der Zielsprache wiederzugeben, schon gar nicht in der idealen Weise, dass jeder Buchstabe nur einmal vorkommt. Der Sinngehalt kommt aber in der folgenden Übertragung[2] zur Geltung, die alle Buchstaben des deutschen Alphabets einschließlich des ß und der Umlaute, zudem alle Satzzeichen, enthält.[3]
Duftig fällt der Blütenschauer
uns’rer Welt, was ist von Dauer?
Ferne Berge des Geschicks:
quere heut’ den Fluß, die Styx!
Traumgespinste, öd’ und leer;
trunken bin ich jetzt nicht mehr.
Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Gedicht diente als Übungstext (tenarai) für die zeitgenössische Silbenschrift. Es war, ähnlich unseren „a), b), c) …“ auch Zähl- und Einteilungsschema in Literatur und Nachschlagewerken. Diese Verwendung findet man auch heute noch, z. B. in Wörterbüchern bei der Aufzählung von Bedeutungsunterschieden, aber auch zur Nummerierung von anderen Sachen, wie den Sitzplätzen im Theater.
Auch das seit der Edo-Zeit beliebte Iroha-garuta, ein Kartenspiel, bei dem Sprichwörter oder Gedichte zu erraten sind, richtet sich nach diesem Gedicht. Es gibt ein heiteres Zwischenspiel des Nō-Theaters, ein Kyōgen, mit diesem Titel.
Auch die für Webseiten verwendete Formatierungssprache Cascading Style Sheets unterstützt eine Nummerierung gemäß Iroha. Allerdings wird diese von einigen Browsern nicht umgesetzt.
<ol style="list-style-type:hiragana-iroha;">
<li>Punkt 1</li>
<li>Punkt 2</li>
<li>Punkt 3</li>
</ol>
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<ol style="list-style-type:katakana-iroha;">
<li>Punkt 1</li>
<li>Punkt 2</li>
<li>Punkt 3</li>
</ol>
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Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Nihon Bungaku Daijiten (Großes Lexikon der Literatur Japans). Tokyo 1932
- Martin Ramming (Hrsg.): Japan Handbuch. Berlin 1941
- Earl Miner et al.: The Princeton Companion to Classical Japanese Literature. 2. Auflage. Princeton NJ 1983
- Andrew Nathaniel Nelson: The Modern Reader’s Japanese-English Dictionary. Rutland VT et al. diverse Auflagen, dort Appendix 7
- Nihon Kokugo Daijiten (Großes Wörterbuch der Japanischen Landessprache), diverse Auflagen. Tokyo, ISBN 4-09-520001-4 (Stichworte unter iroha)
- Nihon Koten Bungaku Daijiten. Iwanami Shoten, Tokio 1986
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Vgl. Literatur: Ramming, Nelson, Miner
- ↑ Erstmals veröffentlicht in: Friedrich Lederer (Hrsg.): Diskurs über die Wehrhaftigkeit einer Seenation von Hayashi Shihei. München 2003, ISBN 3-89129-686-X, S. 76
- ↑ wobei den „fernen Bergen“ der Fluss der Unterwelt, die Styx beigefügt wurde