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Toxoplasmose: Wie Parasiten uns steuern - [GEO]
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Toxoplasmose: Wie Parasiten uns steuern

Der Erreger der Toxoplasmose macht Mäuse leichtsinnig, um zu seinem Endwirt, der Katze, zu gelangen. Doch auch Menschen sind betroffen - jeder Dritte, glaubt der Evolutionsbiologe Jaroslav Flegr
Infizierte Mäuse verlieren ihre Angst vor Katzen
Infizierte Mäuse verlieren ihre Angst vor Katzen
© Jakob Helbig/cultura/Corbis

Es ist der am weitesten verbreitete Parasit der Welt - Toxoplasma gondii. Jeder dritte Mensch ist mit ihm infiziert. Seine Hauptwirte sind Katzen - und nur in ihnen kann er sich vermehren. Andere Tiere wie Mäuse, Vögel, aber auch Menschen, werden nur als Vehikel benutzt, um von einer Katze zur nächsten zu gelangen.

Wie der Parasit etwa eine Maus zum Zwischenwirt umfunktioniert, das ist schon gespenstisch. Da Mäuse naturgemäß Angst vor Katzen haben, wendet der Parasit einen Trick an, um zum Ziel zu gelangen. Einmal im Körper des Wirtes angelangt, verschanzt er sich in der Leber und im Gehirn seines Opfers, um von dort seinen Terrorfeldzug anzutreten. Infizierte Mäuse fühlen sich nahezu magisch angezogen von Katzen, fliehen vor ihrem Fressfeind nicht, sondern laufen ihm direkt in die Arme. Die britische Parasitologin Joanne Webster konnte dieses Verhalten in einer Studie auch im Labor nachweisen. Der Parasit programmiert seine Wirte auf Selbstmord.

Seit über 15 Jahren forscht der tschechische Evolutionsbiologe Jaroslav Flegr an der Karls-Universität Prag an der Frage, welchen Einfluss eine Infektion mit Toxoplasmose auf den Menschen hat. Ihn interessierte vor allem, ob bei infizierten Menschen ähnliche Verhaltensänderungen wie bei den Mäusen auftreten. In einer großangelegten Versuchsreihe mit mittlerweile zehntausend Probanden zeigte sich, dass sich die Persönlichkeit von mit Toxoplasmose Infizierten tatsächlich verändert. Und je länger die Infektion andauert, desto größer sind offenbar die Veränderungen. Besonders bei Männern beobachtete Flegr eine signifikante Steigerung der Risikobereitschaft - gepaart mit einer Abnahme der Reaktionsfähigkeit. Flegr fand zudem heraus, dass die Wahrscheinlichkeit, in einem Autounfall verwickelt zu werden, für Infizierte mehr als zweieinhalb Mal höher ist. Die Risikobereitschaft seiner Opfer ist für den Parasiten deshalb wichtig, da auch einst der Mensch zu den Beutetieren von Großkatzen gehörte.

Die genauen biochemischen Abläufe, die zu dieser Fernsteuerung führen, sind noch nicht eindeutig geklärt. Nachweisen kann man nur, dass der Testosteronspiegel bei infizierten Männern immens ansteigt, während er bei Frauen im gleichen Maß sinkt.

Flegrs "Manipulations-Hypothese" am Beispiel der Toxoplasmose ist aber kein Einzelfall in der Natur. Das Syphilisbakterium, das bei sexuellen Kontakten übertragen wird, sorgt zum Beispiel dafür, dass sein Wirt sexuell aktiver wird. Um so seine Weiterverbreitung zu sichern. Und der Saugwurm Euhaplorchis californiensis manipuliert Fische so, dass sie an die Oberfläche schwimmen und dort so lange mit Zappeln auf sich aufmerksam machen, bis der Endwirt, ein Vogel, sie bemerkt und frisst.

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