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Protestdiskurs 1967/68
 
Protestdiskurs 1967/68

Protestdiskurs 1967/68

Dieses Wörterbuch ist das Nachschlagewerk zu der im Jahr 2012 erschienenen Untersuchung ‚Aspekte des Demokratiediskurses der späten 1960er Jahre. Konstellationen – Kontexte – Konzepte‘. Es fasst die lexikalisch-semantischen Ergebnisse dieser Untersuchung im Format eines Diskurswörterbuchs zusammen. Die Wortartikel beschreiben diejenigen Wörter nach lexikographischen Prinzipien, die das lexikalische Gerüst des Demokratiediskurses darstellen.

Der Demokratiediskurs der späten 1960er Jahre ist, wie der Schulddiskurs, als sprachgeschichtliches Umbruchphänomen zu bewerten (s. ‚Sprachliche Umbrüche‘). Diese, nach 1945, „zweite sprachliche Zäsur“ (Peter von Polenz) ist jedoch hinsichtlich ihres gesellschaftlich-politischen Bezugs anders zu bewerten als die von 1945. Sprachlicher Umbruch, das zeigt die linguistische Diskursanalyse von 1967/68, setzt nicht unbedingt einen manifesten gesellschaftlichen bzw. politischen Systemwechsel voraus (wie den von der Diktatur zur Demokratie von 1945ff, oder den von der Monarchie zur Demokratiem von 1918/19ff). Auch grundlegende Mentalitätsveränderungen und damit zusammenhängende Änderungen von Verhaltensmaximen und idealen Menschenbildern, Wandel kollektiver gesellschaftlicher Bewertungen und Einstellungen sind Umbruchfaktoren dann, wenn ihre Evidenz groß genug ist, sprachlich repräsentiert zu werden. Das war in den späten 1960er Jahren der Fall, als die intellektuelle und die studentische Linke Partizipationsansprüche einer konsequenten Demokratie für kurze Zeit in hoher kommunikativer Dichte und Intensität erhob. Die Folgen dieser demokratischen Neukonzeptionen prägen seither die Gesellschaften hinsichtlich ihrer Demokratiemodelle, in Bezug etwa auf Teilhabe, auf die Unabhängigkeit von parlamentarischer Politikpraxis, von Anspruch auf gesellschaftliche Mitgestaltung. Die Schlüsselwörter, in deren Bedeutung sich dieser Diskurs verdichtet, sind die lexikalischen Erscheinungen dieses gesellschaftlichen Umbruchs von 1967/68. Das bedeutet natürlich nicht, dass der hier verzeichnete Wortschatz ein neues im deutschen Wortschatz aufgekommenes Vokabular darstellt. Vielmehr handelt es sich um diejenigen lexikalischen Einheiten, die hinsichtlich Frequenz oder Funktion den kritischen Demokratiediskurs der späten 1960er Jahre konstituieren und verdichten. Dieses diskursrelevante Vokabular wird nach den spezifischen lexikographischen Prinzipien eines Diskurswörterbuchs dargestellt und beschrieben.

Heidrun Kämper (2012): Aspekte des Demokratiediskurses der späten 1960er Jahre. Konstellationen – Kontexte – Konzepte. Berlin, Boston: de Gruyter.