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Method-Acting: Wie Film-Schauspieler in Rollen eintauchen - DER SPIEGEL
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Ungewaschen und mit Splittern im Schuh Wie Schauspieler sich auf ihre Rollen vorbereiten

Sie lebten in der Wildnis, schlugen sich oder magerten bis auf die Knochen ab: Um eins mit ihren Rollen zu werden, gingen viele Schauspieler bis zum Äußersten. Manche fanden nach dem Dreh nur schwer zu sich selbst zurück.
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Schlagkräftig: Für die Dreharbeiten zu "Wie ein wilder Stier" aus dem Jahr 1980 trainierte US-Schauspieler Robert De Niro sich zunächst in Top-Form. So sah De Niro nach dem monatelangen Boxtraining aus, in dem er von Jake LaMotta selbst gecoacht wurde, den er im Film porträtieren sollte. Zur Abrundung seiner Ausbildung absolvierte De Niro sogar drei Kämpfe gegen Profi-Boxer. LaMotta schätzte De Niro später als einen der 20 besten Mittelgewichtsboxer der Welt ein. Schon wenig später sah De Niro...

Foto: ddp images/interTOPICS/Retna
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...allerdings gar nicht mehr so sportlich aus. Ebenso schnell, wie er sich sportlich in Form gebracht hatte, futterte er sich anschließend etliche Pfunde an, um den gealterten Jake LaMotta zu verkörpern, der seine Wettkampfform längst verloren hatte. So nahm der Schauspieler 27 Kilo zu, um den Boxchampion auch in dieser Lebensphase akkurat zu verkörpern.

Foto: imago/Adraging Bull
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Kaum ein Schauspieler steht heute für eine so extreme Art des Method-Actings wie Daniel Day-Lewis. Für seine berüchtigte Art, auch in den Drehpausen in der Rolle zu bleiben, wurde Day-Lewis 1989 mit "Mein linker Fuss" bekannt, in dem er die Rolle eines Gelähmten spielte. Die Crew musste ihn damals in einem Rollstuhl über das Set schieben und ihn füttern.

Foto: imago/Entertainment Pictures
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Ruf der Wildnis: Für Michael Manns Epos "Der letzte Mohikaner" (1992) begab Daniel Day-Lews sich schon Monate vor dem Dreh in die Wildnis, um dort zu leben, und aß nur noch Fleisch von Tieren, die er selbst erlegt hatte.

Foto: ddp images
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Seelische Abgründe: Der Oscar für den besten Nebendarsteller in "The Dark Knight" (2008) wurde posthum an Heath Ledger vergeben. Der Schauspieler war an einer versehentlich eingenommenen Medikamentenüberdosis verstorben. Ledger hatte längere Zeit unter Schlaflosigkeit gelitten, auch am Set von "The Dark Knight". Dort ignorierte er Leute, die ihn mit seinem richtigen Namen und nicht als Batman-Schurke Joker ansprachen. Vor dem Dreh hatte Ledger bewusst seine Wohnung kaum mehr verlassen, um das Gefühl der Misanthropie und Isolation hautnah zu erleben, die seine Figur prägen sollten.

Foto: imago
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Echt! Oder? Hatten sie jetzt richtigen Sex oder nicht? Bevor Lars von Triers "Nympomaniac" 2013 in die Kinos kam, gab es immer wieder Gerüchte darüber, die auch Darsteller Shia LaBoeuf nährte. Heute wissen wir: Alles erfunden, beziehungsweise mit Porno-Doubles gedreht und digital durch Computereffekte bearbeitet. Nicht erfunden ist dagegen das Anliegen des Produktionsteams, das LaBoeuf bat, ihm ein Bild seines Penis zu schicken. Und dass LaBoeuf seinerseits von Trier eine Peniskamera vorschlug, damit der Zuschauer "hautnah" beim Akt dabei sein könne. Das war aber selbst für von Trier zu viel des Guten.

Foto: ddp images/Capital Pictures
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Bodybuilding extrem: Das Spiel mit der Transformation des Körpers trieb Christian Bale auf die Spitze. Während er im Jahr 2000 in "American Psycho" noch einen perfekt durchtrainierten Körper präsentiert hatte, magerte er sich vier Jahre später für "Der Maschinist" bis auf die Knochen ab. Ein Jahrzehnt später jedoch...

Foto: imago/Entertainment Pictures
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...formte Bale für einen Dreh abermals seinen Körper um: Für die Rolle des beleibten Trickbetrügers Irving Rosenfeld in "American Hustle" wurde er 2014 für den Oscar nominiert.

Foto: ddp images/Capital Pictures
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Falscher Bruder: Im Transgender-Drama "Boys Don't Cry" (1999) will eine junge Frau ein Mann sein. Zur Vorbereitung dafür lebte Hillary Swank fünf Wochen vor dem Dreh als Mann. Ihren Nachbarn stellte sie sich als Hillarys Bruder James vor; mit engen Bandagen über den Brüsten, Socken im Schritt und einer tieferen Stimme. Nicht nur die Nachbarn nahmen ihr das ab, auch die Academy schätzte ihre Leistung hoch ein und ehrte sie mit einem Oscar.

Foto: imago/United Archives
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Wie im Zoo: Schnoddrig, roh und sexuell aufgeladen gab Marlon Brando 1951 seinen Stanley Kowalski in "Endstation Sehnsucht". Um seine Figur so maskulin wie nur möglich wirken zu lassen, schaute sich Brando Bewegungen von Affen ab. Im amerikanischen Kino hatte man eine solch authentische Darbietung zuvor noch nicht gesehen.

Foto: ddp images
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Krankenhausreif: Sein Leinwanddebüt hatte Marlon Brando erst ein Jahr zuvor in "Die Männer" (1950) gegeben. Schon für diesen Film setzte er sich intensiver als damals üblich mit seiner Figur auseinander. Brando, einen gelähmten Ex-Soldaten spielend, verharrte auch während der Drehpausen im Rollstuhl. Zur Vorbereitung soll der Mime angeblich einen Monat lang in einem Krankenbett in einem Veteranenspital gelegen haben.

Foto: ddp images/interTOPICS/mptv
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Ungewöhnliche Unterbringung: Milos Formans "Einer flog über das Kuckucksnest" (1975) ist einer der wenigen Filme, die alle fünf Oscars in den Hauptkategorien gewinnen konnten. Vielleicht verdankte er es der intensiven Vorbereitung des gesamten Ensembles für ihre Rollen. Wie alle anderen Schauspieler verschwand auch Hauptdarsteller Jack Nicholson nach dem Drehtag nicht im Trailer oder Hotel - übernachtet wurde in der Psychiatrie, zusammen mit echten Patienten.

Foto: ddp images /United Archives
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Schnelle Lernerin: Darstellerin Meryl Streep ist auch deshalb zu einer der außergewöhnlichsten Schauspielerinnen unserer Zeit geworden, weil sie die Fähigkeit hat, sich sehr schnell Kenntnisse anzueignen. Für "Music of the Heart" (1999) übte sie vier Wochen lang jeden Tag sechs Stunden Violine - nur, weil Regisseur Wes Craven ihr einen handgeschriebenen Brief gesendet hatte, in dem er Streep bat, den Part zu übernehmen.

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Voller Einsatz: Beim Dreh zu einer Szene von "Django Unchained" von 2012 schlug Leonardo DiCaprio auf ein richtiges Weinglas und schnitt sich die Hand daran auf. Anstatt die Szene abzubrechen, spielte DiCaprio jedoch einfach weiter. Und nicht nur das: Er scheute nicht einmal davor zurück, sein Blut auf das Gesicht der perplexen Darstellerin Kerry Washington zu schmieren.

Foto: ddp images/Sony Pictures
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Splitter im Schuh: US-Schauspieler Billy Bob Thornton übernahm 1996 in seinem eigenen Autorenfilm "Sling Blade" auch die Hauptrolle des geistig zurückgebliebenen und körperlich unbeholfenen Karl Childers. Um seinen Gang zu verändern, behalf sich Thornton eines Tricks: Er legte Glassplitter in seine Schuhe. Den Oscar erhielt er trotz dieser Mühen nicht für die schauspielerische Leistung, sondern für das beste Drehbuch.

Foto: ddp images /United Archives
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Grundausbildung: Um seine Darsteller für das Weltkriegsdrama "Der Soldat James Ryan" auf den harten Armeealltag vorzubereiten, schickte Regisseur Steven Spielberg seine Darsteller zuerst einmal eine Woche in ein beinhartes Bootcamp der U.S. Army. Das schweißte die Film-"Armee" zusammen. Darsteller Matt Damon jedoch sollte bewusst nicht an der Schinderei teilnehmen, um den Unmut auf ihn zu lenken, der im Film auch seiner Figur entgegenschlägt.

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Jo-Jo-Effekt: Zuerst ließ sich Tom Hanks für den ersten Akt von "Cast Away" (2000) bewusst gehen. Die Szenen wurden gefilmt und die Produktion danach für ein Jahr auf Eis gelegt. In diesem nahm Hanks 23 Kilo ab und ließ sein Haupthaar und den Bart wachsen.

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Folter-Experte: "Versuch es doch mal mit Schauspielern", soll Laurence Olivier zu Dustin Hoffman gesagt haben, als der vor dem Dreh einer Folterszene für "Der Marathon-Mann" (1976) mit Augenringen auf dem Set erschien. Lange Zeit wurde angenommen, Hoffman habe sich bewusst den Schlaf entzogen. Wahr ist: Hoffman hatte sich die vorherigen zwei Nächte ins Partyleben gestürzt, um die Scheidung von seiner ersten Frau zu verdrängen. Umso kompromissloser widmete sich Hoffman nun seiner Rolle: Beim Dreh einer Szene, in der seine Figur ertränkt werden soll, verlangte Hoffman, dass ihn die Schergen so lange wie möglich unter Wasser halten sollten. Nach mehreren Takes musste Hoffman Sauerstoff verabreicht werden.

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Hypernervös und rastlos: So wollte Regisseur Terry Gilliam Brad Pitt 1995 als Patienten einer psychischen Anstalt im Film "12 Monkeys" sehen. Gilliam befürchtete erst, sein Schauspieler könne den Text nicht wie von ihm vorgestellt im überreizten Stakkato aufsagen. Pitt schaffte es aber meisterhaft - weil Gilliam dem damaligen Nachwuchsstar die Zigaretten weggenommen hatte und der Nikotinmangel ihn fast wahnsinnig machte.

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Nase zu: In ihrem Leinwanddebüt "Jungle Fever" von 1991 kam es für Halle Berry nicht infrage, mit einwandfreier Hygiene eine crack-süchtige Prostituierte zu spielen. Konsequent verzichtete Berry also wochenlang darauf, sich zu waschen.

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Der innere Polizist: In Sidney Lumets Kriminalfilm "Serpico" von 1973 spielte Al Pacino einen unkorrumpierbaren Polizisten. Allerdings steigerte er sich geradezu manisch in die Rolle hinein. Einmal machte der Amerikaner abseits des Sets gar Anstalten, einen ihn nervenden Lastwagenfahrer in Gewahrsam zu nehmen. Der Darsteller zeigte Serpicos Polizeiabzeichen und schrie: "Ich bin ein Cop, und Sie sind verhaftet!" Es brauchte einen Moment, bis Pacino realisierte, was er gerade getan hatte, und vom Fahrer abließ.

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Verlust: Wie eine Person spielen, die den Holocaust erlebt hat, wenn sich der Horror jeglicher Vorstellung entzieht? Adrien Brody versuchte auf seine Art, sich der Figur Wladyslaw Szpilman und ihrem harten Leben im Warschauer Getto zu nähern, die im Mittelpunkt von "Der Pianist" (2002) stand. Er verkaufte seine Wohnung und sein Auto, um das Gefühl des Verlustes zu verspüren. Zudem magerte er auf unter 60 Kilogramm Körpergewicht ab.

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Futtern für die Kunst: Um in seinem Regie-Debüt "Pollock" von 2000 den Action-Painting-Maler Jackson Pollock glaubhaft als Alkoholiker zu verkörpern, nahm der eigentlich hagere Ed Harris 14 Kilogramm zu. Damit vollendete der Darsteller sein Herzensprojekt. Der Oscar-Gewinn blieb nichtsdestotrotz der Hauptdarstellerin Marcia Gay Harden überlassen.

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Zweitkarriere: "Schade, dass Joaquin Phoenix nicht hier ist", witzelte David Letterman, als er selbigen vor Kinostart des Films "I'm Still Here" (2010) im Studio hatte. Der Gast war zwar der echte Joaquin Phoenix, aber nicht nur äußerlich war der "Walk the Line"-Star kaum wiederzuerkennen. Er murmelte und stammelte und gab an, nicht mehr schauspielern, dafür aber eine Rap-Karriere einschlagen zu wollen. Monatelang spielte Phoenix den Medien etwas vor. Mit "I'm still Here", einer fiktiven Dokumentation über einen Rapper-Karriereversuch von Joaquin Phoenix, deckte sich der Schwindel dann auf.

Foto: ddp images/Capital Pictures
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Martyrium: Acht Jahre war die Österreicherin Natascha Kampusch eine Gefangene des Nachrichtentechnikers Wolfgang Priklopil gewesen. Um in dem Film "3096 Tage" (2013) den Raubbau am Körper der Gepeinigten akkurat zu zeigen, hungerte sich die ohnehin schon zierliche Darstellerin Antonia Campbell-Hughes um weitere 18 Kilogramm herunter. "Es war von Anfang an klar, dass ich so leiden würde, wie sie es tat", wagte Campbell-Hughes im Juni 2012 im Gespräch mit dem "London Evening Standard" einen etwas fragwürdigen Vergleich.

Foto: Eamonn McCormack/ Getty Images
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Forschungssuff: Mit der Hauptrolle in "Leaving Las Vegas" (1995) gewann Nicolas Cage seinen ersten Oscar. Als lebensmüder Schriftsteller Ben Sanderson musste er darin praktisch den ganzen Film hindurch betrunken agieren. Cage ging dafür vor den Dreharbeiten ein Selbststudium ein: Er betrank sich und filmte sich dabei selbst, um danach Bewegungen und Sprache genau imitieren zu können.

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