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Grotesker Familienzwist: Lesbische Enkelin kämpft um IBM-Erbe - DER SPIEGEL
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Grotesker Familienzwist Lesbische Enkelin kämpft um IBM-Erbe

Kinoreifer Familienzwist: Als Ehen zwischen Homosexuellen noch undenkbar waren, traf die lesbische Enkelin des IBM-Gründers Watson eine ungewöhnliche Entscheidung. Sie adoptierte ihre Freundin. Ein Paar sind die beiden nicht mehr - doch die Adoptivtochter verlangt ihren Erbanteil.

New York - Unzertrennlich waren Olive Watson und Patricia Spado in den 14 Jahren, die ihre Liebesgeschichte dauerte. So berichten es zumindest mehrere US-Medien. Nur fünf Nächte hätten die beiden in all den Jahren getrennt verbracht. Ihre Winter verlebten sie in New York, die Sommer im Ferienhaus in Maine. Das Geld sei auf ein gemeinsames Bankkonto geflossen. Und weil die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern damals undenkbar war, entschloss sich Watson zu einem ungewöhnlichen Schritt: Sie adoptierte ihre Freundin. Die war damals zwar schon 42 und damit sogar ein Jahr älter als Watson - doch ein Richter segnete das Mutter-Tochter-Verhältnis 1991 dennoch ab.

Ein ungewöhnliches Arrangement, das wahrscheinlich inzwischen trotzdem weitgehend vergessen wäre, hätte es nicht zu einem bizarren Erbstreit geführt: Denn Olive Watson ist die Enkelin des Gründers von IBM und Tochter von Thomas J. Watson Jr., der das Unternehmen zum Computerriesen gepäppelt hatte. Zur Zeit der Adoption wurde das Vermögen von Olive Watson auf rund zehn Millionen Dollar geschätzt.

Ein Jahr, nachdem das Mutter-Tochter-Verhältnis rechtlich gültig wurde, trennten sich Watson und Spado. Watson zahlte 500.000 Dollar, Spado verzichtete im Gegenzug auf weiteren Besitzanspruch. Inzwischen hat sie es sich anders überlegt. Als es nach dem Tod von Thomas J. Watson an die Frage des Erbes ging, meldete sich Spado zurück. Als Enkelin. Sie wollte am Familienerbe beteiligt werden.

Thomas J. Watson III. war empört - und klagte erfolgreich vor einem Gericht in Connecticut. Der Richter erklärte, Spado sei nie als Enkelin des Hauses anerkannt worden. Spado legte Berufung gegen die Gerichtsentscheidung in Connecticut ein. Dabei wusste Watson Jr. bis zu seinem Tod gar nicht, dass er de jure eine Enkelin bekommen hatte.

Doch Watson III will auf Nummer sicher gehen: Vor einem Gericht in Maine will er jetzt die Annullierung der Adoption durchzusetzen. Das Argument: Der Richter, der sie erlaubt hatte, habe nichts von der Liebesbeziehung der beiden Frauen gewusst.

Der ungewöhnliche Familienkrach bewegt nicht nur die Famile Watson - neben Klatsch-begeisterten US-Amerikanern kommentieren auch Homosexuellen-Verbände den Fall intensiv. Immerhin ist er in der Diskussion um die Legalisierung der Ehe zwischen Homosexuellen hoch aktuell. Die seltsame Adoptionsgeschichte zeige, wie weit gleichgeschlechtliche Partner gingen, um sich gegenseitig die gleichen finanziellen Ansprüche zuzusichern wie sie heterosexuelle Eheleute haben.

ase