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Philipp Rösler über seine neue Rolle beim Weltwirtschaftsforum - DER SPIEGEL
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Philipp Rösler in neuer Mission "Ich freue mich, die Kanzlerin zu sehen"

Ein Dreivierteljahr nach seiner verheerenden Wahlniederlage kehrt Philipp Rösler ins Kanzleramt zurück - als Vertreter des Weltwirtschaftsforums. Im Interview erklärt der FDP-Politiker seine neue Rolle und sagt, warum er heute vor sozialer Ungleichheit warnt.
Ex-Politiker Rösler:

Ex-Politiker Rösler: "In fünf Wochen einmal um die Welt gereist"

Foto: © Thomas Peter / Reuters/ REUTERS
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SPIEGEL ONLINE: Herr Rösler, Sie sind am Mittwoch mit einer internationalen Delegation des Weltwirtschaftsforums bei Angela Merkel. Stimmt Sie der Besuch im Bundeskanzleramt wehmütig?

Rösler: Ich freue mich, die Kanzlerin und andere frühere Kollegen zu sehen. Wir sind auf ihre Einladung mit einer sehr hochkarätigen Wirtschaftsdelegation da.

SPIEGEL ONLINE: Und worüber werden Sie sprechen?

Rösler: Die mitreisenden Unternehmer wollen unter anderem mehr über die Energiewende erfahren, die wird weltweit beachtet. Und wir haben einen neuen Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit der EU dabei, der auch Empfehlungen an Deutschland enthält.

SPIEGEL ONLINE: Ist es nicht seltsam, ihrer früheren Regierungspartnerin jetzt Ratschläge zu erteilen?

Rösler: Ich bin in einer neuen Rolle da. Mein Ziel ist es, Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und internationale Organisationen zusammenzubringen, um Lösungen für anstehende Herausforderungen zu finden. Genau das machen wir heute.

SPIEGEL ONLINE: Was ist in dieser neuen Rolle denn der größte Unterschied zum Politikerleben?

Rösler: Ich bin jetzt weltweit für alle Regierungskontakte und regionalen Aktivitäten des Weltwirtschaftsforums zuständig und deshalb deutlich mehr unterwegs als vorher. Allein in den vergangenen fünf Wochen bin ich einmal um die Welt geflogen.

SPIEGEL ONLINE: In dem Bericht mahnen Sie an, die EU-Länder sollten weiter in ihre Wettbewerbsfähigkeit investieren. Ist das für die Südeuropäer angesichts ihrer Haushaltskrisen nicht unmöglich?

Rösler: Der Sparkurs hat bereits große Fortschritte gebracht. Und Investitionen können unter anderem auch aus EU-Mitteln stammen. Die fließen jetzt schon in digitale Infrastruktur, die für alle Branchen besonders wichtig ist.

SPIEGEL ONLINE: Dem Bericht zufolge bietet die EU im Vergleich zu den USA zwar weniger gute Bedingungen für Unternehmen, hat dafür aber einen höheren sozialen Zusammenhalt. Kann man möglicherweise nicht beides in gleichem Maße haben?

Rösler: Wir glauben, dass beides zusammengehört: Intelligentes Wachstum bringt mehr Arbeitsplätze für alle.

SPIEGEL ONLINE: Selbst dem wirtschaftlich erfolgreichen Deutschland bescheinigt die Industrieländerorganisation OECD aber inzwischen eine bedenkliche Kluft bei den Vermögen. Einen Armutsbericht, der zum selben Befund kam, haben sie als Wirtschaftsminister einst entschärfen lassen. War das ein Fehler?

Rösler: Nein, denn es ging nicht um eine Entschärfung, sondern um die unterschiedliche Wertung von Zahlen. Als Weltwirtschaftsforum legen wir Wert darauf, dass vom Wachstum möglichst viele Menschen profitieren. Das galt damals und das gilt auch noch heute.

SPIEGEL ONLINE: Sie wollen mit Angela Merkel auch über Deutschlands Präsidentschaft bei der Industrieländergruppe G7 im kommenden Jahr sprechen. Bundespräsident Joachim Gauck hat gerade wieder gefordert, Deutschland müsse international mehr Verantwortung übernehmen. Gilt das auch für die Wirtschaftspolitik?

Rösler: Ich stelle auf meinen Reisen jedenfalls fest, dass der Respekt vor der deutschen Wirtschaft groß ist. Der "German Mittelstand" ist weltweit ein Begriff. Deutsche Produkte und Dienstleistungen besitzen schon heute großes Ansehen und sind sehr gefragt.

SPIEGEL ONLINE: Sollte Deutschland diese wirtschaftliche Stärke im Ukraine-Konflikt auch für Sanktionen gegen Russland nutzen? Selbst die deutsche Industrie würde das inzwischen grundsätzlich unterstützen.

Rösler: Wichtig für die Menschen in der Ukraine ist es, dass es schnell zu einer Entschärfung der derzeitigen Situation kommt. Über mögliche Sanktionen muss aber die Politik entscheiden - und die vertrete ich nicht mehr.