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Schulddiskurs 1945-1955 : "geheim"
 
Schulddiskurs 1945–55
geheim
geheim halten · Geheimhaltung · insgeheim · Geheimnis · Geheimnissorgfalt
Täterdiskurs

Mit diesen Bezeichnungen drücken Täter im Zusammenhang mit ihren Selbstfreisprechungen aus, dass sie keine Möglichkeit gehabt hätten, auf Verbrechen Einfluss zu nehmen und sie zu verhindern. Geheim im Sinn von '(vor mir) (absichtlich) verborgen gehalten, (mir) (absichtlich) nicht bekannt gegeben' hat also rechtfertigende, Schuld abweisende Funktion: diese Sachen wurden vor mir geheimgehalten (s. Göring 1945, Nürnberger Prozess IX, S. 674f.; Dietrich 1955, S. 28). Gleichzeitig nehmen die Täter (explizit) Bezug auf verantwortliche Handlungsbeteiligte, wie Hitler, Himmler, kleiner Kreis (von Helfershelfern), von denen sie sich selbst damit ausdrücklich ausschließen: Himmler hat diese Sachen außerordentlich geheimgehalten, dieses Geheimnis trug Hitler allein in seiner Brust (s. Göring 1945, Nürnberger Prozess IX, S. 674f.; Frank 1945/46, S. 410; Fritzsche 1946, S. 463).

Belege (7)
 
gerade deshalb, weil das so war, wurden diese Sachen [Vorgänge in den Konzentrationslagern] vor mir geheimgehalten. .. Das spricht auch dafür, daß Himmler diese Sachen außerordentlich geheimgehalten hat. Es sind uns niemals Zahlen oder irgend etwas in dieser Richtung zugestellt worden. (Göring 1945, Nürnberger Prozess IX, S. 674f.)
 
Gegenüber dem Befehl der Judenvertilgung bestand rigoroseste, technisch-methodisch diffizilste Geheimnissorgfalt, so daß tatsächlich über das ganze grauenvolle Geschehen ein hermetisch geschlossener Ring gezogen werden konnte. .. Hitler und Himmler haben niemals, auch vertraulich nicht, mit irgendeinem von uns Nichteingeweihten darüber gesprochen. (Frank 1945/46, S. 393f.)
 
ich [wurde] als Generalgouverneur von Hitler in grausamster Weise, meinen vierzehn Rücktrittsgesuchen zum Trotz, selbst dann auszuharren gezwungen .., als ich 1942 aus meinen sämtlichen Ämtern in Reich und Partei cum infamia entlassen wurde. Hitler wußte, warum er mir das antat. Das Amt in Krakau war seine Verfluchung, seine Rache gegen mich. Er wußte ja, was in Treblinka und an anderen Orten vor sich ging. Und wußte, was er mir und meinem Namen damit allein insgeheim aufbürdete. (Frank 1945/46, S. 404)
 
Den Plan der Ausrottung des jüdischen Volkes .. dieses Geheimnis [trug Hitler] allein in seiner Brust. (Frank 1945/46, S. 410)
 
das Unglück liegt ja gerade in der Tatsache, daß ich alle diese Thesen nicht vertrat, nach denen Hitler mit einem kleinen Kreis von Helfershelfern insgeheim handelte. (Fritzsche 1946, S. 463)
 
Was über den rein kriegerischen Zweck des Krieges hinaus auf russischem Boden geschehen ist, fällt der Wehrmacht nicht zur Last. Es ist ohne unser Wissen und Zutun geschehen. Keiner der Angeklagten hat etwas von dem Geheimen Führerbefehl und dem organisierten Massenmord durch die Einsatzgruppen, die uns nicht unterstellt waren, gewusst. (Leeb 1950, S. 338)
 
Das war der Gang der Dinge, den ich bei weniger wichtigen Entscheidungen oft mit anhörte, bei den wichtigen und geheimen wird es wohl nicht anders gewesen sein. (Dietrich 1955, S. 28)