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Schulddiskurs 1945-1955 : "Winkel"
 
Schulddiskurs 1945–55
Winkel
Opferdiskurs

Häftlinge in Konzentrationslagern haben unterschiedliche Status, je nach bestimmten Eigenschaften, die die Nationalsozialisten als Begründung für Diskriminierung und Mord vorgaben. Einen solchen Status bezeichnen z. B. Bibelforscher, Juden, Homosexuelle, Zigeuner, BVer, i. e. 'Berufsverbrecher', eigentlich 'befristete Vorbeugungshäftlinge', "woraus, unter Verwendung der gleichen Anfangsbuchstaben, die Bezeichnung 'Berufsverbrecher' geworden ist" ( Kogon 1946a , S. 68). Diese Personenbezeichnungen sind gleichsam die Heterostereotype der Täter und werden in den Opferberichten gleichzeitig als Autostereotype verwendet.

Repräsentiert werden diese Status durch den Winkel in der Bedeutung 'farbiges Stück Stoff, das an die Kleidung von KZ-Häftlingen genäht war und dessen Farbe (und ggf. Buchstaben) die Häftlinge in Kategorien ordneten, die den Grund ihrer Haft bezeichneten'. Winkel als "Geheimzeichen" des Konzentrationslagers ( Vermehren 1946 , S. 14) schaffen ein wohldurchdachtes Klassensystem, das die gesellschaftliche Wirklichkeit umkehrt. Daher verleiht eine Kategorie, deren Farbbezeichnung häufig substantiviert wird (Rote, Grüne usw.), einem Häftling den Status innerhalb der Hierarchie der KZ-Häftlinge.

Vgl. Winterfeldt 1968 , S. 140f.

Belege (3)
 
Etwa ein Viertel der .. Insassen des Lagers trug den roten Winkel der politischen Häftlinge. Sie stellten die eigentliche Klasse der "Staatsfeinde" und bestanden zu 80 Prozent aus Kommunisten. Die übrige Gesellschaft war mehr als gemischt. Vom harmlosen Bettler bis zum gemeingefährlichen Strolch trugen sie den schwarzen Winkel der Asozialen. Die zahlreichen Juden waren gekennzeichnet durch den gelben Zionsstern mit den Unterscheidungen in politische und asoziale Häftlinge. Die besonders gehaßten Bibelforscher, etwa 400 durchweg aufrechte Menschen und willensstarke Charaktere, hatten den violetten Winkel. Dazu kamen noch die kleineren Gruppen der Zigeuner (brauner Winkel), Polen (brauner Winkel mit P), Homosexuellen (rosaroter Winkel), Emigranten (blauer Winkel), ehemaligen Mitglieder der SS (roter Winkel auf beiden Seiten der Bluse) und der Berufsverbrecher (grüner Winkel). (Steinwender 1946, S. 19)
 
Die SS scheute .. nicht davor zurück, Berufsverbrechern den roten Winkel der politischen zu geben. .. Umgekehrt sind Fälle vorgekommen, in denen politische Gefangene, die nach Verbüßung ihrer infolge politischer Handlungen erhaltenen Strafen, nach Buchenwald kamen und den grünen Winkel der Berufsverbrecher erhielten, um sie dadurch in den Augen der politischen Häftlinge herabzusetzen und Zwietracht unter ihnen zu säen. (Eiden 1946, S. 220)
 
die Mehrzahl der Prominenten in Auschwitz trug grüne Winkel - sie waren also Verbrecher. Natürlich hatte die SS sie mit Absicht zu unseren Herrschern gemacht. Wer anders sonst als dieser Menschenschlag, - Einbrecher, Räuber, Totschläger und selbst Raubmörder, zum Tode verurteilt und zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt - hätte die viehischen Grausamkeiten verüben können, die sie begingen? Politische Häftlinge, die fast alle aus idealen Gründen im K.Z. waren, hätten sich .. kaum dazu hergegeben. (Klieger 1958, S. 40)