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Ukraine-Krieg: Nobelpreisträger Dmitri Muratow hält Propaganda für Einsatz von Atomwaffen für gefährlich - DER SPIEGEL
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Drohung mit Atomwaffen Nobelpreisträger Muratow hält russische Propaganda für gefährlich

Bluffen Putin und Lawrow, wenn sie mit Nuklearwaffen drohen? Friedensnobelpreisträger Muratow warnt davor, ihre Aussagen abzutun. Die Bevölkerung werde systematisch auf einen möglichen Einsatz vorbereitet.
Friedensnobelpreisträger Muratow beim Tag der Internationalen Pressefreiheit in Genf

Friedensnobelpreisträger Muratow beim Tag der Internationalen Pressefreiheit in Genf

Foto: Salvatore Di Nolfi / dpa

Der russische Journalist und Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow hat davor gewarnt, die russische Propaganda über einen Atomwaffeneinsatz in der Ukraine auf die leichte Schulter zu nehmen. »Ich würde die Möglichkeit nicht ausschließen, dass Atomwaffen eingesetzt werden«, sagte Muratow am Dienstag bei einer Veranstaltung zum Internationalen Tag der Pressefreiheit vor Journalisten in Genf.

Ziel der derzeitigen Propaganda des Kreml sei es, den Einsatz von Atomwaffen für die russische Öffentlichkeit akzeptabler zu machen, warnte der Chefradakteur der unabhängigen Zeitung »Nowaja Gaseta« weiter. »Schon seit zwei Wochen hören wir von unseren Fernsehsendern, dass die Atomsilos geöffnet werden sollten«, sagte er. »Und wir hören auch, dass diese schrecklichen Waffen eingesetzt werden sollten, wenn die Waffenlieferungen an die Ukraine fortgesetzt werden.«

Im Gegensatz zu den Behauptungen der Propaganda würde der Einsatz solcher Waffen »nicht das Ende des Krieges bedeuten«, sagte Muratow: »Es wäre das Ende der Menschheit«.

Als die beängstigendste Entwicklung in Russland bezeichnete Muratow die »absolute, uneingeschränkte« Macht von Präsident Wladimir Putin. Sollte Putin den Einsatz von Atomwaffen beschließen, »kann ihn niemand aufhalten ... weder das Parlament, noch die Zivilgesellschaft, noch die Öffentlichkeit«.

Muratow war wegen seiner Verdienste um die Meinungsfreiheit im vergangenen Jahr gemeinsam mit der philippinischen Journalistin Maria Ressa mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Ende März musste seine Zeitung ihr Erscheinen einstellen, nachdem sie von den Behörden wegen ihrer Berichterstattung über die russische Invasion in der Ukraine mehrfach verwarnt worden war.

Russische Medien waren nach dem Einmarsch in die Ukraine angewiesen worden, nur offizielle Informationen der russischen Behörden für ihre Berichterstattung zu verwenden. Begriffe wie »Angriff« oder »Invasion« im Zusammenhang mit dem Einmarsch in die Ukraine sind verboten. Die Behörden stellen den Angriffskrieg auf die Ukraine lediglich als »Sondereinsatz« des Militärs und Friedensmission zum Schutz russischsprachiger Ukrainer dar.

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oka/AFP

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