VW ID. Buzz Alpincamper im Test Das Bett-Küche-Akku-Auto
Niko Bünten, Videojournalist:
»Jürgen, Eis bei diesen Temperaturen? Ist dir noch nicht kalt genug?«
Jürgen Pander, DER SPIEGEL:
»Niko, nun übertreib mal nicht. Es ist zwar kalt, deswegen trage ich auch Mütze und Schal, aber wir haben es heute mit einem echten Sommer-Sonne-Urlaubs-Auto zu tun. Und darauf wollte ich mich schon mal einstimmen. Wir drehen eine Runde mit dem VW ID. Buzz von Alpincamper. Der elektrische VW ID. Buzz soll optisch an den VW T1 Bulli erinnern, der 1950 auf den Markt kam. Und noch im gleichen Jahr brachte die Firma Westfalia für den Bulli eine Campingbox auf den Markt. Damit begann die Karriere des Modells, das heute als Campervan Kultstatus genießt.
Diese Erfolgsstory würde VW gerne mit dem elektrischen ID. Buzz fortsetzen. Allerdings wird es noch zwei bis drei Jahre dauern, bis die Campingausführung von VW auf den Markt kommt. Einige Ausbauer sind da deutlich schneller. Zum Beispiel die Firma Alpincamper aus dem oberbayerischen Lenggries. Die stellte vor etwa einem Jahr einen Prototyp vor, einen Campingausbau auf Basis des ID. Buzz Cargo. Inzwischen werden diese Autos in Kleinserie gebaut, mehr als zehn sind schon produziert, die meisten davon auch ausgeliefert. Eines davon haben wir hier, um es heute kennenzulernen. Wir schauen uns erst mal das Äußere an und Niko, komm doch mal mit auf die andere Seite.
Die Basis des Mini-Campers ist der VW ID. Buzz Cargo, allerdings ergänzt um zwei Seitenscheiben hier und auf der anderen Seite in der seitlichen Schiebetür und einer Heckscheibe in der hinteren Klappe. Außerdem gibt es hier noch eine Klappe, nämlich die für den Landstromanschluss. Des Weiteren haben wir auf dem Dach hier vorne ein Solarmodul mit einer Leistung von 110 Watt, das den Wohnbereich mit elektrischer Energie versorgt. Und es gibt ein Aufstelldach von Remo, das wir gleich öffnen werden, wenn wir uns drinnen umschauen. Von außen wirkt das Aufstelldach ja ein bisschen klein, von innen aber ist es richtig geräumig und vor allen Dingen: Es ermöglicht eine Stehhöhe von gut 1,80 Meter. Man kann hier drinnen zwar keinen Frühsport machen, aber immerhin kann man sich normal und ordentlich umziehen und ein bisschen strecken geht auch. Außerdem bringt das Dach Licht hier in den Innenraum. Es gibt nämlich drei Fenster und die lassen sich öffnen und es gibt Fliegengitter. Also auf Wunsch bringt es auch Frischluft hier rein. Außerdem gibt es hier eine schicke LED-Rundumbeleuchtung.
Wenn man sich ein bisschen umschaut hier drinnen, dann merkt man, dass die Spezialisten von Alpincamper sich vom Retrodesign des äußeren ID. Buzz haben inspirieren lassen. Erkennbar ist es beispielsweise an diesen Nierentisch-artig gerundeten Möbeln, an den grob-karierten Polsterbezügen oder an diesen pastellgrünen Oberflächen. Bleiben wir vielleicht gleich mal hier beim Küchenblock und schauen uns den genauer an. Es gibt hier eine Verlängerung der Arbeitsplatte. Hier haben wir ein Induktionskochfeld und noch weiter hinten eine Edelstahlspüle und hier einen hübschen Wasserhahn, der mit einer elektrischen Druckwasserpumpe funktioniert. Die Wasserversorgung, die wird über zwei Kanister sichergestellt. Die befinden sich hier unten. Jeweils zwölf Liter. Einer für Frischwasser, einer für Abwasser. Und ein bisschen Platz für Getränke oder Lebensmittel ist daneben auch noch. Weiter oben gibt es weitere Staufächer für Lebensmittel oder Küchenutensilien. Und hier oben haben wir auch noch ein Regal für Marmeladengläser, Gewürze und vor allen Dingen für eine gute Stimmung, denn es ist hübsch indirekt beleuchtet.
Was man am Küchenblock auch ganz gut erkennen kann, ist die Art des Möbelbaus. Die Möbel hier bestehen aus Birkenleichtsperrholz, 1,5 Zentimeter dick und oben sind die mit Laminat beschichtet. Das Laminat ist wasser und kratzfest. Und das gibt es nicht nur in einem Eichenfurnierdesign und Pastellgrün, sondern auch in zahlreichen anderen Farben und Oberflächen. Die Wände, auch das trägt zur Wohnlichkeit hier drinnen bei, sind mit Filz bezogen und zwischen der Außenhaut, also dem Blech und dem inneren Filz, da ist eine – je nachdem – zwei bis sechs Zentimeter dicke Isolierung angebracht und zwar aus dem Kautschuk Material Armaflex.
Schauen wir uns hier mal auf der linken Seite genauer um. Da haben wir zunächst mal eine Längssitzbank zum Lümmeln, Sitzen, Hinlegen. Und unter dieser Sitzbank gibt es zwei große Stauschubladen. Hier hinten, die hier mache ich mal auf. Da passt also ganz schön was rein. Und daneben, gut zu erreichen auch von der Schiebetür, ein 20 Liter großes Kühlfach. Oberhalb haben wir hier noch mal eine kleine Ablagekonsole. Darüber sieht man das in den beiden Seitenscheiben noch mal Ausstellfenster eingelassen sind, die auch mit einem Fliegengitter verschlossen werden können. Weiter hinten lässt sich hier eine Art Energiepilz ausfahren. Der hat drei 230-Volt-Anschlüsse und noch mal zusätzlich zu einigen anderen zwei USB-Anschlüsse. Die 230-Volt-Anschlüsse funktionieren allerdings nur, wenn der Wagen an Landstrom angeschlossen ist. Weiter hinten haben wir eine Leselampe.
Und hier schließlich noch einen Schalter für die ausklappbare Anhängerkupplung. Der ID. Buzz von Alpincamper darf nämlich bis zu 1.000 Kilogramm gebremst und 750 Kilogramm ungebremst ins Schlepp nehmen. Die Stützlast beträgt 75 Kilogramm. Ein ziemlich enger Wohnraum oder ein wunderbar kuscheliger Urlaubs-Kokon. Das ist vor allem Ansichtssache und eine Sache des Anspruchs. Was Alpincamper hier auf jeden Fall gelingt, ist die raffinierte Kombination von Hightech und Camping-Minimalismus. Es ist alles da, was man braucht. Alles sieht gut aus und es ist kein Schnickschnack oder irgendwelches »zu viel«.
Ziemlich clever gelöst ist übrigens auch die Bettkonstruktion. Ich mache mir hier ein bisschen Platz. Dann schauen wir uns das mal an. Um das Bett aufzubauen, muss nämlich nur dieser Sicherungssplint gelöst werden. Den legen wir mal hierher, und dann kann der Matratzenunterbau wie eine Schublade herausgezogen werden. Dann muss man nur noch die drei Kaltschaummatratzen-Teile zurecht puzzeln und schon hat man eine Liegefläche von 1,95 Meter Länge und 1,20 Meter Breite. Und natürlich lässt es sich hier hinten rundum verdunkeln. Durch diese Vorhänge und auch nach vorne zur Fahrkabine gibt es Vorhänge und eine Verdunkelung. Oh ja, es ist richtig gemütlich hier hinten, Niko.«
Niko Bünten, Videojournalist:
»Ach ja?«
Jürgen Pander, DER SPIEGEL:
»Ja, so kann man es aushalten. Was muss man noch wissen? Auf jeden Fall, wie das mit der Stromversorgung funktioniert. Der ID. Buzz Ist zwar ein Elektrovan mit mächtiger Batterie, doch die steht ausschließlich für den Antrieb zur Verfügung und kann nicht für andere Zwecke angezapft werden. Alles, was den Wohnraum mit elektrischer Energie versorgt, ist separat geregelt und sitzt hier hinter dieser Klappe. Da gibt es auch noch mal eine extra Zwölf-Volt-Batterie mit einer Kapazität von 100 Ampere-Stunden. Geladen werden kann die über das Solarmodul auf dem Dach oder den Landstromanschluss an der Außenseite. Aber der wiederum hat nichts mit der Fahrbatterie zu tun. Fahren ist aber ein sehr gutes Stichwort, denn wir drehen jetzt endlich eine Runde mit dem Alpincamper.
Den VW ID. Buzz haben wir schon mal getestet, deswegen können wir uns kurz fassen. Der ID. Buzz Cargo mit dem Ausbau von Alpincamper ist ein komfortables Reisemobil. Es ist kompakt, ausreichend motorisiert und sehr leise. Aus dem Wohnbereich dringen keinerlei Knarz- oder Knister-Geräusche. Und mit einer realen Reichweite von etwa 330 bis 350 Kilometern ist der Wagen auch für lässige Roadtrips durchaus gut geeignet, zumal sich der Akku mit bis zu 170 Kilowatt Gleichstrom laden lässt. Das bedeutet: Im Idealfall ist die Batterie nach 30 Minuten wieder von 10 auf 80 Prozent gefüllt. Wem dieses Modell ein bisschen zu eng, zu klein ist, der kann warten auf den ID. Buzz mit längerem Radstand. Der kommt noch in diesem Jahr auf den Markt. Wie auch eine Variante mit Allradantrieb namens GTX.
Gut gefallen uns am ID. Buzz Alpincamper. Die solide und schicke Einrichtung, die stimmungsvolle Beleuchtung im Wohnbereich und die Grundidee eines Elektro-Camper-Vans.
Minuspunkte sind, dass es hinten keinen Tisch gibt, an dem man sich anständig zum Essen hinsetzen kann. Dann die Tatsache, dass wenn man ebenso einen Tisch und zwei Campingstühle einpackt, das mit dem Stauraum ziemlich eng wird. Und der Preis, der das Urlaubsbudget mehrerer Jahre sprengen dürfte.«
Niko Bünten, Videojournalist:
»Was kostet der denn?«
Jürgen Pander, DER SPIEGEL:
»Den ID. Buzz Cargo gibt es bei VW ab 60.000 Euro. Den Komplettausbau von Alpincamper gibt es ab 80.000 Euro. Und unser Testmodell mit einigen Extras kostet 89.990 Euro. Ganz ehrlich: Da läuft es einem, mit oder ohne Eis, erst mal kalt den Rücken runter.«
Niko Bünten, Videojournalist:
»Stimmt.«