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AiP wird abgeschafft: Schluss mit der Ausbeutung junger Ärzte - DER SPIEGEL
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AiP wird abgeschafft Schluss mit der Ausbeutung junger Ärzte

Den Kliniken bescherte der AiP günstige Arbeitskräfte, für junge Mediziner ist es bisher ein ungeliebter Durchlauferhitzer mit langen Arbeitszeiten zu Dumping-Löhnen: Die Ausbildungsstation "Arzt im Praktikum" wird im nächsten Jahr abgeschafft. Künftig erhalten Medizin-Absolventen mehr Geld.

Die Krankenhäuser, Medizinfakultäten und junge Ärzte befinden sich derzeit in einer kuriosen Situation: Der Run auf das Medizinstudium ist ungebrochen, Abiturienten drängeln sich wie selten zuvor bei der ZVS, um einen der Studienplätze zu ergattern. Zugleich aber schlagen die Ärzteverbände und Kliniken Alarm, weil ihnen der Nachwuchs wegbricht - viele Stellen können derzeit nicht besetzt werden.

Bisher wurden Medizin-Absolventen nach dem Studium 18 Monate lang "Arzt im Praktikum", zu kümmerlichen Löhnen und mit langen Arbeitszeiten. Zum 1. Oktober 2004 jedoch soll das AiP abgeschafft werden. Am Mittwoch machte das Bundeskabinett dafür den Weg frei, als es einem Paket zur Novellierung der Bundesärzteordnung und anderer Gesetze zustimmte. Junge Mediziner sollen künftig direkt nach ihrem Studium mit der Weiterbildung zum Facharzt beginnen können und dann wie Assistenzärzte bezahlt werden, die derzeit knapp 3000 Euro brutto monatlich erhalten.

"Dadurch werden der Arztberuf insgesamt und der Arbeitsplatz Krankenhaus wieder attraktiver", begründete Bundessozialministerin Ulla Schmidt (SPD) den Schritt. Die neue Approbationsordnung mache die Ausbildung der Ärzte praxisnäher, der AiP sei nicht mehr notwendig.

Bisher lag die AiP-Bezahlung nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft zwischen 1057 und 1323 Euro brutto im Monat. Eine Übergangsregelung sieht aber vor, dass auch jene Mediziner, die zum Stichtag noch ihre AiP-Phase absolvieren, finanziell mit den Assistenzärzten gleichgestellt werden.

Junge Mediziner hatten das 1988 eingeführte Modell von Anfang an auch wegen seiner Dauer von 18 Monaten heftig kritisiert. "Mit der Abschaffung des AiP beugen wir auch der Tendenz eines Ärztemangels insbesondere an den Krankenhäusern vor", sagte Ministerin Ulla Schmidt.

Nach Auffassung des Marbruger Bundes ist es höchste Zeit, den AiP abzuschaffen. Die Pflichtzeit für junge Mediziner habe sich im Laufe der Zeit "zu einer reinen Ausbeutungsphase" gewandelt, die zum Ärztemangel in den Krankenhäusern entscheidend beigetragen habe, sagte der Vorsitzende Frank Ulrich Montgomery. Die Bezahlung junger Mediziner und Assistenzärzte sei nach wie vor "anachronistisch".

Trotz der Approbations-Novelle sollen Medizinstudenten, die ihr Examen bis zum 30. September 2004 ihr Examen ablegen, weiterhin die 18-monatige AiP-Zeit absolvieren. Frank Ulrich Montgomery hält das für unnötig und forderte eine sofortige Änderung der Ausbildung.


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