Im Test: Toyota Prius Eine Ikone, neu erfunden
Jürgen Pander, Ressort Mobilität
Moin Niko, jetzt nicht daddeln. Wir wollen ein Video drehen. Ich daddel nicht, ich bereite mich schon vor. Das ist ein Spieleklassiker von 1997 aus Japan. Tamagotchi. Ah, das passt allerdings perfekt, denn das Auto, mit dem wir heute zu tun haben, ist auch ein Klassiker. Kommt auch aus Japan und stammt ursprünglich auch aus dem Jahr 1997. Damals löste der Wagen still und leise eine Revolution in der Autowelt aus. Er war nämlich das erste Großserienmodell mit Hybridantrieb. Und er bewies, dass diese Technik tatsächlich Verbrauch und Schadstoffausstoß deutlich senken kann. So, jetzt legst Du das Tamagotchi mal weg, denn wir drehen eine Runde mit dem neuen Toyota Prius. Wir schauen uns das Auto erst mal von außen an! Die Baureihe Prius kam, wie schon erwähnt, 1997 zum ersten Mal auf den Markt und seither wurden mehr als 5 Millionen Exemplare dieses Typs weltweit verkauft. Die neue fünfte Generation wurde 2022 vorgestellt und sie ist seit wenigen Monaten auch in Deutschland auf dem Markt. Es gibt den Wagen in der neuen Variante nur noch mit Plug-in-Hybridantrieb, also mit Benzinmotor, E-Maschine und einem Akku, der per Ladekabel nachgeladen werden kann. Diese Plug-in-Hybridtechnik bieten viele Hersteller an, beim Prius aber ist sie ganz besonders auf wenig Verbrauch und wenig CO2-Ausstoß getrimmt. Der neue Wagen ist im Vergleich zum Vorgängermodell fünf Zentimeter kürzer und fünf Zentimeter flacher geworden. Vor allen Dingen aber ist er richtig schick geworden. Ansehnlich, elegant und geschmeidig sieht die Karosserie aus. Und das war nicht immer so. Die Vorgängermodelle, die vier Generationen, die wirkten oft ziemlich plump und ein wenig schlaff. Der Neue, wenn man sich die Frontpartie allein anguckt, die würde auch einem Sportwagen stehen. Hier zum Beispiel mit diesen geschwungenen LED-Scheinwerfern oder auch den schicken 19 Zoll-Rädern und den versteckten Türgriffen, hier an den hinteren Türen. Außerdem trägt unser Auto eine Besonderheit hier oben, nämlich ein Solardach. Das leistet bei voller Sonneneinstrahlung bis zu 185 Watt. Und das bedeutet, dass pro Tag ungefähr die Energie für acht Kilometer Fahrstrecke von diesem Solardach erzeugt und in den Akku gespeist wird. Dieses Solardach gibt es nur in der Top-Ausstattung, die wir als Testwagen bekommen haben. Die heißt Advanced und kostet ungefähr 7.400 Euro extra. Noch zu den Maßen. Der Prius, der neue ist 4 Meter 60 lang, 1,78 breit und 1,48 hoch. Er hat fünf Türen und fünf Sitzplätze und auf den Platz vorne links setz ich mich jetzt wieder, denn wir wollen uns drinnen umschauen. Wir sitzen also im Preismodell mit der Top-Ausstattung Advanced. Und zu der gehört nicht nur das Solardach, das wir eben gesehen haben, sondern auch ein digitaler Innenspiegel, also normale Spiegelfunktion oder aber auch ein Kamerabild, wenn hinten zum Beispiel drei Leute sitzen. Drumherum, das sieht man allerdings auch, ist ziemlich groß, ein großer Klops aus den Sensoren, die hier alle unten drunter angebracht sind. Zur Advanced-Ausstattung gehört außerdem noch hier eine Kunstlederbespannung der Sitze. Diese Sitze sind auch beheizbar, die Rücksitze übrigens ebenfalls und die Vordersitze können zusätzlich auch noch belüftet werden. Dann haben wir ein sieben Zoll großes Digitalcockpit, einen 12,3 Zoll großen Touchscreen für die allerwichtigsten Bedienfunktionen, darunter die haptischen Tasten für die Klimaautomatik, die mit einer Wärmepumpe funktioniert. Und es gibt noch ein ganzes Paket an Fahrassistenzsystemen. Hier in der Mittelkonsole gibt es zunächst mal Ablageflächen. Hier unten auch ein kleines Geheimfach, dann den Wählschalter für das stufenlose Automatikgetriebe, mit dem sich auch in Stellung B die Rekuperation besonders stark einstellen lässt. Außerdem haben wir hier einen Kipphebel, um die vier unterschiedlichen Fahrmodi anwählen zu können. Und wir haben hier noch zwei Tasten für die Hybrid-Modi, rein elektrisches Fahren, Hybridantrieb oder aber auch einen Akkuschonmodus, wenn die Energie im Stromspeicher für später aufbewahrt werden soll. Das tun wir jetzt nicht, wir fahren einfach los. Nico, steig ein. Mache ich. Der Prius galt über Jahre als Statement für automobilen Verzicht, mindestens aber für automobile Bescheidenheit. Hollywoodstars wie Cameron Diaz, Leonardo DiCaprio oder Harrison Ford fuhren Prius, um ein Zeichen für ihr Umweltbewusstsein zu setzen. Und auch das neue Modell, die fünfte Generation, ist sehr effizient, zugleich aber auch so stark und kraftvoll wie noch nie zuvor. Das liegt am Antrieb, der besteht aus einem Zwei-Liter-Vierzylinder-Benziner und einer Elektromaschine, die mehr als doppelt so stark ist als bislang. Die Systemleistung liegt jetzt bei 164 kW, das entspricht 223 PS. Und diese Leistung ermöglicht ein durchaus munteres sportliches fahren, den berüchtigten Gummibandeffekt, also man tritt aufs Pedal, der Benziner jault auf und mit großer Verzögerung erst setzt dann die Beschleunigung ein, den gibt es zwar immer noch, aber er ist sehr viel geringer geworden. Er nervt kaum noch. Was allerdings nervt, sind übereifrige Assistenzsysteme, beispielsweise die Gesichtserkennung, die, wenn man die Kamera sitzt hier drin, wenn man mal nur kurz so das Lenkrad fasst, dann kommt direkt diese Meldung und auch die Verkehrszeichenerkennung reagiert überempfindlich. Schon bei geringster Geschwindigkeitsübertretung wird hier gepiept und das nervt irgendwann so sehr, dass man es ignoriert oder man die Verkehrszeichenerkennung gleich abschaltet. Besser wäre es vermutlich, wenn zuerst mal eine optische Warnung kommt und erst bei wirklich größerer Übertretung der Geschwindigkeit dann auch das Warnsignal, das Akustische. Ansonsten jedenfalls erinnert hier drin ein wenig an ein genervtes Tamagotchi, das piept und blinkt, weil es Hunger hat und gefüttert werden will. Gut gelöst allerdings sind hier im zentralen Bildschirm ein paar Anzeigen, nämlich zum Beispiel die für die Produktivität des Solardaches. Hier kann man es gerade sehen. Die aktuell erzeugte Energie und die heute schon erzeugte Energie oder aber auch der Energiefluss des Hybrid-Systems. Wo man hier erkennt, dass wir jetzt rein elektrisch fahren und wenn wir wieder in die Sonne kommen, steuert dann auch das Solardach wieder seinen Beitrag bei, hier sieht man es kurz. Schauen wir erst mal unter die Vorderhaube und befassen uns noch mal mit dem Plug-in-Hybridantrieb. Die Benziner Elektrokombination im Prius macht den Wagen bis zu 177 km/h schnell und sie verbraucht im Schnitt laut WLTP-Norm 0,7 Liter Sprit und 12,6 Kilowattstunden elektrische Energie pro 100 Kilometer. Wir sind mit dem Wagen schon einige 100 Kilometer gefahren und unser Durchschnittsverbrauch liegt bei etwa vier Litern Benzin und zehn Kilowattstunden elektrischer Energie pro 100 Kilometer. Und wir sind den Wagen auch mit komplett leerer Batterie gefahren, also nur mit Benzinantrieb sehr gleichmäßig, sehr ruhig und da lag der Durchschnittsverbrauch bei 4,3 Litern pro 100 Kilometer. Bei gleichmäßiger, ruhiger Fahrweise zwar, aber so sparsam gibt es nur wenige andere Autos dieser Größe. Der Lithium-Ionen-Akku, der sitzt unter der Rücksitzbank. Er fasst 13,6 Kilowattstunden Speicherkapazität, das reicht für eine Fahrstrecke rein elektrisch von 86 Kilometern. Geladen werden kann dieser Akku übers Solardach dann beim Fahren über, wann immer es möglich ist, Rekuperation oder aber über eine Stromquelle. Und das funktioniert mit bis zu 3,3 Kilowatt Wechselstrom und damit dauert das Laden einer leeren Batterie etwa vier Stunden. So, schauen wir jetzt noch unter die Heckklappe. Die öffnet elektrisch. Das gehört auch zur Advanced-Ausstattung. Und dann fällt der Blick in einen Kofferraum mit einem Fassungsvermögen von 284 Litern. Das ist ziemlich klein. Es lassen sich die Rücksitzlehnen umklappen. Wie groß das Ladevolumen dann aber wird, darüber macht Toyota keine näheren Angaben. Erwähnenswert sind noch zwei elektrische Besonderheiten hier im Heck, nämlich einmal eine 230-Volt-Steckdose hier an der Seite und eine Tasche mit gleich zwei Ladekabeln, nämlich einmal mit einem Schukostecker und einmal mit einem Typ2 Stecker. Beides, die Ladekabel und die Steckdose werden serienmäßig mit dem Prius angeboten. So, und wir drehen jetzt noch eine Runde. Eigentlich hatte Toyota den Prius schon ausgemustert. Dann aber wurde die Hybridbaureihe noch einmal komplett erneuert und die fünfte Generation ist jetzt so leistungsstark, so effizient und so attraktiv wie nie zuvor. Ein Familienauto mit guten Fahreigenschaften und praller Ausstattung. Pluspunkte sind das flotte Karosseriedesign, der hohe Fahrkomfort und die herausragende Effizienz. Minuspunkte sind dieser schwarze Fleck hier mitten oben auf der Windschutzscheibe. Dann die über empfindliche Gesichtserkennung und der mickrige Kofferraum. Ja und was kostet der Prius? Den Toyota Prius gibt es ab 45.290 Euro und unser Testauto mit Advanced-Ausstattung und weißer Perleffektlackierung, das kostet 53.780 Euro. Das hat jetzt eine ganze Weile gedauert mit dem Autoklassiker. Niko, was macht eigentlich dein Spieleklassiker? Wo ist das Tamagotchi überhaupt? Moment. Hier. Er hat Hunger. Dann kümmer dich mal. Mach ich.