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Fernando Botero, 91 – Nachruf - DER SPIEGEL
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Gestorben Fernando Botero, 91

aus DER SPIEGEL 39/2023
Foto:

Boris Horvat / AFP

Dass seine Kunst so vielen Menschen gefällt, liegt wohl an der Sinnlichkeit und dem Humor, die sie ausstrahlt. Skulpturen modellierte er überdimensional und rund, Bilder von Mensch und Tier malte er korpulent. Comichaft und naiv – die dicken Figuren mit ihrem starren Ausdruck erinnern an Darstellungen in Bilderbüchern. Mit seinem Stil entwickelte sich der Kolumbianer Fernando Botero zu einem der wichtigsten Künstler Lateinamerikas des 20. Jahrhunderts. Viele seiner Bilder waren satirische Kommentare. Kunstgeschichte persiflierte er, etwa mit einer pausbackigen Mona Lisa oder einer pummeligen Ballerina, mit der er den Maler Edgar Degas zitierte. Botero wurde 1932 in Medellín geboren und besuchte eine Jesuitenschule. Mit zwölf Jahren wollte er Matador werden, begann dann aber, die Stiere und Toreros zu zeichnen. In den USA erlangte er erste Berühmtheit, später ließ er sich in Europa nieder. 1995 explodierte in Medellín eine Bombe in einer seiner Skulpturen und tötete 29 Menschen. Botero setzte durch, dass das zerfetzte Kunstwerk als Mahnmal stehen blieb, und stellte eine Replik daneben. Aus Sicherheitsgründen mied er Kolumbien, schenkte aber den Städten Bogotá und Me­dellín Kunstmuseen; seine auf 40 Millionen Euro geschätzte Privatsammlung hinterlässt er seinem Heimatland. 2005 widmete er sich als erster Künstler von Weltrang dem Folter­skandal von Abu Ghuraib. Als könne die Kunst dem Terror etwas entgegensetzen. Fernando Botero starb am 15. September in Monaco.

cpa
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