Deutsches Fremdwörterbuch | |
Historie |
F. (-,
früher auch -n; -n), Anfang 13. Jh. (wohl über altfrz. estoire, historie)
entlehnt aus lat. historia ‘Kenntnis, Kunde; Wissensstoff, Inhalt;
schriftliche Erzählung von etwas Geschehenem; historische Kenntnis,
Geschichtsforschung; Geschichtswerk, Geschichte’ (< griech. ἱστορία
‘Erforschung, Erkundigung, Untersuchung; Erfahrenes, Erkanntes; Erzählung des
Gesehenen; Wissenschaft; Geschichte’, zu ἵστωρ ‘Kundiger,
Wohlunterrichteter, Wissender’ (vgl. Polyhistor) von ἱστορεῖν
‘erfahren, wahrnehmen, erforschen, in Erfahrung bringen; wissen; erzählen’; →
Historiograph, → historisch; vgl. frz. histoire, engl. history und
story, ital. storia, span. historia), seit 18. Jh. in fast
allen Teilbedeutungen durch dtsch. Geschichte ersetzbar; anfangs auch in
den Schreibungen istôrje, istori, hystôrje, histori, history, hystory und
häufig in der lat. (flekt.) Form, seit spätem 17. Jh. auch in der Diminutivform
Histörchen (s. u. 1a).
1a Zunächst mit Bezug auf Texte (und
eine mittelalterliche Textgattung) in der Bed. ‘(schriftlicher, als Quelle für
eine epische Dichtung benutzter/benutzbarer) Bericht von vergangenen
Geschehnissen, (informierende, lehrreiche, erbauliche, unterhaltsame) Erzählung
eines in der Vergangenheit stattgefundenen (wichtigen, spektakulären,
beispielhaften) Ereignisses’ (s. Belege um 1210, um 1245, 1270–84, Ende 13. Jh.,
1581, 1757, 1970, 1997, 2009; → Anekdote b, → Exempel 1a, → Parabel, →
Paradigma, → Story b; vgl. Predigtmärlein), insbes. mit Betonung der
Authentizität und Zuverlässigkeit ‘Bericht von wahren, realen, tatsächlichen
Begebenheiten (im Unterschied zur fiktiven Sage, Legende, Fabel oder zum
Märchen), verbürgte, wahrheitsgemäße, als Quelle für die geschichtliche
Forschung geeignete schriftliche Aufzeichnung vergangener Ereignisse’ (s. Belege
1343, um 1500, 1538, 1669; → Akte 1, → Dokument, → Relation 1), auch im Sinne
von ‘Erzählung des Lebens und der Taten eines Adligen oder Heiligen,
Lebensbeschreibung, (Heiligen-)Vita’ (s. Belege um 1270, vor 1493; →
Biographie), auch bezogen auf die erzählenden Teile der Bibel, bes. die
Geschichten des Alten Testaments (s. Belege um 1340, um 1466.2, 1510, 1575,
1608, 1959) sowie bes. im 16. Jh. verbreitet als Gattungsbezeichnung und
Buchtitel für (gerade nicht auf Fakten beruhende, sondern fiktive) Volksbücher
sagen- oder schwankhaften Inhalts (s. Belege 1519, 1587, 1811), gelegentlich
auch in der Bed. ‘dramatische Bearbeitung, Darstellung eines geschichtlichen
Ereignisses oder einer Persönlichkeit der Geschichte, geschichtliches
Theaterstück’ (s. Belege 1766, 1868, 1988; → Tragödie), in Wendungen wie eine
Historie lesen, schreiben, übersetzen, eine wahr(haft)e, glaubhafte, gute,
nützliche, erbauliche, hübsche, liebliche, kurzweilige, ergötzliche Historie,
wie uns die Historie sagt/berichtet/anzeigt/lehrt, wie durch die alten Chroniken
und Historien bewiesen wird, die Historie Herzog Gottfrieds/der heiligen
Barbara, die Historie von Judith und Holofernes, die Historie von der schönen
Magelone, Shakespeares Historien, die Historien studieren, die Historie erzählt
nicht, was aus dem Verräter geworden ist und Zss. wie Historienbibel
‘erbauliches Volksbuch des späten Mittelalters, das in anspruchsloser Prosa die
biblischen Geschichten des Alten Testaments (verbunden mit Legenden und Auszügen
aus den Kirchenvätern) nacherzählt’, -buch, -literatur, -sammlung, -schatz,
-schreiber; Reimhistorie; auch mit Bezug auf entsprechende mündliche
Erzählungen meist unterhaltenden Charakters (s. Belege 1555, 1738, 1780), in
Wendungen wie er kennt viele gute Schwänke und Historien, er gab noch manche
kurzweiligen Historien zum Besten, an der spannendsten Stelle ihrer Historie
wurde sie unterbrochen, daneben seit späterem 15. Jh. auch (in den Belegen
oft nicht klar voneinander abzugrenzen) als Bezeichnung für das beschriebene,
berichtete Geschehnis selbst in der Bed. ‘vergangenes, geschichtliches Ereignis,
Geschehnis, vor längerer Zeit vorgefallene Begebenheit’ (s. Belege 1436, um
1466.1, nach 1471, 1564–66, 1614, 1657, 1691, 1779; → Episode; vgl.
Abenteuer, Event, Kasus), vereinzelt auch abwertend für ‘(Un-)Tat,
(schlimme, rechtswidrige) Handlung; unerhörtes, anstößiges, skandalöses
Ereignis’ (s. Belege vor 1542, 1710, 1770, 1784, 1837; → Affäre 2b, → Skandal),
selten auch ‘Leben, Lebenslauf, Schicksal eines einzelnen Menschen’ (s. Beleg
1721) und allgemeiner ‘Sache, Angelegenheit’ (s. Beleg 1773; → Affäre 2a), in
Wendungen wie eine abenteuerliche, bekannte, denkwürdige, lächerliche,
trübselige, wunderbare Historie, die Historien der Alten, das Buch handelt von
den Historien berühmter Frauen, vor einiger Zeit ereignete sich dort eine
seltsame Historie, in seiner Jugend begegnete ihm eine tragische Historie, wie
hat sich diese Historie zugetragen?, solche Historien passieren jeden Tag, wenn
ich jemals hinter gewisse Historien komme!, seine letzten Worte sind der
Schlüssel zu seiner ganzen Historie, ich will mich nie wieder in eure Historie
mischen, das ist doch immer die gleiche Historie mit dir! und Zss. wie
Historienbeschreiber; Liebes-, Weihnachts-, Wunderhistorie, mit der seit
spätem 17. Jh. nachgewiesenen (wohl von frz. historiette, s. u.,
beeinflussten) Diminutivform Histörchen N. (-s; -), auch
Histörgen, Histörger, bes. für ‘kurze, unterhaltsame, schwankhafte
Erzählung eines meist komischen, pikanten Vorfalls, Klatsch-/Skandalgeschichte’
(vgl. Schwank, Anekdötchen, → Anekdote), auch zur Bezeichnung des
beschriebenen Vorfalls selbst, in Wendungen wie amüsantes, saftiges,
deftiges, pikantes Histörchen, er wusste davon manches Histörchen zu erzählen,
in Paris erlebte er manch galantes Histörchen und Zss. wie Ammen-,
Geister-, Gespenster-, Jagd-, Liebes-, Mirakel-, Reise-, Spuk-,
Stadthistörchen, dafür auch selten seit früherem 18. Jh. aus gleichbed. frz.
historiette entlehntes, heute veraltetes Historiette F. (-; -n),
auch mit zusätzlichem dtsch. Diminutivsuffix Historiettchen (s. Beleg
1743) und Historiettl (s. Beleg 1823), zunächst bildungsspr., dann
zunehmend fachspr. (Literaturwissenschaft) als Gattungsbezeichnung für eine
kürzere Erzählung, in der eine bestimmte Begebenheit berichtet wird (s. Belege
1883, 1895; → Novelle).
b Seit Ende 14. Jh. mit Bezug auf Werke der
bildenden Kunst für ‘künstlerische (bildliche, plastische) Darstellung einer
geschichtlichen Begebenheit’ (vgl. Historienbild, s. u. 2b), in Wendungen
wie schöne, kostbare, künstlich gemalte, eingehauene Historien, Historien
einwirken, entwerfen, hauen, machen, malen und Zss. wie Historienfach,
-säule, bes. (bis heute) Historienmaler, -malerei, mit der seit
früherem 17. Jh. belegten (eventuell aus gleichbed. frz. historier
entlehnten) verbalen Ableitung historieren V. (in-)trans., auch (seit
früherem 19. Jh. gebucht) historiieren, ‘Historien malen; etwas mit einer
Historie bemalen, mit der künstlerischen Darstellung von geschichtlichen
Ereignissen versehen’, meist im Part. Perf. attr. verwendet in Wendungen wie
historierte Tapete, historiertes Kapitell, Portal.
2a Seit
Mitte 14. Jh. allgemeiner (mit fließenden Übergängen aus 1a) in der Bed. ‘Text,
der alle in der Vergangenheit liegenden Begebenheiten, Verhältnisse und Zustände
in einem Volk(sstamm), Land oder in einem bestimmten geschichtlichen
Zeitabschnitt umfassend und in ihrem Zusammenhang beschreibt, (einzelne,
konkrete) Beschreibung, Darstellung der Geschichte einer Ethnie, Region, Epoche;
Geschichtsbuch’ (→ Chronik), auch mit Bezug auf speziellere Darstellungsobjekte
‘geschichtliche Darstellung einer Literaturgattung, Textsorte, Kunstrichtung,
der Kunst, Musik, Literatur, Philosophie, Religion (einer Region, Nation, Epoche
oder der ganzen Welt); Beschreibung der Geschichte eines Unternehmens, eines
Vereins u. Ä.’ (s. Belege 1725, 2007), dann auch allgemeiner als Nomen actionis
bzw. als Kollektivum zur Bezeichnung der Gesamtheit aller geschichtlichen
Aufzeichnungen für ‘(Tätigkeit der) Aufzeichnung vergangener Geschehnisse,
Gesamtheit der so entstandenen Aufzeichnungen, Geschichtsschreibung’ (s. Belege
1911, 1944, 1956.1, 1956.2, 1987; vgl. Historiographie, → Historiograph),
in jüngster Zeit auch in der Sprache der Informationstechnologie (nach
gleichbed. engl. history) für ‘Aufzeichnung, Verzeichnis der
verschiedenen aufeinanderfolgenden Versionen einer (Text-)Datei; Dokumentation
der im Internet besuchten Webseiten’ (s. Beleg 1991), in Wendungen wie eine
ausführliche, erschöpfende, fundierte, langatmige, trockene Historie, eine
Historie der Renaissance, eine merowingische Historie schreiben/verfassen, seine
Historie der römischen Kaiserzeit setzte Maßstäbe, sie ist die Verfasserin einer
berühmten Historie der Gartenkunst, die beste/maßgebliche Historie des
Schmiedehandwerks, eine Historie des Kathedralenbaus, Monotheismus,
Figuralgesangs, eine Historie der deutschen Sprache, eine kurze Historie der
Satire, die evangelischen Historien ‘Evangelien’ und Zss. wie
Historienmeister ‘Geschichtsschreiber’, -schreiber; Firmen-,
Gelehrten-, Kirchen-, Kultur-, Kunst-, Literar-, Musik-, Philosophie-,
Religions-, Universalhistorie.
b Seit frühem 16. Jh. auch (in
den Belegen zunächst oft nicht klar von 2a abzugrenzen) als Bezeichnung für den
Gegenstand der geschichtlichen Beschreibung selbst in der Bed. ‘Gesamtheit der
(wirklich vorgefallenen, nicht erfundenen) vergangenen Ereignisse und
Verhältnisse, Vergangenheit, Geschichte’, auch ‘geschichtliche Entwicklung’ (s.
Beleg 1990), in Wendungen wie alte, neue, früheste, jüngere Historie,
im Verlauf der Historie, Zeugnisse/Relikte unserer Historie, die Historie der
reformierten Kirche, des 17. Jahrhunderts, des Zweiten Weltkriegs, Umgang mit
der Historie, Historie als Filmstoff, aus der Historie lernen/die Konsequenzen
ziehen, Historie hautnah erleben, die dunklen Flecken der deutschen Historie,
die Historie der letzten 45 Jahre dokumentieren, zum ersten Mal in der Historie
des internationalen Spitzensports, die Historie lehrt, sie begann ihre Rede mit
einem Abstecher in die Historie, Politiker bemühen immer wieder gern die
Historie, seit einigen Jahren gibt es ein neues Interesse an der Historie, die
Ursprünge dieses Brauchs reichen weit in die Historie zurück, nur wenige
Eliteschulen können auf eine derart lange Historie zurückblicken, die römische
Historie ist reich an militärischen Katastrophen, seit Anbeginn der Historie
führten die Menschen Kriege, etwas/jmd. ist inzwischen Historie ‘ist
vergangen, nicht mehr aktuell, spielt keine Rolle mehr’, die gelockerten
Ausreisebestimmungen sind bereits von der Historie überholt, (bildlich von
2a her:) dieses Kapitel unserer jüngsten Historie ist noch nicht
abgeschlossen und Zss. wie Historienbild, -buch, -dichtung, -drama,
-epos, -film, -kitsch, -roman, -schinken (abwertend für ‘übermäßig langes,
trockenes Geschichtsbuch; langweiliger, bombastischer Geschichtsfilm’),
-spektakel/-spiele ‘als Touristenattraktion dienende, von einem
entsprechenden gastronomischen Angebot begleitete Großveranstaltung, bei der von
zahlreichen Mitwirkenden in historischen Kostümen oder Uniformen geschichtliche
Ereignisse oder Szenerien nachgestellt werden’; Club-, Firmen-, Fußball-,
Jazz-, Kirchen-, Kriegs-, Kunst-, Natur-, Orts-, Partei-, Pop-, Reformations-,
Reichs-, Religions-, Rock-, Staaten-/Staats-, Universal-, Vereins-, Völker-,
Welthistorie.
3 Seit Ende 17. Jh., heute veraltend, in der
Bed. ‘wissenschaftliche Disziplin der Geschichtsforschung,
Geschichtswissenschaft; systematische, wissenschaftliche Erforschung der
Geschichte’, in Wendungen wie Historie treiben, studieren, traktieren, das
Studium der Historie, in Historie promovieren, er war wegen seiner Gelehrsamkeit
in der Historie weit und breit berühmt, er lehrt in Göttingen Kirchenrecht und
Historie, die Historie in der DDR war Teil des herrschenden Systems, seine
Arbeit war bei ihrem Erscheinen eine Provokation der etablierten Historie, einer
der bekanntesten Vertreter der heutigen französischen Historie und Zss. wie
Alt-, Fach-, Neuzeithistorie.
Dazu seit späterem 19. Jh. die von
älterem prähistorisch (→ historisch) abgeleitete fach- und bildungsspr.
Präfixbildung Prähistorie F. (-; ohne Pl.), selten auch
Praehistorie, in der Bed. ‘Geschichte der Menschheit vor der durch
schriftliche Quellen bezeugten Zeit, Früh-, Ur-, Vorgeschichte’, auch scherzhaft
oder in übertragener Verwendung mit Bezug auf Zeitabschnitte der jüngeren
Vergangenheit, die einer bestimmten Ära oder Epoche vorgelagert sind (s. Belege
1885, 1927, 2006), in Wendungen wie die Prähistorie des Menschen, von der
Prähistorie bis in die Gegenwart, die Prähistorie wird unterteilt in Steinzeit
und Metallzeit, ein Abstecher in die Prähistorie der Informationstechnik und
Zss. wie Prähistorienepos, -schau, -trip (zu 2b), auch ‘wissenschaftliche
Disziplin der Vor- und Frühgeschichtsforschung; wissenschaftliche Erforschung
der Vor- und Frühgeschichte’, in Wendungen wie die Forschungen, Hypothesen
der Prähistorie, die Paläoanthropologie ist ein Zweig der Prähistorie (zu
3); in neuerer Zeit auch das analog dazu gebildete Antonym Posthistorie
F. (-; ohne Pl.) für ‘Endstadium der Menschheitsgeschichte ohne weitere
historische Entwicklung, (durch bestimmte Merkmale gekennzeichnete) Zeit nach
dem Ende der Geschichte’ (→ Postmoderne) (zu 2b).
Belege
Gottfried v. Straßburg um 1210 Tristan 5884
der dô ze Îrlande künic was,/
als ich an der istôrje las,/ und als daz rehte mære seit,/ der hiez Gurmûn
Gemuotheit;
ebd. 15919
Als uns diu wâre istôrje seit/ von Tristandes
manheit;
Rudolf v. Ems um 1245 Alexander 15816
ist abr iemen vür mich
komn/ und hât sich des an genomn/ daz er diu mære tihte/ nâch der histôrje
rihte/ als ich sî gelesen hân,/ dem wil ich diu mære lân;
Albrecht v.
Scharfenberg um 1270 Titurel 384,4
fur di glochus stuonden rich ziborje,/
dar inne der heiligen bilde. iesliches brief da seite sin historje (MHD.BDB);
Ulrich v. Etzenbach 1270–84 Alexander 21529
als uns die histôrie seit,/
der sê was halber mîle breit;
ebd. 21584
sie kâmen ûf einen schœnen plân/
an einen sê wol mîle breit,/ drîer lanc, als uns seit/ und bewîset die histôriâ;
Konrad v. Würzburg 1277 Partonopier 228
swer edeles herzen ie gepflac,/
der biete alher daz ôre sîn,/ sô wirt im ein historje schîn,/ diu beide wâr ist
unde guot,/ von einem ritter hôchgemuot;
ders. vor 1287 Trojan. Krieg
17644
swaz ich von der hystôrje nim,/ daz künde ich hie ze tiute;
Ende
13. Jh. Prosa-Lancelot I 535
Also als uns die histori hievor bescheiden hat
schied sich der konig Artus von sim gerechten wibe (MHD.BDB);
ebd. 586
Nu
swiget die history von dem konig und von sinen gesellen und spricht furbas von
Lancelot ein wile (MHD.BDB);
ebd. II 793
Und die historia sagt nit me off
das mal von konig Artus und sim hoff (MHD.BDB);
um 1340 Historien der alten e
51
Historien, di wisen ien,/ Sin werk, di da sint geschen/ In der alden e
hivor;
Beheim 1343 Evangelienb. 4
daz etlîche sin gewesin di sundern
geist und gnâde gotis geerbeitet habin zů ordene mêr eine sagunge denne zů
webine der histôrien wârheit;
1414–18 Volkslied (Liliencron I 250)
Mer
ain istori ich anheb/ und lob kunig Sigmund, die weil ich leb;
Groß 1436
Grisardis 53
es sol auch ein itlicher leser und zuhorer wißen, das diseu
istory nach dißem vorgeschriben synn sich also verlauffen hat und geschehen ist;
um 1466 Dtsch. Bibel (Kurrelmeyer III 30)
Wenn durch alle besunder namen
vnd durch alle zůgefúgten wort werden berurt hystorien das ist ding die do
geschen sint;
ebd. (Kurrelmeyer IX 443)
Ich hab gehort einen von den
meistern der iuden do der verspott die heiligen historien sosanne. auch hab ich
gehort von einem kriechen . . das er sprach das es nuer ein gedicht wer die
historie sosanne;
Beheim nach 1471 Reimchronik 12
Dessglichen haben all
cler mann,/ dauon die bucher vnd schrifft dann/ gar vil löblicher hystory/ sagen
vnd kundig machen hie;
ebd. 858
Also ich hie an dyser stett/ ein
ertztichter, dútscher poet,/ hystorybeschriber mit nam/ hie genennet Michel
Beham;
Folz um 1480 Meisterlieder 395
Got durch sein todt hatt unß
erloest. O ir juden habt in euren historijs daz Salomon ein jungen straussen
weschluß in ein glas;
Ebran v. Wildenberg vor 1493 Chronik 34
das stet
also mit mer worten geschrieben zů Scheirn. aber die histori hertzog Gotfrid
sagt gantz nichtz davon;
Oheim um 1500 Chronik 4
Wie wol nun die kronek
liepplich und kurtzwilig . . ze lesen ist, so kan ich doch sy mit den
latinischen hystorien und cronicka nit mit der warhait überbringen;
Geiler v.
Kaysersberg 1510 Seelenparadies (S. W. III 402)
Wie aber Holofernes mit
aller seiner ritterschafft ertzürnet würdent wider dißen Achior/ . . ouch wie
sein propheceij erfüllt ward/ das ist ein lang schöne historij/ wer daz wöll
wissen der leß das bůch Judith;
1519 Wigalois A2a
bin ich . . Durch
etlich edel vnd auch ander personen . . gebetten worden/ inen zů lieb die
history/ von dem hochberiempten ritter herren Wygoleis vom Rad/ auß rymen in
vngerymbt beschriben;
Cochlaeus 1538 Heimlich Gespräch 2
weil . . so vil
grosser herrn, loblicher gedechtnuß, . . darinn angetast, vnd wider die warheyt
der rechten Historien vnd offentlicher Acten, bößlich in solchem geticht vnd
spil verunglimpfft werden;
vor 1542 (Bauernkr. Oberschwaben 215)
er hielt
die gantzen wuchen epistel und ewangeli nit, wie das meßbuch inhelt, brach in
bayden fast den halbtayl ab . .: eß wer gantz vertrießlich und zu ful von seinen
hystorien zu schreiben;
Rivius 1548 Vitruv. 158b
von der Architectur ist
nit also zuschreiben als Historien von beschehenen dingen/ oder Poetrei zu
dichten. Die Historien erlustigen den Leser so er immer verhofft vnerhörte ding
zufinden;
Wickram 1555 Rollwagenbüchl. (W. III 1)
Ein neüws/ vor
vnerhörts Büchlein/ darinn vil gůter schwenck vnd Historien begriffen werden/
so man in schiffen vnd auff den wegen/ deßgleichen in scherheuseren vnnd
badstuben/ zů langweiligen zeiten erzellen mag/ die schweren Melancolischen
gemüter damit zů ermünderen (DiBi 125);
1564–66 Zimmer. Chronik II 491
Uf bemelter hochzeit hat sich ain andere lecherliche historia begeben;
1575
Costnitzer Concilium Vorr. 2a
So sind die Historien vor anders nichts zu
halten/ als für die Practic vnd Vbung alles dessen/ so in Geistlichen vnd auch
Weltlichen Büchern/ von Gottseligkeit/ Tugenden/ Lastern vnd anderm/ gebotten/
gelehrt/ . . vnnd geschrieben worden ist. Dann wil man ein Muster vnd Figur
haben eines frommen/ Gottseligen/ gläubigen Manns/ so hat man dieselbige in der
Histori deß heyligen Patriarchen Abrahams;
Fischart 1581 Dämonomania 354
Gleichwol mag wol sein/ daß er [Apuleius] seine History [vom goldenen Esel] mit
etlichen/ zu Erlustigung vnd zur kurtzweil erdachten Historien geziert vnd
gespickt habe;
1587 Volksb. v. Doctor Faust 1
Historia Von D. Johann
Fausten/ dem weitbeschreyten Zauberer vnnd Schwartzkünstler;
Walterssweyl
1608 Reiss 7b
so mag sich ein jeglicher [Pilger] mit einem nutzlichen, vnd
auff solche Raiss gebürlichem Historien Buch versehen, jhme damit die Weil zu
kürtzen;
Kornmann 1614 Mons Veneris 91
ein wunderbarliche Historien/ so
sich am heyligen Carfreytag begeben vnnd zugetragen;
Opitz 1624 Poeterei
22
Das getichte vnd die erzehlung selber belangend/ nimpt sie es nicht so
genawe wie die Historien, die sich an die zeit vnd alle vmbstende nothwendig
binden mußen;
Harsdörffer 1657 Gesprechspiele II 98
sondern beduncket
mich/ daß [in Bezug auf Bildteppiche] . . absonderlich zu erfordern seyn möchte:
. . Daß die Geschicht nicht Fabelwerck/ von Göttern die noch gewesen/ noch seyn
werden/ . . sondern von waaren/ neulich beschehenen Historien handeln;
Praetorius 1669 Blockes-Berges Verrichtung 239
Diese Historie habe ich
von einem Grafen und Ordens-Ritter/ der solcher Probierung beygewohnet/ und noch
im Leben ist (DiBi 125);
um 1680 Brudermord (Schausp. d. engl. Komödianten
161)
höret, ich will euch eine Historie erzählen. Es war ein Kavalier in
Anion, der verliebte sich in eine Dame;
Thomasius 1691 Ausübung d.
Vernunftlehre 222
Fürnehmlich aber hilfft darzu viel: Wenn man eine genaue
Bekantschafft mit dem Autore hat/ nicht allein in Satyrischen Schrifften/ daß
man die historien wisse/ die etwa an dem Orte/ da er sich auffgehalten/ passiret
seyn;
Menantes 1710 Satyr. Roman I 198
Mit der vordem überflüßig
berühmten Keuschheit Causabona hingegen passiren sehr saubare[!] Historien, und
der man sonsten als einer neuen Diana fast Tempel bauen/ und eine Abgötterey . .
ihrer Tugend wegen anrichten wollen/ die ist nunmehro wegen des Ruhms/ die
größte H- – zu seyn/ . . eyfersüchtig;
Bodmer/Breitinger 1721 Discourse d.
Mahlern I D3b
Die letzten Worte des Keysers Juliani: Vicisti Nazarene, sind
der Schlüssel zu seiner gantzen Historie; sie entdecken uns nicht allein sein
boßhafftes Gemüthe/ sondern sie lassen uns auch ermessen/ wie weit er seiner
Autoritet und seiner Kayserlichen Gewalt werde mißbraucht haben;
Bonneval
1738 Merckw. Leben 83
Ich hätte fast mögen sterben für grosser Begierde zu
wissen, ob denn die Historie mit dem besagten Schlosse [für einen
Keuschheitsgürtel] wahr wäre, oder nicht;
Wieland 1757 Gesch. d. Gelehrtheit
46
Die Griechen haben auch einen Versmacher in diesem Saeculo gehabt, der
Johannes Tzetzes heißt. . . Sein Werk ist ein Cento von allerley übel
zusammenhängenden Historien und Mährchen, die er in 13 Chiliades getheilt hat;
1766–67 Merkwürdigkeiten 19
Unsre alten dramatischen Schriftsteller . .
hatten drey abgesonderte Gattungen theatralischer Werke, Tragödie, Comödie und
Historie; und der Zweck der Letztern war, eine Reihe von Begebenheiten aus der
Geschichte, in der Ordnung der Zeit, in welcher sie wirklich erfolgt waren, auf
die Bühne zu bringen (DiBi 125);
Weiße 1770 Jagd 28
Du kennst dir das
Hofvolk nicht. Sie haben solche glatte Worte, als wenn sie mit Butter geschmiert
wären: und die Mädchen . . verschlucken gar zu gerne solche Worte . . Ich habe
einmal eine solche Historie erlebt, da ich beym Baron Rübsamen auf dem Edelhofe
diente (DiBi 125);
Schummel 1773 Duell 85
Ich will mich in meinem Leben
nicht wieder in eure Historie mischen;
Hase 1779 Aldermann II 49
Sie hat
. . eine Liebeshistorie mit einem jungen Kavalier gehabt;
Wezel 1780 Herrmann
u. Ulrike 565
Das ist Einbildung gewesen: aber lassen Sie sich einmal eine
Historie von mir erzählen, wobei Ihnen die Haare zu Berge stehn sollen! (DiBi
125);
Schiller 1784 Kabale u. Liebe (S. W. I 776)
Wenn du mich zum Lügner
machst, Junge – . . Höre Junge – oder wenn ich hinter gewisse Historien komme!
(DiBi 125);
Laukhard 1792 Leben u. Schicksale II 162
Es war eine
Liebschaft, der es auf meiner Seite an Grund fehlte; doch kam sie in der ganzen
Stadt herum, sogar bis zu Semlern, der mir Vorwürfe darüber machte, und im
Ernste drohete, meinem Vater von solchen läppischen Historien Nachricht zu geben
(Anm.: Semler nannte alles Historie);
Kortum 1799 Jobsiade 11
Euch und
mir die Zeit zu vertreiben,/ Geneigte Leser! will ich itzt schreiben,/ Eine
extrafeine Historiam/ Von Hieronimus Jobs lobesam;
Kerner 1811 Reiseschatten
125
„. . dort hängen sie! Gott sei Dank! schnell her!“ Es meinte der Junge
die Historie von den vier Haimonskindern, die riß er auch alsbald von der
Schnur, warf dem Verkäufer ein Geldstück hin und eilte . . von dannen;
Nestroy 1837 Haus d. Temperamente (Ges. W. III 67)
Wenn der Papa die
Korrespondenz erwischt, das wird eine schöne Historie! (DiBi 125);
Goltz 1847
Buch 158
Ich habe von Kindesbeinen an die Abentheuer und die eklatanten
Historien geliebt, die scharf ausgeprägten Züge an Ländern und Leuten;
Raeder
1867 Robert u. Bertram 66
komm, meine Tochter. Unsere Abwesenheit fällt
sonst auf, und es wäre gräßlich, wenn die Gesellschaft erführe die Historie von
der ganzen niedrigen Begebenheit mit dem Rutscher auf die Kniee;
Heyse 1868
Jugenderinn. 290 f.
Eduard Devrient in Karlsruhe hatte „Ludwig den Bayern“
am 10. November zur Aufführung gebracht, mit lebhaftem Erfolg. . . Es war und
blieb bei allem Aufwand charakterisierender Kunst und dichterischer Wärme eine
„Historie“, der im übrigen Deutschland . . ein tieferes Interesse nicht
entgegenkommen konnte (DiBi 125);
Raabe 1889 Odfeld (S. W. III 4,185)
Das
soll ein feiner Kopf sein, und gute Historien soll er erzählen können (DiBi
125);
Schnitzler 1906 Marionetten (Dram. W. I 866)
Soll ich’s mit wenigen
Worten sagen oder die ganze Historie erzählen? (DiBi 125);
Friedell 1931
Kulturgesch. III 49
Graf Alessandro Manzoni, . . Verfasser der berühmten
„Promessi sposi“, einer von ihm . . nach einer alten Handschrift bearbeiteten
Historie aus dem spanischen Mailand des siebzehnten Jahrhunderts;
1959 RGG
III 368
Historienbibel, ein weitverbreitetes Volksbuch, dessen Blütezeit vom
Anfang des 14. bis zum Ende des 15. Jh.s reicht. In ihm werden die Historien des
AT unter Hinzufügung von Texten aus den Apokryphen und der Profangeschichte in
volkstümlicher Prosa erzählt (DiBi 12);
Wolf 1970 W. IV 335
Beim
Wiederlesen dieser fünf Geschichten denke ich an die Leser, die sie zum
erstenmal in die Hand bekommen. Wie werden sie sie aufnehmen? Als fremdartige
Historien? Als überholte Berichte aus merkwürdigen Zeiten – aus der ersten
Hälfte dieses Jahrhunderts . .?;
taz 6. 7. 1988
Ein Fernseh-Marathon fürs
Guiness-Buch ist sicher von noch perverseren Motiven getragen, als die
Entscheidung, sich . . hundert Jahre englische Geschichte in sieben
Shakespeareschen Historien anzuschauen;
Salzb. Nachr. 3. 12. 1991
Dieses
Weihnachtsoratorium verbindet Sätze, die seit 1963 entstanden sind, mit einigen
Neuschöpfungen: Die Weihnachtshistorie ist nun bis zur Rückkehr der Heiligen
Familie aus Ägypten fortgesponnen, somit abgerundet;
FAZ 6. 3. 1997
„Hundert Jahre Einsamkeit“ aus dem Jahr 1967 . . Überschäumende Phantastik
regierte hier über Sprache und Stil, ein klassischer Familienroman war
eingebettet in eine säkulare Schöpfungs-, Sünden- und Verfallshistorie;
Braunschw. Ztg. 11. 4. 2009
Zum Auftakt geht es um den Eulenspiegel. . .
Gemeinsam mit Professor Hans-Joachim Behr wird Schwarz einige Historien
vortragen und kommentieren.
Elis. Charl. 1679 Br.
I 4
so will Eüch, hertzlieb Carllutz, von hir was verzehlen, das Eüch
divertiren möge . . Wie offt hab ich Eüch zu Fontainebleau gewünscht! den
abendts hatte ich schöne histörger zu verzehlen vndt ärger, alß nie;
Thomasius 1691 Ausübung d. Vernunftlehre 136
Hierbey aber laß dich nicht
verdriessen/ dann und wann einen angenehmen Schertz/ ein ungezwungen Histörgen/
ein anmuthig exempel oder casum mit unter zu mischen/ weil dadurch die Lust und
attention junger Leute fürtrefflich erhalten wird;
Reuter 1700 Graf
Ehrenfried (W. 273)
Ein artiges Histörchen erzählte mir die Wirtin von
diesem sogenannten Fleckschreiber (DiBi 125);
Bodmer/Breitinger 1721
Discourse d. Mahlern I K3b
In der Conversation der Närrischen lernet er . .
die schnöde . . Plaisirs der andern . ./ den Rausch/ die Wort-Spiele/ die
Grimacen/ die Histörgen – – – Er siehet eine Thorheit auf die andere folgen/ von
welchen diese immer lachens-würdiger ist als die andere;
Keyßler 1729–31
Reisen (Ausg. 1776) I 11
Die Schwaben müssen unschuldiger Weise viele
Histörchen von sich ausbreiten lassen; sie sind aber so klug, dass sie selbst
solche zur Belustigung der Gesellschaften erzählen;
1751 Das Neueste a. d.
Reiche d. Witzes (Juli) o. S.
die Bosheit des Disenteuil würde diesen Umgang
gewiss auf der nachtheiligsten Seite vorstellen. Er würde sich ein unmenschlich
Vergnügen daraus machen, einem jeden, der ihn anhören wollte Histörchen davon in
das Ohr zu erzehlen;
Lessing 1759 Abhandl. (W. V 368)
Ein Histörchen
trägt sich zu; eine Fabel wird erdichtet (DiBi 125);
1772 Frankf. gel. Anz.
12
daß Abbts Andenken mit ärgerlicher Anecdotensucht geschändet werden soll,
weil er . . in Briefen an seine Berliner Freunde ein Wörtchen gegen Rinteln
fallen lassen . . und dafür will sich der Verf. mit allerley poßierlichen
Histörchens an Abbts Character rächen;
Nicolai 1790 Anekdoten I 132
Der
Fürst hatte, bey Gelegenheit, dem Könige einige lustige Histörchen und Anekdoten
erzählt, worüber der König lachte;
Fouqué 1829 Resignation I 334
Ich nahm
das unruhige Kind in meine Arme, trug es auf mein Bette, suchte es durch
Lieblingsgeschichtchen zum Schweigen, vielleicht auch zum Schlafen zu bringen.
. . Ich erzählte langsam und flüsternd, alte, tausendmal wiederholte Histörchen
(DiBi 125);
Arndt 1840 Erinn. 240
Der Herzog erzählte mit sehr hübscher
Laune mancherlei Wunderliches und Verkehrtes von dem preußischen Dichter, und
kam endlich auf seine Liebeshistörchen, und nannte ihn einen armen Kater, der
den verliebten Kätzchen auf allen Dächern seine ohnmächtige Liebe vormiaut habe
(DiBi 125);
Heine 1854 Lutetia (W. u. Br. VI 305)
man weiß es ganz genau
in den Bureaux von Downing Street. Hier glaubt man nicht den Mirakelhistörchen
frommer Schwärmer; hier glaubt man nur an Tatsachen und Zahlen (DiBi 125);
Hertel 1870 Beschr. 26
die Kindheit, wo Ammen und Mütterchen allerlei
Geisterhistörchen erzählten;
Richter 1885 Lebenserinn. 312
Als ich an die
bescheidene Pfarre von Lausa kam, fiel mir das Histörchen ein, welches mir kurz
zuvor Kügelgen von Roller erzählte (DiBi 102);
Wassermann 1910 Masken 218
Und er erzählte eine lustige Anekdote, redete über Leute und Ereignisse, und
plötzlich war sein Gedächtnis angefüllt mit pikanten Histörchen, heiteren
Schwänken und den Alkovengeheimnissen . . der ganzen Stadt;
Dovsky 1915 Mona
Lisa 5
Nun zum Nachtisch ein kleines Histörchen,/ Ein Skandälchen oder ein
Märchen! (DiBi 125);
Münch. Ztg. 22. 3. 1939
Es ist ein Europa, das sich
seine Sensationen mangels anderer Gelegenheiten aus den prickelnden Affären und
Histörchen der europäischen Fürstenhäuser herausholen muß, die . . den Stoff zu
ausgiebigem Klatsch . . abgeben;
Pörtner 1964 Erben 440
Er scheint sogar
recht gebildet gewesen zu sein, wie sein enges Verhältnis zu Notker dem Stammler
vermuten läßt, der ihm zuliebe die mit zahlreichen Histörchen gewürzte Historie
vom großen Kaiser Karl verfaßte;
taz 20. 1. 1988
Von nun an erscheinen
einmal in der Woche auf der Auslandshintergrundseite Stories, Histörchen und
Geschichten von unseren Auslandskorrespondenten. All das, was in der großen
Politik und den großen Artikeln zu kurz kommt: Anekdoten, Szenen, Personen,
O-Töne;
FAZ 25. 5. 1999
Wenn die 84 Jahre alte Frankfurterin ihre
Histörchen und Anekdoten über all die . . längst verstorbenen Persönlichkeiten
zum Besten gibt, erfährt man allerlei amüsante und dramatische Dinge, die nicht
immer in den offiziellen Annalen der Stadt nachzulesen sind;
Braunschw. Ztg.
7. 12. 2006
Mit kessen Couplets, charmanten Chansons und hintersinnigen
Histörchen knüpft sie künstlerisch nahtlos . . an die 20er Jahre an.
Philippi 1743 Reimschmiedekunst 98
Ein Quodlibet
ist entweder eine Mischung vieler Historiettgen, da also niemand das Gedichte
recht verstehet, als wem die Geschichten bekannt sind;
Moser 1765 Schwäb.
Merckw. 713
ungegründete historische Nachrichten, Personalien und
Historietten;
Huss 1823 Aberglauben 14
ein schönes und wahrhaftes
Historietl muss ich hier niederschreiben;
Heine 1854 Lutetia (S. W. V
230)
Meine Briefe enthalten daher viel Historietten und Arabesken, deren
Symbolik nicht jedem verständlich ist, und die dem rohen Gaffer als kleinliche
Anekdotenkrämerei oder gar als Commerage erscheinen konnte (DiBi 125);
Märzoth 1883 Weltlust: Historietten, Schwänke und Lieder eines heitern
Vaganten
(Titel);
Schnitzler 1895 Tageb. 1893–1902 148
Sah die
Historiette „Weiser“ durch, fand, dass ich das Sujet von einem falschen
Standpunkt aus gesehn . . Neue Historiette begonnen. (Der Wartende, vorläufig.);
Kleinpaul 1922 Anno dazumal: vergessene sächsische Anekdoten und
Historietten
(Titel).
Ende 14. Jh.
Mandevilles Reisebeschr. (Übers.) 116
und die kamer alle sament von gold und
von silber gefiert als die stain. Und da sind schön hystorien ingewúrckt von
fechten, und die ritter als sie gewappet sind und stond, und hond uff irem helm
vil edeles gestains;
Steinhöwel 1473 Boccaccio (Übers.) 195
Die alle fier
so vil künst erzögten und flysze bruchten mit hystorien zehowen, sül zegraben
und anders dar zů gehörend;
Wolf v. Zülnhart nach 1496 (Dtsch. Pilgerreisen
309)
Item es send mangerlay scheltzemer historien da gemacht, die hatt man
auff fieregetten tafeln her um tragen;
Harff 1499 Pilgerfahrt 94
ouch
sijnt sij [die Häuser von Kairo] vnden gepaueijt mit koestlichen kleynen
marmelen steynen van allerley farwen in eyn andern mit koestlichen historijen
ind bloemen gewyrckt;
Maaler 1561 Teütsch spraach 226
History. Historia.
Die History von erhabner arbeit/ oder gewürckten tücheren vnnd der gleychen;
Sachs 1568 Beschr. aller Stände E4
Ich bin ein Reisser frü vnd spet/ Ich
entwürff auff ein Linden Bret/ Bildnuß von Menschen oder Thier/ Auch gewechß
mancherley monier/ Geschrifft/ auch groß Versal buchstaben/ Historj/ vnd was man
wil haben;
Ernstinger 1579–1610 Raisbuch 45
mancherlay schöne picturn und
historien künstlich gemalt;
ebd. 149
ainen schönen rörbrunnen von weissem
märml, . . und umb den brunn cor herumb mancherlay eingehaute figuren und
historien;
Kiechel um 1600 Reisen 308
Düser tempel ist sehr gros, hoch
und weytt umbfangen, noch aller gannz, durchaus umbher mütt alten mosaischen
historien gemahlett, auch mütt goldt verkleübt;
Neumayr v. Ramßla 1620 Reise
i. Franckreich 2
Gegen über ist ihre Kirche, darinnen der Altar von Marmel,
gar schön mit Historien, darunter auch Christi Gebuhrt, Leyden und Auferstehung,
ausgehauen;
Royer 1658 Beschr. d. Braunschw. Gartens 6
In dem Gange . ./
so bey dem Schloß-Graben hergehet/ ist die Historia von der Diana mit jhren
Jungfrawen/ und ist die Stätte auch fein mit Wasser-Künsten versehen;
1726
Patriot III 19
Durch diese Auffmercksamkeit hat er unter andern im
Historienmahlen die Vollkommenheit erlanget, daß in mancherley Ausbildungen der
unzehligen Leidenschafften, in den menschlichen Gesichtern, wenig seines
gleichen sind;
Halle 1761 Werkstäte d. Künste I 348
Karl Vanlov, erster
Hofmaler des Königes in Frankreich, macht sich durch seine vortrefliche
Historien, und als ein geschikter Gesichtmaler der Welt mehr als zu bekant. . .
Diepolo ist ein berümter noch lebender Historienmaler von Venedig;
Sulzer
1771 Theorie I 541
Man muß in dem historischen Gemählde verschiedene
Gattungen wol von einander unterscheiden, weil ihr Charakter sehr verschieden
ist. Die eigentliche Historie stellt eine würkliche Handlung oder Begebenheit in
einem merkwürdigen Augenblik vor, und sucht die sich dabey äußernden Fassungen
der intressirten Personen sichtbar zu machen (DiBi 67);
Goethe 1816 Ital.
Reise (WA I 30,216)
Tischbein z. B. sieht als Historienmahler die Landschaft
ganz anders an als der Landschaftszeichner. Er findet bedeutende Gruppen . . da,
wo ein anderer nichts gewahr würde;
Heck 1849 Bilder-Atlas zum
Conversationslex. IX 87
Der Historienmaler ist der Maler des menschlichen
Gemüths, seiner Empfindungen und seiner Leidenschaften;
Vischer 1860 Krit.
Gänge N. F. I 19
Größere Unternehmungen der Historienmalerei bereiten sich
bekanntlich für das im Bau begriffene Nationalmuseum vor. Der Auftrag, die
Salamisschlacht zu malen, hat Kaulbach auf das Feld zurückgeführt;
Burckhardt
1881 Br. a. Alioth 178
Das Musée Historique . . gebe ich Ihrer
Gleichgültigkeit herzlich gerne preis, indem ich dieselbe teile. Wie haben so
manche Historienschmierer ihren guten Louis Philippe exploitiert, Horace Vernet
nicht ausgenommen!;
1903 Grenzboten III 119
So malte Pinturicchio eine
ganze Decke mit folgender Historie aus: In verschiednen Zwickeln der Decke sehen
wir den heilbringenden Wandel des Osiris, seine Vermählung . ., seinen Kampf . .
und seinen Tod;
1929 Bilderlex. d. Erotik II 831
Er malte Porträts,
Historien und Genrebilder von frischer, kräftiger Färbung und feiner graziöser
Zeichnung (DiBi 19);
1994 Lex. d. Kunst VI 113
Viele späte Werke zeigen,
wie bei R[embrandt] die Grenzen zwischen Porträt und Historie fließend werden
(wie schon in den 1630er Jahren die Grenzen zwischen Historie, Genre und
Porträt) (DiBi 43);
FAZ 17. 1. 1997
Dunkeltonig und altmeisterlich
beginnt Carrières Werk. . . Er studierte bei Cabanel, schuf satt gemalte
Historien, Porträts, Interieurs und machte sich die . . Barockmaler, die alten
Holländer, vor allem den Glanz von Velázquez zu eigen.
Harsdörffer 1657 Gesprechspiele II 137
Dieser
Saal ist mit historirten Tappeten bekleidet, ich kan aber wegen der finstern
Nacht nicht erkennen, was für Geschicht sie begreiffen;
Oertel 1831 Fremdwb.
402
Historiiren, geschichtsmäßig mahlen, nach der historischen Wahrheit u.
dem Kostum des Zeitalters;
Jeitteles 1835 Aesthet. Lex. I 360
Historiren
(Malerei), das Geschichtliche, Costume und Zeit bei historischen Bildern genau
beobachten;
Kaltschmidt 1863 Fremdwb. 345
historiirt (nl) mit Figuren
verziert;
Vöge 1894 Anfänge 121 (Anm.)
Die historierten Kapitäle, die
sich hier finden, scheinen mir entwickelter als die Skulpturen der Fassade;
1930 Monatsschr. f. Gesch. d. Judenthums LXXIV 384
Diese „historierte“,
d. h. illustrierte Bibel ist nicht mit den üblichen Bibles historiées und Bibles
moralisées zu vergleichen.
Konrad v. Megenberg
1349–50 Buch d. Natur 358
wan sam Egypcier dick versuocht habent, wenn in
[den Balsambaum] die haiden pawent, sô beleibt er unfruhtpær, sam die historien
sagent, daz sint die geschrift von den geschihten in den landen und in den
zeiten;
vor 1452 Liber de vita philos. (Übers.) 131b
Dyadonus ain
schreyber der kriehischen histori vnd hat geleucht zu den zeiten Pompei;
Niclas v. Wyle 1478 Transl. 209
Ist krieg vfzenemen? vnd sich der waffen
oder der weere zegebruchen? das tůt dir vegecius . . vnderrichtung. ouch des
gelychen Titus Liuius vnd quintus Curcius vnd . . Salustius Crispus vnd die
gantz schare der schribern der historien;
1488 Chronik Nürnberg (Chron. d.
dtsch. Städte II 35)
von den geschichten sagt Plutarchus und auch Lucanus
und Suetonius, historienmaister;
Ebran v. Wildenberg vor 1493 Chronik 1
Diese nachvolget histori hat gesamblt ein ritter, des namen hernach geschrieben
stet, und aus den büchern getzogen, die man nennet in latein cronickn;
Brant
1518 Tugent Spyl (Ausg. 1554) Vorr. 16
wie ir etwan underweilen . . nach des
weißen Catonis leer/ fürhanden nempt ein glaubhafftige Histori alter löblichen
geschichten und händel/ darinnen eüch zů erlustigen und ergetzen;
Kessler
1524–39 Sabbata 4
das aller sachen warhait bestand in zwaier oder drijer
zügen mund; sunst were aller anderen chroniken und historien, so geschriben . .
werden, můi und arbait vergebens und umbsunst . . die warhait (welche der
historien seel und leben ist);
Hedio 1531 Josephus Vorr. IIIa
seytenmal
alweg Josephus vnder allen Historyschreibern ein gross auctoritet vnnd glauben
gehapt;
1564–66 Zimmer. Chronik II 29
Das aber ain schloß von einer so
liederlichen ursach wegen soll verbrinnen, das ist bisanher vil beschehen, wie
dann in diser zimbrischen historia mermals vermeldet worden;
Rot 1571 Dict.
316
Histori, Ein anzeygung geschehner ding/ hat seinen namen von dem
Griechischen wort/ Historin, welches sehen heyst/ darumb das einer das gesehen
soll haben/ mit vnd bey gewesen/ wz er schreibt. Als Josephus der den Judischen
krig beschriben;
Golius 1579 Onomasticon 148
Historia, histori/
geschichtbůch;
Steger 1590 Geschicht Schr. A2a
Heutiges Tages aber wird
man allzu sehr jnnen, das diese vnd andere Regeln [der antiken
Geschichtsschreibung] veracht vnd hindan gesetzet werden, In deme etzliche jre
Historien nicht allein mit deudschen Poetisieren vnd Reymenwergk vorbringen,
Sondern mit spitzigen vnd hünischen Reden;
Wedel um 1600 Hausbuch 55
hat
churfürst Friedrich zu Sachsen hertzog Bugislaum schrifftlich ersucht, weil er
des vorhabens, ein sächsisch chronicon . . verfassen zu lassen, . . er ihm die
pommersche historien communiciren möchte;
Albertinus 1615 Gusman v. Alfarche
387
Wer die Historien liset/ der wirdt befinden/ daß die weise/ gelehrte
vnnd wolbelesene Männer vil Länder verderbt haben;
Moscherosch 1642 Philander
4
Ich lase die Historien der Welt; Aber ich sahe es doch anderst/ als
geschrieben stunde;
Birken 1668 Spiegel d. Ehren 64
Den Tittel/
Victoriosus, der Sieghaffte/ . . hatte er . . in vor- und nachgehenden Kriegen
verdienet/ den er auch nachmals in allen Historien und Jahrbüchern behalten;
Eschenloher 1678 Medicus 60
gleich wie auch die Wunderwerck Christi/ . .
nicht alle auffgezeichnet worden/ wie der H. Evangelist vnd Cantzler Christi
Johannes in Abkürtzung seiner Evangelischen Histori solches zu vernehmen gibt am
End deß 20. Capitels seines Evangelii;
1700 Monatl. Auszug Okt. 695
Der
Author sagt in der . . Vorrede/ daß die Geschichtschreiber uns die platte
Warheit zwar zuweilen sagen/ meistens aber eitel Falschheiten auszuzahlen
pflegten: Daß itzo die Romans in Historischen und die Historien in Romanischen
Kleidern aufgezogen kämen/ daß man gar schwer eins vor den andern erkennen
könne;
Gottsched 1725 Grundlegung (Ausgew. W. VIII 23)
In der Tonmessung
habe ich hauptsächlich die Historie des deutschen Syllbenmaaßes noch
sorgfältiger durch alle Jahrhunderte geführet, und mit mehrern Beweisen und
Zeugnissen alter Dichter erläutert (DiBi 125);
Breitinger 1740 Dichtkunst I
32 f.
der Historie-Schreiber . . als ein aufrichtiger Zeuge dessen, was
würcklich geschehen ist . . Die Historie suchet, als eine Zeugin, von der
Wahrheit zu unterrichten;
Wolff 1754 Gedanken (Ges. W. I 1,220)
Die
Historie soll die Tugenden und Laster, insonderheit die Klugheit und Thorheit
durch Exempel lehren;
Fielding 1761 J. Andrews (Übers.) 4
habe ich
allezeit viel von denjenigen Historienschreibern gehalten, welche man
Lebensbeschreiber nennet, weil sie bemühet sind, die tugendhaften Thaten von
Personen beyderley Geschlechts auf die Nachkommen zu bringen;
Knigge 1783
Roman IV 205 (Anm.)
Der Herausgeber glaubt keinen Tadel zu verdienen, wenn
man hier . . zuweilen Dinge beschrieben findet, die im Jahre 1771 noch nicht da
waren; Ein Roman ist ja keine Historie (DiBi 125);
Freese 1796 Ostfrießland I
293
Dieser hatte auch in dem gedachten Jahre die OstFrießische Historie und
Landesverfassung herausgegeben;
Leo 1835 Lehrbuch I 3
Das Wort Geschichte
hat einen doppelten Sinn. Es bezeichnet einmal das, was geschehen ist . .
Zweitens aber bezeichnet das Wort auch die Darstellung des Geschehenen, die
Historie;
Heine 1854 Lutetia (W. u. Br. VI 407)
Nur Thiers hat das Zeug
dazu, die große Historie des Napoleon Bonaparte zu schreiben (DiBi 125);
Suttner 1889 D. Waffen nieder I 307
Derjenige, der aus dem Kriege als
Sieger hervorgeht, vor dem fällt die historienskribbelnde Gilde in den Staub und
preist ihn als den Erfüller einer „Kulturmission“ (DiBi 125);
Federer 1911
Lachweiler Geschichten 205
Dann erzählte unser alter Freund von der Schlacht
bei Leipzig, wobei er steif und fest gegen alle Historie behauptete, eigentlich
habe Napoleon gesiegt (DiBi 125);
Fendrich 1922 Mainberg 58
den alten
Gärtner und Verwalter, der eine wandernde Historie des Schlosses ist;
Klemperer 1944 Tagebücher 467
Zwei Momente wird künftige Historie den
Nationalsozialisten nachrühmen: ihre Zähigkeit im „Nehmen“ und ihre
Skrupellosigkeit im Volksverdunkeln;
Hofer 1956 Gesch. 135
Es entstand
die „offizielle Historie“, die der Regierung genehme und von ihr geschützte
Auffassung von der geschichtlichen Vergangenheit;
Bamm 1956 Ex ovo 134
Der Mensch kann sein Schicksal ertragen. Die ganze Historie besteht aus einer
Beschreibung von Schicksalen, welche großartig oder kläglich ertragen wurden;
Wolf 1968 Lesen u. Schreiben (W. IV 251
) Denn was wir zu lesen bekamen,
. . war nicht nur vordergründig auf Chauvinismus und Kriegsbegeisterung und ein
von Grund auf verkehrtes Geschichtsbild angelegt (monströse Historien waren es
zumeist, die ich aus der Schulbibliothek entlieh);
taz 31. 3. 1987
Es
gibt deshalb auch keine amtliche Geschichtsschreibung der KP Chinas. Der
politische Sturz bedeutet immer, daß die betreffende Person aus der Historie
ausradiert wird. Historische Fotos werden retuschiert;
Presse 2. 10. 1991
Die aufgezeichnete Historie der Versionen einer Datei ermöglicht das
zeitpunktgenaue Wiederherstellen von Informationen;
Nürnb. Nachr.
17. 8. 2007
In der nun vorgelegten Unternehmensgeschichte lässt der
promovierte Historiker drei Jahrzehnte Revue passieren . . Mehr als 500 bislang
unveröffentlichte Fotos und Dokumente runden die Historie des fränkischen
Unternehmens ab.
um 1525 (Bauernkr. Rotenburg
617)
Ein schones lied, wie es in allem teutschem land mit den pawrn ergangen
ist, wo ire leger gewest, und wie sie erschlagen und zertrennet worden sind, . .
in welchem die gantz histori des pawrnkriegs begriffen ist;
Sleidan 1553
Briefwechsel 261
welcher gestalt ich im jar 1545 . . zum diener bestelt und
angenomen worden mit dem bevelch, unter anderem die ganze histori der ernewerten
religion zu beschreiben, damit jederman, vorab die fremde nation und auch die
nachkomen eigentlich mögten wissen, wie sich alle sachen zugetragen;
nach
1565 Analecta Luther. 357
wie kommen sie den mit dem faulen argument her,
quod ecclesia debet habere externum caput, pontificem Romanum? Ist doch die
ganntze historia dorwieder! Totus occidens est nit sub papatu gewessen, totus
oriens auch nit;
Albertinus 1615 Gusman v. Alfarche 158
hastu villeicht
etwas studiert? Ich antwortet/ daß mich meine Eltern von zarter jugend auff/
hatten zur schulen gehalten/ vnd daß ich etliche Historibücher gelesen;
Zeiller 1632 Reyssbuch Vorr. a5b
Vnd ist sonderlich die Wissenschafft der
Historien sehr hoch zu halten, dieweil einer hierdurch, was gleichsam vom anfang
her geschehen, allerley Veränderung, vnnd wunderliche Abwechslungen, wissen . .
kan;
Thomasius 1688 Monats-Gespräche 43
diejenigen [Bücher]/ welche die
Historie einer ganzen Nation unter den Deckmantel vieler jn einander gemischten
und mit rechter Kunst verwirreten Geschichten vor die Augen legen;
Vischer
1709 Informator 160
Historia ist eine Reyhe der Sachen in der Zeit
geschehen, der Guten, zur Nachfolge, der Schlimmen zur Abscheu;
Rohr 1728
Zeremoniellwiss. I 64
Die Geschicht-Schreiber und Publicisten mögen aus der
ältesten Historie deduciren, wie sie wollen, daß einige Ehren-Wörter in der
teutschen und lateinischen Sprache vor Zeiten eine vortreffliche Bedeutung
gehabt, und den grösten Herren beygelegt worden;
Meier 1749 Anfangsgründe II
487
kan die Historie, als eine vortrefliche Quelle der Materialien zu den
Erdichtungen, angesehen werden. Wer sich die Geschichte gehörig bekant macht,
. . der fült seine Einbildungskraft, mit unendlich vielen Bildern, an;
Herder
1767 Kl. Schriften (S. W. IV 234)
Es ist in vielerlei Absicht gut, daß
unsere Dichter . . die Vaterlandsgeschichte studiren möchten: blos auf diesem
Wege dringt man in den Geist seines Volks, und kann man aus dieser Historie
Stücke heben und mit Feuer und Geist beleben;
Schiller 1789 Br. II 263
In
5 Wochen gehe ich nach Jena und in 7 Wochen spätestens werde ich ein Collegium
über die Universalhistorie eröfnen;
Matthisson 1806 Wörlitzer Bl. (Schr. VI
239)
Auch einen Seitenlauf nach dem Berge Sinai hatte der merkwürdige Mann
unternommen. Seine Reitgerte . . schnitt er von einem Strauche, der auf jenem,
für die älteste Völkerhistorie klassischen Boden ausschließend angetroffen . .
wird;
Heine 1839 Shakespeares Mädchen (W. u. Br. V 508)
Ich will ja
überhaupt die dramatischen Gedichte, worin Shakespeare die großen Begebenheiten
der englischen Historie verherrlicht hat, nicht dogmatisch erläutern (DiBi 125);
Brachvogel 1857 Narziß 48
ich bin nichts im Vergleich zu der Idee, der
ich mich weihe. Mag ich zugrunde gehen, wenn sie nur siegt . . (Narziß:) O ja,
die Historie hat solche Leute genug, wie Sokrates, der den Schierling trank
(Dibi 125);
1874 Grenzboten IV 234
Die großen Historienbilder der
diesmaligen Ausstellung trugen wie gewöhnlich gar zu sehr den Stempel der
Schablone. Eine Composition von Albert Baur in Weimar, „Otto I. an der Leiche
seines Bruders Thankmar“ vorstellend, ist sauber gearbeitet;
Nietzsche 1874
Schopenhauer (W. I 319)
Wer sein Leben nur als einen Punkt versteht in der
Entwicklung eines Geschlechtes oder eines Staates oder einer Wissenschaft und
also ganz und gar in die Geschichte des Werdens, in die Historie hineingehören
will, hat die Lektion, welche ihm das Dasein aufgibt, nicht verstanden (DiBi 2);
Bleibtreu 1888 Größenwahn III 68
von geschichtlichen Vorlesungen . .,
welche irgend einen kleinen specialistischen Winkel-Abschnitt der Historie
behandeln, den man in Wahrheit nur durch überschauende Kenntniß der allgemeinen
historischen Verhältnisse begreifen könnte (DiBi 125);
1908
Delbrück-Festschr. Vorw. 11
Unserem realistischen Zeitalter blieb es
vorbehalten, in Delbrück den Geschichtsschreiber hervorzubringen, der die
untergegangenen Staats- und Kriegsverfassungen, Gesellschafts- und
Wirtschaftskörper der Universalhistorie durch Vergleichung . . geistig
wiederaufzubauen versteht;
1930 Handb. d. Frankreichkunde II 429
Der
Dekoration dienen jetzt Malerei und Skulptur zusammen in erster Linie. . . Der
ganze Olymp, die große Historie wird bemüht, die gelehrten Maler denken in
Allegorien;
Müller-Armack 1949 Diagnose 351
Im Wandel des
Geschichtsbildes sehen wir die Historie sich aus der Gegenwart gestalten. Wo man
früher die Gegenwart aus der Vergangenheit begriff, scheint uns der Zugang zum
Gewesenen im Gegenwärtigen zu liegen;
Grass 1959 Blechtrommel 361
daß ein
Nachkriegsrausch eben doch nur ein Rausch ist und einen Kater mit sich führt,
der unaufhörlich miauend heute schon alles zur Historie erklärt, was uns gestern
noch frisch und blutig als Tat oder Untat von der Hand ging;
FAZ
14. 4. 1971
Auf seine alten Tage nahm sich Sacha Guitry vor, einige Filme
zum Ruhm Frankreichs und seiner Geschichte zu drehen. . . Wie in seinem
übermäßig langen Historienfilm „Versailles“ heftete er [in „Napoleon“] viele
übermäßig kurze Szenchen aneinander;
Lenz 1982 Agitator (W. XIX 494)
Obwohl der Autor gewisse Ereignisse mit genauen Jahreszahlen belegt, kam bei der
Lektüre nie der Eindruck von Entrücktheit auf, dieses zur Selbstbeschwichtigung
führende Eingeständnis: nun ja, aber das alles ist mittlerweile Historie;
taz
20. 5. 1989
Auch die 48. Nachkriegsregierung Italiens gehört seit gestern
zur Historie. Der christdemokatische Ministerpräsident Ciriaco De Mita reichte
in Rom seinen Rücktritt ein;
ebd. 28. 5. 1990
Für den Übergang gelte
Mompers Neun-Punkte-Plan zur Entmilitarisierung, der allerdings schon von der
Historie überholt scheint;
Berl. Ztg. 17. 2. 1998
Einer der Preisrichter,
die für Kurzprogramm und Kür insgesamt vierzehnmal die Traumnote 6,0 – einmalig
in der Eiskunstlauf-Historie – zogen, soll sogar vor Entzücken geweint haben;
Nürnb. Nachr. 16. 2. 2009
Und noch etwas lehrt die Historie: Nicht nur
einmal endeten Handelskriege mit tatsächlichen Kriegen.
Zeit 1. 8. 1986
Bei Brasch ist selbst die
Hoffnung ausgeträumt. . . Und da wir mittlerweile alle im selben Boot der
Post-Historie sitzen, haben Zeitgeschichte und Lokalkolorit von damals wenig zu
suchen;
taz 29. 9. 1990
Deutschland glaubt, „keine Träume mehr zu
brauchen“, das Ende der Geschichte wird proklamiert, die Posthistorie, die
Postmoderne – Deutschland wird wahnsinnig;
Frankf. Rundsch. 19. 7. 1997
Als gäbe es sie wirklich: die Post-Historie; dieses sonderbare Stück, das erst
gegeben wird, wenn sich der letzte Vorhang gesenkt hat. Eine Gespensterschlacht,
die das, was einmal Geschichte war, auf dem Friedhof nachspielt: als Orgie der
Nekrophilie;
taz 14. 4. 2007
Mit erfolgreichen Sammlungsbewegungen, alten
oder neuen Katholizismen, die individuelle Energien in kollektive Intensitäten
von politischer Relevanz verwandeln, ist nicht mehr zu rechnen. . .
„Posthistorie“ ist und bleibt die Signatur der Jetztzeit.
Virchow 1883 Gräberfeld v. Koban 142
Der
verschwenderische Reichthum an Bronzen in den Gräberfeldern des Kaukasus findet
keine Parallelen in der Prähistorie von Griechenland;
Hillebrand 1885
Culturgesch. 143
während Du im Gewühle der Großstadt Dich am Allermodernsten
ergötztest . ., habe ich in meiner Waldeinsamkeit eine Entdeckung gemacht auf
dem Felde der Prähistorie: die Entdeckung, daß das grand siècle wirklich ein
großes Jahrhundert war;
Friedell 1927 Kulturgesch. I 399
Deshalb beginnt
die wahre Neuzeit erst nach dem Westfälischen Frieden, und was wir bisher zu
erzählen versucht haben, war nur das Vorwort und Vorspiel, gleichsam die
Prähistorie der Neuzeit;
Dose 1929 Steinbeil 5
Die Prähistorie, d. i. die
Geschichte der Menschen vor der von Menschenhand geschriebenen Geschichte, ist
in Dänemark und Schleswig-Holstein älter . . als in jedem anderen Lande Europas;
Klemperer 1947 Tagebücher 463
Praehistorie, Menschenaffen, die graphische
Zeichnung wirft mit 600 000 Jahren Entwicklung um sich vor dem Geschichtsbeginn;
1995 FAZ o. Nr.
Zwischen dem torfstechenden Großvater und den
mumifizierten Moorleichen aus der Prähistorie liegt kaum ein Abstand, sie sind
fast Zeitgenossen, während zwischen dem Dichter und dem Großvater schon ein
tiefer Graben klafft;
Rhein-Ztg. 13. 10. 2006
In Bratislava indes
vermittelten die DFB-Protagonisten den Eindruck, als gehörten die
0 : 2-Niederlage gegen die Slowakei . . und das 1 : 4-Debakel gegen Italien im
März dieses Jahres längst zur Prähistorie des deutschen Fußballs.
Thomasius 1691 Ausübung d. Vernunftlehre 57
alß
haben wir auch oben in Benennung unterschiedener Classen der Wissenschafften . .
müssen . . die nützlichen und belustigenden Studia einander entgegen setzen. . .
Hieher gehören nun z. e. die Historie und fast alle Mathematische
Wissenschafften/ so fern man in denenselben tief zu speculiren Lust hat;
1704
Auserles. Anm. I 2b
indem sie in ihren journalen/ Unterredungen/ Auszügen/
Bibliotheken/ Remarquen/ und so ferner/ die neuesten/ raresten und besten Bücher
in allen Wissenschafften . . repræsentiret und dadurch der Welt-Weißheit/
Historie/ natürlichen Wissenschafft und allen studiis ein vortreffliches Licht
und Ansehen gegeben;
Fassmann 1729 Narr 136
weil Ihro Parnassische
Majestät schon vor etlich hundert Jahren die blossen Juristen . . vor pur
lautere grobe Esel und Ignoranten declariret, und ihnen zugleich die liebliche
Speise der Theologie, der reinen Philosophie, der angenehmen Historie, der
Poësie und anderer Wissenschafften verboten hat;
Philippi 1743 Witz u.
Geschmack 250
Unter die Hülfs-Wissenschaften gehöret auch sonderlich die
Historie, oder Anmerckung gegenwärtiger und vergangener Geschichten. Solche
theilt sich wieder in drey besondere Disciplinen, als die Kirchen-Historie, die
weltliche Historie und die gelehrte Historie. So giebt es auch eine Universal-
und Special-Historie;
Wieland 1757 Gesch. d. Gelehrtheit 67
diejenigen
Studien . ., die man unter dem Namen Philologie zu begreifen pflegt, nemlich die
alten Sprachen, die Historie, die Alterthümer, die Critik und die Kunst, in
Prosa und Versen zierlich zu schreiben;
Volkmann 1777 Italien II 834
Wenn
gleich die Alterthümer, die Poesie und Kirchengeschichte von jeher die
Hauptstudien der Römer gewesen sind, so haben sie doch auch in andern
Wissenschaften, besonders in der Geschichte, in der Naturhistorie und Mathematik
Männer vom ersten Range aufzuweisen gehabt;
Schelling 1800 Transzend.
Idealismus (W. II 264)
ein . . Zeitalter ist nicht möglich ohne die ganze
vergangene Geschichte. Die Historie, welche ohnehin kein anderes Objekt hat als
Erklärung des gegenwärtigen Zustands der Welt, könnte also ebensogut von dem
jetzigen Zustand ausgehen, und auf die vergangene Geschichte schließen (DiBi 2);
ebd. 640
Die Kunst also ist es, wodurch die Historie, indem sie
Wissenschaft des Wirklichen als solchen ist, zugleich über dasselbe auf das
höhere Gebiet des Idealen erhoben wird, auf dem die Wissenschaft steht (DiBi 2);
Creuzer 1810 briefl. (Schütz, Leben I 60)
Professor Wilken ist zwar ein
geschickter Mann, aber zum Professor der Historie auf einer Universität taugt er
durchaus [nicht];
Ranke 1824 Gesch. d. roman. u. germ. Völker Vorr. VII
Man hat der Historie das Amt, die Vergangenheit zu richten, die Mitwelt zum
Nutzen zukünftiger Jahre zu belehren, beigemessen: so hoher Ämter unterwindet
sich gegenwärtiger Versuch nicht;
Dönninges 1842 Staatsrecht I Vorw. IX
Die Historie ist bei manchen Philosophen der neuesten Zeit in Misscredit
gerathen, weil man auf ihrem Gebiete bloss die Überlieferungen der Vergangenheit
preisen hörte;
Feuerbach 1843 Philos. d. Zukunft (Kl. philos. Schr. 103)
Man stelle sich als Beispiel nur eine Wissenschaft, die Historie z. B., vor und
löse in Gedanken die Weltgeschichte auf in die Geschichte der einzelnen Länder
(DiBi 2);
Heyse 1868 Jugenderinn. 197
Über sein Verhältnis zur
Geschichte, die natürlich ihm innerlich näher stand als die Naturwissenschaften,
haben die Meister der Historie Ranke, Döllinger und Sybel sich . . ausführlich
. . ausgesprochen (DiBi 125);
Nietzsche 1874 Nutzen u. Nachteil (W. I
209)
Nur soweit die Historie dem Leben dient, wollen wir ihr dienen; aber es
gibt einen Grad, Historie zu treiben, und eine Schätzung derselben, bei der das
Leben verkümmert und entartet (DiBi 2);
1893 Briefw. Burckhardt-Wölfflin
77
Denken Sie zunächst an Ihre eigene harmonische Ausbildung. Daß man selbst
zuerst etwas Ganzes, etwas Selbständiges sei. Dann mag man auch Historie
treiben;
Natorp 1921 Platons Ideenlehre 515
Gegen solche „Wesensschau“
sträubt sich zwar die „wissenschaftliche“ das heißt zerstückende und aus den
Stücken wieder zusammenstückende „Historie“, wie sie in den letzten fünfzig
Jahren so gut wie alleinherrschend gewesen ist (DiBi 2);
Heimpel 1956
Kapitulation 48
In Böhmers Leben . . zeigt sich nun die Konsequenz des 19.
Jahrhunderts, die in der Quellenmäßigkeit der Geschichtsforschung das einzige
Kriterium der Wissenschaftlichkeit der Historie entwickelte;
Zeit
3. 5. 1985
Die „Historie des Alltags“ ist zu einer Modewissenschaft geworden
– kann sie ohne theoretisches Fundament auskommen?;
taz 7. 5. 1990
Bisher
habe die Geschichtswissenschaft der DDR grundsätzlich als Markt der Politik
gedient. Damit sei die Historie ein Teil des Herrschaftssystems gewesen. Dennoch
. . hätte die Fachhistorie Themen wie „Friedrich der Große“ oder „Bismarck“
selbständig aufgegriffen und bearbeitet;
Salzb. Nachr. 30. 1. 1997
Daniel
Goldhagens Buch „Hitlers willige Vollstrecker“. Dieses von der Fachhistorie
angefochtene, aber vom Publikum breit rezipierte Werk handelt von dem jubelnden
oder stillschweigenden Einverständnis der Masse, auf das sich gerade die
NS-Diktatur gestützt hat;
taz 21. 2. 2009
Viel mehr schreibt Meier leider
nicht über das Weiterleben antiker Kultur. Seine knappen Bemerkungen verbirgt er
zudem hinter einer Reihe von Fragezeichen. Ganz so, als sei der Doyen der
deutschen Althistorie immer noch unentschieden, was Griechenland für Europa
bedeutet.
1872 Nachtr. Jahresber. d. Pollichia
XXVIII/XXIX 107
Nennen wir den Menschen die Krone der Schöpfung, so können
wir mit Recht die Prähistorie als die Blüthe der Wissenschaften bezeichnen, wenn
anders die Blüthe das Produkt der organischen Entwicklung ist;
Sparschuh 1877
Kelten, Griechen, Germanen o. S.
In den letzten Jahren ist wieder ein reges
Streben zu Gunsten der Archäologie, Ethnographie und Prähistorie auf dem Gebiete
der Wissenschaft hervorgetreten;
Henne-am Rhyn 1897 Kulturgesch. 388
Unsere Zeit hat in der Erforschung der Urgeschichte des Menschengeschlechtes . .
große Fortschritte gemacht . . Sie ist, dank den Forschungen der Prähistorie und
der Ethnologie, im Besitze zweier kostbarer Gruppen von Quellen;
Gottl-Ottlilienfeld 1925 Wirtschaft 350
Historie, Prähistorie,
historische Geologie, und dazu die Entwicklungsgeschichte der Tiere und
Pflanzen, sie alle wären danach Schwestern im Geiste, „historische“ Wissenschaft
im weitesten Sinne des Wortes;
1961 RGG V 493
Prähistorie . ., Vor- und
Frühgeschichte, Urgeschichte oder prähistorische Archäologie heißt die
Wissenschaft, die sich mit dem Menschen und seiner Umwelt beschäftigt, soweit
sie vor der bis 1850 bekannten geschriebenen Geschichte liegt. Damals entstand
der Begriff und das Wort P[rähistorie], und damals hatte es auch seine volle
Gültigkeit (DiBi 12);
1966 Studium generale XII 753
So kann man dieselben
Jahre in verschiedenen Ablagerungen identifizieren, die Jahresfolgen . .
aneinander reihen. Das Ergebnis ist ein für Geologie, Pflanzengeschichte und
Prähistorie gleicherweise nützlicher Kalender der Nacheiszeit;
FAZ
4. 7. 1997
Die Funde . . sind zum Teil verwirrend dicht gestellt. Man
verdeutlicht so, daß die Methoden der Prähistorie nicht auf einzelnen Preziosen,
sondern auf Auswertung von Fundvergesellschaftung, auf Quantifizierung und
Typologie fußen.